Piccolina liegt immer noch in der Cala von Palermo. Schiff und Crew gefällt es hier. Es ist geschützt und das Wetter hat es bis jetzt eigentlich ganz gut mit uns gemeint. Klar hatten wir mal etwas Regen oder kühle Tage, aber vom Winter in Mitteleuropa sind wir ganz schön weit weg. Und seit Februar haben wir richtig viel Sonne. Tagsüber kommt man in der Kuchenbude (eine Art Vorzelt über dem Cockpit) schon ins Schwitzen, da ist’s warm wie im Wintergarten. Nur wenn wir in die Stadt gehen müssen wir uns etwas wärmer anziehen, denn zwischen die Häuserschluchten schaffen es nur wenige Sonnenstrahlen. Auch nachts wird es teilweise noch empfindlich kühl, besonders wenn der Wind aus Norden kommt.
Mittlerweile kennen wir uns schon etwas aus in Palermo, wissen wo wir was am Besten bekommen. Das ist am Anfang immer etwas mühsam, in einer großen Stadt mit soviel Auswahl an Allem. Es gibt allein drei verschiedene Märkte -doch der Capo oder der Ballaró sind für den täglichen Einkauf etwas zu weit entfernt. Der Vucciria-Markt ist gleich ums Eck und wenn auch etwas kleiner, gibt es hier frisches Obst und Gemüse zum kleinen Preis und auch der Metzger kennt uns inzwischen. Zwei Hauptstraßen im Zentrum- die Via Vittorio Emanuele und die Via Maqueda – sind Fußgängerzonen und für die erste Orientierung in der Altstadt ganz praktisch. Die vielbefahrene Via Roma liegt dazwischen und diese versuchen wir zu meiden, denn der Lärmpegel ist immens. Viele verschieden Plätze und markante Gebäude erleichtern die Orientierung in der Stadt zusätzlich. Die Kathedrale und der Palazzo Reale begrenzen die Altstadt zum Westen, der Zentralbahnhof liegt südlich, am Rand des alten Kalsa Viertel. Die Altstadt ist geprägt von engen gepflasterten Gassen in hohen Häuserschluchten. Und es gibt die ganze Bandbreite: da stehen mächtige Kirchen angebaut an alte Palazzi, dazwischen mischen sich fast baufällige Häuserfassaden und frisch renovierte Gebäude. Die typischen Balkone mit den schlichten Metallgittern sind manchmal voller üppiger Grünplanzen, manchmal hängt auch nur die frische Wäsche drausen. Die schmalen Gassen folgen nur scheinbar einem Muster – gerade im Kalsaviertel sind sie verwinkelter und nicht so gerade wie es auf den ersten Blick aussieht. Und auch nach Wochen wird man von Plätzen im Zentrum überrascht, die man zum ersten Mal sieht. Das Teatro Massimo begrenzt die Altstadt zum Norden hin, ab hier folgt der Stadtplan einem Schachbrettmuster. Die engen Gassen, weichen schmalen Straßen, aber es ist grüner und offener. Läuft man auf der Via Maqueda vom Quatro Canti immer geradeaus, kann man das ganz gut nachvollziehen. Anfangs zweigen gepflasterte Straßen ab und man geht an unzähligen Restaurants und Bars, Cafés und Streetfoodläden vorbei. Die erste große Piazza, von Bäumen gesäumt, dominiert das Teatro Massimo. Weiter geradeaus folgen die Geschäfte aller Art: Bekleidung, Schuhe, Möbel, Parfüm, Schreibwaren. Die abzweigenden Straßen sind geteert und offensichtlich nicht mehr nur für Fußgänger konzipiert. Es folgt das Teatro Politeama mit der weitläufigen Piazza und die Straße geht über in die Via della Libertà im gleichnahmigen Stadtvierel. Wer mehr Geld beim shoppen ausgeben möchte ist hier richtig, diverse Designerläden säumen die Straße. Dennoch kann man gerade hier gut bummeln, denn zwischen den Fahrspuren der Autos gibt es einen baumbestandenen Streifen mit Gehwegen und einer extra Busspur. Dies ist gewissermaßen das Herzstück des moderneren Palermo. Und hier im Libertà Viertel gibt es tatsächlich auch einige Fahrradwege, die in der restlichen Stadt kaum zu finden sind. Fahrradfahrer sind nicht viele unterwegs in Palermo, wenig verwunderlich bei dem Verkehr. Dafür ist die Rollerdichte enorm und die Fahrer kurven durch die Straßen ohne Angst und Schrecken. Klar regeln auch hier Ampeln den Verkehr – doch manchmal scheinen sie eher eine empfehlende als eine rechtliche Funktion zu haben. Auch ein Zebrastreifen ist keinesfalls ein Abschnitt an dem Autos freiwillig halten. Will man als Fußgänger die Straße überqueren ist man oft gezwungen drauf loszulaufen. Natürlich mit etwas Bedacht, man will ja die eigene Gesundheit nicht aufs Spiel setzen. Aber erst wenn man auf die Straße tritt, halten die Autos tatsächlich an. Also Verkehrsteilnehmer fixieren und losmarschieren, dabei immer sicherstellen dass man nicht übersehen wird. Nicht ganz einfach bei dem chaotischen Verkehr.
Mittlerweile ist es März geworden und mit einem Mietwagen erkundigen wir den westlichen Teil Siziliens. Meist suchen wir uns ein Ziel für den Tag aus und stromern danach einfach kreuz und quer durch die Insel. Somit kommen wir auch ganz zufällig in Ecken die richtig nett sind, die wir aber überhaupt nicht auf dem Zettel hatten, andererseits können und möchten wir auch nicht nur Sehenswürdigkeiten abklappern. Um die Insel kennenzulernen ist ein Besuch in der normalen Dorfkneipe auch hilfreich. Trotz rudimentärem Italienisch. Aber im Café von nebenan hat man oft den Ausländerbonus und ein bisschen Smalltalk bekommt man immer gestammelt. Ja, sie sind sehr angenehm die Sizilianer. Das einzige was wirklich stört ist der Müll. Besonders hier in der Stadt Palermo und im Bezirk Palermo. Überall Müll. In den Straßen, an den Häuserecken, unter Brücken, neben der Autobahn, neben der kleinen Landstraße. Auf dem Land sieht man durchaus auch den ein oder anderen Müllhaufen der abgebrannt wurde und schon mit frischen Müll bedeckt ist. Es ist wirklich traurig. Allerdings ist uns auch aufgefallen, dass es nicht überall so ist. In manchen Städten oder Regionen auf Sizilien ist es sauber. An was liegt es also? Wir wissen es nicht.
Montepellegrino:
Solunto / Santa Flavia:
Segesta:
Il Cretto di Burri
Erice, Trapani, Marsala
Unterwegs in der Madonie:
Die unschöne Seite Siziliens: Müll
März ist ein toller Monat auf Sizilien. Alles ist unglaublich grün. Gerade im Inselinneren das in weiten Teilen von Landwirtschaft geprägt ist, sprießt es (überall. Tagsüber ist es schon warm – außer hoch oben in den Bergen und touristisch ist noch nicht sehr viel los. Doch gerade in Palermo merkt man mit jeder Woche wie mehr Menschen in die Stadt kommen. Die Stadt wacht gerade eindeutig aus ihrer Winterruhe auf. Auch auf dem Vucciria wuselt es mittlerweile viel mehr, besonders um die Mittagszeit. Die ganzen Garküchen und Restaurants am Platz sind oft schon recht gut gefüllt. Wir gehen ab und zu dort Fisch essen. Der ausgesuchte Fisch wird gewogen – meist nehmen wir ein Mischung aus Tintenfisch, Sardinen, Schwertfisch und Garnelen – und 5 Minuten später bekommt man es frisch frittiert an den Tisch. Bezahlt wird nach Gewicht, so kann man auch mal nur eine kleine Portion nehmen.
Ja, es ist toll, wenn man merkt wie langsam der Frühling einkehrt, die Sonne an Kraft gewinnt und die Tage länger werden. Doch ein morgendliches und abendliches Ritual, das wir den Januar und Februar genossen haben fehlt mir etwas. Morgens wurden wir kurz vor Sonnenaufgang am Zwitschen von tausenden von Staren geweckt, die sich in den Bäumen gleich neben der Marina sammelten um gemeinsam zu den Futterplätzen zu fliegen. Und Abend wiederholte sich das Spiel in die andere Richtung kurz nach Sonneuntergang. Manchmal hörten wir nur das Rauschen eines riesigen Schwarmes, manchmal kamen sie aufgeteilt in mehreren kleineres Schwärmen. Ein Teil machte halt in den schon erwähnten Laubbäumen, viele zogen direkt weiter zum Übernachtungsplatz – wo auch immer der war. Jedenfalls war es sowohl morgens und abends ein Spektakel, das es sogar schaffte mich zum frühen Aufstehen zu bringen.
Die verbleibenden Wochen hier in Palermo, werden wir hauptsächlich mit Bootsprojekten füllen. Zum Lackieren sind die Temperaturen gerade hervorragend und das nutzen wir, auserdem wird an der Elektrik und Ekektronik von Piccolina gebastelt. Es gibt immer was zu tun…. aber vielleicht findet sich auch noch Zeit für den ein oder anderen Ausflug bevor wir wieder in See stechen.