„Ansegeln“

Endlich haben wir den Absprung von Nazaré geschafft. Während wir kurzentschlossen unsere Abreise vorbereiten, kommen wieder die Elefantenrücken rein, zum Praia de Norte. Schönes Wetter und hohe Wellen, klar dass da wieder viel los ist vor dem Fort. Und das obwohl erst einige Tage zuvor das erste Todesopfer unter den Surfern zu beklagen war. Ein Brasilianer ist bei gar nicht so spektakulären Bedingungen ums Leben gekommen. Nicht schön, und doch wird jedem Sportler da drausen klar sein, wie gefährlich seine Leidenschaft ist.

Optimal sind die Bedingungen nicht, an unserem ersten Segeltag Richtung Süden, aber ganz schlecht auch nicht. Es sind knapp 3m Wellenhöhe angesagt. Das ist eine ganze Menge, aber glücklicherweise ist die Periode, also die Wellenlänge sehr groß. Und so kommen uns drausen hohe, runde Wellenberge entgegen, die Piccolina gemächlich anheben, unter ihr durchrollen und sie sanft ins Wellental gleiten lassen. Der Wind ist nicht konstant und meist recht schwach, aber es reicht gerade so, dass wir bis zum späten Nachmittag bis Peniche kommen. Dort ankern wir im Hafenbecken, denn am nächsten Morgen wollen wir wieder früh los.

Tschüss Nazarè
Ansegeln im neuen Jahr
abends vor Anker in Peniche

Die Fahrt nach Cascais wird anstrengender. Haben wir auch schon befürchtet. Die signifikante Wellenhöhe, war zwar etwas geringer angegeben, dafür setzt sie sich aus verschiedenen Wellensystemen zusammen und auch die Wellenlänge ist einiges kürzer als am Vortag. Dadurch wird die Segelei ganz schön ruppig. Wenigstens haben wir genug Wind, so dass trotz der steilen Welle die Genua ordentlich steht und wir mit einer schnellen Fahrt belohnt werden und somit schon am frühen Nachmittag unten am Cabo da Rosa sind um nach Cascais einzubiegen. Wie bei Nordwind üblich segeln wir bei strahlendem Sonnenschein und durch unsere kleine Kuchenbude auch einigermaßen warm. In der Bucht vor Cascais suchen wir uns einen geeigneten Ankerplatz und verbringen eine wunderbar ruhige Nacht am Haken vor einer bunten Kulisse.

Kurz nach Sonnenaufgang auf dem Weg nach Cascais

Ruppige See
Vorbei am Cabo da Roca
Bei der Anfahrt nach Cascais müssen wir vielen Fischerfähnchen ausweichen – hier blaue Fahnen vor blauem Grund
Am Ankerplatz

Auch am nächsten Morgen sind wir schon früh auf und holen noch vor Sonnenaufgang den Anker hoch. Das dauert dieses Mal leider etwas länger, den unsere elektrische Ankerwinsch gibt den Geist auf und wir müssen den Anker manuell hochwinschen. So ein Mist! Hätten wir das vorher gewusst, hätten wir die Zeit in Nazarè nutzen können. Eine gut funktionierene Ankerwinsch ist ein muss, möchten wir doch ab der Algarve wieder viel ankern.

Schon vor Sonnenaufgang unterwegs

Von Cascais geht es weiter Richtung Süden, quer über die Mündung des Tejo. Das Meer ist ruhig, nur ein ganz langer Schwell schafft es ums Kap und schiebt Piccolina sanft an. Der schwache Wind kräuselt die Wasseroberfläche während wir gemächlich Richtung Cabo Espichel zuckeln. Über uns, am strahlend blauen Himmel kommen die Verkehrsflugzeuge auf ihrem Landeanflug ins nahe Lissabon. Um uns herum sind einige Fischer unterwegs. Es ist immer das gleiche. Einer ist immer dabei, der unberechenbar ist. Dieses Mal kommt ein Fischerboot von hinten und zwingt uns unzuluven, weil wir befürchten, dass es sonst einen Zusammenstoss gibt. Kaum hat er uns überholt, dreht er um und fährt auf Gegenkurs zurück. Wir lassen uns nochmal eine Stunde von der Genua ziehen. Dann schläft der Wind vollends ein und wir starten die Maschine für die letzten Seemeilen. Kurz kommen ein paar Delfine vorbei, sie halten sich nicht lange auf bei uns sondern ziehen gleich weiter. Für uns erst eine kurze Schrecksekunde. Warum? Waren und sind Delfine immer schön zu schauen beim Segeln. Leider gibt es hier an der Atlantikküste von Portugal und auch weiter im Süden an der Algarve undvor Gibraltar zwei Herden mit Orcas die große Probleme machen. Seit ein paar Jahren machen sich ein paar Halbwüchse Orcas einen Spaß daraus, Segelbooten die Ruder wegzubeisen. Kein Witz. Es sind schon hunderte Vorfälle registriert. Die Schäden reichen von kaputten Ruderanschlägen, bis halb abgebissenen Rudern, mittlerweile sind sogar zwei Yachten gesunken. Glücklicherweise kamen noch keine Menschen ums Leben. Hätten wir vor Jahren hier an dieser Küste Orcas gesehen, wir wären überglücklich gewesen. Nun hoffen wir, dass wir keine von den schwarzen Finnen unsere Wege kreuzen.

Ums Cabo Espichel – die Gischt in der Grotte spritzt Meterhoch

Vor Sesimbra ankern wir vor dem Stadtstrand. Der Sonnenuntergang ist spektakulär. So farbenprächtig haben wir ihn schon lange nicht mehr gesehen. Auch unser Platz vor dem Strand gefällt uns prima und wir bleiben einen Tag hier liegen. Trotz der vielen Hotels, macht das Städtchen von See aus einen netten Eindruck, aber wir sind zu faul das Dinghy aufzubauen. Statt dessen werkeln wir ums Boot, putzen unser Teakdeck mit Salzwasser und genießen die wunderbar ruhigen Stunden vor Anker.

Spektakuläre Farben
… genießen wir vor Anker
Ums Boot sind immer mal Angler unterwegs

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert.