Letzte Tage in Palermo, Besuch und Start in die neue Segelsaison

Seit drei Monaten liegen wir nun in der Sitimar Marina in Palermo und seit vier Wochen sind wir richtig beschäftigt unsere Piccolina wieder startklar zu machen. Ja, es sind viele Kleinigkeiten die wir eine ganze Zeit vor uns her geschoben haben, aber Ausreden wie: „Ist noch viel zu kalt zum Lackieren“ sind auch schnell gefunden. Doch wenn man mal dran ist und das Boot wieder zum Chaosdampfer mutiert, geht echt was vorwärts. Die wichtigen Dinge sind jedenfalls erledigt – der neue DC/AC-Konverter funktioniert prächtig, einige elektronische Bastelprojekte sind ziemlich weit fortgeschritten und wir hoffen die 10cm lange Klebestelle am SUP hält gut. Wir nutzen das Mietauto für Einkäufe in der Stadt – fahren zu Baumärkten und Elektroläden und nehmen uns auch noch etwas Zeit für Ausflüge.

Rein ins Stadtgewühl….aus zwei Spuren werden vier gemacht
Kurzer Abstecher auf den Monte Pellegrino
An den Ausfallstraßen sind immer wieder Obst und Fischstände
Coole Serpentine
Fischer bei San Vito lo Capo

Neuer Anzeigemonitor für die Bordelektronik

Leider ist uns beim letzten Sturm der Windmesser kaputt gegangen. Die Windrichtung wird nicht mehr richtig angezeigt. Das hatten wir schon mal und die Reparatur war sogar erfolgreich, doch wir wissen, dass beim nächsten Tausch des Annemometers der Stecker getauscht werden muss – und da ganz oben am Mast Reparaturen schwierig sind, ist vielleicht sogar ein neues Kabel fällig. Wir befürchten eine gröbere Aktion, doch bei genauerem Hinsehen, stellen wir fest, dass es dieses Mal viel einfacher ist, denn beim Richtungsmesser ist einfach die Fahne hinten abgebrochen – da haben wir ja ein Ersatzteil.

Da fehlt doch was?

Kurz nach Ostern bekommen wir Besuch und pünktlich wird auch das Wetter wieder schön, nachdem wir fast eine ganze Woche lang im Saharastaub saßen. Der war mitunter so dicht, dass der nur ca. 2km entfernte Monte Pellegrino nicht mehr zu sehen war. Entsprechend dreckig war auch unser Piccolina, die wir nach dem Winddreher erst mal ordentlich geschrubbt haben. Nun ist nicht nur unser Boot wieder blitzeblank, auch die Luft ist klar und der Himmel strahlend blau. Mit Schwester und Schwager streifen wir durch die Gassen und Straßen in Palermo, besichtigen Kirchen und Museen, fahren hoch nach Monreale und rüber nach Mondello. Wie schnell doch die Zeit vergeht.

Am Wochenende ist schon richtig was los in Mondello

So sah das ursprüngliche Mosaik aus

Palermo bei Nacht ist fantastisch

Abschied von Palermo und von unseren Freunden in der Marina – wir hoffen wir sehen uns bald mal wieder

Und schließlich verabschieden wir uns von Palermo, von Pia und Stefano und doch leider ohne die Madrugada-Crew nochmals persönlich zu sehen, da sie gerade in Deutschland ist (dann freuen wir uns um so mehr auf die nächste halbe Stunde mit euch) starten wir mit unserem Besuch in die Segelsaison. Zuerst geht es nochmals nach Mondello, die Ankerbucht gefällt uns einfach gut. Dort reparieren wir dann auch unseren Windmesser – nur um kurz danach festzustellen, dass unser Ankerlicht oben im Mast einen Defekt hat. Zur Überbrückung hängen wir ein Rundumlicht ins Cockpit.

Zum Angewöhnen einen Tag vor Anker in Mondello

Die zweite Nacht wird etwas unruhig, schickt doch der Mistral ein paar kräftige Böen über die Ankerbucht. Am nächsten Morgen hat es sich etwas beruhigt und wir gehen Ankerauf und segeln nach Termini Imerese. Nur mit der Genua vor dem Wind sind wir recht zügig unterwegs, als wir aus der Abdeckung vom Capo Gallo raus sind. Im Lauf des Tages werden die Wellen etwas höher und es ist eine wahre Freude als wir hinter den Wellenbrecher von Termini einbiegen und sehen wie geschützt die Ankerbucht liegt. Wir können uns den Platz aussuchen, wir sind das einzige Boot vor Anker. Der Haken fällt auf knapp 6 Meter und hält auf Anhieb. Es nicht die schönste Ankerbucht, aber sie ist sicher. Das Dinghy können wir in der Marina parken und ums Eck gibt es ein nettes Restaurant mit einer ordentlichen Pizza.

Am nächsten Morgen heißt es Abschied nehmen. Unser Besuch nimmt den Zug zurück nach Palermo und zum Flughafen. Es waren sehr schöne Tage, wir haben viel unternommen und auch mit dem Wetter hatten wir Glück.

Wir werden ein paar Tage in Termini Imerese bleiben – wie sich herausstellt eine sympathische Kleinstadt mit wenig Schnick und Schnack, aber allem was man braucht in nächster Nähe – bevor wir richtig in die neue Segelsaison starten. Wir freuen uns.

Nochmals hoch in den Mast – nun funktioniert das Ankerlicht wieder

Der Blick vom Boot am Abend ist fantastisch

Überfahrt nach Sizilien

Zum Abschied von Sardinien hatten wir noch zwei herrliche Tage in der Ankerbucht Porto Frailis bei Arbatax. Naja, fast. Am ersten Abend hatte der Regler unseres Dieselofens Inkontinenz und wir haben uns zwar gewundert, warum er nicht so konstant läuft, aber die Sauerei haben wir erst richtig bemerkt als die Auffangwanne übergelaufen ist. Ja, es gibt durchaus schöneren Zeitvertreib am Abend, als Plastikkisten von Diesel zu säubern und den Inhalt der Wanne wieder dem Tank zuzuführen, aber wenigstens war es relativ warm und uns wurde nicht kalt beim Putzen. Am nächsten Morgen war der Übeltäter in Form einer verdreckten Schwimmernadel schnell gefunden und der Fehler beseitigt. So konnten wir am Abend drauf den Ofen gleich wieder benutzen.


Vom Mistral, der zwei Tage gestürmt hat, haben wir hier auf der Ostküste praktisch nichts mitbekommen – gut so. Dafür scheint sich ein Wetterfenster abzuzeichnen mit dem wir nach Sizilien segeln können. Dann werden wir dieses Jahr Weihnachten wohl auf See verbringen.
Am Heilig Abend gehen wir nach dem Frühstück Anker auf. Dass wir die ersten Stunden aus dem Windschatten von Sardinien rausmotoren müssen war klar, doch der Wetterbericht hat uns viel früher Wind versprochen als der tatsächlich einsetzt. Wir sind praktisch auf Höhe des Capo Ferrato bis wir endlich in einem segelbaren Windfeld sind. Dieses wird dafür dann recht schnell ziemlich ruppig, denn hier wehen noch die Ausläufer des Mistral und die Welle wird schnell mehr als wir uns erhofft hatten. So werden wir in der Nacht ganz schön hin und her geworfen, durch die hohe, steile Welle flappen immer wieder die Segel, trotz 5-6 Windstärken und wir können nicht so weit vor den Wind wie wir eigentlich wollten. Unseren schweren Spibaum bei Nacht und Welle zu setzen verkneifen wir uns. Wir sind zwar nicht komfortabel unterwegs, dafür aber ziemlich zügig. Am Morgen sehen wir dann bei Tageslicht wie die hohen Wellen von schräg achtern anrollen. Sie sind teilweise bestimmt an die drei Meter hoch.

Ein letzter Blick auf Sardinien
Sonnenaufgang auf See

Doch nun nimmt die Wellenhöhe langsam ab, der Wind leider auch und weiter abfallen können wir leider immer noch nicht. Nach einer Halse segeln wir angenehmer, da der Kurs nun besser zur Welle passt, zusätzlich baumen wir noch die Fock aus – ein paar Stunden können wir so wunderbar entspannt segeln. Gegen Abend nimmt der Wind nochmals ab, nun flappt das Großsegel nervtötend. Wie gut dass es mit einem Bullenstander gesichert ist, sonst hätten wir bestimmt schon eine Patenthalse fabriziert. Als der Vortrieb noch weniger wird bergen wir schließlich das Großsegel und kurze Zeit später auch die Fock und motoren die zweite Nachthälfte an der Nordküste Siziliens entlang. Kurz nach einem wunderschönen Sonnenaufgang können wir in die Baia dei Mondello einbiegen, wo der Anker auf 6 Meter auf reinen Sandboden fällt. Es ist zweiter Weihnachtsfeiertag und es sind viele Menschen am Strand und der Promenade unterwegs. Gegen Nachmittag nutzen einige Windsurfer das schöne Wetter und es sind auch überraschend viele Schwimmer unterwegs – aber um diese Jahreszeit alle mit Neopren.

Die Fock ist ausgebaumt
Sonnenuntergang auf See
An der Nordküste Siziliens im ersten Morgenlicht
Sonnenaufgang bei Sizilien
Das Capo Gallo
Baia dei Mondello – hinterm Berg liegt Palermo

Am nächsten Vormittag verholen wir uns in die Sitimar Marina in Palermo. Es ist völlig windstill als wir anlegen und das ist auch gut so, denn unser Liegeplatz ist hinten in einer engen Gasse und zwischen zwei Booten. Es klappt wunderbar, wir sind heilfroh und auch ein bisschen stolz, dass wir mit unserem störrischen, gemäßigten Langkieler immer besser umgehen können. Hafenmanöver stehen bei uns ja selten an und dann ist es meist doch recht spannend.

Nun möchten wir eine Weile in Palermo bleiben, freuen uns auf eine lebendige Stadt und ganz besonders auch auf unsere Freunde von der SY Madrugada (in Galizien segelten sie noch mit der SY Freikerl), die wir im neuen Jahr hier endlich wiedertreffen werden. Und wie der Zufall es will, bekommen wir vorher Besuch einer langjährigen Freundin, die mit ihrem Wohnmobil unterwegs ist. Das ist doch toll. Wenn’s läuft läuft’s….

Überfahrt nach Sardinien

Die letzten Tage und Wochen hatten wir immer auch das Wetter für die Überfahrt nach Sardinien im Blick. Wirklich eilig haben wir es noch nicht, den Ferragosto – Maria Himmelfahrt am 15. August – ist bei den Italienern DER Feiertag und wirklich jeder der irgendwie kann, nimmt sich um diesen Tag herum Urlaub. Dann geht es mit der Familie an den Strand oder in die Berge. Entsprechend ist Sardinien einfach voll – das bestätigen alle, die um diese Jahreszeit mal dort waren. Der Feiertag fällt dieses Jahr auf einen Dienstag und wir hoffen, dass der Besucherstrom in der darauffolgenden Woche langsam abebbt. Für Donnerstag sieht das Wetter ganz gut aus, um nach Sardinien zu segeln. Es ist Südost angesagt, der teileweise auch richtig auf Süd drehen soll. Wir möchten versuchen die Südwestküste anzulegen, da dort der Wind länger anhalten soll.

Nochmal einen Blick auf die viele kleine Fische die in Es Grau immer ums Boot waren
Bei wenig Welle sieht man den Schatten von Piccolina am Meeresgrund
Zu Sonnenaufgang geht der Anker hoch
Noch in der Bucht werden die Segel gesetzt
Abschied von Menorca und den Balearen

Früh morgens geht der Anker hoch, es ist schon Wind und wir setzten noch in der Ankerbucht die Segel. Mit der Fock und dem Groß müsste es eigentlich ganz gut gehen. Auch Fanni, unsere mechanische Windfahne wird gleich zu Beginn aktiviert, so dass wir keinen Strom für den Autopilot benötigen. Der Wind nimmt über den Vormittag noch etwas zu auf etwa 20kn wahren Wind. Piccolina liegt bei dem Am Wind Kurs ziemlich auf der Backe. Die Wellen werden immer unangenehmer und bremsen uns teilweise ganz schön ab. Wir reffen das Groß ins erste Reff und wie erwartet segeln wir nun viel angenehmer und nicht mehr ganz so ruppig. Da das Boot nun besser ausbalanciert ist, werden wir sogar etwas schneller. Allerdings dreht der Wind nicht wie angekündigt auf Süd, sondern bleibt stur Südost. Dann werden wir wohl eher an der Nordwestküste landen.

Heute darf Fanni ran
Das macht sie gut, trotz ruppiger See

Auch bei gerefftem Groß kommt noch Wasser übers Deck

Am Abend nimmt der Wind leicht ab, dennoch hält Piccolina ihre 6+kn Fahrt bei, da die Wellen kleiner und runder werden. Das ist doch herrliches Segeln! Wir überlegen ganz kurz ob wir zur Nacht ausreffen, doch gut dass wir uns dagegen entscheiden, denn die Nacht hat wieder etwas mehr Wind im Gepäck. Wir sind weiterhin sehr zügig unterwegs, die Logge geht nie unter 6kn. Mond ist leider keiner zu sehen, haben wir es doch genau getroffen mit Neumond. Doch der Sternenhimmel entschädigt. Skorpion ist neben Schütze am Abendhimmel zu sehen, um letzteres Sternbild sind mit dem Fernglas viele Sternhaufen zu erkennen, was allerdings auf einem schaukelnden Schiff nicht ganz so einfach ist. Kurz vor Sonnenaufgang erstreckt sich im Osten Orion als weiteres markantes Sternbild. Erst kürzlich sahen wir zum ersten Mal eine Reihe von Starlink Satelliten. Wir haben schon öfter davon gehört. Tatsächlich ist es schon etwas befremdlich so einen ganzen Zug von künstlichen Himmelskörpern über sich hinwegziehen zu sehen.

