Warteschleife in Albufeira und im Turbo nach Spanien

Der Schlag von Portimão nach Albufeira beschert uns besseren Wind als erwartet und wir können die ganze Strecke unter Segel zurücklegen, bis auf die letzte Seemeile vor der Hafeneinfahrt. Es steht überraschend viel Schwell in der Einfahrt und der Rezeptionssteg macht so wilde Bocksprünge dass wir uns wirklich überlegen ob wir dort festmachen sollen. Weiter drin in der Marina, ist der Schwell dann fast nicht mehr zu spüren und wir liegen sehr ruhig an dem zugewiesenen Fingersteg. Der Hafen ist sehr voll, es liegen einige bekannte Yachten an den Stegen. Leider ist der Infekt von Rolf den er sich in Portimão eingefangen hat, sehr hartnäckig und einen Tag später hat es ihn schon wieder erwischt. Da heißt es jetzt den Husten richtig auskurieren, sonst schleppt er das noch ewig mit. Also verlängern wir unseren Aufenthalt in Albufeira und verlängern und verlängern… Es gibt schlimmere Orte um hängen zu bleiben. Die Marina sehr günstig, es hat einen kleinen Supermarkt direkt am Hafen, die sanitären Anlagen sind nicht neu, aber OK.

Auch im Kanal kann viel Schwell stehen
Die Marina ist Retorte – etwas gewöhnungsbedürftig
Der Fischreiher dreht jeden Abend hier seine Runde

Die Bucht vor Kanal gehört den Fischern

Selbst um diese Jahreszeit ist ziemlich viel los in Albufeira. Die ganze Algarve ist viel touristischer als wir es vom Norden gewohnt sind. Es sind sehr viele Briten, aber auch Niederländer, Deutsche und Franzosen zu hören. Die Algarve ist ein Auswanderereldorado. Überall kann man sich auf englisch verständigen – wer spricht schon portugiesisch? Und doch gibt es das ein oder andere Lächeln, wenn man einige Takte in der Landessprache radebricht, und oft kommt die Antwort etwas langsamer gesprochen als zu Landsleuten. Zugegeben sind wir weit davon entfernt die Sprache zu sprechen, aber wenigstens können wir ein paar Basics. Wir sind nun ja auch schon lange genug in diesem Sprachraum unterwegs. Ganz ehrlich gefällt uns die Algarve zwar landschaftlich sehr gut, aber im nördlichen Teil Portugals fühlten wir uns wohler.

Silberflossenthuna

Der schöne Sandstrand vor Albufeira

Nach drei Wochen geht es Rolf endlich wieder besser und das Wetter scheint zu passen. Wir scharren mal wieder mit den Hufen. Eigentlich wollten wir uns noch gemütlich den Osten der Algarve anschauen, aber das verschieben wir auf unbestimmt. Nächstes Etappenziel ist der Grenzfluss von Portugal und Spanien – der Guadiana. Leider hat die Vorhersage mehr Wind versprochen als dann tatsächlich kommt und so müssen wir ziemlich lange Motoren, damit wir schnell genug sind um die Strecke bei Tageslicht zu schaffen. Bei so vielen Fischerfähnchen und Fischfarmen möchten wir ungern nachts fahren.

Um Mittagszeit bekommen wir einen kurzen Adrenalinschock. Wir fahren direkt an einem Pilotwal vorbei. Abstand unter einem Meter – wir überfahren ihn fast. Und wir haben ihn nicht gesehen, bis wir mit ihm auf gleicher Höhe sind. Wir können nur vermuten dass er geschlafen hat, etwas unterhalb der Wasserlinie – die Finne war nicht zu sehen. Gut dass wir ihn nicht mit der Schraube erwischten und er nicht verletzt wurde. Anscheinend ist er aufgewacht als wir ihm so nah gekommen sind. In unserem Kielwasser sehen wir, wie er sich nach uns umdreht (nun die Finne überm Wasser), dann aber wieder abdreht. Kurze Zeit später ist er weg. Da spricht man die ganze Zeit über Orcas – aber es gibt ja auch genügend andere Tiere hier.

Am späten Nachmittag können wir noch eine Weile die Genua rausziehen und uns ohne lärmendes Motorgeräusch fortbewegen. Im Guadiana ankern wir für eine Nacht. Es ist ruhig, die Strömung im Fluss ist geringer als angenommen und wir schlafen gut. Am nächsten Morgen heißt es wieder sehr früh aufstehen, denn der kommende Schlag soll 60 Seemeilen lang werden.

Vor Anker im Guadiana

Mondaufgang

Der Morgen begrüßt uns regnerisch und wolkenverhangen. Wir haben 3 Knoten Strom der uns zur Mündung schiebt. Dort steht Wind und Schwell gegen die Tide was eine ganz böse hohe Welle erzeugt. Wir werden ordentlich durchgeschüttelt, sind froh dass wir gerade noch genügend Wasser unterm Kiel haben und die Fahrwassertonnen werden bei dem Seegang ganz schön eng. Der Meeresgrund fällt sehr langsam ab und es dauert gefühlt ewig, bis die Wellen etwas länger und angenehmer werden. Doch als wir die Fock ausrollen (das Groß haben wir in weiser Vorraussicht schon im Fluß gesetzt) und den Motor abschalten können, werden die Schiffsbewegungen angenehmer. Wir sind den ganzen Tag schnell unterwegs, leider lässt sich nur ab und an mal die Sonne blicken. Dennoch ist es ein prima Segeltag und wir sind perfekt zum Hochwasser vor dem Guadalquivir. Wir segeln das Fahrwasser hoch, werden von Dutzenden Fischern überholt und staunen über die brechenden Wellen, die neben uns übers Riff laufen. An der Biegung bergen wir die Fock und segeln mit dem Groß bis zu unserem Ankerplatz vor dem Nationalpark Doñana. Als die Tide kippt fällt der Anker. Besser geht’s kaum und wir freuen uns dass das timing heute so gut geklappt hat.

Wir segeln den Guadalquivir hinein
und werden von vielen Fischern überholt

Zwei Tage bleiben wir im Guadalquivir vor Anker. Das Wetter zeigt sich von der besten Seite. Zwar sind die Nächte etwas kühl, aber tagsüber scheint die Sonne und es sind fast schon frühlingshafte Temperaturen. Die Aussicht auf den Pinienwald und die Wattvögel auf der einen Seite und die Salzberge der Salinen auf der anderen Seite reicht uns. Ab und zu kommt ein Frachter von oder nach Sevilla vorbei, mitunter schütteln uns deren Wellen ganz ordentlich durch, doch das ist nichts im Vergleich zu manchen Fischerhafen.

Am Sonntag segeln wir dann weiter. Wir nehmen noch ein wenig Strömung aus dem Fluß mit und setzen Segel als wir nach Süden einbiegen können. Bei ausgebaumter Genua reicht der Wind gerade so, dass das Segel steht. Dafür sind es nach Cádiz nur um die 20 Seemeilen. Am Nachmittag legen wir im Yachthafen an. Ein freundlicher Marinero nimmt die Leinen ab. Jetzt sind wir wieder in Spanien – und plötzlich können wir uns wieder in der Landessprache verständigen. Na ja, so halbwegs, aber wir verstehen plötzlich wieder ganze Sätze. Welch eine Wohltat.

Bei der Ausfahrt aus dem Fluss brechen sich am Riff die Wellen
Segeln vor dem Wind
Ein Wiedehopf besucht uns

Gleich danach machen wir einen kleinen Bummel durch die Altstadt. Es gefällt uns super, nur leider ist Sonntag, und dann sind wir mal wieder zur Siesta-Zeit unterwegs. Da haben wir ein Händchen für. Dennoch bekommen wir in einer Cerveceria ein paar Boquerones en Viagre und einen Pulposalat. Das reicht um glücklich zu sein. Und morgen probieren wir andere spanische Spezialitäten….

In der Marina Puerto America in Cadiz
Erster Spaziergang in die Stadt

An der Algarve

Die neue Ankerwinsch, die wir nach Sines bestellten, wurde schon nach drei Tagen geliefert. Super. Dafür mussten wir zusehen, dass das Deck zur Installation bereit war, denn die alten Löcher passten natürlich nicht – war ja auch nicht anders zu erwarten. Wenigstens waren die Temperaturen gerade so hoch, dass wir die alten Löcher zuharzen und die neue Ankerwinsch mit Sika abdichten konnten. Mittlerweile hat sich das Wetter komplett geändert im Vergleich zu Dezember. Es scheint fast jeden Tag die Sonne bei strahlend blauem Himmel, aber der Nord- bzw. Nordostwind bringt kühle Temperaturen. Nachts fällt das Quecksilber auch unter die 10 Grad Marke, dementsprechend braucht es morgens eine ganze Weile, bis die Sonne alles wieder erwärmt hat. Dennoch ist es für uns das bessere Wetter, kein Regen und guter Wind der uns nach Süden bringt. Am Abend vor unserem Schlag in die Algarve gehen neben der Marina vor Anker um die neue Winsch auch gleich bei realen Bedingungen zu testen und verbringen eine wunderbar ruhige Nacht mit einer tollen Kulisse. Vor Anker liegen ist uns einfach immer noch das Liebste.

Die alte Ankerwinsch hat’s hinter sich
Bis die neue kommt, können wir das Deck vorbereiten
In der Marina sind momentan nicht sehr viele Gastlieger
Kulisse vor Anker

Der Schlag nach Süden ist ein weiter Tagestörn. 50 Seemeilen bis zum Cabo de Sao Vicente und nochmals 5 bis zur Ankerbucht. Der angesagte Wind schwächelt zu Beginn so dass wir den Motor etwas mitschieben lassen um nicht zu langsam zu werden. Wegen der Orcasituation und den unzähligen Fischerfähnchen hier an der Küste entlang möchten wir eine Nachtfahrt vermeiden. Ganz davon abgesehen, dass es tagsüber schon kalt genug ist. Am Mittag priest der Wind auf und wir können eineinhalb Stunden vor Sonnenuntergang das Cabo de Sao Vicente runden, gleich dahinter kommt die markante Landzunge von Sagres, hinter der wir in der weitläufigen Bucht ankern. Gut geschützt vor nördlichen Winden und Wellen, aber es läuft ein langer Schwell aus Südost rein, wo auch immer der herkommt. Wenn der Wind nachlässt rollen wir ziemlich, weil wir quer zum Schwell liegen, mit Nordwind ist es kein Problem. Am Schlimmsten ist es bei Flut, da wird es teilweise unangenehm, dennoch bleiben wir für eine zweite Nacht hier. Die Kulisse ist einfach zu schön und der Wind zur Weiterfahrt passt nicht. So genießen wir einen sonnigen Tag zwischen braunen Klippen in unserem Wintergarten – so nenne wir unsere Kuchenbude. Diese ist zur Zeit unsere Wohlfühlecke im Boot, wenn sie sich in der Sonne aufwärmt und uns vor dem kalten Wind schützt.

Cabo de Sao Vicente
Ankerplatz mit viel Charme – leider auch mit viel Schwell
Küstenlinie an der westlichen Algarve

Am nächsten Tag segeln wir nach Portimão. Eine recht kurze Etappe. Zwischendurch gibt es einige Schrecksekunden. Ein moderner Sportkatamaran – ein Foiler – mit dänischer Flagge taucht etwas achterlicher als querab hinter uns auf, überholt uns in größerer Entfernung, halst und geht dann fast auf Gegenkurs zu uns wieder an uns vorbei. Wir denken, das Thema ist durch und er segelt erst einmal Abstand heraus, aber zu unserer Überraschung macht er gleich nochmal eine Halse und zu unserem Schreck setzt er genau Kurs auf uns. Wir haben keine Chance auszuweichen, dafür sind wir viel zu langsam im Vergleich, außerdem haben wir keine Ahnung ob er vorn oder hinten an uns vorbei möchte. Wir sehen ihn nur von schräg hinten auf uns zu schlingern (vielleicht hat der Steuermann erst jetzt realisiert, dass tatsächlich auch noch ein anderes Boote hier segelt). Im letzten Augenblick fällt er nochmal ab und geht etwa 5m hinter uns durch. Was für komplette Vollidioten! Das ist wie wenn man mit dem Auto auf einen großen Parkplatz fährt und plötzlich kommt ein Formel 1 Rennwagen im Zickzack von der Seite auf einen zugerast. Der Schreck sitzt uns noch eine ganze Weile in den Knochen.

Bei Portimão ankern wir im Fluß auf der gegenüberliegenden Seite (eigentlich in Ferragudo). Wir liegen hier wunderbar ruhig, trotz der forbeifahrenden Fischer, aber es ist immer noch saukalt. Keine Marina, heißt kein Landstrom, kein elektrischer Heizlüfter. Zeit unseren Ofen in Betrieb zu nehmen. Ohh ist das schön. Abends, wenn die Sonne untergeht wird nun unser neuer Dieselofen eingeheizt. Der bullert ganz gemächlich vor sich hin und macht uns angenehme Temperaturen im Boot. Durch das kalte Wasser kühlt das Schiff innen sehr aus und selbst tagsüber haben wir kaum mehr als 16 bis 18°C. Kein Problem, wenn wir in unserem Wintergarten in die Sonne sitzen können um uns aufzuwärmen. Aber in den Abendstunden heizen wir nun und haben mollige 20°C oder vielleicht ein wenig mehr im Salon. So lässt’s sich aushalten.

Die neue Ankerwinsch funktioniert klasse
Vor Anker bei Portimao / Ferragudo
Ferragudo entpuppt sich als charmanter Ort

Neben dem Ofen lässt es sich am Abend angenehm sitzen

Auf nach Sines

Die Wettervorhersage verspricht einige ungemütlich Tage ab dem Wochenende. Da gibt es nur zwei Möglichkeiten für uns: entweder kurz vor Setubal ankern, geschützt vor Nordwind und vermutlich vor dem meisten Schwell der angesagt ist. Wie gut oder schlecht der Schutz in der Bucht ist wissen wir nicht, waren wir doch noch nie dort. Außerdem ist unsere Ankerwinsch kaputt, so dass wir die Ankerkette nur noch von Hand hochziehen bzw. winschen können. Grund genug dass die Entscheidung auf die zweite Möglichkeit fällt: die Marina in Sines. Sie hat nicht den besten Ruf, was den Schutz vor Schwell anbelangt, aber da dieser aus Nordwest angesagt ist, müsste es schon einigermaßen gehen.

Auf der Fahrt in den Süden durchqueren wir ein Seegebiet, in dem vor einigen Wochen ein paar Boote von Orcas angegriffenen wurden. Eines sehen wir später in Sines an Land – mit kaputtem Ruderblatt. Wir halten gut Ausschau, doch hätten wir nicht viel Möglichkeiten, wenn uns Orcas ins Visier nehmen würden. Einige Male hat es wohl ganz gut funktioniert, einfach rückwärts zu motoren. Das könnten wir versuchen, ist doch unser Propeller recht nahe am Ruderblatt und für die Tiere dann ein Grund nicht darauf loszugehen. Orcas sind auf jeden Fall schneller und viel wendiger wie wir, versuchen davonzufahren macht keinen Sinn. Unter den Seglern werden Abwehrmöglichkeiten diskutiert, wie Pinger hinterherschleppen, die die Tiere vertreiben sollen, oder Sand ins Wasser kippen, weil sie das beim Atmen stören könnte. Manche gehen mit härteren Methoden vor, indem sie Feuerwerkskörper ins Wasser schmeißen, um sie zu vertreiben, denn Orcas haben ein gutes Gehör und brauchen das auch zum Jagen. Legal ist keine dieser Aktionen. Aber da nun schon zwei Boote nach Angriffen gesunken sind – glücklicherweise konnten die Besatzungen abgeborgen werden – macht man sich schon so seine Gedanken. Orcas an sich sind nicht vom Aussterben bedroht, es gibt viele in den Weltmeeren, aber die Population die Schwierigkeiten macht sind nur wenige Herden die sich an der atlantischen Küste der iberischen Halbinsel aufhält – immer den Thunfischen hinterher – und die ist seit vielen Jahren geschützt. Die Angreifer selbst wohl einige halbwüchsige Individuen innerhalb der Herden. Ganz interessant, aber wirklich weiter bringt uns dieses Wissen auf dem Boot nicht. Das Schlimme ist, dass man erst einmal erschrickt, wenn man eine Rückenflosse auf einen zuschwimmen sieht. So auch auf dem Weg nach Sines. Doch dann freuten wir uns sehr, als wir Delfine erkannten, die uns besuchten und neugierig ums Boot schwammen. Gleich vier Mal auf dem Schlag nach Süden – und es heißt wo Delfine sind, sind keine Orcas. Da glauben wir einfach mal fest dran.

Delfine
schwimmen ums Boot
so kann es aussehen wenn statt Delfine Orcas vorbeischauen….

In der Marina in Sines sind nur zwei Gastlieger im Wasser. Vor uns liegt noch ein kleineres holländisches nBoot am seitlichen Steg. Der Wind aus Nord, auf den wir in Nazarè so lange gewartet haben kommt jetzt geballt und holt nach, was er die letzten zwei Monate versäumt hat. Hier in Sines das etwas weiter südlich liegt geht es noch einigermaßen, aber auch hier sind 3 Tage Starkwind angesagt, dazu Wellen bis zu 4m vor dem Hafen. In der Marina sind wir von Wind aus Nord etwas geschützt. Dennoch kachelt es recht ordentlich im Hafen und auch der Schwell findet seinen Weg. Alles bewegt sich. Am Schlimmsten ist jedoch das Geknarze der Festmacherleinen. Das geht die ganze Nacht und morgens fragt man sich ob man überhaupt geschlafen hat. Am Mittwoch morgen lässt der Wind endlich etwas nach, beim Schwell dauert das bekanntlich etwas länger, aber der Peak ist auch schon überschritten.

Die portugiesischen Häfen etwas weiter nördlich waren fast alle geschlossen. Zu gefährlich werden die Hafeneinfahrten, wenn zu hohe Wellen draufstehen. Selbst Leixoes – ein Hafen den man praktisch immer anlaufen kann – war nur für Schiffe über 35m offen. Das kommt äußerst selten vor. Und auch in Nazarè galt zwei Tage die Einschränkung, dass nur Boote über 15m in den Hafen einlaufen durften.

Derweil warten wir auf eine neue Ankerwinsch. Die alte ist schon abgebaut und wir können das Deck für den Einbau der neuen vorbereiten.

„Ansegeln“

Endlich haben wir den Absprung von Nazaré geschafft. Während wir kurzentschlossen unsere Abreise vorbereiten, kommen wieder die Elefantenrücken rein, zum Praia de Norte. Schönes Wetter und hohe Wellen, klar dass da wieder viel los ist vor dem Fort. Und das obwohl erst einige Tage zuvor das erste Todesopfer unter den Surfern zu beklagen war. Ein Brasilianer ist bei gar nicht so spektakulären Bedingungen ums Leben gekommen. Nicht schön, und doch wird jedem Sportler da drausen klar sein, wie gefährlich seine Leidenschaft ist.

Optimal sind die Bedingungen nicht, an unserem ersten Segeltag Richtung Süden, aber ganz schlecht auch nicht. Es sind knapp 3m Wellenhöhe angesagt. Das ist eine ganze Menge, aber glücklicherweise ist die Periode, also die Wellenlänge sehr groß. Und so kommen uns drausen hohe, runde Wellenberge entgegen, die Piccolina gemächlich anheben, unter ihr durchrollen und sie sanft ins Wellental gleiten lassen. Der Wind ist nicht konstant und meist recht schwach, aber es reicht gerade so, dass wir bis zum späten Nachmittag bis Peniche kommen. Dort ankern wir im Hafenbecken, denn am nächsten Morgen wollen wir wieder früh los.

Tschüss Nazarè
Ansegeln im neuen Jahr
abends vor Anker in Peniche

Die Fahrt nach Cascais wird anstrengender. Haben wir auch schon befürchtet. Die signifikante Wellenhöhe, war zwar etwas geringer angegeben, dafür setzt sie sich aus verschiedenen Wellensystemen zusammen und auch die Wellenlänge ist einiges kürzer als am Vortag. Dadurch wird die Segelei ganz schön ruppig. Wenigstens haben wir genug Wind, so dass trotz der steilen Welle die Genua ordentlich steht und wir mit einer schnellen Fahrt belohnt werden und somit schon am frühen Nachmittag unten am Cabo da Rosa sind um nach Cascais einzubiegen. Wie bei Nordwind üblich segeln wir bei strahlendem Sonnenschein und durch unsere kleine Kuchenbude auch einigermaßen warm. In der Bucht vor Cascais suchen wir uns einen geeigneten Ankerplatz und verbringen eine wunderbar ruhige Nacht am Haken vor einer bunten Kulisse.

Kurz nach Sonnenaufgang auf dem Weg nach Cascais

Ruppige See
Vorbei am Cabo da Roca
Bei der Anfahrt nach Cascais müssen wir vielen Fischerfähnchen ausweichen – hier blaue Fahnen vor blauem Grund
Am Ankerplatz

Auch am nächsten Morgen sind wir schon früh auf und holen noch vor Sonnenaufgang den Anker hoch. Das dauert dieses Mal leider etwas länger, den unsere elektrische Ankerwinsch gibt den Geist auf und wir müssen den Anker manuell hochwinschen. So ein Mist! Hätten wir das vorher gewusst, hätten wir die Zeit in Nazarè nutzen können. Eine gut funktionierene Ankerwinsch ist ein muss, möchten wir doch ab der Algarve wieder viel ankern.

Schon vor Sonnenaufgang unterwegs

Von Cascais geht es weiter Richtung Süden, quer über die Mündung des Tejo. Das Meer ist ruhig, nur ein ganz langer Schwell schafft es ums Kap und schiebt Piccolina sanft an. Der schwache Wind kräuselt die Wasseroberfläche während wir gemächlich Richtung Cabo Espichel zuckeln. Über uns, am strahlend blauen Himmel kommen die Verkehrsflugzeuge auf ihrem Landeanflug ins nahe Lissabon. Um uns herum sind einige Fischer unterwegs. Es ist immer das gleiche. Einer ist immer dabei, der unberechenbar ist. Dieses Mal kommt ein Fischerboot von hinten und zwingt uns unzuluven, weil wir befürchten, dass es sonst einen Zusammenstoss gibt. Kaum hat er uns überholt, dreht er um und fährt auf Gegenkurs zurück. Wir lassen uns nochmal eine Stunde von der Genua ziehen. Dann schläft der Wind vollends ein und wir starten die Maschine für die letzten Seemeilen. Kurz kommen ein paar Delfine vorbei, sie halten sich nicht lange auf bei uns sondern ziehen gleich weiter. Für uns erst eine kurze Schrecksekunde. Warum? Waren und sind Delfine immer schön zu schauen beim Segeln. Leider gibt es hier an der Atlantikküste von Portugal und auch weiter im Süden an der Algarve undvor Gibraltar zwei Herden mit Orcas die große Probleme machen. Seit ein paar Jahren machen sich ein paar Halbwüchse Orcas einen Spaß daraus, Segelbooten die Ruder wegzubeisen. Kein Witz. Es sind schon hunderte Vorfälle registriert. Die Schäden reichen von kaputten Ruderanschlägen, bis halb abgebissenen Rudern, mittlerweile sind sogar zwei Yachten gesunken. Glücklicherweise kamen noch keine Menschen ums Leben. Hätten wir vor Jahren hier an dieser Küste Orcas gesehen, wir wären überglücklich gewesen. Nun hoffen wir, dass wir keine von den schwarzen Finnen unsere Wege kreuzen.

Ums Cabo Espichel – die Gischt in der Grotte spritzt Meterhoch

Vor Sesimbra ankern wir vor dem Stadtstrand. Der Sonnenuntergang ist spektakulär. So farbenprächtig haben wir ihn schon lange nicht mehr gesehen. Auch unser Platz vor dem Strand gefällt uns prima und wir bleiben einen Tag hier liegen. Trotz der vielen Hotels, macht das Städtchen von See aus einen netten Eindruck, aber wir sind zu faul das Dinghy aufzubauen. Statt dessen werkeln wir ums Boot, putzen unser Teakdeck mit Salzwasser und genießen die wunderbar ruhigen Stunden vor Anker.

Spektakuläre Farben
… genießen wir vor Anker
Ums Boot sind immer mal Angler unterwegs

Auf ein Neues…

So schnell ist es wieder rum. So ein Jahr. Unglaublich. Eigentlich war es ein gutes Jahr, wenn auch wenig spektakulär. Weit sind wir nicht gekommen, das war anders geplant, aber wir finden es auch nicht sehr tragisch. Andererseits waren wir nun lange genug an Portugals Westküste und es wird Zeit wieder was anderes zu sehen. Das Wetter hat uns immer wieder ausgebremst, zu viel Welle, Südwind, zu wenig Wind….aber nun könnte tatsächlich eine geeignete Wetterlage kommen, die uns nach Lissabon und weiter an die Algarve bringt. – Drückt uns die Daumen.

Bei Lissabon sollten wir nochmals einen kurzen Stopp einlegen, denn wir haben dort letzten Monat neue Falträder gekauft. Die können wir zum ersten Service bringen und dabei gleich die Übersetzung ändern lassen. Lissabon lässt sich von Nazarè eigentlich prima erreichen. Direkt mit dem Bus. Es fahren mehrmals täglich welche des örtlichen Anbieters Redeexpressos und Flixbus bietet auch Fahrten an.

In Lissabon beim Shopping
..und Stadtbummel

Die neuen Räder sind sehr kompakt und innerhalb von 5 Minuten zusammengeklappt und im Boot verstaut, vise versa. Perfekt. Die alten Falträder hatten ein etwas größeres Packmass und es waren immer sehr umständlich zu stauen.

Schwupp – zusammengefaltet und verpackt

Auch wenn dieser Zwischenstopp in Nazarè viel länger gedauert hat als gedacht, haben wir die Zeit hier doch genossen. Wir waren gerne mit Birte und Wolfgang von der SY Tanamera unterwegs, die längere Zeit hier liegen und fast schon sesshaft geworden sind, wir konnten einmal sehr beachtliche Wellen am Fort bestaunen, liebten die Sonnenuntergänge am Strand und freuten uns immer wieder an den Wellen am Stadtstrand, wenn hoher Schwell reinkommt und das Wasser mit Wucht gegen den Sand donnert. Dabei liegen wir in der Marina sehr gut geschützt, besser geht’s kaum. Die Hafeneinfahrt ist hervorragend konstruiert, weshalb auch gerade bei schlechtem Wetter viele Fischer hier liegen. Denn der Atlantik ist nicht zu unterschätzen. Vor zwei Wochen ist weiter nördlich ein Fischerboot gesunken – von den vier Fischern konnte sich nur einer an Land retten.

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Blick auf die Hafeneinfahrt
Hier läuft sich der Schwell tot
Jollensegeln im Hafen

Das Wetter ist momentan sehr durchwachsen, mal ist fast wie im Frühjahr, dann kommt wieder das nächste Tief mit einer Front und es kachelt und regnet wie aus Kübeln. Aber solange kein Dauerregen angesagt ist, liegt alles noch im grünen Bereich. Dazu kommt, dass die Temperaturen momentan etwas wärmer sind, als im langjährigen Vergleich. Selbst nachts fällt das Quecksilber selten unter 15°C – noch. Aber das wird sich ändern, sobald sich die Großwetterlage ändert und dann….brrrr….heißt es schleunigst ab nach Süden.

Harzgewinnung
Aloe in voller Blüte
Steilküste