Ausgebremst

Pünktlich zum Saisonende scheint auch das Wetter hier keine Lust mehr auf schöne, gemütliche Herbsttage zu haben. Na, nicht ganz, aber es wird zunehmend windiger und stürmischer. Momentan liegt die Quote eher bei zwei Tagen Wind zu einem Tag Sommerwetter. Wobei die Temperaturen durchweg noch sehr angenehm sind und sogar das Meer ist warm genug zum Schwimmen. Aber die Tiefs die gerade über Europa hereinziehen sind ja richtige Monster, was sowohl die Fläche als auch die Intensitäten anbelangt. Hier an der Ostküste Sardiniens liegen wir meist ordentlich geschützt, aber eigentlich wollten wir ja noch zu den Maddalena Inseln. Während ich dies schreibe, sind diese gerade mal einen Halbtagestörn entfernt, doch die Wettervorhersage verspricht in den nächsten Tagen nichts Gutes. Schon etwas weiter im Süden, in Porto San Paolo haben wir die ersten Starkwindtage vor Anker abgewettert. Ein guter Platz, ganz ordentlich geschützt und eine der wenigen Buchten in der man mit dem Dinghy an einem Steg anlanden kann. Obendrauf gibt es gleich zwei Supermärkte in Laufnähe und man kommt mit dem Bus in 20 min nach Olbia. Perfekt.

Wir segeln nach Porto San Paolo, Tavolara immer im Blick
Auch wenn das Wetter nicht ganz so schön ist – die Aussicht entschädigt

Kurztrip nach Olbia
Der nahezu kostenlose Stadtkai, wahrscheinlich wird dies bald ein Megayacht Ponton
Wieder ein windiger Tag….

In der Hoffnung auf ein Wetterfenster segelten wir dennoch einige Meilen weiter nach Norden. Bei sehr böigem Westwind etwas mühsam. Die Küste beschert nicht nur Böen, sondern auch diverse Winddreher, Wirbel und Flautenlöcher. Da ist immer ein Blick auf die Landschaft und die Wasserfläche vorraus ratsam. Während wir im ersten Reff und mit der kleinen Fock unterwegs sind, kommen uns Segelboote mit Vollzeug entgegen. Den ein oder anderen Sonnenschuss haben wir dabei natürlich auch schon gesehen (für Nichtsegler: wenn ein Boot zuviel Segel gehisst hat, speziell das Großsegel, wird es oft Luvgierig, d.h. es möchte mit dem Bug in den Wind fahren. Wenn sich das Schiff dabei zu sehr auf die Seite legt und das Ruder nicht mehr angeströmt wird, tut es das dann auch, ohne dass der Rudergänger etwas dagegen tun kann, das Schiff ist somit kurzzeitig manövrierunfähig bis es sich wieder aufrichtet, wenn es im Wind steht). Auch wenn bei unserem Boot so etwas praktisch nicht passieren kann (längerer Kiel, größeres Ruder) möchten wir unsere Piccolina nicht so prügeln. Das macht keinen Spaß mehr und wirklich schneller ist man auch nicht. Das andere Extrem sind dann die Segelboote, die die Segel geborgen haben und unter Maschine fahren, trotz segelbarem Windwinkel. – Aber zurück zum Bericht. Wir legen eine Ankerbucht westlich von Porto Rotondo an, bergen kurz davor die Segel und motoren in die Bucht. Böen pfeifen übers Wasser, wir können kaum erkennen wo Sandgrund ist und irgendwie fühlen wir uns hier nicht wohl. Also abgedreht, nochmal die Fock raus und ein Stück nach Südosten. Eine kleine Bucht, der Wind ist hier viel weniger und der Anker fällt auf knapp 8 Meter Tiefe auf eine große Sandfläche. Um uns herum Villen mit gepflegten Gärten und Pools, ein kleiner Strand im Scheitel der Bucht. Alles sehr schick, aber sehr leblos, denn außer einer handvoll Menschen am Strand sehen wir niemanden. Nur ganz wenige Häuser sind um diese Jahreszeit bewohnt. Als wir am Tag darauf einen Spaziergang durch die Siedlung unternehmen das gleiche Bild. Wir gehen rüber nach Porto Rotondo, dort sind fast alle Läden und Restaurants geschlossen. Nur wenige Leute sind unterwegs obwohl viele Boote im Hafen liegen. Es ist fast schon deprimierend wie wenig hier los ist. Dafür haben sie noch Liegeplätze frei und einen sehr günstigen Winterpreis, wie wir im Marinaoffice erfahren. Doch eigentlich wollen wir ja noch nach Maddalena.

Soo coole Farben…

Der nächste Tag bringt zwar schönes Wetter, hat aber wiederum viel Wind im Gepäck. Öfters werden die 40 kn geknackt, aber wir liegen gut, der Anker hält.

Der Westwind bringt oft Sonne mit

40 kn waren heute drin

Tags darauf setzen wir wieder Segel – die bewährte Groß 1. Reff-Fock-Kombi. Doch heute sind die Böen noch krasser als am letzten Segeltag. Von 15 auf 28 kn innerhalb zehn Sekunden und nachdem der Windmesser auf über 30kn geht reffen wir die Fock. Es sind nur ein paar Meilen bis zur Ankerbucht Grande Pevero. Dort liegen wir im reinstem Türkis und am Nachmittag nimmt auch der Wind ab, auf die vorhergesagte Geschwindigkeit. Doch nun ist erst mal Schluß. Wir kauen die Wettervorhersage vor und zurück, es ändert sich nichts dran, dass die nächsten Tage stürmischer werden. Immer mal ein Tag mit wenig Wind dazwischen, OK, aber ansonsten kachelts. Und je weiter nördlich desto heftiger, denn wir sind nun sehr Nahe an der Straße von Bonifacio. Die Engstelle zwischen Sardinien und Korsika. Die hohen Inseln versperren dem Wind den Weg, mit dem Resultat, dass sich der etwas kräftiger durch die Engstelle drückt. Da sind locker 2 Windstärken mehr drin….Es macht also momentan keinen Sinn weiter nach Norden zu tingeln. Sehr Schade. Die Frage ob aufgehoben oder aufgeschoben werden wir sehen.

An der Isla Mortorio ist noch wenig Wind
Danach reffen die Fock
Piccolina am Anker in Grande Pevero
Wenn die Sonne scheint, ist durchaus noch Badewetter

Sonnenaufgang
Auch hier Villen, die scheinbar nur in der Saison bewohnt sind
Im Hintergrund Hotelbunker
Typisch Sardinien

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