Der erste Regen seit Monaten und endlich kühlere Nächte

Es ist Mitte August und die letzten Wochen war es einfach nur heiß. Selbst ein Bad im Meer brachte kaum Abkühlung, denn 30°C Wassertemperatur fühlt sich definitiv eher nach Badewanne an. Der kühlende Effekt kommt erst durch Verdunstungskälte wenn man aus dem Wasser steigt. Nun scheint es, dass die größte Hitze hinter uns liegt.

Ein nächtlicher Gast – er hatte es sich schon auf der Badeplattform bequem gemacht als wir vom Essen kamen und schlief bis nach 8 Uhr….
In der Rouga Bucht liegen einige Boote vor Anker

Nachdem wir von der hintersten Ecke vom ambrakischen Golf hoch am Wind zuerst zur Rougabucht und dann zur Insel Koronisia gesegelt sind, wurde es bei unserem morgendlichen Landgang plötzlich ziemlich Dunkel. Wir bekamen schon ein paar Tropfen ab, als wir mit dem Dinghy zurück zur Boot fuhren, aber gerade als wir heil an Bord waren, bekam unsere Piccolina eine ordentliche Süßwasserdusche verpasst. Seit wir in Griechenland sind, der erste nennenswerte Regen (von ein paar versprengten Tropfen abgesehen, die nur den Sand aus der Luft gewaschen haben und das Boot völlig verdreckten).

Schon bei Sonnenuntergang bedecken einige Wolken den Himmel
Es zieht zu – Zeit um zum Boot zurückzukehren
Die Regenwolken kommen näher
Noch wissen wir nicht dass uns die Musik dieser Bar die halbe Nacht wachhält
Der erste Regen seit Monaten

Koronisia macht einen netten Eindruck, ein kleines Dorf mit einem (leider zu flachen) Hafen, eingebettet in eine riesige Lagunenlandschaft, ein paar kleine pittoreske Inselchen davor. Wir ankern auf unter 4m Wassertiefe und sind immer noch mehr als 300 Meter vom Ufer entfernt. Auch hier als einzigstes Boot – nur in Rouga waren mehrere Segelboote vor Anker. Das Dorf hat zwar ein paar Restaurants, aber leider keinen Laden. Nur morgens gegen halb zehn kommen ein Bäckerlieferwagen und ein fahrender Gemüsehändler in den Ort. Da wir sonst noch genügend Vorräte haben, sollte uns das reichen. Doch leider kommt es nicht mehr dazu, dass wir hier nochmals anlanden. Mehrere Gründe lassen uns sehr spontan unseren Plan ändern. Zum einen ist da diese Beachbar. Eigentlich ja nett, und am ersten Abend auch gut auszuhalten, denn die Laute Musik wurde schon gegen halb elf leiser gedreht und eine Stunde später war ganz Schluss. Naja – war halt auch Sonntag, praktisch noch Wochenende. Dachten wir. Aber am Montag ging es schon Nachmittags lautstark los, die ganze Zeit irgendwelche Techno- Rhythmen und der Beat und die Bässe wurden auch nicht leiser, als wir uns dann um Mitternacht in die Kojen legten. Zu guter Letzt spielte die Musik noch bis kurz vor vier Uhr morgens, als wir zur Wache aufgestanden sind, da ringsum mehrere heftige Gewitterzellen zugange waren. Um halb sechs war dann fast alles durch und wir konnten nochmals etwas Schlaf nachholen. Als wir uns dann fertig machen wollten für den Landgang, bescherte uns der Ostwind so viel Welle, dass wir sicherlich nicht trocken mit dem Dinghy an den Strand gekommen wären. Also packten wir die Gelegenheit am Schopf und segelten mit dem passenden Wind nach Vonitsa. Noch eine schlaflose Nacht neben der Disco müssen wir nicht haben. Sehr schade, hatte uns doch der Ort wirklich gut gefallen.

Hinterm Strand dehnt sich eine große Lagunenlandschaft aus

Ein Heiliger wohnt immer ums Eck….

In der ersten Nachthälfte malen Mond und Wolken schöne Bilder in den Himmel

Nach einer etwas schlaflosen Nacht segeln wir nach Vonitsa
Nette Insellandschaft

Nun liegen wir wieder vor Vonitsa. Auch schön. Das Wetter ist immer noch sehr schwül und gewittrig, aber es ist dennoch einiges kühler geworden und das ist uns sehr willkommen.

Like ice in the sunshine – Sommerpause…

Nach der ersten Hitzewelle im Juni, kommt es jetzt noch heißer. Wir liegen im Stadthafen von Lefkas und schwitzen den ganzen Tag. Tagsüber ist es lästig, aber nachts ist es wirklich unangenehm – meistens. Letzten Donnerstag sind wir kurz vor Sonnenuntergang ins Städtchen. Erst zum Essen, dann, nach Sonnenuntergang auf ein Bier. Normalerweise die beste Zeit am Tag, doch heute ist es richtig übel. Kein Windhauch ist zu spüren, die Luftfeuchtigkeit immens hoch und Kleider kleben am Leib. Auch später in der Nacht wird es kaum besser und so freuen wir uns, als wir am Freitag wieder auf unseren bekannten Ankeplatz fahren. Auch hier ist es heiß, doch man kann sich einfach kurz im Wasser abkühlen wenn es zviel wird.

Eine Tonne wird an den richtigen Platz gebracht
Wir mögen die kleine Ankerbucht , denn meistens ist kaum was los hier

Die wöchentlichen Zahnarzttermine zwingen uns zum Pendeln. Ein paar Tage in der Woche sind wir in Lefkas am Ponton, die verlängerten Wochenenden verbringen wir vor Anker. Viel Aktivität verhindern die Temperaturen, aber etwas ist ja immer zu tun. Heiße Tage sind lästig – zu heiße Nächte sind unerträglich. Wenn es nachts im Boot nicht unter 30°C und die Luftfeuchtigkeit hoch ist, kann man es kaum aushalten.

Für Schatten muss man selbst sorgen auf dem Boot, denn es ist immer an der Sonne geparkt
Unter der Woche gibt es genügend Platz in Lefkada

Zum Sonnenuntergang in die Stadt
Das wissen nicht nur wir

An der Promenade viele Bars und Restaurants

Ende Juli sind dann die Zahnarzttermine abgekaspert und wir gehen das zweite Mal durch die Brücke die Lefkada mit dem Festland verbindet. Weit fahren wir nicht. Gleich uns Eck stülpt sich eine große Meeresbucht ins Landesinnere: der ambrakische Golf. Die einzige Zufahrt bei Preveza ist nur ein paar hundert Meter breit. Hier im Golf soll es viele Schildkröten, Delfineund Wasservögel geben. Wir ankern erst einmal ein paar Tage hinter Preveza. Es ist viel Kommen und Gehen im Ankerfeld, aber es ist ein großes Areal und man kann mit großzügigem Abstand zu anderen Booten den Haken runter lassen. Viele Seeschwalben bevölkern die Bucht und finden hier auch reichlich Nahrung. Seit den Azoren haben wir keine so große Kolonie gesehen, aber gleich wie dort schreien und kreischen und streiten die Seevögel in einer Tour….

Die Berge des Epirus sind schon nah in Preveza

Auch in Preveza gibt es eine große Marina und einen langen Stadtkai mit vielen Vercharterer. Entsprechend steppt am Wochenende der Bär, wenn Charterwechsel ansteht. Um so erstaunter sind wir, als wir die erste Schildkröte direkt am Stadtkai kurz auftauchen sehen. Und was für ein riesiges Tier! Nochmals eine ganze Ecke größer, als die Schildkröten die wir in der Karibik gesehen haben. Da sind wir mal gespannt auf den Golf….

Von Lefkas nach Norden – in und um Corfu

Am Freitag geht es früh morgens los. Es ist praktisch windstill – genau richtig zum Ablegen (was aber sowieso egal ist, da wir keine Nachbarn haben). Wir machen uns frühzeitig auf um pünktlich zur vollen Stunde vor der Drehbrücke zu sein. Hinter uns reiht sich ein größeres Motorboot im Fahrwasser ein. Im Schneckentempo geht es zur Brücke, im Kanal haben wir ein wenig Gegenstrom, damit ist es sogar leichter den Kurs zu halten, mit so wenig Fahrt. Pünktlich um 8 Uhr fährt der Brückenponton zur Seite, Gegenverkehr gibt es keinen, mit uns fahren zwei weitere Yachten durch und schon schließt sich die Brücke wieder. Keine fünf Minuten und der Autoverkehr darf wieder passieren. Wir müssen noch einen kleinen Schlenker um eine Sandbank machen (alles gut betonnt) und dann heißt es Kurs Nord. Die ersten zwei Stunden passt der Wind perfekt und wir kommen unserem Ziel schnell näher, doch nach einer ganz kurzen Windpause, weht nunmehr eine leichte Brise aus die Richtung in die wir wollen. Ja, das war mehr oder weniger so angesagt, aber mit mehr als 8 Knoten Wind. Wir kreuzen an der Küste entlang auf und scheinbar kommt zum Gegenwind laut Logge auch noch leichter Gegenstrom und unsere Wendewinkel ist zum K….. . Doch wir sind nicht allein. Von den zig Booten die uns mit oder ohne Segel überholen, sehen wir genau einen, der wie wir nur die Windkraft ausnutzt, genau auf den gleichen Kurslinien, meist einen Tick schneller wie wir. Der Rest fährt mit 6 Knoten gegen den Wind. Das ist Segeln im Mittelmeer. Wenn wenig Wind ist, segelt niemand, weil man zu langsam ist, wenn viel Wind weht, segelt niemand, weil es zu ruppig ist. Stimmt, uns fehlt manchmal auch die Geduld zum Aufkreuzen, doch bei vielen Segelyachten hat man das Gefühl dass sie nur bei den allerbesten Bedingungen segeln, ansonsten wird der Motor bemüht und gerne wird auch mal unter Vollzeug motort. Heute ist so ein Tag. Gegen Nachmittag fängt bei uns die Rechnerei an, wann wir spätestens den Motor starten müssen um noch vor der Dunkelheit in der Bucht anzukommen. Da ist der Wind plötzlich ganz weg und scheint uns die Überlegung abzunehmen, doch kaum eine Meile weiter zeigt der Windmesser wieder 13 Knoten wahrer Wind an. Also dann doch wieder die Genau raus und nun geht wenigstens was. Zwar müssen wir doch noch einen Holeschlag machen, da wir sonst nicht um die Huk kommen, danach frischt dann der Wind noch mehr auf. Piccolina läuft 5 Knoten – 6 Knoten – auch mal etwas mehr, legt sich dabei immer mehr auf die Backe. Es ist nicht mehr weit, nur noch gut 3 Meilen, dennoch reffen wir bei 20 Knoten Wind ein gutes Stück der Genua ein, damit nicht ganz so viel Druck im Schiff ist.

Die Brücke öffnet sich
Hinter uns kommt eine Motoryacht
Die ersten Stunden sind tolle Bedingungen zum Segeln

Wir haben uns mit einer befreundeten Yacht in der Bucht von Praga verabredet. Der Ankerplatz liegt gut geschützt an einem weiten Sandstrand. Für uns neu hier in Griechenland, sind die Liegen in Reih und Glied, die wir eher von den italienischen Lidi kennen. Vor uns ist praktisch der ganze Strand belegt, dahinter liegen die verschiedenen Hotels. Leider kommen wir passend zum Wochenende und tagsüber fahren Motorboote mit allerlei Spielzeug mitten durch die Ankerlieger. Da hofft man, dass sich der geschleppte Gleitschirm mit den zwei Gästen nicht in einem Rigg verheddert. An Schwimmen ist nicht wirklich zu denken, maximal im abgesteckten Bereich des Strands. Doch wir sind ja nicht zum Baden gekommen, und so freuen wir uns, Birgit und Ingo von der Frechdachs wiederzusehen. Das letzte Mal haben wir uns in Olbia getroffen und es gibt viel zu erzählen.

Am langen Strand stehen die Liegen in Reih und Glied

Nach einem langen, fröhlichen Abend, ziehen wir mit der Piccolina weiter nach Antipaxos während die Frechdachs nach Süden segelt. Antipaxos ist eine kleine Insel südlich von Corfu. Es gibt nicht viel außer ein paar Tavernen, doch es ist bekannt für klares Wasser und schöne Ankerbuchten. Und wirklich, das Wasser ist toll, man kann schön schnorcheln und sieht – fürs Mittelmeer – auch mal etwas buntere Fische wie Meerjunker und Meerpfauen. Leider ist auch hier der Tag suboptimal gewählt. Ankert doch eine Flottille mit osteuropäischen Crews auch in der Bucht und pünktlich zum Sonnenuntergang startet die Disko bis in die Morgenstunden. Dass hier noch ein Dutzend andere Boote liegen stört ja nicht!

Glasklares Wasser in Antipaxos

So segeln wir am nächsten Morgen an Paxos, der nächste Insel vorbei und steuern den Süden von Corfu an. Auch heute dümpeln wir ab Mittag bei sehr lauem Wind, der am Abend wieder kräftig zulegt und uns schließlich zügig ans Ziel bringt. Hier am südliche Zipfel Corfus liegen vereinzelte Yachten entlang des Küstenstreifens. An Land gibt es kleine Orte mit Tavernen und Hotels zwischen den grünen Hügeln. Perfekt! Wir genießen die Ruhe.

Eine Fähre überholt uns zwischen Corfu und Festland
Wir liegen vor der grünen Insel Corfu
Die Stämme der Olivenbäume sind meist in sich verdrillt
Eindeutig in Griechenland
Oups!

Doch bald ist kräftiger Nordwestwind angesagt, da wird es hier vermutlich etwas ungemütlich, so verholen wir in die Bucht bei Corfu Stadt. Wir brauchen drei Versuche bis der Anker hält und als der Wind dreht, müssen wir nochmals umankern. Doch dann haben wir wohl einen guten Sandspot erwischt und liegen fest und sicher mit Blick auf die veneziansche Burg. Die Ankerbucht ist gut gelegen. Es gibt mehrere Dinghydocks und man ist in 5 Minuten in der Altstadt. Diese ist quirlig, ja auch sehr touristisch, aber dennoch gefällt sie uns ausgesprochen gut. Kleine verwinkelte Gassen, steile Treppen und versteckte Abkürzungen, es macht Spaß hier zu schlendern.

Wir liegen unterhalb der Burg – besonders nachts ein tolles Panorama
– auch der Blick Richtung Stadt
Ab und zu segeln Jollen in der Bucht
…deren Ankergrund nicht nur aus Sand besteht …
Ein toller Bewerber für den ugly-boat-contest
Um uns herum liegen viele große Yachten
Die Crew holt Nachschub – das hätte ich auch mal gern 😉

Wir nutzen das öffentliche Verkehrsnetz und fahren mal wieder mit dem Bus. Das gefällt uns immer prima. Niemand muss fahren und sich auf den Verkehr konzentrieren, sondern wir können beide gleichzeitig die Umgebung anschauen. Corfu ist sehr grün und hügelig. Von der Küstenstraße sieht man immer wieder auf hübsche Ankerbuchten und Strände, manche gesäumt von Tavernen, andere naturbelassen. Die ein oder andere Bucht werden wir sicher noch selbst mit dem Boot erkunden.

Der „green Bus“ fährt uns durch die Insel


Auf der Westseite – bei Paleokastirtsi

Vorerst bleiben wir noch ein paar Tage in Corfu Stadt, füllen unsere Vorräte auf, bummeln durch die Stadt, trinken griechischen Café oder Frappe (kalter aufgeschäumter Café mit Eiswürfel) und beobachten vom Boot aus, die vielen großen Segelyachten die im nahen Hafen anlegen, oder mit uns in der Bucht ankern. Es ist ganz schön was los, manchmal lästig, denn viele Dinghys oder Ausflugsboote fahren schnell und mit viel Welle an uns vorbei, aber langweilig wird’s ganz sicher nicht.

Erste Reihe in Corfu
Mit dem Dinghy geht’s zwischen Burg und Stadt durch zum Hafen
Anblick von der Seeseite

Mittlerweile ist es heiß geworden, aber uns taugt die Bucht nicht zum Baden. Also ziehen wir weiter in eine Bucht an der Nordostküste Corfus. Das Wasser ist wunderbar, allerdings herrscht auch hier mehr Verkehr als vermutet. Neben den Tendern der Ankerlieger fahren auch viele Taxiboote die kleinen Docks der Tavernen an, die sich hinterm Strand aufreihen. Es geht kaum ein Lüftchen und das Thermometer hat die 30°C-Marke weit überschritten. Auch im Boot herrschen keine Wohlfühltemperaturen mehr. Tagsüber hilft ein Sprung ins kühle Nass, aber nachts ist es sehr unangenehm heiß.

Auch hier viele größere Motorbooten
Schwalben kommen uns oft besuchen

Nach zwei Tagen gehen wir Anker auf, obwohl kaum segelbarer Wind angesagt ist. Uns zieht es zur vorgelagerten Insel Erakousa. Sie liegt etwas weiter im Westen und bekommt mehr Wind aus WNW ab. Wir lassen den Anker auf einer weiten Sandfläche im Südosten der Insel fallen und genießen die erste Nacht mit einer leichten kühlen Brise. Das Wasser ist kristallklar und hinter uns wachsen üppige Posidoniawiesen (Seegras, das sehr gut für’s Ökosystem ist). Am Tag darauf ist etwas mehr Wind angesagt, bis zu 25kn in Böen, dabei soll die Welle auf über 1m steigen. Da wird sich zeigen wie gut geschützt die Leeseite der Insel ist. Seit unserem Sturmerlebnis sind wir z.Z. noch etwas vorsichtiger in Bezug auf Wettervorhersagen, doch schon am Vormittag zeichnet sich ab, dass die Windrichtung passt und somit auch sehr wenig Schwell in die Bucht läuft. Nachdem wir in der Nacht alleine waren, sind wir überrascht, dass zum Nachmittag 6 oder 7 weitere Ankerlieger hier sind. Aber die Bucht ist groß, mit gut haltenden Grund und es gibt mehr als genug Platz. Hier machen wir mal ein paar Tage Pause vom Rummel.

Ruhige erste Nacht auf Erikousa

Kostas, Mytikas und zurück nach Lefkas

Die Tage in Syvota vergehen im Flug. Wir fühlen uns wohl in der kleinen Bucht, auch wenn manchmal ganz schön viel Trubel herrscht. Am Steg neben uns, werden morgens die Yachten mit dem Dinghy rausgeschleppt, weil der Wind sonst den Bug vertreibt. Mittags dreht der Wind dann meist, was das Anlegen auf unserer Seite einfacher macht. Auch an unserem Ponton ist ein Kommen und Gehen. Die meisten Yachten bleiben nur für einen Tag, dann ziehen sie weiter. Bei uns dauert es etwas länger, bis wir die Schäden der Sturmnacht repariert haben. Auch die Ankerkette muss wieder ganz sauber mit einer ordentlichen Leine im Ankerkasten gesichert sein. Nach einer Woche sind wir bereit weitersegeln und verabschieden uns von Viola und Ron, dem überaus sympathischen Paar das den Trocolo Ponton betreibt und natürlich von Yianna, der netten Wirtin, die uns jeden Abend leckeres grichisches Essen aufgetischt hat. Es war sicher nicht das letzte Mal, dass wir diese Bucht besuchen.

Nur zwanzig Meilen weiter legen wir uns in eine ruhige Ankerbucht an der Ostküste von Kastos. Das schöne klare Wasser und die einladende Landschaft gefällt uns. Wir bleiben ein paar Tage und lernen eine nette deutsche Familie kennen, die mit einem kleinen Achtmeter-Boot unterwegs sind, das sie selbst nach Griechenland getrailert haben. Das ist wirklich sehr spartanisch, aber die vier sind ziemlich gut drauf und allesamt echte Wasserratten.

Wir segeln nach Kastos
Und ankern in einer schönen Bucht
Eine ganze Familie auf 8 Meter

Auch auf Kastos haben wir nochmals eine sehr unruhige Nacht, da am Abend der Wind von Osten – also auflandig – auffrischt. Es weht nicht allzu stark, aber es baut sich schnell eine unangenehme Welle vonmindestens einem Meter auf. Wir sind immer noch etwas angespannt, was das Wetter anbelangt, seit unserem Sturmerlebnis. Die Windvorhersagen stimmen hier nur bedingt und durch die vielen Inseln gibt es überall Düsen, Winddreher oder andere lokale Effekte. Als die Wellen noch etwas höher werden, geht ein englisches Boot Anker auf – vermutlich weil es zum kleinen deutschen Boot zu eng geworden ist. Obwohl zu zweit an Bord, lässt Sie sich nicht an Bord blicken, und der Skipper muss mehrer Male vom Steuerstand vor zur Ankerwinsch. Wir sitzen gebannt im Cockpit – es ist ja schon stockdunkel und schauen mit Bangen dem Treiben auf dem Nachbarboot zu. Die Wellen laufen steil in die Bucht, der Skipper fährt immer wieder unter Motor in die Ankerkette, geht dann in den Leerlauf und holt Ankerkette ein. Als nur noch wenige Meter Kette ausgebracht sind, slippt die Yacht natürlich erheblich Richtung Strand (aus unserer Sicht schon gefährlich nah) und der Engländer hat alle Hände voll zu tun, einerseits die Kette einzuholen, nicht zu sehr über die eigene Ankerkette zu fahren, aber auch nicht zu weit abzutreiben – und Madame ist nirgends zu sehen, wo gibt es denn dass? Schließlich ist der Anker oben und die Yacht kann aus der Bucht motoren. Kaum eine halbe Stunde später merken wir wie der Wind langsam abflaut und die Wellen allmählich weniger werden. Nun können auch wir in die Kojen kriechen.

Mit wenig Wind geht es nach Mytikas
Vor uns liegen die Berge vom Festland

In Mytikas legen wir einen Festlandstop ein. Entlang des langen Sandstrand gibt es Platz für jede Menge Boote und der Ankergrund hält prima. Am Nachmittag gibt es immer eine schöne Brise Seewind aus West, dadurch wird es etwas schaukelig, aber es kühlt auch angenehm. Mytikas ist ein größeres Dorf mit einem gut sortierten Supermarkt und einigen kleinen Minimärkten, überrachend viele Restaurants und Tavernen, einigen Hotels und einem Campingplatz. Noch ist wenig los, vermutlich ist das im Juli und August ganz anders hier. Im Hafen gibt es eine Handvoll Bootsanleger für Yachten an der Pier, neben den Fähren, doch wir fühlen uns vor Anker wohler. Wir füllen unsere Vorräte auf, gehen mal eine Pita essen und schauen uns den Ort an. Leider ist das Wasser nicht so schön am Ankerplatz, so segeln wir weiter.

Eine Schafherde kommt vorbei
Mytikas ist ein typisches griechisches Dorf
Das ist richtig hübsch und gepflegt
Blick auf die Insel Kalamos

Auf der Insel Meganisi haben wir uns eine schöne Bucht ausgesucht, doch als wir ankommen ist sie ziemlich voll. Also nochmals Segel hoch und einige Meilen weiter. Schließlich fällt der Anker in der Ormos Dessimi. Die Bucht hat einen kleinen Kiesstrand, zwei Campingplätze liegen in den Olivenhainen. Das Wasser ist klar, es gibt eine kleine Grotte. Tagsüber ist oft viel los und es weht aus Süd in die Bucht, doch nachts ist es wunderbar ruhig.

Klares Wasser und manchmal fast allein
…tagsüber viele Ankerlieger
Zeit, das SUP auszupacken

Nach ein paar erholsamen Tagen machen wir uns auf den Weg nach Lefkas Stadt. Zwischen den Inseln ist ganz schön was los. Soviel Boote hatten wir zum letzten mal vermutlich auf dem Bodensee um uns herum. Die letzten zweieinhalb Meilen vor Lefkas fährt man in einem betonnten Fahrwasser, vorbei an Lagunen, dann kommt eine riesige Marina und schließlich der Stadtkai. Hier gibt es einige Pontons an die man für kleines Geld anlegen darf, allerdings nur an Werktagen, von Freitag morgen bis Montag früh sind sie für Charterbasen reserviert. In Lefkas gibt es gute Einkaufsmöglichkeiten, diverse Chandler und zwei Waschsalons. Das ist auch mal wieder nötig. Da es so schön flach ist, werden auch die Räder mal wieder ausgepackt. Das macht super Spaß und der Weg zum Lidl ist damit auch kein Problem mehr. Wir schauen uns schon mal die Schwenkbrücke an, die am nördlichen Ende des Kanals zu jeder vollen Stunde für die Boote geöffnet wird. Sie verbindet Lefkas mit dem griechischen Festland. Eigentlich ist es keine Brücke, sondern eher eine Fähre, die die Rampen hochklappt und zur Seite fährt. Das ganze können wir dann nochmals genau sehen, wenn wir mit der Piccolina durchfahren werden.

Lefkas ist von Lagunen umgeben
Hübsche Ansicht

Die Brücke fährt jede volle Stunde zur Seite
und die Durchfahrt frei für Boote

Durch die Straße von Messina nach Kalabrien und eine stürmische Begrüßung in Griechenland

Laut Wetterbericht soll in der Nacht Westwind einsetzen. Am Ankerplatz auf Panarea briest es schon vor Mitternacht auf, so dass wir beschließen, früher loszusegeln. Doch der Wind reicht noch nicht und wir müssen erst mal einige Stunden motoren, bis wir die Segel setzen können. Am frühen Vormittag erreichen wir die Straße von Messina. Die Meerenge zwischen Sizilien und dem Festland, die das thyrrenische mit dem ionischen Meer verbindet, gleicht die unterschiedlichen Wasserstände der beiden Gewässer aus. Laut Internet beträgt die Oberflächenströmung bis zu 5 Knoten bei Springzeit und ändert alle 6 Stunden die Richtung. Allerdings sind die Strömungsverhältnisse ingesamt viel komplexer, denn sowohl auf der thyrrenischen Seite im Norden, aber noch extremer auf der ionischen Seite im Süden fällt der Meeresgrund steil ab und somit sind große Wassermassen in Bewegung. Als wir in die Straße einfahren sollte gerade die Strömung kippen – slack, auf englisch genannt – und das deckt sich mit dem was wir auf unserer Logge sehen. Die Segel haben wir schon vorher geborgen, als der Wind eingeschlafen ist und so motoren wir die paar Meilen durch die Meerenge. Aber die Geographie ist nicht nur unter Wasser, sondern auch über Wasser etwas spezieller, denn die Wasserstraße trennt hohe Bergzüge und das Wettergeschehen ist wohl mitunter mit Vorsicht zu genießen. Da entstehen Squalls, es gibt Leewalzen und Windwirbel, doch die Berge zwingen den Winden meist eine Nord-Süd-Richtung auf und durch die Enge entsteht noch ein Düseneffekt. Nachdem wir kaum Strömung hatten – mal einen Knoten gegen uns, mal ein wenig Wirbel, bekommen wir die Winddüse mehr zu spüren. Nur wenige Meilen hinter Messina können wir wieder unsere Genua ausrollen, der Wind nimmt immer weiter zu. Wir segeln unter der italienischen Festlandküste und können bei gleicher Segelstellung unseren Kurs dem Küstenverlauf anpassen. Schließlich haben wir fast 90° angeluvt, aber der Wind kommt immer noch von achtern bis er, sehr plötzlich, abnimmt und wir in der Flaute stecken. Die letzten acht Meilen zum Ankerplatz muss nochmals das eiserne Segel ran.

Bis kurz vor „Il Stretto“ können wir segeln
Doch vor Torre Faro muss dan der Motor ran
Der Ätna ist von Woken umhüllt
Die Küste Kalabriens hat kaum gute Ankerbuchten – aber bei ruhigen Bedingungen legt man sich einfach vor den Strand

Schaut man sich die kalabrische Küstenlinie an, fällt auf, das es wenig bis keine geschützte Buchten gibt. Man kann hier nur ankern wenn der Wind aus dem nördlichen bzw. weiter oben aus dem nordwestlichen Quadranten kommt. Bei Schwell oder gar viel Wind aus Süd oder Ost ist Ankern praktisch kaum möglich. Wir liegen vor Bova Marina. Der Zusatz Marina bedeutet hier nur, dass der Ort zu Bova gehört, welches mehrere Kilometer im Landesinneren liegt. Außer ein paar Fischerbooten an einer Muring oder an Land gibt es keinerlei Infrastruktur für Schiffe. Der Ort ist nicht sehr hübsch. Ein verschlafenes, einfaches, italienisches Dorf. Doch wir können mit dem Dinghy an Land und einkaufen, es gibt alles was wir brauchen. Am nächsten Tag segeln wir am südlichsten Ort Festlanditaliens vorbei, um das Capo Galati herum – und weil wir nun im Schmetterling so schön vorankommen – bis zum Capo Burazzo. Kaum ist der Anker unten, beruhigt sich auch der Wind und wir verbringen eine wunderbare Nacht.

Fischerboot mit Langleine am Strand Bova Marina
Die Straßenschilder sind schon zweisprachig

Wir segeln mit Groß und Genua im Schmetterling
…und können am Capo Burazzo gut übernachten

Am nächsten Morgen starten wir zur Überfahrt nach Griechenland. Gut 200 Seemeilen sind es bis zu den Ionischen Inseln. Obwohl noch nicht viel Wind, brechen wir am frühen Vormittag auf. Es wird ein fantastischer Segeltag. Bei 3-4 Windstärken und praktisch keiner Welle segeln wir mit Vollzeug Hellas entgegen. Wir kommen gut voran und zum Sonnenuntergang stehen schon über 50 Seemeilen auf der Logge. Für die zweite Nachthälfte sind eventuell schon kräftigere Böen angesagt, deshalb binden wir das erste Reff ins Groß als es dunkel wird. Die Nacht bleibt recht ruhig, dennoch kommen wir weiterhin gut voran. Am Morgen nimmt dann der Wind zu, die Wellen werden steiler, wir wechseln von der großen Genau auf die kleinere Fock, etwas später verkleinern wir das Großsegel und fahren nun im zweiten Reff. Gegen Mittag reffen wir sogar noch die Fock, da der Wind auf 6-7Bft aufgebriest hat und der Windmesser mehr als 30 Knoten anzeigt. Die Wellen sind nun etwas steiler und ungemütlicher, aber sie kommen fast von querab, und Piccolina macht immer noch gut Fahrt. Das geht so bis kurz vor der Insel Kefalonia. Erst in deren Windschatten bergen wir die Segel und starten den Motor. Mittlerweile ist es Nacht. Eigentlich mögen wir es gar nicht bei Dunkelheit anzukommen, aber wir haben uns ein Ankerbucht ausgesucht, die laut Google Maps genügend Platz und einen großen Bereich mit Sand haben müsste. Kurz nach Mitternacht erreichen wir die Bucht und fahren einen großen Kreis, das Lot zeigt konstante 7,5m Tiefe und der Anker hält gut. Jetzt noch einen Anleger und wir fallen in die Koje.

Vorbereitung auf Griechenland

Während achteraus das Abendrot leuchtet, sehen wir vorn die Lichter von Griechenland
Angekommen in Griechenland

Am nächsten Tag machen wir es uns gemütlich. Wir liegen sehr ruhig, vom Südostwind bekommen wir nichts mit und am Abend gehen wir mit dem Dinghy auf ein Bier in die Taverne am anderen Ende der weiten Bucht. Auch am darauffolgenden Vormittag ist bei uns noch Ententeich, während wir sehen, wie weiter nördlich Böen die Wasseroberfläche aufpeitschen. Wir denken uns nichts dabei, liegen wir doch wunderbar ruhig und vermeintlich durch die Berge gut geschützt nach Süden. Doch es kommt völlig anders. Kurz nach Mittag kommen die ersten Böen die Hänge herunter. Erst 40 Knoten, dann sehen wir die ersten 50er Böen auf dem Windmesser. Es wir zusehens ungemütlich. Unser Dinghy laschen wir sehr kurz hinten an der Badeplattform in der Hoffnung dass es so stabil schwimmt. Aber schon kurze Zeit später legt es sich auf den Rücken und unser Außenborder hängt nun unter Wasser. Ein, zweimal gelingt es uns das Dinghy wieder umzudrehen, aber es liegt einfach nicht stabil und wird von Wind und Wellen ständig umgeschmissen. Am Nachmittag nimmt der Wind plötzlich für eine halbe Stund ab – wir nutzen die Zeit und machen den Außenbordmotor an der Halterung am Heckkorb von Piccolina fest. Doch bevor wir das Dinghy auch aus dem Wasser nehmen können, kommen wieder stürmische Böen die Berge herunter. Und es wird noch schlimmer. Mittlerweile erreichen die Böen bis zu 60 Knoten, das ist schwerer Sturm. Piccolina schwojt nach links und rechts und legt sich dabei so stark auf die Seite, dass die Wasseroberfläche schon fast über den Süllrand kommt. Unglaublich. Das Dinghy fliegt halb durch die Luft und patscht unkontrolliert aufs Wasser. Der Wind heult, Gischt fliegt durch die Luft, die Scheiben im Cockpitt sind so voller Salz, dass wir kaum noch durchschauen können. Plötzlich höre ich die Ankerkette rasseln – Oh nein! Im ersten Moment denke ich dass die Leine der Ankerkralle gerissen ist und die Kettennuss lose hat. Aber weit gefehlt. Die Ankerkralle selbst – ein wirklich massives Teil – hat sich verbogen und muss von der Kette gerutscht sein, ohne dass wir es merkten. Bei einer nachfolgenden Böe rutschte wiederrum die Kette aus der Nuss. Die ganzen 80 Meter rauschten aus und wurden erst von der Leine gestoppt, die die Kette im Ankerkasten festgebunden hat und die sich jetzt um die Kettennuss gewickelt hat. Das ganze Boot hängt nun an dieser Leine. Es ist wirklich kein Spaß bei solchen Bedingungen vorne am Bug zu arbeiten, aber schließlich schaffen wir es, in dem wir das Kettenende mit mehreren Leinen sichern, dieses ganz langsam einzuholen, bis wir es wieder auf die Ankernuss legen können. Wir holen wieder etwas Kette ein, ersetzen die Ankerkralle durch einen Knoten und können die Ankerwinsch wieder entlasten. Kurz darauf macht auch der Wind wieder eine kurze Pause – so fühlt sich zumindest an, wenn es nur mit 30 Knoten bläst. Wir sitzen völlig fertig und total versalzen im Cockpit. Der Sturm nimmt nochmals fahrt auf und bläst noch fast die ganze Nacht. So hatten wir uns die Begrüßung in Griechenland nicht vorgestellt. Später erfahren wir, dass nicht weit von uns, viel weniger Wind blies. Die Berge hinter denen wir Schutz suchten, verstärkten den Wind extrem.

Noch ist es ruhig in der Bucht
Starke Windböen peitschen über das Wasser
Die Böen waren teilweise richtig warm – Luft direkt aus der Sahara
Die Scheiben im Cockpit – total mit Salz verkrustet….
… so wie praktisch alles am Boot

Nun liegen wir in einer kleinen Bucht im Süden von Lefkas. Syvota heißt der kleine Ort und hier ruhen wir uns ein paar Tage aus und bringen unser Boot wieder auf Vordermann. Wir haben ein neues Dinghy, das alte hatte sich irgendwann beim Sturm losgerissen, der Außenborder läuft wieder, auch eine Relingsstütze die ein Solarpanel hält wurde frisch eingeklebt. Wir genießen die angenehme Atmosphäre am Trocolo Pontoon, der von Ron und Viola betrieben wird, gehen abends gut essen und trinken und lernen unsere ersten griechischen Wörter von Yjanna, der Wirtin. Nur ein paar Tage später bekommen wir Besuch von ehemaligen Arbeitskollegen und verbringen sehr schöne Stunden, erzählen viel und haben eine gute Zeit. Ich glaube wir werden eine tolle Zeit in Griechenland verbringen – wenn auch die Begrüßung etwas zu stürmisch ausgefallen ist.

Unser neues Dinghy – der Außenborder läuft auch wieder fein
Nun lassen wir es uns in Syvota gutgehen
Nebenher noch ein paar kleine Reparaturen

Mit Freunden zu Gast bei Yianna in Syvota