Im Zickzack durch die Ionischen Inseln

Erikousa und Othonoi sind die nördlichsten der Ionischen Inseln. Nachdem wir einige Tage vor Erikousa verbrachten, verholten wir wegen angesagtem Südwind an die Nordküste von Othonoi. Dort gibt es eine gute Ankermöglichkeit und wir treffen auf ein deutsches Boot, das uns gleich den Tipp gibt nebenan zum einem Wrack zu Schnorcheln. Rita und Günther sind schon einige Jahre in Revier unterwegs und kennen sich somit natürlich gut aus. Richtig viel zu Sehen gibt es bei dem Wrack eigentlich gar nicht, aber es ist schon ein ordentlich großes Schiff, was da in 15-13 Metern Tiefe auf dem Grund liegt und schon allein deshalb ist es etwas besonderes. Bestimmt an die 50 Meter misst das versunkene Schiff und wir vermuten dass es eine Art Versorgunsfrachter, vielleicht ein Wasserschiff war. Es ist nicht zerbrochen und man kann nicht erkennen warum es gesunken ist, aber es liegt wohl schon viele Jahre dort.

Arbeitseinsatz auf Erikousa: Eine Dichtung im Membrangehäuse desWassermachers muss erneuert werden
Bäckerei, Café und Restaurant in einem – und ganz gemütlich hier
Auch Einladend
Die meisten Häuser sind Ferienwohnungen

Elektroinstallation auf griechisch
Auf dem Weg nach Othonoi

Wir ankern vor der Nordküste
Eine tolle Aussicht auf die grüne Insel

Schon am nächsten Tag müssen wir leider weiter, denn es ist kräftiger Nordwind angesagt. Der ursprüngliche Plan, im Süden der Insel zu ankern, verwerfen wir angesichts dem miesen Schwells der immer noch aus dieser Richtung angerollt kommt und so segeln wir weiter an die Nordwestküste Korfus nach Agios Georgis. Diese Bucht ist sehr weitläufig, es gibt viel Platz auf sandigem Grund und es scheint gut geschützt nach Nord zu sein. Eine handvoll Boote ankern in der Bucht und der Wind schickt zwar einige Böen vorbei, aber alle Boote liegen sicher und fest.

Um Othonoi rum wieder Richtung Korfu
Nach Nord gut vor Schwell geschützt, aber der Berg schickt einige Böen

Am langen Sandstrand reihen sich Tavernen, Cafés und Hotels aneinander, aber es gibt viel Platz und es ist ziemlich entspannt. Wir bleiben einige Tage hier und treffen auch nochmal Rita und Günther zu einem unterhaltsamen Abend.

An Land kann man am Strand entlang bummeln und in eine der vielen Tavernen einkehren
Eines Vormittag weht kräftiger Wind von Südost und dreht auf Südwest
Für einige Stunden war es ziemlich ungemütlich
Am Abend ist wieder alles gut
Am kleinen Strand nebenan

Durch den Nordwind sind die Wassertemperaturen einige Grad in den Keller gegangen und ein Bad im Meer ist wieder sehr erfrischend.

Das Wasser lädt ein zum Schwimmen- aber es ist wieder kälter geworden

Da es an der Westküste Korfus nicht viele Ankermöglichkeiten gibt, segeln wir einen längeren Schlag um das südliche Kap nach Syvota am Festland. Dort angekommen ist es gar nicht so einfach einen guten Platz für die Nacht zu finden, man merkt, die Hochsaison ist da. Gleich am nächsten Tag möchten wir weiter und verholen zunächst für ein paar Stunden vor eine kleine Insel um segelbaren Wind abzuwarten. Während wir gemütlich vor Anker liegen, fährt eine 50+Fuß Hanse zügig an uns vorbei, um zwischen zwei Inseln durchzumotoren. Einen kurzen Moment denke ich noch ob er da schon weiß was er tut, da knirscht es auch schon gewaltig und das Schiff steckt. Immerhin schafft er es nach zwanzig Minuten selbst wieder runter vom Riff. Mit Vollgas macht er sich vom Acker.

45 Seemeilen bis Syvota
Auch heute wieder blöde Mittelmeerwelle
Für dieNacht doch noch ein nettes Plätzchen gefunden

Kurz darauf können wir Anker auf gehen und mit der Genua segeln wir zur südlich gelegenen Insel Paxos. Es ist wieder überraschend mistige Welle entstanden, das haben wir im Mittelmeer öfter als uns lieb ist, doch wir kommen auch gut voran. Mehr als die Hälfte der Strecke liegt hinter uns, als wir mehrere Tagestouristenboote sehen, die von den südlichen Inseln wieder nach Korfu unterwegs sind. Zwei der Boote gehen mit viel Abstand vorne durch, doch bei einem Nachzügler steht die Peilung. Schlimmer noch, als wir das Gefühl haben, jetzt läuft es aus, korrigiert er den Kurs etwas und hält genau auf uns drauf. AIS sendet übrigens keines der Boote – was uns bei professionell genutzten Schiffen mit sicher weit über 100 Gästen etwas überrascht. Besagtes Schiff kommt näher und näher. Es müsste uns ausweichen, da wir segelnd unterwegs sind und es wäre für den Kapitän auch überhaupt kein Problem, um uns herum ist sonst nix. Wir warten, schauen und halten wie vorgeschrieben unseren Kurs. Als immer noch nichts geschieht geben wir tatsächlich das vorgeschriebene Schallsignal (das erste Mal seit wir mit dem Boot unterwegs sind), das ihn zum Ausweichen auffordert. Als immer noch nichts geschieht fieren wir das Segel auf und fallen wir stark ab („Manöver des letzten Augenlicks“). Der Touristendampfer rauscht in 20 Metern Entfernung an uns vorbei, ein paar Gäste winken uns zu. Wir sind zu geschockt auch nur an ein Foto zu denken, brüllen den Käptn an, was für ein Idiot er ist. Das war echt knapp! Wie kann jemand so verantwortungslos sein? Mit so vielen Gästen an Bord? Ist er sich bewusst welches Risiko er gerade eingegangen ist? Leider wissen wir keinen Namen vom Boot, der war zu klein geschrieben, und es sind viele dieser Schiffe unterwegs, die sich sehr ähnlich sehen. Wir können einige ausschließen, aber wir können keine Anzeige erstatten. Der Vorfall wird uns noch einige Tage beschäftigen.

Dafür gibt’s Abends schöne Natur zu bestaunen

Die Inseln Paxos und Antipaxos sind touristische Highlights, dennoch finden wir eine Ankerbucht, in der noch genügend Platz ist. Der Ankergrund ist etwas tückisch, da es auch helle flache Felsen gibt, doch wir finden einen Sandspot und liegen gut für zwei Nächte. Diese sind ruhig, doch tagsüber ist viel los, wenn Dutzende kleiner Motorboote in die Bucht kommen.

Am Morgen ist noch wenig los in Kipiadi

Blick auf eine tolle Villa, die sich hervorragend in die Landschaft einfügt

Am Wochenende legen wir uns vor den Hauptort der Insel, Gaios. Auch hier finden wir einen schönen Platz doch es ist wie befürchtet, gefühlt fahren tausende Schiffe den Tag über an uns vorbei. Manche angenehm langsam, doch die meisten nehmen keine Rücksicht auf ankernde Boote. Hier sollte man aufpassen wann man ins Dinghy steigt, die Heckwellen können einen durchaus ins Straucheln bringen- und ins Wasser kriegen mich hier keine wilden Pferde. Der Ort Gaios ist sehr nett, kleiner als gedacht und besteht natürlich hauptsächlich aus Restaurants, Bars, Cafés und Souvenirläden. Wir bummeln durch die Gassen, trinken einen Frappe und genießen die Atmosphäre.

Ankerplatz mit Blick auf Gaios
Viele Touristenboot fahren ganz nah am Ankerplatz vorbei – nicht alle sind so langsam wie dieses

Der nächste Tag soll schon etwas früher Wind bringen. Ideal für den langen Schlag an die Südseite von Lefkas. Und tatsächlich können wir mal wieder wunderbar mit Schmetterling segeln. Doch leider schläft der Wind viel früher ein als gedacht. Er staut sich an der Westküste Lefkadas und wir müssen den Motor bemühen. Kurz vor dem südlichen Kap nimmt der Wind wieder zu, aber hier ziehen wir besser keine Segel mehr auf und tatsächlich bekommen wir hinter dem Kap Böen von über 35 Knoten ab. Hier kommt die Luft als Fallwind von den Bergen herunter, kein Wunder dass diese Bucht vor Vasiliki bekannt ist als Surferparadies. Wir queren die ruppige Bucht und verkriechen uns ein Stückchen weiter hinter ein paar Hügel. Es ist fast schon dunkel als der Anker fällt. Wir sind allein und genießen die Ruhe und schlafen wie die Murmeltiere. Tagsüber ist es leider nicht mehr ganz so ruhig, denn um die Bucht herum wird überall gebaut.

Dann mit Schmetterling unterwegs
Das südliche Kap von Lefkas
Wir zählen mindesten 5 Baustellen in der Umgebung

Am Nachmittag als der Wind kommt segeln wir vor die kleine Insel Arkoudi. Auch hier ist es wieder etwas schwierig mit Ankern. Der Grund fällt schnell ab und in 15 bis 20 Metern Tiefe kann man den Ankergrund nicht mehr erkenne. Später stellen wir fest, dass er fast überall mit Seegras bedeckt ist, kein Wunder dass unser Anker bei den ersten zwei Versuchen nicht hält. Dann geht ein Boot Anker auf und wir können unseren Anker auf dem mehr oder weniger einzigen Sandpatch der Bucht werfen. Der Anker hält und wir bleiben ein paar Tage. Der Spot gefällt uns super. Nachts sind kaum Boote da, man kann schön schnorcheln und da die Insel nicht bewohnt ist, herrscht herrliche Ruhe. Nur tagsüber kommen ein paar Boote zum Badestop. Hier kann man auch gut beobachten wie sorgenfrei viele ankern. Haken runter, etwas rückwärts fahren und gut. Aber wenn der Anker nur auf dem Grund liegt und sich nicht eingräbt kann er nun mal auch nicht richtig halten. Und mit zu wenig Kette wird er sich bei dem steil abfallenden Grund niemals eingraben. Ja, die Yachten hier halten alle nur für eine kurze Pause, aber das Ankermanöver für die Nacht wird meist auch nicht anders gefahren.

Im tiefen Wasser kann man den Ankergrund von oben nur erahnen
Anker vorsichtig auf Gras abgelegt
Anker im Sand eingegraben
Zwei Buchten sind nur durch ein schmale Landzunge getrennt

So auch am nächsten Ankerplatz etwas südlich des Hafens von Kalamos. Der Grund ist Sand und Gras, zusätzlich läuft noch eine Leitung quer durchs Ankerfeld. Bei wenig Wind ist sie gut zu erkennen, kräuselt sich die Oberfläche des Wassers, kann man nur die Richtung vermuten anhand des sichtbaren Teilstücks am Strand. Als wir kommen, liegen schon eine handvoll Yachten vor Anker, ein deutsches Boot hat noch etwas Schwierigkeiten den richtigen Platz zu finden und braucht noch zwei Versuche. Doch dann nimmt der Wind zu und zwei Segelboote müssen Ankerauf gehen, da sie driften. Am nächsten Tag das gleiche Spiel. Morgens ist alles gut, da Windstill, am Mittag kommen die Boote und am späten Nachmittag zeigt sich, wer ordentlich geankert hat, oder wer mit Speed durchs Ankerfeld driftet. Fazit: hier möchte man sein Boot gegen Abend nicht alleine liegen lassen!

Vor Anker bei Kalamos
Zum Sonnenuntergang schläft der Wind wieder ein

Dennoch gefällt uns Kalamos sehr gut, vor unserer Bucht gibt es eine nette Taverne und ums Eck im Hafen, hat man eine noch größere Auswahl.

Coole Kneipendeko…
Mit dem Dinghy zum Hafen – an alten Mühlen vorbei

Um das Boot richtig durchlüften zu können ohne gleich Moskitoalarm zu bekommen haben wir nun auch endlich ein ordentliches Moskitonetz für den Niedergang genäht. Manche Dinge brauchen einfach etwas länger….

Gut geschützt vor Moskitos

Wegen Zahnproblemen führt uns unser Weg nach Lefkas. Dort können wir günstig unter der Woche am Stadthafen anlegen, wie wir das im Juni schon mal gemacht haben. Und so bringen wir uns am Sonntagabend in Stellung und ankern kurz vor der Kanaleinfahrt. Es ist ein nettes Plätzchen, nur noch ein Boot ankert neben uns, doch je nach Windrichtung riecht es nach Ziegen- und Kuhstall. Am nächsten Tag sehen wir auch warum: der Strand wird von einer Herde Rinder bevölkert, die dort wohl ihre Wasserstelle haben. Entsprechend ist der Sand mit braunen Fladen „gepflastert“. Aber uns ist das egal, da wir eh vom Boot ins Wasser springen.

Wind zwischen den Ionischen Inseln: oft zu wenig, oft zuviel , und ständig wechselnd

Früh am Montag morgen geht’s in die Stadtmarina. Wir können uns einen Platz aussuchen, viele Pontons sind fast leer und das Anlegemanöver ist dank fehlendem Wind auch sehr geschmeidig. Ist auch mal wieder nett an einem Steg liegen und direkt vom Boot an Land zu kommen, dafür ist diese Woche wieder eine heftige Hitzewelle angesagt. Wir werden sehen wie es uns ergehen wird.

Erst mal einen Frappé

Von Lefkas nach Norden – in und um Corfu

Am Freitag geht es früh morgens los. Es ist praktisch windstill – genau richtig zum Ablegen (was aber sowieso egal ist, da wir keine Nachbarn haben). Wir machen uns frühzeitig auf um pünktlich zur vollen Stunde vor der Drehbrücke zu sein. Hinter uns reiht sich ein größeres Motorboot im Fahrwasser ein. Im Schneckentempo geht es zur Brücke, im Kanal haben wir ein wenig Gegenstrom, damit ist es sogar leichter den Kurs zu halten, mit so wenig Fahrt. Pünktlich um 8 Uhr fährt der Brückenponton zur Seite, Gegenverkehr gibt es keinen, mit uns fahren zwei weitere Yachten durch und schon schließt sich die Brücke wieder. Keine fünf Minuten und der Autoverkehr darf wieder passieren. Wir müssen noch einen kleinen Schlenker um eine Sandbank machen (alles gut betonnt) und dann heißt es Kurs Nord. Die ersten zwei Stunden passt der Wind perfekt und wir kommen unserem Ziel schnell näher, doch nach einer ganz kurzen Windpause, weht nunmehr eine leichte Brise aus die Richtung in die wir wollen. Ja, das war mehr oder weniger so angesagt, aber mit mehr als 8 Knoten Wind. Wir kreuzen an der Küste entlang auf und scheinbar kommt zum Gegenwind laut Logge auch noch leichter Gegenstrom und unsere Wendewinkel ist zum K….. . Doch wir sind nicht allein. Von den zig Booten die uns mit oder ohne Segel überholen, sehen wir genau einen, der wie wir nur die Windkraft ausnutzt, genau auf den gleichen Kurslinien, meist einen Tick schneller wie wir. Der Rest fährt mit 6 Knoten gegen den Wind. Das ist Segeln im Mittelmeer. Wenn wenig Wind ist, segelt niemand, weil man zu langsam ist, wenn viel Wind weht, segelt niemand, weil es zu ruppig ist. Stimmt, uns fehlt manchmal auch die Geduld zum Aufkreuzen, doch bei vielen Segelyachten hat man das Gefühl dass sie nur bei den allerbesten Bedingungen segeln, ansonsten wird der Motor bemüht und gerne wird auch mal unter Vollzeug motort. Heute ist so ein Tag. Gegen Nachmittag fängt bei uns die Rechnerei an, wann wir spätestens den Motor starten müssen um noch vor der Dunkelheit in der Bucht anzukommen. Da ist der Wind plötzlich ganz weg und scheint uns die Überlegung abzunehmen, doch kaum eine Meile weiter zeigt der Windmesser wieder 13 Knoten wahrer Wind an. Also dann doch wieder die Genau raus und nun geht wenigstens was. Zwar müssen wir doch noch einen Holeschlag machen, da wir sonst nicht um die Huk kommen, danach frischt dann der Wind noch mehr auf. Piccolina läuft 5 Knoten – 6 Knoten – auch mal etwas mehr, legt sich dabei immer mehr auf die Backe. Es ist nicht mehr weit, nur noch gut 3 Meilen, dennoch reffen wir bei 20 Knoten Wind ein gutes Stück der Genua ein, damit nicht ganz so viel Druck im Schiff ist.

Die Brücke öffnet sich
Hinter uns kommt eine Motoryacht
Die ersten Stunden sind tolle Bedingungen zum Segeln

Wir haben uns mit einer befreundeten Yacht in der Bucht von Praga verabredet. Der Ankerplatz liegt gut geschützt an einem weiten Sandstrand. Für uns neu hier in Griechenland, sind die Liegen in Reih und Glied, die wir eher von den italienischen Lidi kennen. Vor uns ist praktisch der ganze Strand belegt, dahinter liegen die verschiedenen Hotels. Leider kommen wir passend zum Wochenende und tagsüber fahren Motorboote mit allerlei Spielzeug mitten durch die Ankerlieger. Da hofft man, dass sich der geschleppte Gleitschirm mit den zwei Gästen nicht in einem Rigg verheddert. An Schwimmen ist nicht wirklich zu denken, maximal im abgesteckten Bereich des Strands. Doch wir sind ja nicht zum Baden gekommen, und so freuen wir uns, Birgit und Ingo von der Frechdachs wiederzusehen. Das letzte Mal haben wir uns in Olbia getroffen und es gibt viel zu erzählen.

Am langen Strand stehen die Liegen in Reih und Glied

Nach einem langen, fröhlichen Abend, ziehen wir mit der Piccolina weiter nach Antipaxos während die Frechdachs nach Süden segelt. Antipaxos ist eine kleine Insel südlich von Corfu. Es gibt nicht viel außer ein paar Tavernen, doch es ist bekannt für klares Wasser und schöne Ankerbuchten. Und wirklich, das Wasser ist toll, man kann schön schnorcheln und sieht – fürs Mittelmeer – auch mal etwas buntere Fische wie Meerjunker und Meerpfauen. Leider ist auch hier der Tag suboptimal gewählt. Ankert doch eine Flottille mit osteuropäischen Crews auch in der Bucht und pünktlich zum Sonnenuntergang startet die Disko bis in die Morgenstunden. Dass hier noch ein Dutzend andere Boote liegen stört ja nicht!

Glasklares Wasser in Antipaxos

So segeln wir am nächsten Morgen an Paxos, der nächste Insel vorbei und steuern den Süden von Corfu an. Auch heute dümpeln wir ab Mittag bei sehr lauem Wind, der am Abend wieder kräftig zulegt und uns schließlich zügig ans Ziel bringt. Hier am südliche Zipfel Corfus liegen vereinzelte Yachten entlang des Küstenstreifens. An Land gibt es kleine Orte mit Tavernen und Hotels zwischen den grünen Hügeln. Perfekt! Wir genießen die Ruhe.

