Endlich, am Donnerstag legen wir nachmittags in Travemünde ab. Kurz zuvor holten wir noch unsere kleine Fock vom Segelmacher, aber da immer noch wieder Böen mit gut über 20 Knoten seitlich auf dem Schiff stehen, möchten wir sie nicht anschlagen. Wir sind froh, dass wir gut vom Steg wegkommen und können gleich bei der Ausfahrt aus der Trave die Genua ausrollen. Wind von hinten, es sind kräftige Böen angesagt, da brauchen wir kein Großsegel zu setzen.
Kaum sind wir die erste Stunde unterwegs, da kommen schon die ersten Böen. Wir verkleinern unser Segel, schließlich haben noch ca. ein Drittel der Genua draußen. Der Windmesser zeigt maximalen Wind mit 34 Knoten an. Das ist mal eine Ansage, dazu noch ein Regenschauer.
Die ersten fiesen Böen sind gerade durch, da geht es schon los. Auf Kanal 16 wird Bremen Rescue gerufen. Drei Meldungen knapp hintereinander gehen ein. Vom SU Paddler der auf der Außenmole Fehmarn gestrandet ist, bis zum Segler der nicht mehr gegenan aufkreuzen kann und Schlepphilfe nach Travemünde anfragt. Ja auf dem Ostsee ist immer was los☺.
Bald beruhigt sich der Wind und wir können immer weiter ausreffen.Fehmarn kommt näher, die Sonne wird nur noch selten von Wolken bedeckt, ein großer Regenbogen lässt das schlechte Wetter schnell vergessen. Kurz vor Sonnenuntergang erreichen wir das Fahrwasser, das uns durch die Fehmarnsundbrücke leitet. Wir haben nur noch drei Beaufort Wind und können mit der großen Genua hoch am Wind genau den Kurs anlegen. Direkt unter müssen wir den Kurs ändern und nochmal ordentlich anluven, aber siehe da, der Wind dreht recht und wir können auch hier unter Segel weiter.
Es wird langsam Nacht. Seit der Fehmarnsundbrücke blinken die Feuer um uns herum, Schiffe sind überhaupt keine zu sehen. Wir sind allein in der Hohwachter Bucht. Aber die Ruhe ist bald vorbei, denn der Wind frischt wieder auf und schließlich haben wir beständige sechs Beaufort dazu Böen. Die Wellen werden größer und unangenehm. Typisch hackige Ostseewelle. Das Schiff bockt und wir können nur wenig schlafen. Es ist kalt. Als der Tag anbricht sind wir nördlich von Kiel. Wir kreuzen etwas auf, bis kurz vor der Kieler förde, dann werfen wir den Motor an. Unter Landabdeckung wird die Welle kleiner, dafür bläst der Wind immer noch sehr stark.
Wir sind schon sehr gespannt auf den Nord Ostsee Kanal. Wie das mit den Schleusen funktioniert usw. Schon von weitem sehen wir eine ganze Meute Segelboote im Wertebereich vor der Schleuse und dann das unterbrochene weiße Licht, das den Sportbooten das Zeichen zum Einfahren gibt. Leider sind wir 5 Minuten zu spät. Als wir ankommen ist schon wieder rot.
Eine ganze Stunde müssen wir im Wartebereich verbringen. Dann kommt zuerst ein Tanker in die Schleuse und schließlich dürfen auch die Sportboote rein. Aber es ist alles kein Problem. Es gibt viel Platz an den Schwimmstegen, man kann das Boot ordentlich fest machen, nur der Schwimmsteg ist sehr niedrig und der seitliche Gummi zum Schutz hinterlässt wohl auch gerne mal schwarze Streifen am Boot. ..
Das Schleusen selbst ist total unspektakulär. Ich dachte immer man sieht so richtig wie das Wasser in die Schleuse gedrückt wird, aber weit gefehlt. Man muß schon genau schauen, damit man bemerkt wie man langsam angehoben wird. Nach zehn Minuten ist alles vorbei, schon wird das Schleusentor geöffnet und wir dürfen in den Kanal ausfahren. Die Sonne scheint, es ist wunderbares Wetter, nur der Wind pfeift unvermindert auf die Nase. Nach 13 km kommt eine Übernachtungstelle in einem See. Da wir mittlerweile ziemlich müde sind, laufen wir sie an. Aber der Ankerplatz ist total ungeschützt vom Wind und auch recht eng. Das hatten wir uns anders vorgestellt. Also weiter den Kanal entlang. Auch der borgstätter See, der nochmals 17 km weiter liegt ist ungeschützt und der Wind pfeift über die Wasserfläche. Mittlerweile sind wieder Böen mit weit über 30 Knoten dabei. Wir entschließen uns weiter zu fahren bis zum Abzweig des Giselaukanals. Eine sehr gute Entscheidung. Kaum sind wir in den Kanal abgebogen, merken wir wie der Wind nachlässt. Die dichten Bäume an der Böschung bieten einen hervorragenden Schutz. Es sind nur einige hundert Meter bis vor der Schleuse links und rechts Anleger für Sportboote kommen. Wir legen luvseitig an, so dass uns der Wind etwas vom Steg wegdrückt. Nun liegen wir sicher und ruhig, nur ab und zu schwappt eine Welle durch den kleinen Kanal, von den ganz großen Pötten draußen vom NOK. Die Welle wird dann vom Schleusentor reflektiert und drückt uns von hinten nochmals kräftig gegen den Steg. Aber richtig festgemacht mit Vor- und Achterleine und Springs ruckt das Schiff nicht ganz so schlimm in die Leinen ein. Kurz nach Sonnenuntergang fallen wir todmüde in die Koje und schlafen wie die Steine bis zum morgen durch.
Schon auf Helgoland? Das nenn ich einen guten Anfang. Ich wünsche Euch eine tolle Reise. Die Webside ist gelungen. Da bekommt man direkt Lust, hinterher zu fahren. Viel Spaß und immer eine Handbreit Wasser unterm Kiel
🙂 Birgit