Endlich schön segeln

…hieß es als wir in Zeebrugge ablegten. Nein – nicht ganz. Früh morgens um halb sieben gings los. Erst mal Erlaubnis vom Port Traffic Control einholen, dass wir rausfahren dürfen (man lernt ja dazu), dann fast eine halbe Stunde durch den riesen Hafen motort. Endlich draußen empfängt uns Nieselwetter und kurze Zeit später wird die Sicht sehr schlecht. Dafür können wir die Segel aufziehen und machen bei 3 bis 4 Bft gut Fahrt. Wir segeln dicht an der Küste entlang und kurz vor der französischen Grenze kommt die Sonne zum Vorschein. Das ist Segeln wie im Bilderbuch. Nur die Navigation ist heute etwas anspruchsvoller. Hier sind viele Untiefen und große Sandbänke bis weit raus. Also immer schauen dass genügend Wasser unterm Kiel ist.

Vor Dunkerque folgen wir viele Meilen einem Fahrwasser, das sich in Ost- Westrichtung erstreckt. In der einzigen Engstelle kommen uns dabei mindestens 15 Segelboote entgegen, die alle gleichzeitig zum einsetzenden Oststrom aus dem französischen Hafen losgefahren sein müssen. Und wir haben auch noch die Ausweichpflicht! Wir sind beide am schauen, damit wir ja kein Boot übersehen. Fast wie Sonntags auf dem Bodensee 😁

 

die Meerjungfrau vor Dunkerque streckt uns nur den Rücken zu

 

Ursprünglich wollten wir an dem Tag nur bis Dunkerque, aber da der Wind fast konstant bleibt, segeln wir weiter.

Dunkerque….schön ist anders….

An der häßlichen Schwerindustrie von Dunkerque entlang, am AKW vorbei (ist das noch in Betrieb?), auch Calais lassen wir links äähhh an Backbord liegen und setzen Kurs auf Boulogne Sur Mer. Die Fähren zwischen Calais und Dover sind zwar schnell unterwegs, aber wir haben sie, bevor sie in Sicht kommen per AIS auf dem Schirm und eine passende Lücke ist schnell gefunden.

Und dann schiebt mal wieder der Strom von hinten kräftig mit, vorbei an den Caps Blanc-Nez und Griz-Nez. Nur kurz vor Boulogne muss nochmal der Motor herhalten – und trotz guter Vorsätze wird es doch wieder ein Anlegemanöver bei Nacht. Wenigstens ist der Hafen etwas übersichtlicher.

frischer toter Fisch….

Gleich am nächsten Morgen schlendern wir in die Stadt. Direkt neben dem Hafen gibt es fangfrischen Fisch, Krebse und Hummer zu kaufen.

… die Krebse leben noch….

 

Weiter Richtung Innenstadt. Um halb zehn ist noch fast nichts los auf den Straßen. Aber ein Blick in die Schaufenster läßt uns das Wasser im  Mund zusammenlaufen. Da gibt es süße Törtchen mit Erdbeer, Apfeltarte und herrliche Praliné. Schließlich kommen wir nicht mehr an dem nächsten Geschäft vorbei und gönnen wir uns zwei  leckere Quiche. Oben in der Altstadt trinken wir einen Cafe au lait hinterher und machen gleich noch einen Spaziergang zur Zitadelle und entlang der Stadtmauer. Boulogne Sur Mer gefällt uns und es ist toll endlich mal wieder in Frankreich zu sein.

Zurück am Hafen staunen wir. Als wir uns bei Niedrigwasser auf die Socken gemacht haben, lagen wir mit unserer Piccolina voll im Keller. Jetzt ist das Wasser zurückgekehrt und die Schiffe liegen kaum unterhalb der Kaimauern. Fast 9 Meter beträgt z. Z. der Tidenhub. Das sieht dann echt eindrucksvoll aus, wenn man an Unterkonstruktion ohne Wasser sieht. Alle zwölf Stunden und ein paar zerquetschte. Wie gut dass es hier überall Schwimmstege gibt, an die man festmachen kann ohne sich um die Tide einen Kopf machen zu müssen.

 

 

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