Angekommen in Terceira

Nachdem wir über einen Monat auf der kleinen Insel Santa Maria verbracht haben, wurde es Zeit weiterzusegeln. Früh morgens legten wir ab und bei leichtem Ostwind ging es an Sao Miguel vorbei nach Terceira. Etwas über 24 Stunden waren wir unterwegs, bei wenig Welle und angenehmen Halbwindkurs und hatten viel Sonne, bis am Abend dicke Regenwolken den Himmel verdunkelten. Nass wurden wir nicht, aber wir hatten kurzzeitig mit einem Windloch zu kämpfen, durch das wir hindurch mussten. Die Nacht war mal wieder stockfinster, da half auch das Leuchtplankton nicht viel, das in unserem Fahrwasser aufleuchtete, wie viele kleine Sternschnuppen. Gut dass die Nächte im Sommer so kurz sind.

Nun liegen wir im riesigen Vorhafen von Praia do Vitoria, im Osten der drittgrößten Azoreninsel  vor Anker, gut geschützt und mit wenig Schwell. Viele sagen es ist der beste Ankerplatz auf den Azoren. Das Dinghy darf man in der Marina  festmachen, die bis auf den letzten Platz belegt ist, oder man landet am Sandstrand an, der keine 100 Meter entfernt und perfekt gepflegt ist.

vor Anker in Praia do Vitoria

Auch das Städtchen ist hübsch, mit netten Cafes und Restaurants, die kurze Fußgängerzone ist gesäumt mit Geschäften und in der kleinen Markthalle kann man frischen Fisch und Gemüse erstehen. Es sieht so aus, als würden wir hier ein paar Tage verbringen

Sonneninsel

So wird Santa Maria innerhalb der Azorengruppe bezeichnet und bisher hatten wir bis auf wenige Ausnahmen tolles Wetter hier. Meistens scheint spätestens ab Nachmittag die Sonne. Aber selbst wenn der Himmel Wolken verhangen ist, wird es nicht kalt und es lässt es sich wunderbar im T-shirt aushalten.

Nachdem wir unsere Kleine wieder ins Wasser verfrachtet haben, nehmen wir uns die Zeit, die Insel genauer zu erkunden. Mit einem Mietwagen fahren wir von einem Ende zum anderen und freuen uns an den blauen Schmucklilien die die Straßen säumen. Auch die Hortensien fangen gerade an zu blühen. Der Norden und Osten der Insel ist sehr grün und hügelig, Wiesen wechseln sich ab mit kleinen Baumbeständen. Nur die größeren Dörfer haben einen richtigen Ortskern, sonst sind einfach einige weiß getünchte Häuser in die Landschaft gesprenkelt. Mal ganz klein, mal richtige Anwesen, mit schön angelegten Zufahrten und Gärten.

Blick nach Norden

Wir machen einen Abstecher zu einem alten Steinbruch, unweit der Straße

früherer Steinbruch

Der Westen der Insel ist recht flach. Da der letzte Winter nicht sehr regenreich war, sind die Wiesen hier schon gelb und erinnern eher an mediterrane Spätsommer. Auf dieser Seite der Insel liegt auch der Flughafen, der bis in die 80er Jahre als Zwischenstopp für Transatlantikflüge gedient hat. Mittlerweile gibt es von Santa Maria aus nur noch wenige internationale Flüge, hauptsächlich wird die Nachbarinsel Sao Miguel oder Lissabon angeflogen. Dafür kann es mal sein, dass die Start- und Landebahn zu Übungszwecken genutzt wird. Warum sonst sollte die vierstrahlige Maschine rund 10 mal über unsere Köpfe zum bzw. vom Flughafen fliegen? Auch die ESA hat hier eine kleine Station mit einer Radarantenne um Ariane 5 Raketenstarts in Kourou zu tracken.

Blick nach Nordwesten

Toll sind auch die Salzwasserpools in verschiedenen Orten und die schönen Sandstrände. Das Wasser ist wunderbar warm, zwischen 20 und 22 Grad, für uns überraschend, mitten im Atlantik und unglaublich klar. Selbst im Hafen wimmelt es nur so von Fischen und die Fischer die ihre Boote an der Kaimauer festmachen, bringen enorme Mengen an Thunfisch und manchmal auch Goldmakrelen. Seltsamerweise bekommen wie diese auf dem Markt in Vila do Porto kaum zu sehen. Gegenüber den Fleischtheken ist das Fischangebot sehr übersichtlich. Sicherlich fangen die Einheimischen ihren Fisch selbst oder kaufen ihn direkt bei den Fischern.

Überall auf der Insel gibt es wunderschön angelegte Miradouros (Aussichtspunkte), teilweise mit Grill und Sitzgelegenheit. Bei einer solchen Aussicht kann man das Grillen doppelt genießen!

AtemberaubendeAussichten…

Bevor wir zum Hafen zurückkehren besuchen wir noch einen sehr hübsch gelegenen Leuchtturm.

Leuchtturm

Auch hier im Hafen wird es uns selten langweilig. Wir schauen den Möwen zu, manchmal kommt ein Fischadler zu Besuch (sehr zum Ärger der Möwen) und zwischen den Steinen sind Krebse zu beobachten. Ständig kommen und gehen Fischerboote, große Zodiacs mit Tauchgästen fahren mittlerweile fast täglich zu bekannten Tauchspots und auch die Locals haben ihren Spaß bei Wettrennen mit selbst gebauten Flößen. Nicht jeder kommt dabei trocken ans Ziel….

viel Spaß mit…

Wir schwimmen wieder

Vorgestern durfte Piccolina endlich wieder ins Wasser. Jetzt liegen wir gut vertäut am Schwimmsteg, mit Wasserkühlung von unten, so dass sich das Schiff den Tag über nicht ganz so stark aufheizt und wir nachts gut schlafen können. Der Festpropeller, den wir montiert haben, gibt ein völlig neues Fahrgefühl. Da er etwas kleiner ist als unser vorher verbauter Faltpropeller braucht Piccolina etwas länger bis sie Fahrt aufgenommen hat und auch das aufstoppen gestaltet sich etwas zögerlicher. Alles kein Problem, aber halt merklich anders.

Piccolina schwimmt wieder

Die Frage mit welchem Propeller wir unsere Kleine künftig ausstatten möchten, ist auch noch nicht endgültig geklärt. Fest steht, dass unser alter Faltpropeller nicht vollständig aufgearbeitet werden kann und wir einen neuen kaufen werden. Momentan sind wir dabei verschiedene Angebote von 3-Blatt- und 4-Blatt-Propellern einzuholen. Es kommen drei verschiedene europäische Hersteller für uns in Frage, die ähnliche Produkte anbieten und bei denen sich die Propellerblätter beim Segeln senkrecht zur Fahrtrichtung stellen um keinen Widerstand zu erzeugen. Keine leichte Entscheidung, da alle auch eine ganze Stange Geld kosten.

Leider liegt gerade ein Franzose neben uns (wir sind eigentlich von Franzosen umzingelt wenn man es genau nimmt), der gern früh aufsteht (was ja nicht schlimm ist) und dann irgendwelche Arbeiten erledigt die Krach machen (was wirklich doof ist). Heute morgen um kurz nach sechs weckte uns ein Quitschen, gefolgt von einem Rütteln, das wir nicht recht erklären konnten, bis wir sahen dass unser Nachbar seine Genua anschlägt. Guten Morgen! Wir hoffen er segelt bald weiter, so dass wir morgens wieder länger schlafen können.

Und: wir wünschen allen Laupheimern noch ein schönes Heimatfest, ein grandioses Feuerwerk und viel Sonne für den Biergarten!!

