Ohne Holland…

Wieder einmal geht es ganz früh morgens los. Beim ersten Tageslicht um halb sechs legen wir in Borkum ab, damit wir möglichst viel Strom mit uns haben. Kaum sind wir an der Insel vorbei können wir Segel setzen und Kurs auf Westen nehmen. Den Tag über geht es nördlich an den niederländischen Inseln entlang. Es läuft gut bis zum Abend, dann schläft der Wind immer mehr ein.

Sonnenaufgang vor Borkum

Dafür bekommen wir unverhofften Besuch. Erst fälschlicherweise für einen schwimmenden Vogel gehalten, streckt ein Seehund seinen Kopf aus dem Wasser und schaut neugierig zu uns herüber. Dann verschwindet er wieder, um fünf Minuten später einige Meter näher wieder aufzutauchen. Schließlich muss er genau schauen wer oder was wir sind und er schwimmt nur wenige Meter hinter unserem Heck her, streckt immer wieder den Kopf in die Höhe, laut schnaufend und die Nase in die Luft gereckt. Soooo nett!! Wir waren total überrascht und haben uns super gefreut.

ein Seehund zu Besuch

Aber ohne Wind macht das Segeln keinen Spaß, also muss wieder unser Motor herhalten. Die ganze Nacht brummt er vor sich hin, während wir abwechselnd versuchen eine Mütze Schlaf zu bekommen. Am frühen Morgen queren wir die Zufahrt zum Hafen Amsterdam. Es scheint als haben sie gerade alle Containerschiffe losgelassen, als wir kommen. Rolf wird vom Traffic Control angefunkt (er hat gerade Wache), ob wir den Hafen anlaufen möchten oder weiter Richtung Süden fahren. Im Funk bekommen wir mit, dass auf uns aufgepasst wird und so witschen wir zwischen den großen Pötten durch und sind froh als wir wieder freien Seeraum vor uns haben.

Am Vormittag laufen wir den Hafen in Scheveningen an. Der ist zwar von ordentlicher Größe, aber der Yachthafen ist ein nur kleiner Teil davon und total überfüllt. Das möchten wir uns nicht antun, also wieder raus aus dem Hafen und weiter die Küste entlang.

Bei Schauerwetter queren wir nochmal eine große Hafenzufahrt, die von Rotterdam. Die Sicht ist miserabel, aber Dank AIS sehen wir die großen Schiffe und die sehen uns. Nachmittags wir das Wetter kurzzeitig wieder besser, aber der Wind will einfach nicht. Also motoren wir stur Richtung Zeebrugge (Belgien).

Langsam wird es dämmrig und es kommt doch noch Wind. Als wir auf den Hafen zufahren, sind plötzlich total unangenehme steile Wellen da. Strom gegen Wind. Wir werden vom Zeebrugge Port Control angefunkt. Der Hafen ist gesperrt, es fahren große Schiff raus, da dürfen wir nicht rein. Also draußen vor dem Hafen bei Achterbahn 20 Minuten warten. Dann der Funkspruch, dass wir in den Hafen motoren dürfen, aber wir müssen uns ganz am Rand halten. Mittlerweile ist es stockduster geworden. Der Hafen hat zwar unzählige Lichter, aber Umrisse von Kaimauern etc. sind praktisch nicht zu erkennen. Mit Hilfe unserer elektronischen Karten kämpfen wir uns durch die Wellen bis wir an der Außenmole vorbei sind. Dann wird es schnell ruhiger. Drei große Frachtschiffe kommen uns derweil entgegen. In dem riesigen Hafen finden wir uns kaum zurecht und lassen uns von der Elektronik führen. Erst kurz vor der Einfahrt entdecken wir die Zufahrt zum Yachthafen. Dort nehmen wir den ersten freien Steg den wir finden, machen fest, klarieren das Boot und drinken unseren wohlverdienten Anleger. Nachts in unbekannten Häfen ankommen müssen wir nicht gleich wieder haben.

Royal Belgium Sailing Club, Zeebrugge

Brugge ist nur 10 Kilometer von Zeebrugge entfernt. Wir besuchen die sehr schöne Stadt, mit den vielen Kanälen, netten Gässchen, Parks und unglaublich vielen Touristen. Hier gibt es alles auf das die Belgier stolz sind: Fritjes (Pommes), Waffeln, Schokolade und Bier. Brugge ist auf jeden Fall einen Besuch wert, vielleicht nicht unbedingt in der Hochsaison.

Und jetzt heißt es wieder auf den richtigen Wind warten, damit er uns nach Frankreich weiterträgt.

 

2 Gedanken zu „Ohne Holland…“

  1. Liebe Steffi, lieber Rolf, ihr kommt ja richtig gut vorran:-)! Ihr seid erst so kurz unterwegs und habt schon so tolle Momente und Orte erleben dürfen – das macht einen richtig neidisch;-)! Der Seehund ist wirklich witzig – in Namibia ist uns mal einer ins Boot gesprungen, weil er wusste, dass er einen oder auch mehrere Fische bekommen würde. Kompliment an eure Reiseberichte und Fotos! Falls ihr irgendwann mal wieder Geld verdienen müsstet, könntet ihre Reisediavorträge von euren Reisen machen. Vielleicht aufgepeppt mit der einen oder anderen Videosequenz (z. B. wenn ihr mal ordentlich Wetter und Wellen habt – dann könnt ihr ans Publikum vorher schon mal Spucktüten verteilen – manche müssen das Geschwanke nur sehen und sie haben genug). Insgesamt bin ich überrascht, wie flott euch Piccolina vorran bringt – 10 Knoten schafft sie ja schon mal – dabei sagt man ja Länge läuft und na ja sie ist ja eher piccolo (ich weiß, wenn du 3-4 Knoten Strom hast, muss man die natürlich abziehen, aber trotzdem). So, dann wünsche ich euch weiterhin gutes Vorrankommen, tollste Erlebnisse und Eindrücke, bleibt fit und habt immer eine Handreit Wasser unterm Kiel. Liebe Grüße Rene

    1. Lieber Renè,
      danke fürs Kompliment. Das mit den Videos werden wir versuchen, aber wir möchten auch niemand abschrecken .
      Wenn es ordentlich Wind hat läuft unsere Kleine recht gut und wir nutzen den Strom so gut es geht.
      Liebe Grüße ins Schwäbische
      Rolf und Steffi

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert.