An der Westküste von Gwada

Die Fahrt von der südlichen Inselgruppe zurück nach Gwada – wie Guadeloupe von den Einheimischen genannt wird – entpuppt sich als erstklassiges segeln. Eine schöne Brise von 4 Bft und nicht allzuhohe Wellen im Kanal zeichnen ein Dauergrinsen auf unsere Gesichter. Nur etwas mehr als eine Stunde dauert die Rauschefahrt, dann segeln wir am südwestlichen Kap vorbei. Die See wird glatt, der Wind schwächelt nach und nach immer mehr, wird er doch von den Bergen abgedeckt. Dennoch kommen wir unter Segel bis vor unser nächstes Ziel Riviere Sens. Ein Hafen an der Westküste Gwadas vor dem wir auf 7 Meter Tiefe unseren Anker auf dunklen Lavasand fallen lassen. Wir liegen total ruhig, kein Schwell, kein Wind, nur unzählige Seesterne unter uns, die im dunklen Sand leuchten.


Der kleine Ort hinter dem Hafen ist nicht sehr schön. Die Gebäude sind ganz im französischen Stil eher zweckmäßig und nüchtern, aber dennoch ist es gar nicht schlecht hier, hat es doch einen kleinen Supermarkt (Huit a 8), mit einer sehr vielseitigen Auswahl, eine Obst- und Gemüseladen, in dem fast alles zu bekommen ist, einen mittelgroßen Shipchandler, eine Bäckerei (diese Woche leider geschlossen) und einige Restaurants, die sich direkt am Hafen angesiedelt haben.
Möchte man mehr Auswahl, kann man zu Fuß ins nahe Basse Terre gehen, die Hauptstadt des gleichnamigen Inselflügels. Dort geht es quirrlig zu, aber die besten Tage der Stadt scheinen vorbei zu sein, dem Zustand der Gebäude zu schließen. Der Weg geht schön an der Uferpromenade entlang, von Palmen gesäumt (leider auf der falschen Sonnenseite) und führt am Busbahnhof und am Markt vorbei in die Innenstadt. Die Läden haben allesamt geöffnet, in den Einbahnstraßen herrscht viel Verkehr, aber wir suchen vergebens ein nettes Cafe zum Herraussitzen.

Seitengasse in Basse Terre
Auch hier hübsche Streetart…


Vor unserem Ankerplatz in Riviere Sens ist ein schöner schwarzer Sandstrand, gefolgt von einer unglaublich langen Promenade am Ufer entlang, die neben der Straße nach Süden führt. Und es ist immer was los. Früh Morgens geht beginnt es mit Wassergymnastik, manchmal kommen Schulklassen zum Schwimmunterricht am Vormittag, ab dem Nachmittag sind viele Familien und Kinder am Strand und im Wasser. Am Wochenende verkaufen ein paar Imbissbuden Getränke, Eis oder kleine Snacks. Es gibt einen Schwimmclub und tatsächlich sehen wir viele Schwimmer, die das gerade Ufer ausnutzen und lange Strecken schwimmen. Da die Uferpromenade mit großen Steinen zum Meer hin befestigt ist, kann man dort auch toll schnorcheln. Die Rifffische lieben die Verstecke und Höhlen die sie zwischen den Felsen finden. Abends trainieren die Kayakfahrer vom örtlichen Sportclub und auch eine Gruppe der Windsurfabteilung ist öfter unterwegs. An Land wird eher Individualsport betrieben. Ob morgens oder abends, an der Promenade sind Jogger, Radfahrer oder auch viele Walker unterwegs, die hier ihrem Sport nachgehen. Einfach Ideal diese kilometerlange, ebene Uferstraße.

„Surfstunde“
Yummi….aber leider noch nicht reif


Wir sind echt gerne hier. Da ist kein Schnick und kein Schnack, sondern einfach das normale Leben. Allerdings kommt seit ein paar Tagen immer wieder ganz ordentlicher Schwell in den Ankerplatz herein und öfters liegen wir in einer Leewalze, d. h. dass wir auflandigen Wind haben. Meist ist es noch ganz erträglich und auch der Wind ist nicht sehr stark. Immerhin haben wir auch einen excellenten Ankergrund, doch eines morgens wird es uns zuviel, laufen doch plötzlich bis zu zwei Meter hohe Wellen in die Bucht (es ist keine wirkliche Bucht sondern eher ein Küstenabschnitt). Jedenfalls fühlen wir uns nicht mehr richtig wohl und ziehen weiter, nur ein paar Meilen an der Küste entlang. Der Wind ist sehr wechselhaft, so Nahe unter Land, zuerst aus West, dann aus Ost, dann mal wieder gar nix mehr. Unterhalb von den Inseln die zum Nationalpark gehören (oft wird er als Jaques Cousteau Marine Park bezeichnet) finden wir eine nette geschützte Bucht und bringen dort den Anker aus. Leider ist es mit der Ruhe bald vorbei, denn am heutigen Sonntag hören wir am frühen Nachmittag laute Musik am Strand. In dem Haus, das wir durch die Bäume schimmern sehen ist wohl Party angesagt. Der Bass wummert, der DJ feuert die Gäste an. Der weitverbreitete Soca ist nicht ganz so unser Musikstil, so sind wir froh, dass die Disco nur bis zum frühen Abend spielt. Ob es allerdings Corona zu verdanken ist, oder eher kulturell bedingt, dass kurz nach Sonnenuntergang die Musik aufhört und die Leute nach Hause fahren – keine Ahnung. Das gleiche ist uns letztes Jahr auch in St. Anne / Martinique aufgefallen, als unserer Meinung dort keine Ausgangssperre mehr war….

Allein in der Ankerbucht
Im Hintergrund di Ilet Pigeon


Wir genießen die Tage hier. Ab und zu läuft mal etwas Schwell in die Bucht, aber meist ist es ruhig. Zum Einkaufen müssen wir zwar weit mit dem Dinghy fahren, dafür hat es dort gleich drei Supermärkte, einen Bäcker und einen sauberen und günstigen Waschsalon keine fünf Minuten zu Fuß. Läuft man oder fährt mit dem Schlauchboot etwas weiter kommt man zum Plage Malendure. Hier ankern die meisten Boote die zum Schnorcheln oder Tauchen zu den Ilets Pigeon wollen und hier am hellen Sandstrand sind neben einigen Restaurants auch die vielen Tauchschulen und Anbieter von Schnorcheltouren, Kayak- und Jetskiverleih angesiedelt. Normalerweise eine Touristenhochburg, ist momentan nur am Wochenende etwas los am Strand Unter der Woche ist es ziemlich ausgestorben und auch in der Ankerbucht gibt es noch viel Platz für Yachten.

Plage Malendure: Viel Platz am Dinghysteg…

…am Strand und in der Ankerbucht

Drüben die Ilet Pigeon

Entsprechend ist auch an den Ilets Pigeon COVID bedingt extrem wenig los. Selbst am Nachmittag sind selten mehr als eine handvoll Schnorchler unterwegs. Seit über einem Monat darf man in Guadeloupe nur noch mit einem wichtig Grund einreisen. Auch aus dem Festland Frankreich ist die Einreise so eingeschränkt. Dementsprechend sieht man nur noch sehr wenige Urlauber auf der Insel. Auch der Chartertourismus ist praktisch vollständig zum Erliegen gekommen. Mittlerweile sind nur noch Langfahrer wie wir unterwegs oder auch Rentner die hier den Winter verbringen. Kurzzeittouristen, meist gut zu erkennen an der hellen oder manchmal auch rötlichen Hautfarbe sind fast keine mehr auf der Insel. Was für die Tourismusbranche ein Albtraum sein muss ist für uns ist das natürlich angenehm. Wenig los an den Stränden, an schönen Unterwasserspots und viel Platz in den Ankerbuchten….

Weißgetüpfelter Feilenfisch


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