Eine Fähre überholt uns zwischen Corfu und Festland
Wir liegen vor der grünen Insel Corfu
Die Stämme der Olivenbäume sind meist in sich verdrillt
Eindeutig in Griechenland
Oups!

Doch bald ist kräftiger Nordwestwind angesagt, da wird es hier vermutlich etwas ungemütlich, so verholen wir in die Bucht bei Corfu Stadt. Wir brauchen drei Versuche bis der Anker hält und als der Wind dreht, müssen wir nochmals umankern. Doch dann haben wir wohl einen guten Sandspot erwischt und liegen fest und sicher mit Blick auf die veneziansche Burg. Die Ankerbucht ist gut gelegen. Es gibt mehrere Dinghydocks und man ist in 5 Minuten in der Altstadt. Diese ist quirlig, ja auch sehr touristisch, aber dennoch gefällt sie uns ausgesprochen gut. Kleine verwinkelte Gassen, steile Treppen und versteckte Abkürzungen, es macht Spaß hier zu schlendern.

Wir liegen unterhalb der Burg – besonders nachts ein tolles Panorama
– auch der Blick Richtung Stadt
Ab und zu segeln Jollen in der Bucht
…deren Ankergrund nicht nur aus Sand besteht …
Ein toller Bewerber für den ugly-boat-contest
Um uns herum liegen viele große Yachten
Die Crew holt Nachschub – das hätte ich auch mal gern 😉

Wir nutzen das öffentliche Verkehrsnetz und fahren mal wieder mit dem Bus. Das gefällt uns immer prima. Niemand muss fahren und sich auf den Verkehr konzentrieren, sondern wir können beide gleichzeitig die Umgebung anschauen. Corfu ist sehr grün und hügelig. Von der Küstenstraße sieht man immer wieder auf hübsche Ankerbuchten und Strände, manche gesäumt von Tavernen, andere naturbelassen. Die ein oder andere Bucht werden wir sicher noch selbst mit dem Boot erkunden.

Der „green Bus“ fährt uns durch die Insel


Auf der Westseite – bei Paleokastirtsi

Vorerst bleiben wir noch ein paar Tage in Corfu Stadt, füllen unsere Vorräte auf, bummeln durch die Stadt, trinken griechischen Café oder Frappe (kalter aufgeschäumter Café mit Eiswürfel) und beobachten vom Boot aus, die vielen großen Segelyachten die im nahen Hafen anlegen, oder mit uns in der Bucht ankern. Es ist ganz schön was los, manchmal lästig, denn viele Dinghys oder Ausflugsboote fahren schnell und mit viel Welle an uns vorbei, aber langweilig wird’s ganz sicher nicht.

Erste Reihe in Corfu
Mit dem Dinghy geht’s zwischen Burg und Stadt durch zum Hafen
Anblick von der Seeseite

Mittlerweile ist es heiß geworden, aber uns taugt die Bucht nicht zum Baden. Also ziehen wir weiter in eine Bucht an der Nordostküste Corfus. Das Wasser ist wunderbar, allerdings herrscht auch hier mehr Verkehr als vermutet. Neben den Tendern der Ankerlieger fahren auch viele Taxiboote die kleinen Docks der Tavernen an, die sich hinterm Strand aufreihen. Es geht kaum ein Lüftchen und das Thermometer hat die 30°C-Marke weit überschritten. Auch im Boot herrschen keine Wohlfühltemperaturen mehr. Tagsüber hilft ein Sprung ins kühle Nass, aber nachts ist es sehr unangenehm heiß.

Auch hier viele größere Motorbooten
Schwalben kommen uns oft besuchen

Nach zwei Tagen gehen wir Anker auf, obwohl kaum segelbarer Wind angesagt ist. Uns zieht es zur vorgelagerten Insel Erakousa. Sie liegt etwas weiter im Westen und bekommt mehr Wind aus WNW ab. Wir lassen den Anker auf einer weiten Sandfläche im Südosten der Insel fallen und genießen die erste Nacht mit einer leichten kühlen Brise. Das Wasser ist kristallklar und hinter uns wachsen üppige Posidoniawiesen (Seegras, das sehr gut für’s Ökosystem ist). Am Tag darauf ist etwas mehr Wind angesagt, bis zu 25kn in Böen, dabei soll die Welle auf über 1m steigen. Da wird sich zeigen wie gut geschützt die Leeseite der Insel ist. Seit unserem Sturmerlebnis sind wir z.Z. noch etwas vorsichtiger in Bezug auf Wettervorhersagen, doch schon am Vormittag zeichnet sich ab, dass die Windrichtung passt und somit auch sehr wenig Schwell in die Bucht läuft. Nachdem wir in der Nacht alleine waren, sind wir überrascht, dass zum Nachmittag 6 oder 7 weitere Ankerlieger hier sind. Aber die Bucht ist groß, mit gut haltenden Grund und es gibt mehr als genug Platz. Hier machen wir mal ein paar Tage Pause vom Rummel.

Ruhige erste Nacht auf Erikousa

Kostas, Mytikas und zurück nach Lefkas

Die Tage in Syvota vergehen im Flug. Wir fühlen uns wohl in der kleinen Bucht, auch wenn manchmal ganz schön viel Trubel herrscht. Am Steg neben uns, werden morgens die Yachten mit dem Dinghy rausgeschleppt, weil der Wind sonst den Bug vertreibt. Mittags dreht der Wind dann meist, was das Anlegen auf unserer Seite einfacher macht. Auch an unserem Ponton ist ein Kommen und Gehen. Die meisten Yachten bleiben nur für einen Tag, dann ziehen sie weiter. Bei uns dauert es etwas länger, bis wir die Schäden der Sturmnacht repariert haben. Auch die Ankerkette muss wieder ganz sauber mit einer ordentlichen Leine im Ankerkasten gesichert sein. Nach einer Woche sind wir bereit weitersegeln und verabschieden uns von Viola und Ron, dem überaus sympathischen Paar das den Trocolo Ponton betreibt und natürlich von Yianna, der netten Wirtin, die uns jeden Abend leckeres grichisches Essen aufgetischt hat. Es war sicher nicht das letzte Mal, dass wir diese Bucht besuchen.

Nur zwanzig Meilen weiter legen wir uns in eine ruhige Ankerbucht an der Ostküste von Kastos. Das schöne klare Wasser und die einladende Landschaft gefällt uns. Wir bleiben ein paar Tage und lernen eine nette deutsche Familie kennen, die mit einem kleinen Achtmeter-Boot unterwegs sind, das sie selbst nach Griechenland getrailert haben. Das ist wirklich sehr spartanisch, aber die vier sind ziemlich gut drauf und allesamt echte Wasserratten.

Wir segeln nach Kastos
Und ankern in einer schönen Bucht
Eine ganze Familie auf 8 Meter

Auch auf Kastos haben wir nochmals eine sehr unruhige Nacht, da am Abend der Wind von Osten – also auflandig – auffrischt. Es weht nicht allzu stark, aber es baut sich schnell eine unangenehme Welle vonmindestens einem Meter auf. Wir sind immer noch etwas angespannt, was das Wetter anbelangt, seit unserem Sturmerlebnis. Die Windvorhersagen stimmen hier nur bedingt und durch die vielen Inseln gibt es überall Düsen, Winddreher oder andere lokale Effekte. Als die Wellen noch etwas höher werden, geht ein englisches Boot Anker auf – vermutlich weil es zum kleinen deutschen Boot zu eng geworden ist. Obwohl zu zweit an Bord, lässt Sie sich nicht an Bord blicken, und der Skipper muss mehrer Male vom Steuerstand vor zur Ankerwinsch. Wir sitzen gebannt im Cockpit – es ist ja schon stockdunkel und schauen mit Bangen dem Treiben auf dem Nachbarboot zu. Die Wellen laufen steil in die Bucht, der Skipper fährt immer wieder unter Motor in die Ankerkette, geht dann in den Leerlauf und holt Ankerkette ein. Als nur noch wenige Meter Kette ausgebracht sind, slippt die Yacht natürlich erheblich Richtung Strand (aus unserer Sicht schon gefährlich nah) und der Engländer hat alle Hände voll zu tun, einerseits die Kette einzuholen, nicht zu sehr über die eigene Ankerkette zu fahren, aber auch nicht zu weit abzutreiben – und Madame ist nirgends zu sehen, wo gibt es denn dass? Schließlich ist der Anker oben und die Yacht kann aus der Bucht motoren. Kaum eine halbe Stunde später merken wir wie der Wind langsam abflaut und die Wellen allmählich weniger werden. Nun können auch wir in die Kojen kriechen.

Mit wenig Wind geht es nach Mytikas
Vor uns liegen die Berge vom Festland

In Mytikas legen wir einen Festlandstop ein. Entlang des langen Sandstrand gibt es Platz für jede Menge Boote und der Ankergrund hält prima. Am Nachmittag gibt es immer eine schöne Brise Seewind aus West, dadurch wird es etwas schaukelig, aber es kühlt auch angenehm. Mytikas ist ein größeres Dorf mit einem gut sortierten Supermarkt und einigen kleinen Minimärkten, überrachend viele Restaurants und Tavernen, einigen Hotels und einem Campingplatz. Noch ist wenig los, vermutlich ist das im Juli und August ganz anders hier. Im Hafen gibt es eine Handvoll Bootsanleger für Yachten an der Pier, neben den Fähren, doch wir fühlen uns vor Anker wohler. Wir füllen unsere Vorräte auf, gehen mal eine Pita essen und schauen uns den Ort an. Leider ist das Wasser nicht so schön am Ankerplatz, so segeln wir weiter.

Eine Schafherde kommt vorbei
Mytikas ist ein typisches griechisches Dorf
Das ist richtig hübsch und gepflegt
Blick auf die Insel Kalamos

Auf der Insel Meganisi haben wir uns eine schöne Bucht ausgesucht, doch als wir ankommen ist sie ziemlich voll. Also nochmals Segel hoch und einige Meilen weiter. Schließlich fällt der Anker in der Ormos Dessimi. Die Bucht hat einen kleinen Kiesstrand, zwei Campingplätze liegen in den Olivenhainen. Das Wasser ist klar, es gibt eine kleine Grotte. Tagsüber ist oft viel los und es weht aus Süd in die Bucht, doch nachts ist es wunderbar ruhig.

Klares Wasser und manchmal fast allein
…tagsüber viele Ankerlieger
Zeit, das SUP auszupacken

Nach ein paar erholsamen Tagen machen wir uns auf den Weg nach Lefkas Stadt. Zwischen den Inseln ist ganz schön was los. Soviel Boote hatten wir zum letzten mal vermutlich auf dem Bodensee um uns herum. Die letzten zweieinhalb Meilen vor Lefkas fährt man in einem betonnten Fahrwasser, vorbei an Lagunen, dann kommt eine riesige Marina und schließlich der Stadtkai. Hier gibt es einige Pontons an die man für kleines Geld anlegen darf, allerdings nur an Werktagen, von Freitag morgen bis Montag früh sind sie für Charterbasen reserviert. In Lefkas gibt es gute Einkaufsmöglichkeiten, diverse Chandler und zwei Waschsalons. Das ist auch mal wieder nötig. Da es so schön flach ist, werden auch die Räder mal wieder ausgepackt. Das macht super Spaß und der Weg zum Lidl ist damit auch kein Problem mehr. Wir schauen uns schon mal die Schwenkbrücke an, die am nördlichen Ende des Kanals zu jeder vollen Stunde für die Boote geöffnet wird. Sie verbindet Lefkas mit dem griechischen Festland. Eigentlich ist es keine Brücke, sondern eher eine Fähre, die die Rampen hochklappt und zur Seite fährt. Das ganze können wir dann nochmals genau sehen, wenn wir mit der Piccolina durchfahren werden.

Lefkas ist von Lagunen umgeben
Hübsche Ansicht

Die Brücke fährt jede volle Stunde zur Seite
und die Durchfahrt frei für Boote

Durch die Straße von Messina nach Kalabrien und eine stürmische Begrüßung in Griechenland

Laut Wetterbericht soll in der Nacht Westwind einsetzen. Am Ankerplatz auf Panarea briest es schon vor Mitternacht auf, so dass wir beschließen, früher loszusegeln. Doch der Wind reicht noch nicht und wir müssen erst mal einige Stunden motoren, bis wir die Segel setzen können. Am frühen Vormittag erreichen wir die Straße von Messina. Die Meerenge zwischen Sizilien und dem Festland, die das thyrrenische mit dem ionischen Meer verbindet, gleicht die unterschiedlichen Wasserstände der beiden Gewässer aus. Laut Internet beträgt die Oberflächenströmung bis zu 5 Knoten bei Springzeit und ändert alle 6 Stunden die Richtung. Allerdings sind die Strömungsverhältnisse ingesamt viel komplexer, denn sowohl auf der thyrrenischen Seite im Norden, aber noch extremer auf der ionischen Seite im Süden fällt der Meeresgrund steil ab und somit sind große Wassermassen in Bewegung. Als wir in die Straße einfahren sollte gerade die Strömung kippen – slack, auf englisch genannt – und das deckt sich mit dem was wir auf unserer Logge sehen. Die Segel haben wir schon vorher geborgen, als der Wind eingeschlafen ist und so motoren wir die paar Meilen durch die Meerenge. Aber die Geographie ist nicht nur unter Wasser, sondern auch über Wasser etwas spezieller, denn die Wasserstraße trennt hohe Bergzüge und das Wettergeschehen ist wohl mitunter mit Vorsicht zu genießen. Da entstehen Squalls, es gibt Leewalzen und Windwirbel, doch die Berge zwingen den Winden meist eine Nord-Süd-Richtung auf und durch die Enge entsteht noch ein Düseneffekt. Nachdem wir kaum Strömung hatten – mal einen Knoten gegen uns, mal ein wenig Wirbel, bekommen wir die Winddüse mehr zu spüren. Nur wenige Meilen hinter Messina können wir wieder unsere Genua ausrollen, der Wind nimmt immer weiter zu. Wir segeln unter der italienischen Festlandküste und können bei gleicher Segelstellung unseren Kurs dem Küstenverlauf anpassen. Schließlich haben wir fast 90° angeluvt, aber der Wind kommt immer noch von achtern bis er, sehr plötzlich, abnimmt und wir in der Flaute stecken. Die letzten acht Meilen zum Ankerplatz muss nochmals das eiserne Segel ran.

Bis kurz vor „Il Stretto“ können wir segeln
Doch vor Torre Faro muss dan der Motor ran
Der Ätna ist von Woken umhüllt
Die Küste Kalabriens hat kaum gute Ankerbuchten – aber bei ruhigen Bedingungen legt man sich einfach vor den Strand

Schaut man sich die kalabrische Küstenlinie an, fällt auf, das es wenig bis keine geschützte Buchten gibt. Man kann hier nur ankern wenn der Wind aus dem nördlichen bzw. weiter oben aus dem nordwestlichen Quadranten kommt. Bei Schwell oder gar viel Wind aus Süd oder Ost ist Ankern praktisch kaum möglich. Wir liegen vor Bova Marina. Der Zusatz Marina bedeutet hier nur, dass der Ort zu Bova gehört, welches mehrere Kilometer im Landesinneren liegt. Außer ein paar Fischerbooten an einer Muring oder an Land gibt es keinerlei Infrastruktur für Schiffe. Der Ort ist nicht sehr hübsch. Ein verschlafenes, einfaches, italienisches Dorf. Doch wir können mit dem Dinghy an Land und einkaufen, es gibt alles was wir brauchen. Am nächsten Tag segeln wir am südlichsten Ort Festlanditaliens vorbei, um das Capo Galati herum – und weil wir nun im Schmetterling so schön vorankommen – bis zum Capo Burazzo. Kaum ist der Anker unten, beruhigt sich auch der Wind und wir verbringen eine wunderbare Nacht.

Fischerboot mit Langleine am Strand Bova Marina
Die Straßenschilder sind schon zweisprachig

Wir segeln mit Groß und Genua im Schmetterling
…und können am Capo Burazzo gut übernachten

Am nächsten Morgen starten wir zur Überfahrt nach Griechenland. Gut 200 Seemeilen sind es bis zu den Ionischen Inseln. Obwohl noch nicht viel Wind, brechen wir am frühen Vormittag auf. Es wird ein fantastischer Segeltag. Bei 3-4 Windstärken und praktisch keiner Welle segeln wir mit Vollzeug Hellas entgegen. Wir kommen gut voran und zum Sonnenuntergang stehen schon über 50 Seemeilen auf der Logge. Für die zweite Nachthälfte sind eventuell schon kräftigere Böen angesagt, deshalb binden wir das erste Reff ins Groß als es dunkel wird. Die Nacht bleibt recht ruhig, dennoch kommen wir weiterhin gut voran. Am Morgen nimmt dann der Wind zu, die Wellen werden steiler, wir wechseln von der großen Genau auf die kleinere Fock, etwas später verkleinern wir das Großsegel und fahren nun im zweiten Reff. Gegen Mittag reffen wir sogar noch die Fock, da der Wind auf 6-7Bft aufgebriest hat und der Windmesser mehr als 30 Knoten anzeigt. Die Wellen sind nun etwas steiler und ungemütlicher, aber sie kommen fast von querab, und Piccolina macht immer noch gut Fahrt. Das geht so bis kurz vor der Insel Kefalonia. Erst in deren Windschatten bergen wir die Segel und starten den Motor. Mittlerweile ist es Nacht. Eigentlich mögen wir es gar nicht bei Dunkelheit anzukommen, aber wir haben uns ein Ankerbucht ausgesucht, die laut Google Maps genügend Platz und einen großen Bereich mit Sand haben müsste. Kurz nach Mitternacht erreichen wir die Bucht und fahren einen großen Kreis, das Lot zeigt konstante 7,5m Tiefe und der Anker hält gut. Jetzt noch einen Anleger und wir fallen in die Koje.

Vorbereitung auf Griechenland

Während achteraus das Abendrot leuchtet, sehen wir vorn die Lichter von Griechenland
Angekommen in Griechenland

Am nächsten Tag machen wir es uns gemütlich. Wir liegen sehr ruhig, vom Südostwind bekommen wir nichts mit und am Abend gehen wir mit dem Dinghy auf ein Bier in die Taverne am anderen Ende der weiten Bucht. Auch am darauffolgenden Vormittag ist bei uns noch Ententeich, während wir sehen, wie weiter nördlich Böen die Wasseroberfläche aufpeitschen. Wir denken uns nichts dabei, liegen wir doch wunderbar ruhig und vermeintlich durch die Berge gut geschützt nach Süden. Doch es kommt völlig anders. Kurz nach Mittag kommen die ersten Böen die Hänge herunter. Erst 40 Knoten, dann sehen wir die ersten 50er Böen auf dem Windmesser. Es wir zusehens ungemütlich. Unser Dinghy laschen wir sehr kurz hinten an der Badeplattform in der Hoffnung dass es so stabil schwimmt. Aber schon kurze Zeit später legt es sich auf den Rücken und unser Außenborder hängt nun unter Wasser. Ein, zweimal gelingt es uns das Dinghy wieder umzudrehen, aber es liegt einfach nicht stabil und wird von Wind und Wellen ständig umgeschmissen. Am Nachmittag nimmt der Wind plötzlich für eine halbe Stund ab – wir nutzen die Zeit und machen den Außenbordmotor an der Halterung am Heckkorb von Piccolina fest. Doch bevor wir das Dinghy auch aus dem Wasser nehmen können, kommen wieder stürmische Böen die Berge herunter. Und es wird noch schlimmer. Mittlerweile erreichen die Böen bis zu 60 Knoten, das ist schwerer Sturm. Piccolina schwojt nach links und rechts und legt sich dabei so stark auf die Seite, dass die Wasseroberfläche schon fast über den Süllrand kommt. Unglaublich. Das Dinghy fliegt halb durch die Luft und patscht unkontrolliert aufs Wasser. Der Wind heult, Gischt fliegt durch die Luft, die Scheiben im Cockpitt sind so voller Salz, dass wir kaum noch durchschauen können. Plötzlich höre ich die Ankerkette rasseln – Oh nein! Im ersten Moment denke ich dass die Leine der Ankerkralle gerissen ist und die Kettennuss lose hat. Aber weit gefehlt. Die Ankerkralle selbst – ein wirklich massives Teil – hat sich verbogen und muss von der Kette gerutscht sein, ohne dass wir es merkten. Bei einer nachfolgenden Böe rutschte wiederrum die Kette aus der Nuss. Die ganzen 80 Meter rauschten aus und wurden erst von der Leine gestoppt, die die Kette im Ankerkasten festgebunden hat und die sich jetzt um die Kettennuss gewickelt hat. Das ganze Boot hängt nun an dieser Leine. Es ist wirklich kein Spaß bei solchen Bedingungen vorne am Bug zu arbeiten, aber schließlich schaffen wir es, in dem wir das Kettenende mit mehreren Leinen sichern, dieses ganz langsam einzuholen, bis wir es wieder auf die Ankernuss legen können. Wir holen wieder etwas Kette ein, ersetzen die Ankerkralle durch einen Knoten und können die Ankerwinsch wieder entlasten. Kurz darauf macht auch der Wind wieder eine kurze Pause – so fühlt sich zumindest an, wenn es nur mit 30 Knoten bläst. Wir sitzen völlig fertig und total versalzen im Cockpit. Der Sturm nimmt nochmals fahrt auf und bläst noch fast die ganze Nacht. So hatten wir uns die Begrüßung in Griechenland nicht vorgestellt. Später erfahren wir, dass nicht weit von uns, viel weniger Wind blies. Die Berge hinter denen wir Schutz suchten, verstärkten den Wind extrem.

Noch ist es ruhig in der Bucht
Starke Windböen peitschen über das Wasser
Die Böen waren teilweise richtig warm – Luft direkt aus der Sahara
Die Scheiben im Cockpit – total mit Salz verkrustet….
… so wie praktisch alles am Boot

Nun liegen wir in einer kleinen Bucht im Süden von Lefkas. Syvota heißt der kleine Ort und hier ruhen wir uns ein paar Tage aus und bringen unser Boot wieder auf Vordermann. Wir haben ein neues Dinghy, das alte hatte sich irgendwann beim Sturm losgerissen, der Außenborder läuft wieder, auch eine Relingsstütze die ein Solarpanel hält wurde frisch eingeklebt. Wir genießen die angenehme Atmosphäre am Trocolo Pontoon, der von Ron und Viola betrieben wird, gehen abends gut essen und trinken und lernen unsere ersten griechischen Wörter von Yjanna, der Wirtin. Nur ein paar Tage später bekommen wir Besuch von ehemaligen Arbeitskollegen und verbringen sehr schöne Stunden, erzählen viel und haben eine gute Zeit. Ich glaube wir werden eine tolle Zeit in Griechenland verbringen – wenn auch die Begrüßung etwas zu stürmisch ausgefallen ist.

Unser neues Dinghy – der Außenborder läuft auch wieder fein
Nun lassen wir es uns in Syvota gutgehen
Nebenher noch ein paar kleine Reparaturen

Mit Freunden zu Gast bei Yianna in Syvota

Unterwegs auf den äoloischen Inseln

Wir sind von der Ostseite der Insel Vulcano auf die Westseite umgezogen. Die Ankerbucht Porto Ponente liegt nur einen kleinen Fußmarsch von unserem vorherigen Liegeplatz entfernt, auch mit dem Boot sind es nur zwei Seemeilen um die Nordspitze von Vulcano herum, doch bei Ostwind liegt man hier natürlich viel ruhiger. Wir nutzen einen wolkenlosen Tag um auf den Vulkan zu steigen. Mit knappen 400 Meter Höhe ist die Tour auch für uns ungeübte noch machbar. An manchen Stellen sollte man trittsicher sein, doch  meistens ist der Schotterpfad gut zu gehen. Schon beim Aufstieg riecht man das Schwefeldioxid, das oben am Kraterrand herausqualmt. Glücklicherweise steht der Wind oben dann etwas günstiger und die Gase werden von uns weggeblasen. Es sind eine ganze Menge Leute mit uns unterwegs auf die Vukanspitze. Die letzten Höhenmeter geht es am Kraterrand entlang und man hat einen guten Einblick in den Krater und einen fantastischen Ausblick auf das Archipel mit den sieben Hauptinseln. Im Süden erblickt man Sizilien und bei gutem Wetter ist der Ätna sehr beeindruckend. Dieser ist momentan noch mit einer weißen Schneekappe bedeckt. Der Aufstieg hat sich wirklich gelohnt und wir genießen die Aussicht ausgiebig bevor wir uns wieder auf den Rückweg machen.

Wir runden die Nordecke von Vulcano
Der Vulkan in seiner vollen Größe
Blick auf die Südspitze von Lipari
Unsere derzeitige Ankerbucht Porto Ponente
Ein fantastischer Ausblick auf die Inseln: von links nach rechts: Filicudi, Salina, Lipari, Panarea und Stromboli
Hier ganz schwach im Dunst zu erkennen: Alicudi links neben Filicudi
Der Ginster blüht

Obwohl erst Vorsaison, ist in der Ankerbucht Porto Ponente richtig viel los. Einige Boote liegen jetzt schon zu eng nebeneinander und bei mancher Chartercrew bekommt man Gänsehaut, wenn man sieht wie und wo sie den Anker setzen möchten. Scheinbar ist eine Ausbildung nicht überall zwingend nötig, wenn man ein Boot leihen möchte. Aber es gibt auch durchaus mitdenkende Crews, die, wenn zu eng „geparkt“ den Anker einfach nochmals  hochholen und frisch plazieren. Sollte doch eigentlich immer so sein. Wir haben keinen Bock auf den Stress und verholen in eine Bucht etwas südlich. Sehr schön gelegen, etwas schwieriger einen guten Platz zu finden: auf Sand und mit dem richtigen Abstand zu den Felsen, damit wir in der Leewalze nicht draufschwojen. Es gibt keinen Zugang an Land, dafür liegen wir hier alleine.

Wir liegen nahe an den Felsen in der südlicheren Ankerbucht

Als nächste Insel haben wir uns Salina ausgeguckt – benannt nach der alten Saline. Früher, als die Griechen hier siedelten hieß die Insel noch “ Zwilling“ da sie aus zwei Vulkankegeln besteht. Wir ankern vor dem Hafen. Abends kommt eine Flotille mit 20! Segelbooten in die Marina und noch ein paar andere Schiffe. Am Abend schlendern wir durch die netten Gassen des Städtchens. Es gefällt uns gut und am nächsten Tag mieten wir einen Roller und schauen uns den Rest der schönen Insel an. Es ist erstaunlich kühl, gut dass wir Jacken mitgebracht haben. Ein paar Dörfer liegen verstreut auf Salina und es gibt ein einige interessante Aussichtsplätze, aber die Insel ist recht übersichtlichwas die Größe angeht. Auch hier kann man auf die (erloschenen) Vulkane wandern, das ist uns allerdings zuviel. Wir kehren dafür auf Kaffe und Kuchen ein und nachdem das Fahrzeug wieder abgeliefert wurde gibt es ein Bier.

Vor Salina liegen wir direkt vor der Marina
An der Nordwestspitze Salinas, mit Blick auf das Dorf Pollara und die Insel Filicudi
Coole Wolkenformationen

Die Straße führt an coolen Felswänden entlang
Blick nach Süden
Ein fantastischer Aussichtspunkt

Die zweite Nacht vor Anker ist leider etwas unruhig. Zum einen finden Windböen immer wieder ihren Weg um die Insel herum und lassen uns am Ankerplatz schwojen, noch unangenehmer sind jedoch zwei Boote, die nicht sehr weit von uns weg liegen und die halbe Nacht Party machen. Dabei fährt ein reger Zubringerservice per Dinghy direkt an unserem Boot vorbei, denn die Partygäste gehören zu der Flotille, die auch heute abend wieder im Hafen festgemacht hat. Mit etwas Schlafdefizit machen wir uns früh auf den Weg, denn der Wind soll noch mehr zu unseren ungunsten drehen. Nächste Station ist die Insel Lipari, wo wir zuerst eine Nacht vor der alten Bimssteinmine verbringen um uns dann am nächsten Tag direkt vor die Burg von Lipari (Stadt) zu verlegen.

Lipari im Licht des Sonnenuntergang

Wir segeln an der Nordküste von Lipari
Piccolona liegt vor Lipari

Eigentlich ein perfekter Platz – wären da nicht die Fähren, die ab morgens um 6Uhr den Betrieb aufnehmen. Die liparischen bzw. äolischen Inseln sind alle unglaublich gut sowohl untereinander, als auch nach Sizilien und ans Festland angebunden. Und fast jede Fähre macht auch einen Halt in Lipari. 50 An- und Ablegemanöver reichen nicht, dazu kommen noch Ausflugsboote, Wasserfrachter, Entsorgungsschiff und Fischer. Nach zweiTagen wird es uns doch zuviel und wir lichten den Anker.

Ein Traumankerplatz – wenn die Fähren nicht wären
Vor der Post in Lipari
Jöööö
Sonnenaufgang bei Lipari
Die Passagierfähren sind Tragflügelboote

Es ist wenig Wind und Welle angesagt, so ziehen wir weiter zum Stromboli. Auf dem Weg können wir wieder erwarten einige Zeit segeln, dafür ist das Wetter eher mau, meist bedecken Stratoswolken den Himmel und hin und wieder nieselt es auch etwas. Wir ankern an der noröstlichen Ecke der Insel. Der Meeresgrund fällt recht steil ab, aber es scheint gut zu halten. Am Abend klart es auf und als es dunkel ist, sehen wir vom Ankerplatz aus, wenn der Vulkan hohe Fontänen Magma ausspuckt. Wir satteln unser Dinghy und fahren an die nördliche Ecke der Insel. Hier, kurz vor dem Sperrgebiet hat man einen hervorragenden Blick auf die aktiven Schlote und die Sciara del Fuoco, die Feuerrampe. Wir lassen uns im Wasser treiben und bestaunen die roten Feuerfontänen. Alle paar Minuten spukt der Vukan etwas mehr und die Magma schießt bestimmt um die 50 Meter in den Himmel. Bei den größeren Eruptionen sieht man wie die Lava den Hang herunterfließt, einmal können wir beobachten wie die Glut bis ins Meer läuft. Die Feuerfontänen sind begleitet von dumpfen Explosionen, die wir mit etwas Verzögerung hören. Wir sind total beeindruckt vom Schauspiel und fahren erst wieder zu unserer Piccolina zurück als es uns zu kühl wird. Leider gibt’s vom Abend keine Fotos….
Am nächsten Morgen wird es auch nochmal etwas spannend. Bei zwei Booten die etwas näher am Strand geankert haben hat sich der Anker oder die Kette verhakt. Ein Chartercatamaran mit einer schweizer Crew versucht es gleich mit Gewalt und fährt ein paar mal mit Vollgas in die Kette hinein. Es tut einem beim Zuschauen schon weh und zielführend ist dies sicher nicht. Wenn sich die Kette um einen Stein gelegt hat, sollte man mit Gefühl versuchen in die richtige Richtung zu fahren und sie nicht mit aller Kraft unter Umständen noch kräftiger in die Felsen verhaken. So geht nur die Ankerwinsch kaputt. Vermutlich wird sich eine nachfolgende Crew wundern, wenn diese beim nächsten Ankermanöver plötzlich streikt. Wir sind entsprechend auch etwas nervös als wir den Haken raufholen, doch alles flutscht, wir haben wohl einen Sandpatch erwischt.

Tagsüber sieht man nur Rauchwolken am Stromboli – richtig beeindruckend ist es erst nachts
Ein Schwesterschiff auf Gegenkurs

Als letzte Insel möchten wir Panarea anlaufen. Dort gibt es eine Ankerbucht, die vielversprechend aussieht, sandigen Untergrund hat und hoffentlich nicht überlaufen ist. Und genauso kommt es auch. Wir teilen uns die Bucht mit zwei, drei Booten, aber es ist mehr als genug Platz und so bleiben wir zwei Tage, bis der richtig Wind angesagt ist um zur Straße von Messina zu segeln.

Am Ankerplatz vor Panarea
Die Insel war schon vor der Bronzezeit besiedelt
Schönes klares Wasser