Erikousa und Othonoi sind die nördlichsten der Ionischen Inseln. Nachdem wir einige Tage vor Erikousa verbrachten, verholten wir wegen angesagtem Südwind an die Nordküste von Othonoi. Dort gibt es eine gute Ankermöglichkeit und wir treffen auf ein deutsches Boot, das uns gleich den Tipp gibt nebenan zum einem Wrack zu Schnorcheln. Rita und Günther sind schon einige Jahre in Revier unterwegs und kennen sich somit natürlich gut aus. Richtig viel zu Sehen gibt es bei dem Wrack eigentlich gar nicht, aber es ist schon ein ordentlich großes Schiff, was da in 15-13 Metern Tiefe auf dem Grund liegt und schon allein deshalb ist es etwas besonderes. Bestimmt an die 50 Meter misst das versunkene Schiff und wir vermuten dass es eine Art Versorgunsfrachter, vielleicht ein Wasserschiff war. Es ist nicht zerbrochen und man kann nicht erkennen warum es gesunken ist, aber es liegt wohl schon viele Jahre dort.
Schon am nächsten Tag müssen wir leider weiter, denn es ist kräftiger Nordwind angesagt. Der ursprüngliche Plan, im Süden der Insel zu ankern, verwerfen wir angesichts dem miesen Schwells der immer noch aus dieser Richtung angerollt kommt und so segeln wir weiter an die Nordwestküste Korfus nach Agios Georgis. Diese Bucht ist sehr weitläufig, es gibt viel Platz auf sandigem Grund und es scheint gut geschützt nach Nord zu sein. Eine handvoll Boote ankern in der Bucht und der Wind schickt zwar einige Böen vorbei, aber alle Boote liegen sicher und fest.
Am langen Sandstrand reihen sich Tavernen, Cafés und Hotels aneinander, aber es gibt viel Platz und es ist ziemlich entspannt. Wir bleiben einige Tage hier und treffen auch nochmal Rita und Günther zu einem unterhaltsamen Abend.
Durch den Nordwind sind die Wassertemperaturen einige Grad in den Keller gegangen und ein Bad im Meer ist wieder sehr erfrischend.
Da es an der Westküste Korfus nicht viele Ankermöglichkeiten gibt, segeln wir einen längeren Schlag um das südliche Kap nach Syvota am Festland. Dort angekommen ist es gar nicht so einfach einen guten Platz für die Nacht zu finden, man merkt, die Hochsaison ist da. Gleich am nächsten Tag möchten wir weiter und verholen zunächst für ein paar Stunden vor eine kleine Insel um segelbaren Wind abzuwarten. Während wir gemütlich vor Anker liegen, fährt eine 50+Fuß Hanse zügig an uns vorbei, um zwischen zwei Inseln durchzumotoren. Einen kurzen Moment denke ich noch ob er da schon weiß was er tut, da knirscht es auch schon gewaltig und das Schiff steckt. Immerhin schafft er es nach zwanzig Minuten selbst wieder runter vom Riff. Mit Vollgas macht er sich vom Acker.