Adios España
Ciao Italia

Zum Sonnenaufgang sind es noch 60 Seemeilen bis Sardinien. Doch am Vormittag schläft der Wind komplett ein. Wir werfen den Motor an. Es ist absolut keine Welle mehr und wir steuern schnurstraks auf eine Ankerbucht im Norden zu. In Porto Ferro fällt der Anker am frühen Abend. Es sind überraschend wenig Boote hier. Der Strand ist gut gefüllt, aber nicht überlaufen. Allerdings ist es hier ziemlich ab vom Schuss. Der Pinienwald im Hintergrund verströmt ein herrliches Aroma, das Wasser sehr klar. Hier bleiben wir zwei Tage. Es ist herrlich ruhig, außer am Abend, wenn vom Club Musik herüber tönt. Mal etwas rockiger, mal richtiger ItaloRAP. Aber alles im Rahmen und nicht so laut, dass es beim Schlafen stören würde. Wir sind angenehm überrascht.

In Porto Ferro hat es noch viel Platz
Hier hat man einen schönen Sonnenuntergang – heute liegt die Windrose of Amsterdam auch mit in der Bucht
Manchmal liegt viel Dunst überm Meer
Bis ans Land schafft er es meist nicht

Bei leichtem Wind geht es die Westküste nach Süden. Hinter der steilen Felswand schläft der Wind ein – zum Glück, denn so bergen wir das Segel und motoren ganz nah an die Küste heran, um die Isola Faradada herum und an der Grotta di Nettuno vorbei. Die Steilküste ist spektakulär!

Die Felsküste im Nordwesten Sardiniens
Unter Motor geht’s nah ran
Um die Isola Faradada

An der Grotta di Nettuno vorbei
Eine spektakuläre Felsküste

Der Leuchtturm am Capo Caccia

Etwas weiter,gleich gegenüber von Alghero gehen wir vor Anker. Es ist teilweise ganz schön eng, aber zum Abend gehen fast alle Boote, so dass wir nur zu dritt über Nacht in der Bucht liegen. Als freudige Überraschung kommen Annette und Kay von der SY Tuuli am Abend auf Besuch. Die Beiden haben wir von drei Monaten auf Ibiza kennengelernt und nun kreuzen sich unsere Wege. Manchmal sind die neuen Medien doch echt nützlich.

Hier ist sowohl am Strand als auch in der Bucht schon wesentlich mehr los

Mittlerweile liegen wir im Stadthafen von Alghero. Hier darf man fünf Tage umsonst festmachen. Vorausgesetzt man braucht kein Wasser oder Strom, denn dann würde es für unsere Bootslänge 75€ pro Tag kosten. Unser Nachbarboot ist 3 Meter länger und zahlt 150€ – pro Nacht wohlgemerkt! Wenn das keine Abzocke ist …

Piccolina liegt im Stadthafen
Einmal umfallen und man ist in der Altstadt
Morgens ist es wunderbar ruhig
Nach Sonnenuntergang ist richtig was los auf der Promenade

Der Zeitpunkt unseres Umzugs in den Stadthafen war denkbar ungünstig. Am Montag ist Mistral angesagt und laut dem Offiziellen an der Anmeldung gibt es keine Verlängerung – Begründung: wir können ja in eine Marina umziehen. Mit Seemannschaft hat das auch nichts mehr zu tun! Wir warten noch ein paar Wettervorhersagen ab und werden danach entscheiden wo wir den Starkwind abwettern werden.

Da kommt was auf uns zu….

Hochsommer auf Menorca

Eigentlich würden wir uns während der Hochsaison gerne in eine Gegend verdrücken, wo nicht ganz so viel los ist. Das ist allerdings im Mittelmeer fast ein Ding der Unmöglichkeit. Hier auf Menorca ist auch sehr viel los, dennoch scheinen uns die meisten Leute entspannter als manch anderen Ortes zu sein. Wir waren einige Tage an der Nordwestküste vor Anker. Geeignete Buchten gibt es genügend, manche sind etwas ab vom Schuss oder einfach nicht ganz so hip und somit nicht so voll gepackt wie andere. Aber als wir an der kleinen Cala Pregonda vorbeifahren liegen dort ca. 16Boote vor Anker. Ein Kommentar in Noforeignland.com (eine Seite zur Bewertung von Ankerplätzen etc) schreibt von Platz für 5-6 Boote. Auch für uns sieht die Cala völlig überfüllt aus. Nur ca. eineinhalb Meilen weiter gibt eine weitere Ankerbucht. Vielleicht nicht ganz so hübsch gelegen, aber mit viel Platz und auch hier ist das Wasser schön klar. Wir lassen unsere Haken in den Sand fallen. Eine gute Entscheidung wie sich in der Nacht herausstellt. Wir wachen auf als Winfried, unser Windgenerator, laut wird. Plötzlich kommen Böen mit 30 Knoten, vielleicht auch etwas mehr, buchstäblich aus heiterem Himmel. Richtig heißer Wind. Kein Regen, keine Wolke ist zu sehen, es ist sternenklar. Der ganze Spuk geht nicht lange. Nach 20 Minuten ist alles wieder OK. In unserer Ankerbucht sind derweil von sechs Ankerliegern nur noch zwei dort wo sie vorher waren. Zwei sind gleich Anker auf gegangen und zwei sind einige Meter gerutscht. Was in der rappelvollen Cala Pregonda abgelaufen ist, können wir nur erahnen. Jedenfalls sehen wir dass auch dort Boote in der Nacht die Bucht verlassen.

Die Cala Pregonda ist mehr als voll….
Den Blick auf die Seekarten und gute Ausschau darf man nicht vernachlässigen – es gibt immer wieder Felsen unter Wasser die eine zu geringe Tiefe für uns aufweisen

Komplette Windstille ist aber auch nicht ideal, wenn man in einer gut gefüllten Ankerbucht liegt. Je nach Bootstyp schwojen manche Schiffe komplett anders, da kann es manchmal auch zu eng werden, weil sich die Yachten nicht mehr nach dem Wind ausrichten können. Tagsüber kein Problem, wenn man beim Boot ist, aber nachts kann man ja nicht ständig schauen.

Leuchtturm im Norden Menorcas – Far de Cavalleria
Die schroffe Nordküste

Beim Buchtenbummeln in Menorcas Norden machen wir auch in der Bucht von Fornells halt. Diese hat nur eine schmale Einfahrt im Norden und ist praktisch von allen Windrichtungen ganz gut geschützt. Doch schon beim ersten Ankerversuch hält unser Anker nicht. Also den Haken wieder hoch, ein ordentlicher Batzen aus Gras und Schlamm mit im Gepäck, und ein neues Plätzchen gesucht – wenigstens ist die Bucht sehr groß, mit viel Platz. Auch beim zweiten Versuch hält der Anker zuerst, doch wenn mit etwas höherer Drehzahl eingefahren wird, gibt er ein klein wenig nach. Wir bleiben trotzdem. Nach einigen Tagen kommt etwas mehr Wind aus Nord und siehe da, eine (nicht sehr heftige) Böe lässt uns auf Drift gehen. Das gibt’s ja nicht! Also wiederum einen neuen Platz gesucht. Gleiches Spiel, Anker hält, etwas kräftiger Einfahren, Anker slipt und ist dann so voller Schlick, dass er sich nicht mehr eingraben kann, sondern einfach auf dem Grund weiterrutscht. Also machen wir es nun auf die französische Art. Platz ausgesucht, Anker fallen lassen, vom Wind vertreiben lassen und das war’s. Das gibt uns jetzt kein richtig sicheres Gefühl, denn wir haben keine Ahnung wieviel Wind wir so abkönnen. Also werden wir hier das Boot nicht lang alleine lassen und bei viel Wind ist diese Bucht für uns ein no go – zumindest mit diesem Anker – ein 25kg Bügel, der im Sand bis jetzt wirklich ausgesprochen gut gehalten hat.

Die Einfahrt ist schmal und hält den meisten Schwell vom Meer ab
Die Bucht ist fast zwei Meilen lang – eigentlich mehr als genügend Platz, wenn der Ankergrund gut wäre
Immerhin kann man mit viel Abstand zu den anderen Booten ankern
Die Bucht ist ideal für Wassersport – surfen, jollensegeln, kiten, SUP-paddeln, foilen…

Fornells ist ein netter Ort. Vom ursprünglichen Fischerdorf ist nicht mehr viel zu spüren. An der Promenade reiht sich ein (Fisch)-Restaurant am anderen, die Touristen kommen in Scharen. In der dritten Reihe finden wir dann aber doch noch eine kleine Bar/Restaurant in der sich auch die Einheimischen treffen oder Essen mitnehmen. Auch das Restaurant des Club Nautico im benachbarten Ses Salines ist fast nur von Locals frequentiert, dafür schließt es bis Mitte Juli schon um 17Uhr….

Im Club Nautico sitzt man mit schönem Ausblick
….leider hat er nur ab Mitte Juli auch abends geöffnet
Abendstimmung in der Cala
Im Hafenbecken liegen viele traditionelle Boote
Heute ist eine Art Schiffsprozession….die Boote sind geschmückt und begleiten eine Heiligenfigur aufs Meer
Da ist echt was los auf dem Wasser!

Auch das gibt es im Hochsommer – Morgennebel bei 25°C, Sicht unter 50m
Olivenbaum auf dem Dorfplatz in Fornells
Das schöne Städtchen Es Mercadal

Alte Dorfschmiede
Parkplatz…
Unter Segel durch die Ausfahrt der Cala Fornells

Noch ist unser Plan, zügig nach Sardinien weiterzusegeln. Also geht es für uns mit einem kleinen Zwischenstopp wieder nach Es Grau, um ein günstiges Wetterfenster abzuwarten. Doch die Weiterfahrt verzögert sich. Erstens möchten wir vorher noch die Relingsdrähte auswechseln, zweitens ist es vielleicht besser erst nach dem 15.ten August in Sardinien anzukommen, wenn die Hauptferien der Italiener zu Ende sind? Doch auch hier in Menorca haben wir das Gefühl, dass jeden Tag mehr Menschen auf der Insel, Boote in den Buchten, Besucher in den Restaurants sind. War es im Juli schon voll, steppt nun Anfang August mal so richtig der Bär.

Cap de Favaritx – die Bucht südlich ist oft nicht ganz so voll
Vor Sonnenaufgang
Hinter den Wolken geht der Vollmond unter
Jedes Licht ein ankerndes Boot

Seit Wochen hat es nicht mehr geregnet. Genauer gesagt, seit dem Gewitter in Ciutadella Mitte Juni. Dennoch ist die Insel überraschend grün. Nur die landwirtschaflich genutzten Felder sind braun (aber schon längst abgeerntet), die mit Macchia und Pinien bewachsenen Hügel zeigen keine Dürre. Jeder Südwind bringt jede Menge Sand und Staub aus der Sahara mit und paniert damit unsere Piccolina. Ständig putzen wir die Solarpanele und den Edelstahl an Deck, das Teak bekommt ab und zu mal eine Salzwasserdusche. Aber der Wind aus dem Süden bringt nicht nur Dreck, sondern auch heiße, feuchte Luft. An diesen Tagen ist die Hitze besonders heftig und auch die Nächte kühlen kaum ab. Erst jetzt Anfang August haben wir wieder etwas erträglichere Temperaturen. Allerdings sind diese eher auf Grund des Mistral gekommen. Dieser kräftige Nordwind, der im Rhonetal durch Düsenwirkung entsteht, weht oft bis nach Menorca und Sardinien, manchmal ist der Starkwind noch in Tunesien zu spüren. In der ersten Augustwoche war eine ausgeprägte Mistral Lage angesagt. Waren noch am Tag zuvor unglaublich viele Boote in den Buchten um Es Grau, brach eines frühen morgens unglaubliche Hektik am Ankerplatz aus und wenige Stunden später waren nur noch drei Yachten vor Anker. Ja, die Tage waren etwas unruhig, bei Wind bis zu 30 Knoten. Aber der Wind ist auch nicht das Problem, sondern die Wellen die dann aus dem Norden angerollt kommen. Die Cala Es Grau bietet zwar Schutz, doch etwas Schwell schafft es immer in die Bucht, die nach Osten offen ist. Drei Tage weht der Nordwind. Mal mehr mal weniger stark. Kaum hat sich die Windrichtung wieder gedreht und die höchsten Wellen sind durch, schon kommen wieder die ersten Boote aus dem Süden in die Cala gefahren.

Kein Regen, dennoch schön grün
Südwind transportiert viel Sand und Staub – tägliche Routine: Solarpanele reinigen

Es kommt kein hoher Schwell in die Bucht, aber etwas ruppige, kabbelige Wellen
Die Bucht nördliche von uns ist praktisch leer während dem Nordwind
Angesagter Mittelwind

Der gleiche Ausblick zwei Tage später

Tagsüber sind zusätzlich richtig viele Tagesausflügler aus Mahon mit ihren Motorbooten hier vor Anker. Auch in Es Grau werden kleine Boote mit Außenbordern vermietet und sind sehr beliebt. Spätestens ab 10Uhr geht es zu wie im Taubenschlag. Auch Dinghys, zum und vom Dinghydock, die genauso wie die Motorboote und Skidoos mit teilweise viel zu hoher Geschwindigkeit an den ankernden Booten vorbeifahren. Für uns absolut unverständlich wie manche in der Bucht schwimmen gehen ohne Markierungsboje. Wir trauen uns zur Peakzeit nicht mal direkt am Boot ins Wasser. Das ist uns zu gefährlich. Dazwischen paddeln teileweise Horden mit geliehen Kanus vorbei, SUP’s sind auch viele unterwegs. Die sind wenigstens nicht laut, machen keine unerwarteten Wellen und haben kein Gefahrenpotential – im Gegenteil. Um ca. 17Uhr kommt das große Finale, wenn die Tageslieger Anker auf gehen um auch rechtzeitig in Mahon zum Abendessen zu sein. Die letzten fahren kurz vor Sonnenuntergang, dann wird es ruhiger, auch wenn noch etliche Tender von und zu den Ankerliegern unterwegs sind. Die Restaurants in Es Grau sind praktisch jeden Tag an der Kapazitätsgrenze, abends geht ohne vorherige Reservierung oft nichts mehr. Die Bedienungen schuften zehn Stunden Schichten – vielleicht auch mehr. Das war vor vier Wochen noch anders. Dennoch sind sie freundlich und nett, auch wenn man merkt dass es beim ein oder anderen langsam an die Substanz geht. Der Strand vor Es Grau ist übrigens sehr beliebt bei Familien mit kleinen Kindern da es ganz flach ins Wasser geht.

Viele sind mit geliehen Kanus unterwegs
Das Bojenfeld vor Es Grau, rechter Hand der Sandstrand, bei den ersten Booten ist es nicht mal einen Meter tief
Beim Dinghydock von Es Grau
Freie Plätze sind mittlerweile selten in den Restaurants

Von Es Grau gibt es eine Buslinie in die Inselhauptstadt Mahon. Das nutzen wir öfter und gehen dort schlendern und einkaufen.

Nach Mahon fahren wir oft mit dem Bus
Auf einer Plaza sind Fotografien von National Georaphics ausgestellt – top!

In der Nähe des Busbahnhofs gibt es ein Restaurant, dass sich innerhalb kurzer Zeit zu unserem Lieblingsrestaurant auskristallisiert hat. Im S’aturedeta essen wir, wie hier überall, meist Tapas. Diese Art der kleinen Gerichte lieben wir inzwischen sehr und bedauern es, dass es das nicht in allen Ländern gibt. Wir bestellen oft zwei, drei Tapas, essen gemütlich und wenn wir danach noch Hunger haben, wird einfach etwas nachbestellt. Wenn es etwas nicht als Tapaportion gibt, sondern nur als Ration, ist es in Spanien vollkommen natürlich, dass man sich diese auch mal teilt. Selbstverständlich bekommt jeder seinen Teller mit Besteck ohne zusätzlich dafür bezahlen zu müssen. Zu unserer Freude gibt es auf Menorca ganz oft Pulpo a la Gallega, das ist Oktopus mit Salz und gerauchtem Paprikapulver gewürzt, auf Kartoffeln mit einem Schluck Olivenöl – sehr lecker. Aber wir essen auch gern fritierte Tintenfischringe (Calamares de andaluz) und kleine Sardinen (Boquerones fritos), Sardinenfilets in Essig und Öl (Boquerones en vinagre), Pimientos de padron (kleine grüne Paprikaschoten in Olivenöl angebraten mit Meersalz), Tortilla (Kartoffel-Ei Tart), Kroketten mit verschiedenen Füllungen von Schinken bis Spinat (leider nur selten wirklich hausgemacht, dann aber meist sehr lecker), und die unterschiedlichsten Muscheln. Natürlich findet man auch überall Paella auf der Speisekarte, doch die Qualität ist sehr unterschiedlich. Die spanische Küche gibt noch viel mehr her, aber das würde den Blogbeitrag dann doch sprengen.

Auf dem Markt in Mahon – mehr für’s Auge als für den Geschmack
…und dazu noch teuer

Um die neuen Relingsdrähte zu besorgen fahren wir auch nach Mahon. Die Firma Sailpower fertigt sie nach Maß und wir können sie am nächsten Tag abholen. Der Anbau geht fix und nun heißt es warten aufs Wetterfenster, doch da ist momentan keines in Sicht. Machen wir das Beste draus und erledigen offene nice-to-have Projekte am Boot…..