Wappen der Stadt Laupheim

 

 

 

On the hard

Nachdem unsere Piccolina schon über ein Jahr permanent im Wasser ist, ist es an der Zeit, sie mal wieder an Land zu stellen und nach dem Unterwasserschiff zu schauen. Außerdem haben wir dann auch die Möglichkeit herauszufinden, warum sie unter Motor etwas lauter geworden ist. Der Verdacht liegt  beim Wellenlager oder dass unser Faltpropeller zu viel Spiel hat.

Am Mittwochmorgen ist es soweit. Der große Travellift wird zum Kranplatz gefahren, wir bugsieren unsere Kleine rückwärts in die  Box, sind sehr froh über den wenigen Wind und dann wird sie langsam an den mächtigen Gurten aus dem Wasser gehoben. Das Team arbeitet sehr professionell, und eine knappe Stunde später steht Piccolina sicher aufgepallt „on the hard“, wie die Briten zu sagen pflegen. Das Unterwasserschiff sieht soweit ganz gut aus und bis auf die Reste der vielen Seepocken, die wir uns schon in den ersten zwei Monaten in Deutschland eingefangen haben, ist es nur mit etwas Schleim bewachsen, der problemlos mit dem Dampfstrahler abzuwaschen ist. Da sind wir ja schon mal ziemlich beruhigt.

Piccolina hängt in den Gurten
und wird erst mal untenrum saubergemacht

Was nicht so toll aussieht ist unser Faltpropeller. Der hat schon etliche Jahre auf dem Buckel und die sind nicht spurlos an ihm vorüber gegangen, so dass er mittlerweile ziemlich viel Spiel hat. Zuviel, wie wir meinen. Keine Frage, der Propeller muss runter. Das geht dann auch erstaunlich gut, erst wird er auseinander gebaut und dann wird die Nabe mit dem Abzieher von der Welle gezogen. Ist die Frage ob, wann und welchen Propeller wir uns hier her schicken lassen können. Der örtliche Shipchandler startet eine Anfrage bei seinen Händlern auf dem Festland, wir bemühen das Internet. Nach zwei Tagen kristallisiert sich langsam eine Lösung heraus. Wir verbauen den Festpropeller, der schon seit wir das Boot gekauft haben im Maschinenraum hängt. Der ist zwar etwas kleiner, sollte aber der Originalpropeller sein, derweil schicken wir unseren Faltpropeller zu einer Firma in UK, die uns diesen hoffentlich zu einem günstigen Preis aufarbeiten kann. Bis dahin muss der alte Propeller seinen Dienst verrichten….

der alte Festpropeller wird montiert

Nachdem das Unterwasserschiff von den noch anhaftenden Pockenresten befreit ist, der Propeller mit Antifouling bestrichen und noch ein paar kleinere Arbeiten erledigt sind, hoffen wir, Ende der Woche wieder zu schwimmen, damit die elendige  Leiter rauf und runter Krabbselei endlich ein Ende hat. Zur Zeit ist das Leben so ähnlich wie auf einem Baumhaus…immerhin haben wir eine schöne Aussicht.

Jeden Tag unzählige Male die Leiter rauf und runter
Dafür eine tolle Aussicht auf die Bucht

Während es in unserer ersten Woche auf Santa Maria durchaus mal genieselt hat und sich die Sonne hinter dicken grauen Wolken versteckte, ist nun der Sommer eingekehrt auf der Insel. Fast immer herrscht strahlender Sonnenschein, da sind wir ganz froh, wenn eine leichte Brise kühlt, was nicht immer der Fall ist. Immerhin sind wir nun auf den Azoren und das Azorenhoch ist ja eigentlich jedem ein Begriff, denn es ist oft die Triebfeder für hochsommerliches Wetter in Deutschland. So sitzen wir gern in den lauen Abenden in der Marinabar auf ein Glas Bier, schnacken mit Barbara und Jochen die mit ihrer TinLizzy auch hier gelandet sind und verbessern die Welt.

Und wenn wir Samstags zum Markt gehen, gibt es „gezogene Küchle“, für uns immer mit Zucker und Zimt, und sie schmecken genauso wie wir sie von Zuhause kennen!

„zogene Kiachla“, schmegget wia dohoim!