Immer noch in Nazarè

Während wir auf unser Wetterfenster warten um nach Süden zu segeln, bekommen wir Besuch von einer Freundin. Die Tage vergehen im Flug. Leider spielt das Wetter überhaupt nicht mit und ist die ganze Woche beständig schlecht und regnerisch. Der Stimmung tut es glücklicherweise keinen Abbruch, zur Not kann man es sich auch im Boot gemütlich machen, aber viel unternehmen kann man auch nicht. Wir machen einen Ausflug nach Obidòs und schlendern durch die Gassen in Nazarè. Trinken Kaffee in einer der vielen Pastelarias und probieren das ein oder andere Restaurant aus. Ein Besuch am Fort darf auch nicht fehlen, ein toller Ausblick, alte Surfboards der Profis werden ausgestellt und es wird erklärt wir die hohen Wellen speziell hier vor dem Kap zustande kommen. Dazu gibt es einige Videos von den Big Waves und den Surfern zu sehen.

Leuchtturm am Fort
Surfboards verschiedener Profis
Fort mit anrollenden Wellen

Pünktlich zum Abreisetag von Annette regnet es wieder wie aus Kübeln, keine Chance einigermaßen trocken zum Busbahnhof zu gelangen. Es waren kurzweilige Tage, wir haben viel gequatscht und gelacht, und das nächste Mal wird es auch mit dem Wetter besser….

Ein kurzes Wetterfenster zwei Tage später lassen wir ungenutzt davonziehen – das nächste wird unseres. Derweil packe ich mal wieder die Nähmaschine aus für Pojekte, die ich schon lange im Sinn habe. Die Ankerrolina und unsere Fanni ( Windfahne) sollen Schutzhüllen bekommen. Um wieder etwas Gefühl für die Näharbeiten zu bekommen, fertige ich vorab ein paar Kissenbezüge aus einem alten Bettbezug.

Mal wieder die Nähmaschine ausgepackt
Die neue Abdeckung der Ankerolina

Ein Highlight unseres Aufenthalt in Nazarè ist der Anblick der hohen Wellen. Zwar sehen wir nicht so riesige wie die höchsten gesurften, das kommt nur wenige Male im Jahr vor. Dennoch stehen wir staunend vor den Wellenbergen und fragen uns ob es nun äußerst mutig oder ziemlich bescheuert ist, solche Wellen mit dem Surfbrett zu „reiten“. Wahrscheinlich beides. Jedenfalls braucht es enormes Können und ganz viel Fitness, wenn man hier bei der Elite mithalten will. Es ist ein extremer Surfspot, o Praia do Norte. Die ganze Westküste hoch gibt es noch viele weitere, aber nur hier türmen sich die Wellen so hoch auf. Um hier zu surfen braucht man eine Genemigung der Behörden und es wird viel unternommen für die Sicherheit der Big Wave Surfer. Bis jetzt ist kein Extremsportler ums Leben gekommen – aber es gab schon schwere Unfälle. Bis zu drei Minuten sind die Surfer unter Wasser, wenn die Welle über ihnen bricht. Dabei sind sie mit Airbags ausgestattet, die sie aufblasen können, falls sie in die Waschmaschine kommen. Wie es sich anfühlt wenn die Wassermassen über einen stürzen kann man als Außenstehende vermutlich überhaupt nicht nachvollziehen.

So sieht es vom südlichen Strand aus, wenn die Wellen angerauscht kommen

Ein „Elefantenrücken“ nach dem anderen kommt angerollt

Die kleinen schwarzen Punkte in den Wellen sind Surfer und Jetski

Es ist ein ganzes Team, dass hier zusammenarbeitet um die großen Wellen surfen zu können. Da sind zum einen die Jetskis, die die Jungs und Mädels zu den Wellen ziehen. Hört sich einfach an, doch das ist alles andere als ein leichter Job. Denn es tummeln sich eine ganze Menge an Jetskis und Surfer zwischen den Wellen. Da die Übersicht zu behalten ist sicher nicht einfach. Und wir haben uns sagen lassen, dass diese Wassertaxis für Surfer bis zu 240PS Leistung haben. Nix für eine nervöse Gashand. Oben auf den Klippen stehen Beobachter, die versuchen frühzeitig geignete Wellen zu erkennen und per Funk an das Team im Meer weiterzugeben. Die besten Aussichtsposten sind mit Fotografen und Kameramännern besetzt, entsprechend gibt es reichlich Foto- und Filmmaterial von den Wellen vor Nazarè.

Noch bis vor wenigen Jahren war der Praia do Norte bei der Bevölkerung eine “ no go area“. Eine Einheimische erzählt uns, wenn man dort ins Wasser geht, fällt der Untergrund plötzlich steil ab,ohne dass man damit rechnet oder es sieht. Man verliert praktisch den Boden unter den Füßen und wird dann vom Wasser ins Meer gezogen.

Praia do Norte – der Strand nördlich des Forts

Auch der Sandstrand direkt am Ort ist nicht ungefährlich, besonders wenn eine hohe Dünung ankommt. Wie am Nordstrand gibt es auch hier Stellen, die steil abfallen und somit bei viel Welle gefährlich werden. Es kommen wohl jedes Jahr Menschen ums Leben, obwohl der Strand auch um diese Jahreszeit bewacht wird. Natürlich gibt es keine Badegäste mehr, aber es werden immer wieder Menschen zurückgepfiffen, die sich zu weit ans Wasser vorwagen. Bevor der Hafen gebaut wurde, landeten die Fischer mit ihren Booten an diesem Strand an. Wenn ihr Boot damals von einer hohen Welle erfasst wurde, die es zum Kentern brachte, konnte vom Strand aus niemand Hilfe leisten. Wenn man die Wellen anrollen sieht, kann man das nachvollziehen.

Die Perspektive täuscht etwas: der Strand fällt zum Wasser noch ziemlich ab
Kunstkacheln bei der Zahnradbahn – auch hier ist surfen ein Hauptthema
…mit allen Facetten

2 Gedanken zu „Immer noch in Nazarè“

  1. Wir drücken permanent die Daumen für eine Nordwindlage. Scheint aber, als wolle Nazarè euch nicht gehen lassen. Wir haben inzwischen unser „Winterquartier“ auf Kreta bezogen. Hier ist das Wetter aber auch herbstlich geworden.
    Last es euch gut gehen und viel Glück für das Wetterfenster!
    Stefan und Anne von der Mokendeist

  2. Hallo ihr zwei,
    ja, es ist etwas mühsam zur Zeit. Letzte Woche waren für die nächsten Tage perfekte Bedingungen angesagt. Leider hat es das Wetter selbst nicht mitbekommen….;-)
    Aber es ist recht nett hier und so warten wir halt ab.
    Viel Spaß euch beiden auf Kreta. Waren da mal mit dem Motorrad. Hat uns sehr gut gefallen.
    LG

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