An der Algarve

Die neue Ankerwinsch, die wir nach Sines bestellten, wurde schon nach drei Tagen geliefert. Super. Dafür mussten wir zusehen, dass das Deck zur Installation bereit war, denn die alten Löcher passten natürlich nicht – war ja auch nicht anders zu erwarten. Wenigstens waren die Temperaturen gerade so hoch, dass wir die alten Löcher zuharzen und die neue Ankerwinsch mit Sika abdichten konnten. Mittlerweile hat sich das Wetter komplett geändert im Vergleich zu Dezember. Es scheint fast jeden Tag die Sonne bei strahlend blauem Himmel, aber der Nord- bzw. Nordostwind bringt kühle Temperaturen. Nachts fällt das Quecksilber auch unter die 10 Grad Marke, dementsprechend braucht es morgens eine ganze Weile, bis die Sonne alles wieder erwärmt hat. Dennoch ist es für uns das bessere Wetter, kein Regen und guter Wind der uns nach Süden bringt. Am Abend vor unserem Schlag in die Algarve gehen neben der Marina vor Anker um die neue Winsch auch gleich bei realen Bedingungen zu testen und verbringen eine wunderbar ruhige Nacht mit einer tollen Kulisse. Vor Anker liegen ist uns einfach immer noch das Liebste.

Die alte Ankerwinsch hat’s hinter sich
Bis die neue kommt, können wir das Deck vorbereiten
In der Marina sind momentan nicht sehr viele Gastlieger
Kulisse vor Anker

Der Schlag nach Süden ist ein weiter Tagestörn. 50 Seemeilen bis zum Cabo de Sao Vicente und nochmals 5 bis zur Ankerbucht. Der angesagte Wind schwächelt zu Beginn so dass wir den Motor etwas mitschieben lassen um nicht zu langsam zu werden. Wegen der Orcasituation und den unzähligen Fischerfähnchen hier an der Küste entlang möchten wir eine Nachtfahrt vermeiden. Ganz davon abgesehen, dass es tagsüber schon kalt genug ist. Am Mittag priest der Wind auf und wir können eineinhalb Stunden vor Sonnenuntergang das Cabo de Sao Vicente runden, gleich dahinter kommt die markante Landzunge von Sagres, hinter der wir in der weitläufigen Bucht ankern. Gut geschützt vor nördlichen Winden und Wellen, aber es läuft ein langer Schwell aus Südost rein, wo auch immer der herkommt. Wenn der Wind nachlässt rollen wir ziemlich, weil wir quer zum Schwell liegen, mit Nordwind ist es kein Problem. Am Schlimmsten ist es bei Flut, da wird es teilweise unangenehm, dennoch bleiben wir für eine zweite Nacht hier. Die Kulisse ist einfach zu schön und der Wind zur Weiterfahrt passt nicht. So genießen wir einen sonnigen Tag zwischen braunen Klippen in unserem Wintergarten – so nenne wir unsere Kuchenbude. Diese ist zur Zeit unsere Wohlfühlecke im Boot, wenn sie sich in der Sonne aufwärmt und uns vor dem kalten Wind schützt.

Cabo de Sao Vicente
Ankerplatz mit viel Charme – leider auch mit viel Schwell
Küstenlinie an der westlichen Algarve

Am nächsten Tag segeln wir nach Portimão. Eine recht kurze Etappe. Zwischendurch gibt es einige Schrecksekunden. Ein moderner Sportkatamaran – ein Foiler – mit dänischer Flagge taucht etwas achterlicher als querab hinter uns auf, überholt uns in größerer Entfernung, halst und geht dann fast auf Gegenkurs zu uns wieder an uns vorbei. Wir denken, das Thema ist durch und er segelt erst einmal Abstand heraus, aber zu unserer Überraschung macht er gleich nochmal eine Halse und zu unserem Schreck setzt er genau Kurs auf uns. Wir haben keine Chance auszuweichen, dafür sind wir viel zu langsam im Vergleich, außerdem haben wir keine Ahnung ob er vorn oder hinten an uns vorbei möchte. Wir sehen ihn nur von schräg hinten auf uns zu schlingern (vielleicht hat der Steuermann erst jetzt realisiert, dass tatsächlich auch noch ein anderes Boote hier segelt). Im letzten Augenblick fällt er nochmal ab und geht etwa 5m hinter uns durch. Was für komplette Vollidioten! Das ist wie wenn man mit dem Auto auf einen großen Parkplatz fährt und plötzlich kommt ein Formel 1 Rennwagen im Zickzack von der Seite auf einen zugerast. Der Schreck sitzt uns noch eine ganze Weile in den Knochen.

Bei Portimão ankern wir im Fluß auf der gegenüberliegenden Seite (eigentlich in Ferragudo). Wir liegen hier wunderbar ruhig, trotz der forbeifahrenden Fischer, aber es ist immer noch saukalt. Keine Marina, heißt kein Landstrom, kein elektrischer Heizlüfter. Zeit unseren Ofen in Betrieb zu nehmen. Ohh ist das schön. Abends, wenn die Sonne untergeht wird nun unser neuer Dieselofen eingeheizt. Der bullert ganz gemächlich vor sich hin und macht uns angenehme Temperaturen im Boot. Durch das kalte Wasser kühlt das Schiff innen sehr aus und selbst tagsüber haben wir kaum mehr als 16 bis 18°C. Kein Problem, wenn wir in unserem Wintergarten in die Sonne sitzen können um uns aufzuwärmen. Aber in den Abendstunden heizen wir nun und haben mollige 20°C oder vielleicht ein wenig mehr im Salon. So lässt’s sich aushalten.

Die neue Ankerwinsch funktioniert klasse
Vor Anker bei Portimao / Ferragudo
Ferragudo entpuppt sich als charmanter Ort

Neben dem Ofen lässt es sich am Abend angenehm sitzen

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert.