Abfahrtbereit


Langsam wird es Zeit weiter zu ziehen. Mittlerweile sind wir wieder das einzige Segelboot, das vor den Iles de Salut vor Anker liegt. Alle anderen sind schon weiter gesegelt. Nur ein Frachter liegt seit zwei Wochen 500 Meter entfernt und nervt etwas durch den ständig brummenden Generator und die blendende Decksbeleuchtung bei Nacht.

Wir machen uns abfahrbereit. Paramaribo in Surinam ist nicht sehr weit, 200 Seemeilen sind für den Ostseesegler eine Menge, auf dem Atlantik ist es jedoch keine große Distanz. Wir rechnen mit ein bis zwei Nächten, da wir früh morgens an der Flußeinfahrt ankommen sollten. Genau die Nächte sind aber das Problem. Der Meeresgrund entlang der Küste ist sehr flach, die 50m Tiefenlinie ist weit drausen, und entsprechend weit raus gehen auch die Fischer, deren Boote nicht alle nachts beleuchtet sind. Da heißt es möglichst weit raus und gut aufpassen! Leider haben wir keinen Vollmond mehr, wir müssen also die ersten Stunden im Dunkeln segeln….

Das Wetter wird sich auch in Surinam nicht groß ändern. Wir bleiben in den Tropen und das heißt feuchtheißes Klima. Soviel geschwitzt wie die letzten Wochen haben wir noch nie – und wir haben schon öfter heiße Klimazonen bereist. Hier kommt erschwerend hinzu dass wir immer auf Meereshöhe sind und die Nächte kaum abkühlen. Tagsüber sind die Temperaturen lähmend und wir sitzen viel im beschatteten Cockpit und freuen uns über jeden kleinen Windhauch. Es gäbe einige Dinge zu tun auf Piccolina, aber wir beschränken uns hauptsächlich auf Tätigkeiten am PC. Auch Lackierarbeiten sind bei diesen Bedingungen nicht mit einem zufriedenstellenden Ergebnis durchzuführen, also vertagen wir das auf später. Gestern hieß es dann zwei Stunden lang Dinghy schrubben. Die Unterseite war grün zugewuchert, auch einige Seepocken fanden gefallen am Gummiboot. Sehr mühsam das alles mit Bürste und Scotch wegzubekommen. Aber jetzt sieht unser Dinghy wieder hübsch aus und durfte die Nacht auch oben an der Reling verbringen, damit es schön sauber bleibt.
Nun verlassen wir also französisch Guyana. Was bleibt wohl in Erinnerung? Ganz sicher die Raketenstarts die uns immer Gänsehaut beschert haben und dazu die interessante Technik, in die wir auf dem CSG-Gelände einen kleinen Einblick erhalten haben. Dann natürlich die Inseln, mit ihrem fast schon karibischen Flair, durch die vielen Kokospalmen, aber mit einer grausamen Vergangenheit, die durch die wuchernde Natur teilweise nur noch zu erahnen ist. Da ist Kourou, eine Stadt – schwer zu beschreiben – mit ihren Wohnanlagen und auf dem Reisbrett entworfenen Vierteln, die der Stadt einen zerfledderten Wuchs geben. Dazwischen die Müllhaufen am Straßenrand und Bretterbuden aus Plastik und Wellblech wie im Dritte Welt Land. Praktisch direkt daneben Häuser die einen gepflegten Eindruck machen. Die Mehrheitlich dunkelhäutige Bevölkerung – Nachkommen der ehemaligen Sklaven – die sich untereinander in einer Sprache unterhalten, die wir als von Afrika stammend einordnen. Die vielen asiatischen, karibische und brasilianischen Einwanderer. Der riesige Regenwald und das kaum erträgliche Klima – und alles in einem europäischen Land auf dem amerikanischen Kontinent (die hohen Preise für Lebensmittel und in Restaurants sind vergleichbar mit den französischen).
Alles in allem war es dennoch eine gute Entscheidung hierher zu kommen, wir begegneten vielen freundlichen Menschen und fühlten uns hier wohl und sicher.

Müll in den Straßen von Kourou
Chadec: kindskopfgroße leckere Grapefruit
Abends im Hotel auf der Ile
Schildkröte am  Kai
Die Bucht fast für uns allein
Blick auf Ile de Diable

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