Kurz darauf können wir Anker auf gehen und mit der Genua segeln wir zur südlich gelegenen Insel Paxos. Es ist wieder überraschend mistige Welle entstanden, das haben wir im Mittelmeer öfter als uns lieb ist, doch wir kommen auch gut voran. Mehr als die Hälfte der Strecke liegt hinter uns, als wir mehrere Tagestouristenboote sehen, die von den südlichen Inseln wieder nach Korfu unterwegs sind. Zwei der Boote gehen mit viel Abstand vorne durch, doch bei einem Nachzügler steht die Peilung. Schlimmer noch, als wir das Gefühl haben, jetzt läuft es aus, korrigiert er den Kurs etwas und hält genau auf uns drauf. AIS sendet übrigens keines der Boote – was uns bei professionell genutzten Schiffen mit sicher weit über 100 Gästen etwas überrascht. Besagtes Schiff kommt näher und näher. Es müsste uns ausweichen, da wir segelnd unterwegs sind und es wäre für den Kapitän auch überhaupt kein Problem, um uns herum ist sonst nix. Wir warten, schauen und halten wie vorgeschrieben unseren Kurs. Als immer noch nichts geschieht geben wir tatsächlich das vorgeschriebene Schallsignal (das erste Mal seit wir mit dem Boot unterwegs sind), das ihn zum Ausweichen auffordert. Als immer noch nichts geschieht fieren wir das Segel auf und fallen wir stark ab („Manöver des letzten Augenlicks“). Der Touristendampfer rauscht in 20 Metern Entfernung an uns vorbei, ein paar Gäste winken uns zu. Wir sind zu geschockt auch nur an ein Foto zu denken, brüllen den Käptn an, was für ein Idiot er ist. Das war echt knapp! Wie kann jemand so verantwortungslos sein? Mit so vielen Gästen an Bord? Ist er sich bewusst welches Risiko er gerade eingegangen ist? Leider wissen wir keinen Namen vom Boot, der war zu klein geschrieben, und es sind viele dieser Schiffe unterwegs, die sich sehr ähnlich sehen. Wir können einige ausschließen, aber wir können keine Anzeige erstatten. Der Vorfall wird uns noch einige Tage beschäftigen.
Die Inseln Paxos und Antipaxos sind touristische Highlights, dennoch finden wir eine Ankerbucht, in der noch genügend Platz ist. Der Ankergrund ist etwas tückisch, da es auch helle flache Felsen gibt, doch wir finden einen Sandspot und liegen gut für zwei Nächte. Diese sind ruhig, doch tagsüber ist viel los, wenn Dutzende kleiner Motorboote in die Bucht kommen.
Am Wochenende legen wir uns vor den Hauptort der Insel, Gaios. Auch hier finden wir einen schönen Platz doch es ist wie befürchtet, gefühlt fahren tausende Schiffe den Tag über an uns vorbei. Manche angenehm langsam, doch die meisten nehmen keine Rücksicht auf ankernde Boote. Hier sollte man aufpassen wann man ins Dinghy steigt, die Heckwellen können einen durchaus ins Straucheln bringen- und ins Wasser kriegen mich hier keine wilden Pferde. Der Ort Gaios ist sehr nett, kleiner als gedacht und besteht natürlich hauptsächlich aus Restaurants, Bars, Cafés und Souvenirläden. Wir bummeln durch die Gassen, trinken einen Frappe und genießen die Atmosphäre.
Der nächste Tag soll schon etwas früher Wind bringen. Ideal für den langen Schlag an die Südseite von Lefkas. Und tatsächlich können wir mal wieder wunderbar mit Schmetterling segeln. Doch leider schläft der Wind viel früher ein als gedacht. Er staut sich an der Westküste Lefkadas und wir müssen den Motor bemühen. Kurz vor dem südlichen Kap nimmt der Wind wieder zu, aber hier ziehen wir besser keine Segel mehr auf und tatsächlich bekommen wir hinter dem Kap Böen von über 35 Knoten ab. Hier kommt die Luft als Fallwind von den Bergen herunter, kein Wunder dass diese Bucht vor Vasiliki bekannt ist als Surferparadies. Wir queren die ruppige Bucht und verkriechen uns ein Stückchen weiter hinter ein paar Hügel. Es ist fast schon dunkel als der Anker fällt. Wir sind allein und genießen die Ruhe und schlafen wie die Murmeltiere. Tagsüber ist es leider nicht mehr ganz so ruhig, denn um die Bucht herum wird überall gebaut.
Am Nachmittag als der Wind kommt segeln wir vor die kleine Insel Arkoudi. Auch hier ist es wieder etwas schwierig mit Ankern. Der Grund fällt schnell ab und in 15 bis 20 Metern Tiefe kann man den Ankergrund nicht mehr erkenne. Später stellen wir fest, dass er fast überall mit Seegras bedeckt ist, kein Wunder dass unser Anker bei den ersten zwei Versuchen nicht hält. Dann geht ein Boot Anker auf und wir können unseren Anker auf dem mehr oder weniger einzigen Sandpatch der Bucht werfen. Der Anker hält und wir bleiben ein paar Tage. Der Spot gefällt uns super. Nachts sind kaum Boote da, man kann schön schnorcheln und da die Insel nicht bewohnt ist, herrscht herrliche Ruhe. Nur tagsüber kommen ein paar Boote zum Badestop. Hier kann man auch gut beobachten wie sorgenfrei viele ankern. Haken runter, etwas rückwärts fahren und gut. Aber wenn der Anker nur auf dem Grund liegt und sich nicht eingräbt kann er nun mal auch nicht richtig halten. Und mit zu wenig Kette wird er sich bei dem steil abfallenden Grund niemals eingraben. Ja, die Yachten hier halten alle nur für eine kurze Pause, aber das Ankermanöver für die Nacht wird meist auch nicht anders gefahren.
So auch am nächsten Ankerplatz etwas südlich des Hafens von Kalamos. Der Grund ist Sand und Gras, zusätzlich läuft noch eine Leitung quer durchs Ankerfeld. Bei wenig Wind ist sie gut zu erkennen, kräuselt sich die Oberfläche des Wassers, kann man nur die Richtung vermuten anhand des sichtbaren Teilstücks am Strand. Als wir kommen, liegen schon eine handvoll Yachten vor Anker, ein deutsches Boot hat noch etwas Schwierigkeiten den richtigen Platz zu finden und braucht noch zwei Versuche. Doch dann nimmt der Wind zu und zwei Segelboote müssen Ankerauf gehen, da sie driften. Am nächsten Tag das gleiche Spiel. Morgens ist alles gut, da Windstill, am Mittag kommen die Boote und am späten Nachmittag zeigt sich, wer ordentlich geankert hat, oder wer mit Speed durchs Ankerfeld driftet. Fazit: hier möchte man sein Boot gegen Abend nicht alleine liegen lassen!
Dennoch gefällt uns Kalamos sehr gut, vor unserer Bucht gibt es eine nette Taverne und ums Eck im Hafen, hat man eine noch größere Auswahl.
Um das Boot richtig durchlüften zu können ohne gleich Moskitoalarm zu bekommen haben wir nun auch endlich ein ordentliches Moskitonetz für den Niedergang genäht. Manche Dinge brauchen einfach etwas länger….
Wegen Zahnproblemen führt uns unser Weg nach Lefkas. Dort können wir günstig unter der Woche am Stadthafen anlegen, wie wir das im Juni schon mal gemacht haben. Und so bringen wir uns am Sonntagabend in Stellung und ankern kurz vor der Kanaleinfahrt. Es ist ein nettes Plätzchen, nur noch ein Boot ankert neben uns, doch je nach Windrichtung riecht es nach Ziegen- und Kuhstall. Am nächsten Tag sehen wir auch warum: der Strand wird von einer Herde Rinder bevölkert, die dort wohl ihre Wasserstelle haben. Entsprechend ist der Sand mit braunen Fladen „gepflastert“. Aber uns ist das egal, da wir eh vom Boot ins Wasser springen.
Früh am Montag morgen geht’s in die Stadtmarina. Wir können uns einen Platz aussuchen, viele Pontons sind fast leer und das Anlegemanöver ist dank fehlendem Wind auch sehr geschmeidig. Ist auch mal wieder nett an einem Steg liegen und direkt vom Boot an Land zu kommen, dafür ist diese Woche wieder eine heftige Hitzewelle angesagt. Wir werden sehen wie es uns ergehen wird.