Pointe a Pitre und die Inseln der Heiligen

Eigentlich wollten wir ja von Marie Galante gleich weiter zu den Iles des Saintes segeln. Aber Schwierigkeiten mit unserer Digicel-SIM nötigten uns einen Abstecher in die Hauptstadt zu machen, da es sowohl auf der einen, als auch auf den anderen Inseln keinen Service des Mobilfunkanbieters gibt. Selbst in Pointe a Pitre gibt es zwar viele Läden, die gerne Verträge abschließen, einem aber sonst nicht viel weiterhelfen können (und um das ganze am Telefon zu regeln ist unser Französisch…. naja!). Der Kundenservice ist etwas auserhalb in einem großen Industriegebiet, wie uns ein Digicelverkäufer erklärt und er zeigt uns auch gleich mit welchem Bus wir dorthin kommen. So weit so gut. Eine gute halbe Stunde später stehen wir vor einer geschlossenen Ladentür. Im Schaufenster hängt ein Zettel, der besagt, dass auf Grund von Karneval erst wieder am Donnerstag geöffnet wird (heute ist Montag). Man muss dazu sagen, dass in Guadeloupe die Restaurants und Geschäfte momentan zwar offen sind, aber sämtliche Veranstaltungen – und da gehört natürlich auch der diesjährige Karneval- sind abgesagt. Und tatsächlich ist dieser Laden hier kein Einzelfall, ab Dienstag stellen wir fest, dass nahzu alles geschlossen hat. Vom Supermarkt über kleine Geschäfte bis hin zu den großen Malls und viele Restaurants haben zwei Tage geschlossen, da Feiertag. Ob nun Karneval gefeiert werden darf oder nicht, völlig egal.

Viele coole Wandbilder in den Straßen von Pointe a Pitre

Wir mieten uns  für ein paar Tage ein Auto und verschaffen uns mal einen groben Überblick über Guadeloupe – den Schmetterling unter den Inseln. Denn schaut man das zu Frankreich gehörende Eiland auf der Karte an, erinnert einen der Umriss an eben einen Schmetterling.

Die zwei Flügel der Insel, könnten kaum unterschiedlicher sein. Der rechte Flügel ist ziemlich flach, von Zuckerrohr und Landwirtschaft geprägt, hat dafür viele schöne Strände. Die Ostküste ist teilweise recht rau, da die Atlantikwellen ungebremst hier ankommen, im Süden gibt Sandstrände wie aus dem Bilderbuch, palmengesäumt vor der türkisfarbenen Lagune. Entsprechend viel ist natürlich los, obwohl gerade nicht so viele Touristen hier sind, aber auch die Einheimischen gehen am Feiertag gerne ans Meer. Seltsamer Weise wird der östliche Teil von Guadeloupe Grand Terre genannt, obwohl dieser Flügel eigentlich der kleinere ist.

An der Ostküste von Guadeloupe

Auch auf der flachen Seite der Insel gibt es viel Steilküste

Und teilweise ordentliche Mengen an Sargassum

An der ruhigeren Südküste von Grand Terre wird viel Wassersport betrieben

Fährt man nach Westen kommt man nach Basse Terre, dem linken Flügel der Insel und der gleichnamigen Stadt am Westufer. Basse Terre ist wiederrum gegensätzlich zum Namen der bergige Teil der Insel, mit dem höchsten Vulkan der kleinen Antillen dem „Sufriere“. Der Gipfel ist – momentan zumindest – ganz selten zu sehen, da er fast immer von einer dicken Wolkenschicht bedeckt ist. Wir fahren trotzdem mal die enge Straße durch den dichten Regenwald hoch bis zum Parkplatz. Von hier aus sind es noch mehre hundert Höhenmeter und ca. zwei Stunden Gehzeit bis zum Gipfel. Doch schon hier zieht es zu und es ist feucht, windig und kalt. Also genießen wir unser mitgebrachtes Vesper lieber etwas weiter unten, an einem sehr nett angelegten Picknickplatz mit hervorragender Aussicht. Basse Terre ist so wie die meisten Inseln der kleinen Antillen. Schroffe Berge und üppiger Regenwald. Da es an der Westküste einige schöne Ankerplätze gibt, werden wir uns diesen Teil der Insel bestimmt noch ausführlicher anschauen.

Picknick mit einmaliger Aussicht

Pointe a Pitre, die Hauptstadt zieht uns jedenfalls nicht so sehr in ihren Bann, als dass wir hier noch viel länger bleiben möchten. Der Ankerplatz unweit der großen Marina und in Sichtweite des modernen Museum ist zwar gut geschützt, aber das Wasser ist ziemlich trüb und der rege Schiffsverkehr (Fähren, Frachter, private Motoryachten) lässt uns mitunter etwas schaukeln. Dafür ist es mal wieder interessant dem Treiben im Industriehafen zuzusehen, wenn die Containerfrachter kommen und mit Schleppern ans Kai bugsiert werden.

Auf dem Weg zum Dinghydock fährt man am Wrack einer ehemaligen Fähre vorbei (Bildmitte)

Nach einer Woche auf Guadeloupe segeln wir die 20 Meilen nach Süden zu den Iles des Saintes. Die Fahrt ist etwas ruppig – um diese Jahreszeit ist oft Schwell von den Tiefs im Nordatlantik zu spüren und in den Kanälen zwischen den Inseln im Antillenbogen baut sich gern eine steile Welle auf. Aber es ist ja nicht weit und am frühen Nachmittag legen wir uns an eine der vielen Muringbojen vor der Hauptinsel Terre de Haute (schon wieder so ein Terre – wer bitte soll sich den all die Namen merken?) Laut den Revierführern ist hier normalerweise allerhand los und es ist manchmal schwer eine freie Muring zu ergattern. Vermutlich merken wir die Auswirkungen von Covid-19 denn es sind mindestens die Hälfte der Murings frei. Es ist auch offensichtlich, dass fast keine Charterkatamarene mehr unterwegs sind. Und nicht nur im Ankerfeld ist dies deutlich. Geht man auf der Hauptstraße durch den kleinen Ort, reihen sich Restaurants, Souvenirläden und Boutiquen aneinander, es gibt Roller und Golfcarts zu mieten. Aber es ist nicht sehr viel los auf den Straßen und viele Kneipen am Strand haben geschlossen. Es ist offensichtlich dass momentan viel weniger Touristen unterwegs sind als üblich und dabei wäre eigentlich gerade Hochsaison.

Muringfeld vor der Terre de Haute – im Hintergrund Guadeloupe

Die fünf Inseln der Iles des Sainte sind nicht sehr groß. Nur zwei von ihnen sind bewohnt und auf Terre de Haute der Hauptinsel gibt es einen kleinen Airstrip der von kleinen Fliegern angeflogen werden kann. Der Landeanflug ist scheinbar recht abenteuerlich. Wir haben oft böigen Wind um die 30km/h, gerne auch etwas mehr und die meisten Flieger drehen erst einmal eine Runde hoch über dem Rollfeld, bevor sie den eigentlichen Landeanflug beginnen, bei dem sie zuerst knapp an zwei Bergen vorbei, direkt über die Dächer des Ortes fliegen, bevor sie am Beginn der Landebahn aufsetzen müssen um noch genügend Platz zum Bremsen zu haben.

Zur Abwechslung verholen wir an eine kleine unbewohnte Insel, gleich nebenan: Ile de Cabrit. Eine sehr idyllische kleine Bucht, mit ein paar Murings davor, denn auch hier fällt der Meeresgrund recht steil ab, außerdem ist es ein geschütztes Gebiet. Auf einem der Hügel stehen noch die Überreste eines alten Fort, nur einen kurzen Spaziergang, aber eine tolle Aussicht – und der Wind pfeift… Ganz anders unten in der Bucht. Hier liegen wir meist im Windschatten, nur ein paar Böen schaffen es hierher, dafür scheint es etwas Strömung zu haben. Egal wie wir uns an der Boje festmachen, irgendwann kratzt sie mit ihrem verrosteten Bügel am Bug von Piccolina. Uns wird es bald zu dumm und wir motoren wieder rüber an die Hauptinsel. Dort ist zwar mehr Wind und das Boot ruckt manchmal ganz ordentlich in die Festmacher, dafür schrammt die Muringboje nicht am Rumpf entlang. Für ein paar Tage liegen wir an einem Platz gleich am Ufer und haben ein kleines Hausriff direkt vor dem Boot, mit den größten Kaiserfischen die ich bis jetzt gesehen habe.

Blick von Iles de Cabrit auf Terre de Haute
Ein Baum erobert die alte Festungsmauer

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