Mal wieder Projekte…

Der meiste Regen in der Karibik fällt im Sommer, also in der Hurricanezeit, dennoch ist man auch im restlichen Jahr nie vor einem Regenschauer oder etwas Nieselregen sicher, vor allem nachts. Ganz doof, wenn es einem dann während man schläft aufs Kopfkissen oder ins Gesicht tropft. Sehr unangenehm. Seit einigen Wochen schon haben wir eine undichte Stelle auf dem Achterdeck. Allerdings nicht immer. Auch wenn mal ein richtiger Schauer runterkommt, bleibt es mitunter völlig trocken in der Kabine und manches mal tropft es schon bei leichtem Nieselregen. Zu aller erst war natürlich der Lüfter im Verdacht. Diesen also abgebaut und frisch eingedichtet – alles gut. Oder eben auch nicht… Drei Wochen später landen wieder Wassertropfen auf dem Bett. Wo kommt das blos her? Schließlich wird es uns zu dumm und wir testen mit einer Spritzflasche nach der möglichen Leckage. Lüfter….alles trocken. Luke…alles trocken! Da entdeckt Rolf eine Klebefuge in einer Ecke desTeakdecks, die nicht mehr gut aussieht. Ein paar Spritzer Wasser drauf und schon tropft es vom Deckenpanel in der Achterkabine – Bingo! Außerdem haben wir auch gleich die Erklärung warum es nicht immer reingelaufen ist. Die Dichtungsfuge liegt fein im Windschatten, wenn der Wind von vorn weht und da wir ja am Anker liegen ist das fast immer der Fall. Tja und bei Nieselregen, kommt zwar weniger Wasser von oben, aber es ist auch mal Windstill und da wird das ganze Deck schön gleichmäßig benetzt. Nun da wir das Leck gefunden haben, ist auch schnell Abhilfe geschaffen. Die alte Fuge raus – wenn wir schon dabei sind, machen wir welche mit, die auch nicht mehr so toll aussehen – alles gut saubergemacht, trocknen lassen, abgeklebt, Gelcoat entfettet und neue Dichtmasse rein. Iiiihhh – Schweinskram! Neue Fugen antrocknen lassen, Klebeband abziehen – fertig. Und? Tja, nachdem es die letzten Tage nachts immer wieder geregnet hat, war es wunderbar trocken in der Achterkabine. Perfekt!

Die Stelle oben im Eck war das Problem….Nun alles fertig vorbereitet.

Fugen sind gefüllt

Alles wieder fein….und dicht!

Eine andere Baustelle, die wir auch noch nicht recht angegangen sind, sitzt ganz oben am Mast. Unser Windmesser. Ein richtig teueres Gerät, kostet doch allein der Geber im Masttop mehrere hundert Euro. Das letzte Mal hatte sich das Dreischalenwindrad nicht mehr gedreht, so dass die Windgeschwindigkeit auf unserem Instrument nicht mehr korrekt angezeigt wurde. Nun ist schon seit längerem die Richtungsanzeige defekt. Der Zeiger gibt zwar noch die richtige Seite Bb oder Stb aus, aber der vordere Halbkeis fehlt komplett. Wenn der Wind von vorne Bb kommt zeigt unser Instrument also das gleiche an als wenn er von achtern Bb kommt. Gerade nachts kann das echt irreführend sein, vor allem wenn es richtig dunkel ist. Nach mehrmaliger Recherche im Internet konnte Rolf schließlich doch einige Informationen bezüglich Funktionsprinzip und Aufbau herausbekommen, so dass wir bei ruhigem Wetter den defekten Windmesser vom Masttop abbauen und im Salon zerlegen. Die Kugellager für Windgeschwindigkeit und Windrichtung sollten eigentlich getauscht werden, sind hier aber nicht erhältlich, also werden sie nur gereinigt und geschmiert. Etwas komplizierter wird es bei der elektronischen Auswertung der Windrichtung. Für die Aufnahme der Windrichtung werden vereinfacht beschrieben eine sich drehende Geberspule und zwei feste im 90° Winkel zueinander stehende Aufnahmespulen verwendet. Diese lassen sich mit dem Multimeter gut überprüfen und es stellt sich heraus, dass, wie schon befürchtet eine dieser Spulen unterbrochen ist. Bei genauer Betrachtung sehen wir, dass ein Kupferdraht direkt an einer der Spulen gebrochen ist. Also löten wir die Spulen aus der Platine aus. Da sie allerdings mit etwas Kleber auf dem jeweiligen Kern fixiert sind, bekommen wir den Kupferlackdraht nicht zerstörungsfrei abgewickelt. Mist! Wenigstens können wir die Spulenwicklungen zählen. In unserer Elektronikkiste finden wir nur einen viel dickeren Kupferlackdraht. Beim Versuch mit diesem die Spulen neu zu wickeln wird schnell klar, dass diese räumlich viel zu groß bauen würden. Doch wo bitte bekommt man auf Guadeloupe einen 0,1mm Kupferlackdraht her? Nach etwas Kopfzerbrechen und etwas gekrutschtel in bereits erwähnter Kiste muss ein altes Telefonladegerät dran glauben. Es wird geschlachtet und tatsächlich werden wir fündig. In dessen Inneren ist ein kleiner Netztrafo verbaut, dessen Eingangsspule mit einem 0,1mm Kupferlackdraht gewickelt ist. Mal wieder: Bingo! Es ist gar nicht so einfach ein genügend langes Stück Draht abzuwickeln, denn die Spule ist mit Lack o. ä. ummantelt und der dünne Kupferdraht verhäddert sich sofort. Aber wir schaffen es gerade so, zwei Teile von etwa drei Metern zu bekommen (von einem Draht mit mindestens 100m Länge!). Nun wickeln wir die benötigten Spulenwicklungen, natürlich nicht so sauber wie es vorher war und fixieren sie mit Lack, damit sie sich nicht mehr aufwickeln. Danach kommt wieder ein schwieriger Part: die Drahtenden der Spulen auf die Platine löten, ist mit dem etwas groben Lötkolben den wir an Bord haben nicht ganz einfach. Aber schlußendlich funktioniert das auch und nun misst sich die Einheit so wie sie soll. Damit die feinen Drähte etwas geschützt sind, vergießen wir das Ganze mit PU – Kleber und dann wird alles wieder zusammengebaut. Am nächsten Morgen darf Rolf Höhenluft schnuppern und befestigt die Einheit wieder oben am Mast. Spannende Sekunden…. es funktioniert! Yipeeehh. McGywer wäre stolz auf uns ;-)).

Ganz oben am Masttop sitzt die defekte Windmesseinheit
Die fertigen Spulenwicklungen mit dem hauchdünnen Draht.

Nun wird die Windrichtung wieder korrekt angezeigt.

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