Sommer in der Karibik

Nicht nur in Europa, auch hier ist der Sommer eingekehrt. Klar der Unterschied zwischen Sommer und Winter ist nicht so groß wie in Deutschland, aber wir merken es dennoch ganz deutlich. Die Temperaturen sind leicht gestiegen, der Regen hat zugenommen und damit die Luftfeuchtigkeit, der stetige Passatwind schwächelt ab und zu. Mit der Lufttemperatur und der starken Sonneneinstrahlung die zur Zeit quasi direkt von oben kommt, ist auch das Wasser wärmer geworden. Die Wassertemperatur beträgt nun um die 29°C und das spüren wir ganz erheblich. Das ist wie eine Fußbodenheizung, die man nicht abstellen kann. Bei etwas Wind bekommen wir die Temperatur in der Achterkabine, wenn wir schlafen gehen auf 28°C. Solange die seitlichen Fenster die obere Luke geöffnet sind ist das ganz gut auszuhalten. Dann kühlt die Brise die nackte Haut – denn Pyjamas oder Bettdecken benutzen wir schon lange nicht mehr. Maximal wird bei viel Windchill ein dünnes Tuch als Decke benutzt. Schwierig wird es, wenn es nachts regnet – was um diese Jahreszeit leider öfter mal der Fall ist. Dann müssen alle Luken geschlossen werden, keine Luft bewegt sich und bei 80% Luftfeuchtigkeit oder mehr, liegen wir gefühlt in der Sauna. Es wird noch wärmer und stickig. Sobald der Regen aufhört, gehen wieder die Luken auf, und wir hoffen auf Wind. Manchmal schlafen wir aber auch für ein paar Stunden ein, dann wachen wir meist schweißgebadet auf und hoffen auf Abkühlung wenn wir die Fenster öffnen können. Die schönsten Stunden des Tages sind ganz früh morgens bei Sonnenaufgang und am Abend wenn die Sonne hinter dem Horizont versinkt und man im Cockpit den Tag mit einem Sundowner ausklingen lässt.

Sonnenuntergang
… die schönste Zeit des Tages…

Tagsüber rinnt auf dem Boot der Schweiß. Solange wir nur am PC sitzen oder im Cockpit etwas trinken ist es erträglich. Durch die leichte Transpiration der Haut kühlt jeder kleine Luftzug sehr angenehm. Sobald wir aber auf dem Boot etwas werkeln, sei es Kochen, Waschen oder Wartungsarbeiten am Schiff, läuft der Schweiß in Strömen. Da hilft dann nur noch viel Trinken oder einen Sprung ins Wasser. Direkt einen Köpfer vom Boot ins herrlich erfrischende Nass. Klasse! Leider ist uns allerdings das Schwimmen in fast allen Ankerbuchten zu gefährlich. Zu viele Dinghys, die mit Vollgas durchs Ankerfeld fahren. Da heißt es direkt beim Boot bleiben. Auch den Anker abtauchen ist sehr risikobehaftet, denn die Boote sind so schnell, dass sie in der halben Minute in der man unter Wasser ist, eine weite Strecke zurücklegen. Und selbst wenn man nicht taucht, sondern einfach im Wasser schwimmt, können schlimme Unfälle passieren, wenn der Fahrer nicht extrem aufmerksam ist. Wir wissen allein in diesem Jahr von einem tödlichen Unfall in der Karibik, einem in Französisch Polynesien und weiteren schweren Verletzungen in verschiedenen Ankerbuchten. Ohne Boje ist es sehr gefährlich Schwimmen oder Schnorcheln zu gehen und selbst diese ist kein optimaler Schutz, wenn sie nicht direkt am Körper festgemacht ist und 5 Meter Leine zwischen Mensch und Schwimmboje, wie man es auch oft sehen kann. Da kann eine Traumreise schnell zum Alptraum werden.

Wenn wir tagsüber unterwegs sind, schließen wir unser Boot ab und machen alle Luken zu. Das Risiko eines Regenschauers ist hoch. Die Sonne brennt um diese Jahreszeit recht ordentlich vom Himmel, steht sie doch fast senkrecht über der Karibik (immerhin ist sie nun wieder in den Süden gewandert und nicht mehr nördlich von uns). Also immer gut behütet oder mit hohem Sonnenschutz von Bord. Weht der Passatwind, ist es meist ganz gut auszuhalten, selbst wenn man an der Sonne läuft. Im Schatten, unter Bäumen oder auf einer luftigen Terrasse ist es richtig angenehm, mit einem kühlen Bier in der Hand ist es klasse. Fehlt der Wind, wird es drückend und jeder stöhnt und schwitzt. Kommen wir dann am späten Nachmittag zurück aufs Boot, ist es im Schiff kaum mehr auszuhalten, bei Temperaturen um die 35°C. Nur wenn es tagsüber bewölkt ist, heizt sich das Boot nicht so sehr auf. So oder so stellen wir auf maximalen Durchzug, damit die Temperaturen wieder in den Wohlfühlbereich kommen. Die Durchlüftung ist nicht nur wichtig damit die Temperatur runter kommt, sondern auch für den Luftaustausch. Bei diesem Klima, ist Schimmel ein großes Thema und es nicht einfach alles so zu verpacken oder verstauen, dass es nicht befallen wird. Kleidung die wir nicht brauchen, wird in Plastiksäcke verpackt die evakuuiert werden können. Oberflächen putzen wir mit hypochloridhaltigen Reinigungsmitteln. Frische Lebensmittel kaufen wir lieber öfter in kleineren Mengen, Brot lagern wir in der Papiertüte oder an der Luft. Dadurch wird es zwar schneller trocken, dafür vermeiden wir Schimmelbildung und es gibt immer wieder mal leckere Semmelknödel als Beilage. Bis jetzt hat das ganz gut funktioniert und wir mussten nur sehr wenige Sachen entsorgen.

Leere Strände….
und leere Hotels durch COVID-19
Nur ein paar Einheimische besuchen den Strand

Sommer ist in der Karibik auch Regenzeit. Somit ist es nicht nur in den Bergen im Landesinneren super grün, sondern auch hier direkt um die Ankerbuchten. Die Flammenbäume, die prächtig rot blühen, treiben nach der Blüte Blätter, und sind wunderbare Schattenspender. Die Mangobäume hängen voll mit reifen Früchten. Alles ist grün und saftig. Wahrscheinlich reicht es, hier ein Stück Holz in den Boden zu stecken und es treibt aus…. Dafür gibt es aber auch Tage, die komplett verregnet sind und die Sonne kaum zu sehen ist. An diesen Tagen gibt es nur „liquid sunshine“ wie es in der Karibik so schön heißt.

Liquid sunshine am Ankerplatz
Auch so kann die Karibik aussehen

Öfter fahren wir mit dem Bus – das ist hier ein VW-Bus ähnlicher Kleinbus mit knapp 20 Sitzen – in die Hauptstadt St. George. Eine nette Kleinstadt, aber mit vielen Steigungen und unglaublich steilen Straßen. In Deutschland völlig unvorstellbar, da man im Winter nicht mehr hoch oder runter kommen würde. Hier kein Problem, aber ziemlich atemraubend, speziell bei diesen Temperaturen. Man kann die meiste Kraxelei vermeiden, wenn man durch das Tunnel unter dem Fort geht. Ziemlich eng und anfangs echt beängstigend, aber viel weniger anstrengend.

Die Hauptstadt St. Georges

Unweit von unserer Ankerbucht gibt es fußläufig eine kleine Brauerei, mit allerlei verschiedenen Bieren und Cider. Sonntags gibt es einen Farmers Market, Grund genug dort zum Frühschoppen hinzugehen. Man trifft andere Segler und oft sind es nette Runden, die sich schon mal bis in den späten Nachmittag ziehen.

Sonntag geht’s in die Brewery
Da fällt die Auswahl schwer…
Nebenan der Farmers Market

Ein Gedanke zu „Sommer in der Karibik“

  1. Hallo Steffi und Rolf,

    ich freue mich immer wieder Eure Berichte zu lesen. Macht ihr echt gut!
    Bleibt gesund und macht weiter so. Ich wünsche Euch auf alle Fälle immer viel Glück!
    Ferdl

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert.