Lange her ist es, seit dem letzten Beitrag in unserem Blog. Wie ich schon geschrieben habe, hat uns der starke Wind Ende Oktober an der Weiterfahrt zum Maddalena Archipel abgehalten. Und tatsächlich hatten wir seither keine längere Wetterperiode mit angenehmeren Windverhältnissen. Seit wir am 1. November im Hafen von Porto Rotondo festmachten, kachelt es gefühlt jeden zweiten, dritten Tag. Der Windmesser hat im Laufe des November die 50kn- Marke des Öfteren geknackt, 40kn war schon fast Normalzustand. Ja, wir lagen eigentlich ganz gut im Hafen, aber es nervt trotzdem, wenn Piccolina bei stürmischem Wind an den Festmachern zerrt, Fallen an den verlassenen Booten im Hafen scheppern und die Riggs die ganze Nacht durch heulen. 8 Wochen waren denn auch genug dafür.
Dennoch hatten wir natürlich auch eine gute Zeit dort. Da im Retortenort selbst im Winter nichts geöffnet hat, sowohl kein Restaurant als auch kein Supermarkt, haben wir uns die meiste Zeit ein Auto gemietet, einmal, um mehr von der Insel sehen zu können und zum anderen um nicht auf den Busplan angewiesen zu sein.
Klar wussten wir, dass es in Sardinien im Winter sehr ruhig zugehen würde, doch was wir an der Costa Smeralda vorfanden hätten wir so nicht erwartet. Alle Küstenorte total verweist, selbst in kleineren Städten wie Palau ist es schwierig ein Café zu finden das geöffnet hat (wenn man nicht direkt am Fährhafen einkehren will). Eine erfreuliche Ausnahme im nördlichen Sardinien war die Inselstadt La Maddalena. Auch sie ist geprägt vom Tourismus, aber hier wohnen noch Menschen das ganze Jahr über, entsprechend lebendig – wenn auch sicher viel gemächlicher als im Sommer – ist das Städtchen. Auch etwas weiter im Nordwesten, in Santa Teresa oder Castelsardo gibt es noch eine Spur von Leben während des Winters und hier haben dann auch die Supermärkte geöffnet. Erst wenn man weiter in den Süden und rein in die Berge fährt, hat man das Gefühl, dass es noch normale Städte und Dörfer gibt, die nicht nur aus Ferienwohnungen und Luxusvillen bestehen. Die hochpreisige Costa Smeralda ist ein Extrem. Im Sommer zu voll, zu teuer, zu versnobbt – im Winter mausetot. Sehr schade, denn die Küste ist auch um diese Jahreszeit wunderschön und es gibt durchaus viele warme und sonnige Tage die zum Spazieren einladen.
Landschaftlich hat Sardinien sehr viel zu bieten und es ist schade, dass die Insel oft nur für die schönen Strände und Buchten bekannt ist. Doch die Berglandschaft ist mindestens genauso atemberaubend und sehr unterschiedlich. Vom landwirschaftlich geprägten Hochtal, über kunstvoll ausgewaschene Felsen wie am Capo Testa oder Capo Orso, von bewaldeten Berghängen über schroffe, kahle Granitgebirge, die teilweise steil direkt ins Meer abfallen, eine Autofahrt durchs Inselinnere wird nicht langweilig und hinter mancher Kurve wartet ein atemberaubender Ausblick.
Wir treffen uns mit Birgit und Ingo die in Olbia auf dem Segelboot überwintern. Auch in dieser Marina sind praktisch keine Yachties vor Ort. Uns ist auf Dauer ist uns Porto Rotondo zu verlassen, und dieses Jahr definitiv auch zu windig und so nutzen wir die Gelegenheit und hoffen auf eine zutreffende Wettervorhersage die uns segelbaren Wind nach Süden verspricht, bevor der nächste Mistral tobt. Da die Tage kurz sind, brechen wir in der Dämmerung noch vor Sonnenaufgang auf. Der erste Segeltag beschert uns gut segelbaren Wind. Etwas unstet, da der Küstenverlauf und die vorgelagerte Insel Tavolara den Westwind teilweise extrem abschwächen, dann auf der anderen Seite verstärken, doch wir kommen soweit wie erhofft und ankern unweit dem pittoresken Städtchen Posada, das wir schon mit dem Auto erkundet haben. Der zweite Tag, sollte eigentlich besserer Segelwind sein, doch abgesehen von einer ruppigen Stunde am Wind Kurs, bei 25kn und mehr, der uns durch ein tiefes Tal im Golf von Orosei beschert wird müssen wir leider motoren. Das nervt, doch wegen dem angesagten Mistral möchten wir uns in die Mitte der Insel verziehen, wo wir im Windschatten der Berge hoffentlich entspannt ankern können. Durch einen Tankstopp in Arbatax der uns gut eine halbe Stunde kostet, ist es dann leider gerade dunkel als wir in die Ankerbucht von Porto Frailis nur 3 Seemeilen weiter südlich einlaufen. Hier haben wir im Oktober schon ein paar Tage verbracht und wissen dass die Bucht einen guter Ankergrund besitzt. Die Windvorhersagen der verschiedenen Anbieter für die Nacht reichen von 15kn aus Südost (leider auflandig aber dafür nicht kräftig) bis zu 48kn in Böen aus Nordwest. Tatsächlich weht beim Ankermanöver eine leicht Brise aus Süd – wohl eine leichte Leewalze. In der Nacht dreht der Wind auf Nordwest, doch die seltenen Böen erreichen gerade mal an die 30kn, das ist überhaupt kein Problem. Wir liegen hier wirlich gut geschützt während es an der Nord- und Südküste kachelt. Sogar die Temperaturen sind sehr angenehm, so mussten wir in der Nacht nicht einmal den Ofen anheizen um warm zu bekommen. Jetzt werden wir hier vor den stürmischen Mistral Winden den Kopf einziehen, bevor es hoffentlich in den nächsten Tagen ein Wetterfenster für Sizilien gibt.