Es ist mal wieder Maestrale angesagt. Nicht so stark und nicht so lang wie letztes Mal und wir sind ja schon im Süden Sardiniens, da bekommen wir das ganze nochmals gefiltert. Etwas Schwell schafft es immer um die Ecke, aber es ist ganz gut zu segeln. Den ersten Tag geht es von der Ostküste der Insel San Antioco hinter die Isola de Tuarreda. Ein schöner Strand, aber auch sehr touristisch. Wir liegen bei der Insel, leidlich geschützt von der Welle, bekommen aber noch ordentlich Wind ab, der über die Hügel pfeift. Doch der Ankergrund ist gut und unser Haken hält bestens. Am nächsten Tag gehen wir gleich früh Anker auf. Die erste Stunde ist sehr böiger Wind zwischen 5 und 20 Knoten. Da der Wind von Achtern kommt segeln wir nur mit der Genua, so haben wir kein Problem mit den einfallenden Böen. Auf dem Weg beschließen wir, den Golf von Cagliari zu queren. Noch im Windschatten wechseln wir die Segelgarderobe, nun werden die Fock und das Groß im ersten Reff gesetzt, denn wenn der Wetterbericht stimmt, wird es nun ein Amwind-Kurs. Und genau so kommt es. Krass ist, wie spontan der Wind einsetzt. Zuerst dümpeln wir noch bei 5 Knoten im Windschatten und Sekunden später zeigt unser Annemometer 24Knoten an. Und so bleibt es dann auch. Bei 5-6 Beaufort düsen wir über den Golf, die Logge geht kaum mehr unter 6,5 kn Fahrt, die Welle ist zwar etwas höher – geschätzt 1,3m – und unangenehm kurz, aber sie kommt von schräg achtern und bremst uns kaum aus. Wir sind ruckzuck vor Villasimius. Dort steht noch Welle auf den Ankerplatz, doch die nimmt bis zum Abend ab, genauso wie der Wind. Die nächsten Tage ist nicht viel Wind angesagt, also bleiben wir hier, das heißt, leider müssen wir gleich am ersten Abend umankern, weil ein französischer Katamaran viel zu nah den Anker wirft. Diese völlige Unfähigkeit gepaart mit aroganter Ignoranz ist manchmal unerträglich.
Ankerplatz auf San AntiocoAn der Südküste Sardiniens, bei der Insel TuarredaAm Cap Spartivento ist noch wenig Wind Der kommt dann über den Golfo di CagliariIn der Cala Carbonara
Hier am Capo Carbonara gibt es einen Shuttlebus, so dass man von den Stränden oder der Marina bequem ins Städtchen kommt. Es dauert zwar etwas, denn der Kleinbus mäandert förmlich durch die Straßen, dafür fährt er jede Stunde. So lassen wir uns gerne durch die Gegend kutschieren und müssen unsere Einkäufe nicht weit schleppen..
Auch auf dem Boot wird uns nicht langweilig. Nach dem Reinigen des Vorfilters vom Wassermacher, geht unser Seeventil nicht mehr auf. Das hatten wir auch bei anderen Ventilen schon, dass der Pin den Kugelkopf nicht mehr bewegen kann. Das restliche Ventil ist top, die Wandstärke noch massiv, bringt leider alles nix, wenn die Funktion nicht mehr gegeben ist. Diesen Salzwassereinlass brauchen wir aber dringend, da unter anderem hier unser Wassermacher mit Seewasser gefüttert wird. Wir überlegen hin und her – wegen so etwas zu kranen scheint uns zu übertrieben und schließlich finden wir einen passenden Stopfen, mit dem wir den Borddurchlass von außen verschließen können. Zwei Stunden später ist ein neues Ventil verbaut, der Stöpsel in Piccolinas Bauch kann wieder raus und alles ist dicht. Ausgerechnet heute sind viele Leuchtquallen in der Bucht und ich muß aufpassen in keine reinzuschwimmen. Durch die Taucherbrille sieht man die Biester ganz gut, selbst die sehr feinen, langen Tentakel sind an einigen zu erkennen. Also Augen auf, mal kurz unter den Rumpf getaucht und dann gleich wieder raus aus dem Wasser. Die Reparatur hat zwar etwas Mut erfordert, doch im Nachhinein war es easy, wenn man die richtigen Dinge an Bord mitfährt…
Das Seeventil ist schon weggeschraubt Zur Belohnung gibt’s nach der Arbeit einen fantastischen Sonnenuntergang
Es heißt die westliche Küste von Sardinien ist die wilde Küste. Das zeigte sie uns nur kurz und zwar als wir von Alghero nach Bosa segeln. Der Mistral war erst einen Tag abgeklungen und es war noch überraschend viel, recht kurze Welle. Nicht schön zum Segeln und als der Wind etwas nachlässt müssen wir sogar den Motor bemühen, da die Segel nur noch schlagen und keinen Vortrieb mehr bringen. Gut dass es nicht sehr weit zu unserem Tagesziel ist. Als wir in die Abdeckung des Capo Marragiu kommen nimmt die Welle etwas ab, doch kurz zuvor zeigt sie nochmals was sie drauf hat, und unser 5L Wasserkanister reist sich aus der Halterung und fällt auf den Boden. Leider geht dabei unsere praktische Plastik Wasserpumpe kaputt und wir können sie nur notdürftig flicken. Kein Problem – kostet ja nicht viel, aber bald stellen wir fest, dass in Italien diese großen Wassergebinde gar nicht verkauft werden und somit gibt es auch keine Ersatzpumpe zu kaufen. So ärgerlich, denn in Spanien bekommt man diese an jeder zweiten Hausecke! Unser Etappenziel für heute heißt Bosa und hier gibt es sowohl eine bezahlbare Marina, als auch einen kostenfreien 24h Liegeplatz, doch wir entscheiden uns für den recht geschützten Ankerplatz vor dem Ort Bosa Marina. Auch dort ist eine kleine Marina die ein paar geschützte Stege hinter einer großen Kaimauer besitzt. Zwischen Strand und Pontoons gibt es Platz für ein paar Boote. Einziger Nachteil: um nach Bosa zu gelangen, muss man mit dem Dinghy um die Kaimauer herum, sozusagen übers Meer, um in den Fluß zu gelangen, der zur Stadt führt. Der Stadtkern liegt zwei Meilen flußaufwärts. Schon von weitem sieht man die bunten Häuser die sich an den Hang schmiegen, geschützt vom alten Castello, das oben auf dem Hügel thront. Obwohl schon September ist es immer noch heiß und die schmalen, hohen Gassen in der Altstadt spenden willkommenen Schatten. Nur wer zur Burg hoch will muss wohl oder übel ein Stück in der Sonne gehen. Dennoch lohnt es sich, den der 360° Ausblick ist fantastisch. Bosa gefällt uns, natürlich sind auch hier noch viele Touristen unterwegs, aber es ist nicht mehr ganz so voll, wie in Alghero. Oder man merkt dass die Hochsaison zu Ende geht? Nach dem Stadtbummel wird es spannend ob wir trocken zum Boot kommen, denn der Seewind weht auflandig zur Flußeinfaht und plötzlich sind da viel größere Wellen als am Vormittag. Doch alles geht gut, sowohl wir, als auch unsere Einkäufe werden nicht nass, und kaum sind wir um die Kaimauer herum ist auch schon wieder Ententeich.
Früh morgens legen wir ab Richtung SüdenNach dem Capo Marragiu sind die Wellen kleiner Der Ankerplatz ist prima geschütztDas bunte Bosa liegt flussaufwärtsSchattige Gassen
Maximale Spurbreite: Ape 50 😉Blick vom Castello Die Anlage wurde im 11.Jht angelegt und im 13.Jht ausgebaut
Piccolina liegt in der Bucht vor dem Turm im HintergrundIm Fluß liegen die Boote extrem gut geschütztTraditionelles Segelboot
Ein Blick auf die Wetterkarte zeigt, dass wir uns Zeit lassen können um nach Süden zu segeln, denn die Großwetterlage ist ziemlich ruhig. Derweil hangeln wir uns mit dem Seewind die Küste hinunter. Hat man das erst mal entdeckt ist es wunderbar. Meist setzt der auflandige Wind um die Mittagszeit ein und ist sehr gut zum Segeln geeignet. Es gibt viele schöne Ankerbuchten an der Westküste und Auswahl ist nicht immer einfach. Besonders angetan hat es uns die Bucht bei Santa Caterina di Pittinuri. Die bizarr geformten weißen Felsen machen diesen Küstenabschnitt zu etwas Besonderem und wir sind ganz begeistert nach unserer abendlichen Dinghyrunde an der Küste entlang.
Vor Anker in Santa Caterina di PittinuriPiccolina liegt alleine vor den weißen FelsenTotal schön
Mondlandschaft?
Doch auch weiter südlich, nach der großen Bucht von Oristano zeigt Sardinien was es an Steilklippen, Grotten und Buchten zu bieten hat. Man kommt aus dem Schauen gar nicht heraus.
Wir segeln weiter….Manchmal ist es sehr gemächlichVor Putzu Idu haben Windsurfer ihren Spaß
…und auch Foiler haben genügend Wind
Witzige Skulpturen am Wegrand
und eine tolle AussichtDie Lagune
Vor der kleinen ehemaligen Minenstadt Buggerru können wir ab einer Tiefe von 16 Metern den Grund erkennen – nein, nicht nur erkennen, wir sehen die Struktur des Sandbodens oder kleine Felsen, so klar ist das Wasser. In der Cala Domestica ankern wir ein paar Tage, weil das Wetter immer noch sehr ruhig ist. Hier kann man sehr schön schnorcheln (allerdings kein Vergleich zu Karibik oder Azoren, wo es so viel mehr Fische gibt), die Küste mit dem Dinghy erkunden oder einfach nur vom Boot aus die Landschaft genießen.
Eine Bucht, zwei AusblickeAn der Westküste Sardiniens sind wenig Boote unterwegs
kristallklares Wasser vor Buggerru
Besser geht’s nicht
Felsformationen bei der Cala Domestica
Spiegeleiqualle – glücklicherweise harmlos
Ein paar Meilen weiter, in Porto Flavia treffen wir befreundete Segler, die wir auf den Azoren kennengelernt haben. Anne und Stefan, unterwegs mit ihrer SY Mokendeist sind auf dem Weg nach Westen und wir verbringen ein paar vergnügliche Stunden mit ihnen. Es gibt ja immer sehr viel zu erzählen. Gemeinsam besichtigen wir den eigentlichen Porto Flavia. Eine ehemalige Anlegestelle für Frachtschiffe direkt an der Felsklippe. Dort wurden sie mit Gestein beladen, dass in den Minen in der direkten Umgebung abgebaut wurde. Die Erze wurden in großen Silos zwischengelagert, die im Inneren des Berges direkt in den Fels gehauen waren. Durch den oberen Schacht wurden die Silos befüllt, im unteren Schacht wurde das Gestein auf ein Förderband abgelassen und direkt zum Frachtschiff transportiert. Die Anlage war bis in die 1960er Jahre in Betrieb.
Der Pan dem Zucchero – Zuckerhut
Der Meerhafen Abendrunde mit dem Dinghy
Alte Loren Momentan darf man nur in den oberen Stollen Porto Falvia im Inneren
Nach über zwei Wochen an Sardiniens Westküste segeln wir auf die kleine vorgelagerte Insel San Pietro. Das Eiland hat etwas über 6000 Einwohner und die einzige Stadt, Carloforte, ist einen Besuch wert. Auch auf San Pietro gibt es viele schöne Strände, mit interessanten Felsformationen und türkisem Wasser, aber bei uns steht erstmal einkaufen auf der Liste. So leer waren die Schapps schon lange nicht mehr. Von unserer Ankerbucht kommen wir bequem mit dem Bus in die Stadt und zurück. Als wir wieder unser Dinghy vom Strand ins Wasser gezogenen haben und gerade unseren Motor starten wollen werden wir massiv von zwei Badegästen angeschrien. Keinen Motor! Wir machen den Motor aus, entschuldigen uns, das Gezeter geht weiter. Ohne dass sie wissen, wie langsam und vorsichtig wir in den Buchten unterwegs sind, werden wir einfach pauschal beschimpft. Wir rudern zu unserem Boot – wollen uns nichts nachsagen lassen. Nur kurze Zeit später fährt eine Segelyacht unter italienischer Flagge mit Touristen an Bord mit Vollgas – geschätzt sieben Knoten – zwischen den Ankernliegern und dem Strand hindurch. Hier haben wir schon oft Schwimmer gesehen. Auf unsere Handzeichen dass er doch bitte langsamer fahren solle, werden wir nun vom Skipper mit Worten und mit Gesten beschimpft. Ja, das ist unser Tag!
In den Gassen von Carloforte
Am nächsten Tag ist etwas auflandiger Wind angesagt. Wir wollen erst abwarten, doch die Welle wird rasch unangenehm am Anker und so verholen wir auf die Nachbarinsel San Antioco nur 2,5sm entfernt. Am Abend zieht ein Gewitter auf und Piccolina bekommt eine Süßwasserdusche. Der Ankergrund hält gut und alle Ankernlieger haben genügend Abstand. Als die Front durchgezogen ist, können wir ruhig schlafen.
Der Maestrale hat sich wieder beruhigt. Wir legen ab vom Stadtkai und verholen nochmals in die gegenüber liegende Bucht – dieses Mal an den anderen Strand. Es steht noch etwas Schwell vor Alghero und vor dem Capo Caccia werden die Wellen sicher noch viel höher sein. Hier vor Anker ist Ententeich und wir sind alleine – naja fast, am Abend kommt die Jaya angefahren mit den Brasilianern Elena und Jorge an Bord. Sie waren unsere Nachbarn in Alghero und wollten nun auch raus vor Anker. Wir verbringen einen netten gemeinsamem Abend, bevor sich unsere Wege trennen.
In Alghero kommen gar nicht so große Wellen an Ein Comicfan verschönert das Stadtbild
Am nächsten Morgen setzen wir schon sehr früh die Segel, aber unsere Rechnung geht nicht ganz auf und wir müssen einen Teil der Strecke nach Bosa motoren. Wir sind überrascht wieviel Schwell noch steht. Zwei, teilweise drei Meter hohe Wellen laufen unter Piccolina durch – und sie sind steil. Das verdeutlicht uns noch einmal wie geschützt wir in der Bucht von Alghero lagen. Unser Ziel ist Bosa, eine Kleinstadt am Fluß Temo. Hier kann man 24h kostenfrei am Steg der Guardia Costiera festmachen, oder an der Küste hinter dem kleinen Hafen von Bosa Marina ankern. Wir bevorzugen letzteres, so können wir bleiben und uns die Stadt in Ruhe anschauen. Mit dem Dinghy muss man so allerdings erst mal um die große Kaimauer rum und dann ein paar Kilometer den Fluss hinauf, bis zur Innenstadt. Wir werden mit unserer Entscheidung belohnt, kommen doch abends einige Delphine in die Bucht.
Kurz nach Sonnenaufgang geht es los Richtung Süden- hinter uns die Jaya Im Hintergrund das Cap Caccia, das die gröbsten Wellen vom Maestrale abschirmte Die Felsküste vor Bosa Ankert man an der Küste,muss man mit dem Dinghy um die schützende Kaimauer rum Sobald man die Flussmündung erreicht hat ist man geschützt vor Welle Vorbei an der Marina……geht es im Fluß bis in die Stadt
Bosa gilt als eines der schönsten Städtchen auf Sardinien und es sieht wirklich bezaubernd aus, wie die bunten Häuser sich an den Hang schmiegen, auf dem das Castello de Malaspina thront. Die Gassen in der Altstadt sind eng und kühl. Es macht Spaß durchs Labyrinth zu schlendern, vorbei an Geschäften und Restaurants. Ein Besuch der Burg bietet eine außerordentliche Aussicht, 360° Rundumblick.
Bosa liegt am Temo
Schmale Straßen
und enge Gassen prägen die Stadt
Manche Häuser sind sehr gepflegtDer Blick von der Burg ist fantastischDie erste Burganlage wurde kurz nach 1100 errichtet, im 14.Jht kam die äußere Wehrmauer dazu Die Burg liegt hoch über Bosa
Auch die Küste um Bosa würde noch einige lohnende Ziele bieten, aber wir segeln weiter nach Santa Caterina di Pittinuri. Es ist nur ein kurzer Schlag, der Wind lässt sich zwischendurch etwas betteln, aber wir können die ganze Strecke segeln. Unser heutiges Ziel ist eine kleine Ankerbucht eingebettet in schroffe, weiße Felsen. Eine irre Landschaft, die wir mit dem Dinghy und dem SUP erkunden können. Das Wasser ist glasklar, der kleine Strand gut gefüllt (es ist Wochenende) und viele sind mit Kayaks oder SUPs unterwegs in der Felslandschaft. Einfach wunderbar – aber wir haben auch immer mit einem Blick auf das Wetter, den die Bucht ist bei starkem West oder Nordwind ungeschützt.
Eingerahmt von weißen Felswänden….…liegen wir vor Santa Caterina di PittinuriEine kuriose Landschaft
Am besten kann man es von Wasser aus erkunden
Der Abend schenkt uns tolle Farben
Nach zwei Tagen segeln wir weiter an die Halbinsel beim Capo Mannu. Auch heute ist nicht viel Wind, aber ausreichend, denn es ist mit knappen 10 Seemeilen nicht weit und wenn uns keine Welle ausbremst reichen auch locker 10kn zum Segeln. Gegen Mittagszeit lassen wir den Anker fallen, lassen wie die letzten Tage auch unseren Wassermacher laufen, um unseren Wassertank wieder zu füllen, der über die Zeit in Alghero zusehens leerer geworden war. Dort im Hafen wollten wir unsere Umkehrosmose Anlage nicht laufen lassen, denn das Wasser im Hafenbecken hat nicht sehr lecker ausgesehen. Am Nachmittag Briest es ordentlich auf in der neuen Ankerbucht, ganz zur Freude der Windsurfer und Foiler.
Wir segeln weiterGemütliches“Sonntagssegeln“Am Capo Mannu Am Nachmittag brist es auf – perfekt für Surfer……und Foiler
Vor fünf Tagen haben wir uns in den Stadthafen von Alghero gelegt. Dort darf man genau diese fünf Tage kostenfrei am Stadtkai festmachen – vorausgesetzt man benötigt keinen Strom oder Wasser, denn das kostet dann je nach Bootsgröße und ist sehr teuer (unser Nachbar bezahlte 150€ am Tag!).
Algheros Altstadt hat sehr schöne Ecken…und Gassen Zum Bier bekommt man meist einen AperitivoDie Promenade am Abend Noch ist das Meer ruhig
Gestern Abend kam der Wetterumschwung. Glücklicherweise nicht ganz so heftig wie von manchen Wetterdiensten vorhergesagt (dort waren teilweise Böen von 60kn verzeichnet) und auch das Gewitter vor der Kaltfront streifte uns nur. Seit heute weht nun der Maestrale. Ein böiger, kräftiger Nordwestwind, der vor allem hohe Wellen mit sich bringt, ist doch sein Ursprung im Rhonetal in Südfrankreich. Dort wird der Wind kanalisiert und beschleunigt, angetrieben durch ein Hoch in der Biskaya und einem Genuatief. Im Golf von Lion – dem Löwengolf – ist er gefürchtet und auch hier an der Westküste Sardiniens und Korsika sucht jeder einen sicheren Hafen wenn Maestrale angekündigt ist. Ankerbuchten an der Westküste die vor diesem Wind geschützt sind, gibt es wenige. Deshalb sind wir heute morgen nochmals zur Guardia Costiera und konnten unseren Aufenthalt verlängern, bis das Wetter wieder besser ist.
Abends ziehen dunkle Wolken auf Teilweise regnet es so kräftig, dass die Häuser gegenüber nicht mehr zu sehen sind
Wir liegen sehr geschützt. Der Stadtkai liegt unterhalb der Stadtmauer, direkt vor der Altstadt und ist teilweise in der Windabdeckung. Wir hören wie die Böen in den Hafen pfeifen, liegen selbst aber recht ruhig. Auch der Schwell hält sich bis jetzt in Grenzen, obwohl draußen knapp 5 Meter hohe Wellen angesagt sind. Mindestens eineinhalb Tage soll der kräftige Wind anhalten und dann langsam abnehmen, genauso wie die Wellen. Solange werden wir hier liegen bleiben. Wenn wir von der Stadtmauer aufs Meer und die Hafeneinfahrt schauen, sehen wir überall weiße Schaumkronen. Da haben wir es wohl ziemlich gut erwischt!
Selbst in der Hafeneinfahrt sieht man SchaumkronenDraußen ist es sehr ungemütlich….Der Stadtkai bietet sehr guten SchutzRecycling auf italienische Art
Die letzten Tage und Wochen hatten wir immer auch das Wetter für die Überfahrt nach Sardinien im Blick. Wirklich eilig haben wir es noch nicht, den Ferragosto – Maria Himmelfahrt am 15. August – ist bei den Italienern DER Feiertag und wirklich jeder der irgendwie kann, nimmt sich um diesen Tag herum Urlaub. Dann geht es mit der Familie an den Strand oder in die Berge. Entsprechend ist Sardinien einfach voll – das bestätigen alle, die um diese Jahreszeit mal dort waren. Der Feiertag fällt dieses Jahr auf einen Dienstag und wir hoffen, dass der Besucherstrom in der darauffolgenden Woche langsam abebbt. Für Donnerstag sieht das Wetter ganz gut aus, um nach Sardinien zu segeln. Es ist Südost angesagt, der teileweise auch richtig auf Süd drehen soll. Wir möchten versuchen die Südwestküste anzulegen, da dort der Wind länger anhalten soll.
Nochmal einen Blick auf die viele kleine Fische die in Es Grau immer ums Boot waren Bei wenig Welle sieht man den Schatten von Piccolina am Meeresgrund Zu Sonnenaufgang geht der Anker hochNoch in der Bucht werden die Segel gesetzt Abschied von Menorca und den Balearen
Früh morgens geht der Anker hoch, es ist schon Wind und wir setzten noch in der Ankerbucht die Segel. Mit der Fock und dem Groß müsste es eigentlich ganz gut gehen. Auch Fanni, unsere mechanische Windfahne wird gleich zu Beginn aktiviert, so dass wir keinen Strom für den Autopilot benötigen. Der Wind nimmt über den Vormittag noch etwas zu auf etwa 20kn wahren Wind. Piccolina liegt bei dem Am Wind Kurs ziemlich auf der Backe. Die Wellen werden immer unangenehmer und bremsen uns teilweise ganz schön ab. Wir reffen das Groß ins erste Reff und wie erwartet segeln wir nun viel angenehmer und nicht mehr ganz so ruppig. Da das Boot nun besser ausbalanciert ist, werden wir sogar etwas schneller. Allerdings dreht der Wind nicht wie angekündigt auf Süd, sondern bleibt stur Südost. Dann werden wir wohl eher an der Nordwestküste landen.
Heute darf Fanni ran Das macht sie gut, trotz ruppiger See Auch bei gerefftem Groß kommt noch Wasser übers Deck
Am Abend nimmt der Wind leicht ab, dennoch hält Piccolina ihre 6+kn Fahrt bei, da die Wellen kleiner und runder werden. Das ist doch herrliches Segeln! Wir überlegen ganz kurz ob wir zur Nacht ausreffen, doch gut dass wir uns dagegen entscheiden, denn die Nacht hat wieder etwas mehr Wind im Gepäck. Wir sind weiterhin sehr zügig unterwegs, die Logge geht nie unter 6kn. Mond ist leider keiner zu sehen, haben wir es doch genau getroffen mit Neumond. Doch der Sternenhimmel entschädigt. Skorpion ist neben Schütze am Abendhimmel zu sehen, um letzteres Sternbild sind mit dem Fernglas viele Sternhaufen zu erkennen, was allerdings auf einem schaukelnden Schiff nicht ganz so einfach ist. Kurz vor Sonnenaufgang erstreckt sich im Osten Orion als weiteres markantes Sternbild. Erst kürzlich sahen wir zum ersten Mal eine Reihe von Starlink Satelliten. Wir haben schon öfter davon gehört. Tatsächlich ist es schon etwas befremdlich so einen ganzen Zug von künstlichen Himmelskörpern über sich hinwegziehen zu sehen.