Die Relingsdrähte sind ausgewechselt
Unserem SUP ist bei dem heißen Wetter auch die Puste ausgegangen und musste repariert werden
Neue spanisch-englische Rechtschreibung?

Lazy days auf Formentera

Von Calpe sind es gerade mal 60 Seemeilen nach Formentera. Eigentlich um diese Jahreszeit ein schöner Tagestörn – sofern genügend Wind angesagt ist. Leider ist dies die nächsten Tage nicht der Fall und so starten wir am Nachmittag, nehmen den Südwind über Nacht mit, der wie angesagt in der zweiten Nachthälfte ziemlich einschläft. Für uns passt das aber genau, denn so kommen wir beim ersten Tageslicht in der große Bucht auf der Westseite der Insel an und mussten nur 2 Seemeilen mit dem Motor mitschieben. Die Luft riecht nach Pinie. Da kommt Mittelmeerurlaubsfeeling auf. Kurz vor Sonnenaufgang fällt der Anker in kristallklares Wasser. Ein Traum – wenn da nicht Horden von Quallen wären. Nach dem Frühstück und einer morgendlichen Siesta sind nicht mehr ganz so viele Bister zu sehen, aber für heute hat es mir den Badespaß vermießt. Lieber ein andermal.

Der Mond erhellt uns die Nachtfahrt
Sonnenaufgang auf Formentera
Im klaren Wasser sind die Quallen gut zu erkennen

Die Ankerbucht ist weitläufig, türkises Wasser, der Badestrand ist mit gelben Bojen abgesperrt. Hier kommt Karibikfeeling auf. Am Ufer stehen vereinzelt ein paar Anwesen. Manche Villen sind nur zu erahnen, oberhalb auf der Klippe, hinter Tamarisken und Pinien versteckt. Mit uns liegen weitere 3 Yachten vor Anker , aber weit verstreut. Das ändert sich am Mittag, wenn die Tagesausflügler mit den Charterbooten von Ibiza kommen. Vom 7m RIB bis zur 30m Yacht ist alles dabei. Oft mit lauter Musik und Party, manchmal auch nur die Familie zum Baden. Das ist mal witzig, mal lästig, je nachdem wir nah das Partyboot an uns ankert und was für eine Mucke gespielt wird. Spätestens um 18 Uhr fahren die Charteboot wieder ab und die Bucht gehört den Handvoll Segelbooten, die über Nacht bleiben. Am kleinen Sandstrand gibt es eine Gasse um mit dem Dinghy anlanden zu können und eine kleine Strandbar hat auch schon geöffnet. Uns gefällt es hier. Wir können Schwimmen und Schnorcheln, das SUP wird auch ausgepackt und sonst genießen wir einfach die Aussicht.

Blick vom Boot
Blick von der Strandbar
Blick auf die Strandbar
Blick vom Cockpit
Das Wetter wird wechselhafter
Der Sonnenuntergang ist trotzdem schön

Zum Einkauf müssen wir etwas weiter in den Norden verholen. Vor dem Hafen fällt der Anker. Auch hier kristallklares Wasser, aber die Fähren, die im halbstundentakt an uns vorbeibohren lassen uns ganz schön schaukeln. Der kleine Supermarkt im Städtchen ist überraschend hochwertig bestückt und scheint auch gut betuchte Kunden bedienen zu können.

Die Schapps sind wieder gefüllt und wir verholen an einen traumhaften Strand, den Playa de Ses Illetes. Vor uns liegt weißer Sandstrand und das Wasser schimmert in ganz hellem Blau zum Ufer hin. Hinter dem schmalen, sandigen Küstenstreifen erkennt man das dunkelblaue Wasser der Ostküste. Etwas weiter südlich liegt ein Restaurant am Strand, doch ein kurzer Blick in die Speisekarte genügt – 12 € für eine Halbe Bier ist komplett überteuert. Die restlichen Preise sind auch entsprechend hoch, die Bewertungen im Internet dafür sehr niedrig. Dann lieber doch ein kühles Blondes aus dem eigenen Kühlschrank und man kann ganz entspannt den Kitesurfern und Foiler zuschauen, die bei dem frischen Wind im Wasser unterwegs sind. Natürlich liegt man auch in dieser Bucht nie alleine am Nachmittag, doch genau wie in der südlicheren Bucht bleiben ganz wenige Yachten über Nacht. Bei Sonnenuntergang ist es schön ruhig und wie fast jeden Abend riecht es unglaublich würzig nach Pinie und Curry und Maggie. Herrlich.

Die Pinien richen herrlich
Am Traumstrand
Tagescharter….
Kitesurfer

Immer wieder schön