Die zweite Nacht unserer Überfahrt steht der ersten in nichts nach was den Sternenhimmel betrifft. Die Wachen vergehen im Nu, wenn man im Cockpit liegen und die Sternenbilder betrachten kann, wie sie langsam über den Himmel wandern.
War der Wind in der Nacht schon sehr mau, schläft er kurz nach Tagesanbruch vollends ein. Wir dümpeln einige Stunden vor uns hin – da – juhuuu – Delphine – viele Delphine! Manche schwimmen ganz langsam neben uns her, z. B. eine Mutter mit ihrem Kalb, andere springen übermütig in die Luft, drehen sich und platschen seitlich wieder ins Wasser. Neugierig werden wir von allen Seiten gründlich betrachtet, am Bug tümmeln sich immer ein paar die die Nase vorne haben möchten. Sie tauchen ab, schwimmen davon, sind später in einigen hundert Meter Entfernung zu sehen, wie sie springen und jagen, dann kommen sie wieder zum Boot. Dazwischen gleiten Gelbschnabelsturmtaucher dicht über der Wasseroberfläche dahin. Mehr als eine halbe Stunde ist richtig was los um die Piccolina und wir sind begeistert wie die geschmeidigen Tiere durch das glasklare Wasser gleiten. Fast möchte man hineinspringen in das tiefe Blau und mit den Delphinen davonschwimmen.
Keine Stunde später zieht eine Gruppe von vier bis fünf Walen hinter unserem Boot vorbei. Was haben wir heute für ein Glück! Sie sind zu weit weg, als dass wir die Art erkennen können (ein Profi kann das bestimmt), aber wir schätzen sie auf 6-8 Meter Größe ein.
Da mittlerweile kein Windhauch mehr geht, starten wir den Jockl und motoren ein paar Stunden. Dazwischen holen wir abwechselnd Schlaf nach oder sitzen einfach im Cockpit und lassen die Blicke über das weite Meer schweifen.
Kurz bevor die Sonne untergeht und uns einen farbenprächtigen Sonnenuntergang beschert, stoppen wir den Motor und rollen die Genua wieder aus. Es geht eine leichte Brise von 8 Knoten die Piccolina mit 2-3 Knoten durchs Wasser schiebt. Wenn das so weitergeht brauchen wir noch zwei Wochen bis wir auf den Kanaren sind. Aber so ist es schön ruhig über Nacht und die Freiwache kann gut schlafen.
Mit jeder weiteren Nacht wird der Sternenhimmel noch eindrucksvoller. Gleich nach Sonnenuntergang sind schon die Planeten zu sehen, kurze Zeit später die ersten Sternbilder zu erkennen, aber wenn die Sonne weit genug unter den Horizont gekrochen ist und kein Restlicht mehr vorhanden, erscheinen unzählige weitere Sterne. Schon mit bloßem Auge ist es eine überwältigende Anzahl, die sich durch den Blick durchs Fernglas zigfach vervielfältigt. Die Milchstraße löst sich auf in abertausende Sterne. Wir unvorstellbar groß muß dieses Universum sein.