Adios EspañaCiao Italia
Zum Sonnenaufgang sind es noch 60 Seemeilen bis Sardinien. Doch am Vormittag schläft der Wind komplett ein. Wir werfen den Motor an. Es ist absolut keine Welle mehr und wir steuern schnurstraks auf eine Ankerbucht im Norden zu. In Porto Ferro fällt der Anker am frühen Abend. Es sind überraschend wenig Boote hier. Der Strand ist gut gefüllt, aber nicht überlaufen. Allerdings ist es hier ziemlich ab vom Schuss. Der Pinienwald im Hintergrund verströmt ein herrliches Aroma, das Wasser sehr klar. Hier bleiben wir zwei Tage. Es ist herrlich ruhig, außer am Abend, wenn vom Club Musik herüber tönt. Mal etwas rockiger, mal richtiger ItaloRAP. Aber alles im Rahmen und nicht so laut, dass es beim Schlafen stören würde. Wir sind angenehm überrascht.
In Porto Ferro hat es noch viel PlatzHier hat man einen schönen Sonnenuntergang – heute liegt die Windrose of Amsterdam auch mit in der Bucht Manchmal liegt viel Dunst überm Meer Bis ans Land schafft er es meist nicht
Bei leichtem Wind geht es die Westküste nach Süden. Hinter der steilen Felswand schläft der Wind ein – zum Glück, denn so bergen wir das Segel und motoren ganz nah an die Küste heran, um die Isola Faradada herum und an der Grotta di Nettuno vorbei. Die Steilküste ist spektakulär!
Die Felsküste im Nordwesten Sardiniens Unter Motor geht’s nah ran Um die Isola FaradadaAn der Grotta di Nettuno vorbei Eine spektakuläre Felsküste Der Leuchtturm am Capo Caccia
Etwas weiter,gleich gegenüber von Alghero gehen wir vor Anker. Es ist teilweise ganz schön eng, aber zum Abend gehen fast alle Boote, so dass wir nur zu dritt über Nacht in der Bucht liegen. Als freudige Überraschung kommen Annette und Kay von der SY Tuuli am Abend auf Besuch. Die Beiden haben wir von drei Monaten auf Ibiza kennengelernt und nun kreuzen sich unsere Wege. Manchmal sind die neuen Medien doch echt nützlich.
Hier ist sowohl am Strand als auch in der Bucht schon wesentlich mehr los
Mittlerweile liegen wir im Stadthafen von Alghero. Hier darf man fünf Tage umsonst festmachen. Vorausgesetzt man braucht kein Wasser oder Strom, denn dann würde es für unsere Bootslänge 75€ pro Tag kosten. Unser Nachbarboot ist 3 Meter länger und zahlt 150€ – pro Nacht wohlgemerkt! Wenn das keine Abzocke ist …
Piccolina liegt im Stadthafen Einmal umfallen und man ist in der AltstadtMorgens ist es wunderbar ruhig Nach Sonnenuntergang ist richtig was los auf der Promenade
Der Zeitpunkt unseres Umzugs in den Stadthafen war denkbar ungünstig. Am Montag ist Mistral angesagt und laut dem Offiziellen an der Anmeldung gibt es keine Verlängerung – Begründung: wir können ja in eine Marina umziehen. Mit Seemannschaft hat das auch nichts mehr zu tun! Wir warten noch ein paar Wettervorhersagen ab und werden danach entscheiden wo wir den Starkwind abwettern werden.