Schietwetter…

Gestern hat Piccolina endlich mal so richtig ihren Wasserpass geschrubbt bekommen. Steffi war mit den Glitzi eine Stunde beschäftigt, und obwohl sich das Wasser anfangs wunderbar warm anfühlte, stand sie nach dem Saubermachen bibbernd an Bord – fast so wie in alten Kindertagen. Jetzt sieht unser Boot wieder hübsch aus, nur die Seepocken am Bugstrahlruder sind immer noch hartnäckig. Altlasten von der Trave.

Am Abend nahm dann der Wind immer mehr zu und drückte uns über Nacht mit 6Bft an den Steg. Am Morgen kamen auch noch Regenschauer dazu. Richtig trübes Novemberwetter – nur die Temperaturen passen glücklicherweise nicht. Das Thermometer zeigt immer noch knappe 20Grad an. Heizung brauchen wir jedenfalls keine.

Porto Santo mit Shietwetter

Am Nachmittag ist das schlechte Wetter schon wieder verblasen und die Sonne lässt sich ab und zu blicken.

Als wir auf Alderney zum ersten Mal auf seltsam aussehende hütchenförmige Muscheln stießen, fragten wir uns, ob diese auch genießbar sind. Jetzt sind wir etwas schlauer, was diese Frage angeht. Die Muscheln sind Napfmuscheln bzw. Napfschnecken – hier Lapas genannt – und sie sind essbar. Über kulinarischen Genuss lässt sich streiten, bleibt die Frage ob sie immer so zäh sind oder ob’s die Küche nicht so toll hinbekommen hat. Aber es ist nicht sehr wahrscheinlich, dass sie nochmal eine Chance bekommen…

Napfschnecken auf Alderney bei Niedrigwasser
mit viel Mühe bekommt man sie umgedreht
Napfschnecken – Lapas zubereitet bzw. was noch davon übrig ist

Heiligenhafen

Wenn man Porto Santo ins deutsche übersetzt, hört es sich an, wie wenn wir nicht sehr weitgekommen wären :-). Dennoch sind wir in einer anderen Welt. Nachdem wir zwei Tage vor Anker im Hafenbecken lagen, da kein geeigneter Platz am Ponton frei war, verholten wir gestern in die Marina. Dabei ist es uns gar nicht so wichtig dort zu liegen, aber wir konnten Piccolina endlich von der Salzschicht befreien, die sich auf der Überfahrt gebildet hatte und Trinkwasser bunkern. Die Einheimischen, ob im Hafenbüro oder im Cafe sind alle ziemlich tiefenentspannt, freundlich und hilfsbereit. Es ist endlich schön warm, gerade für Rolfs Knochen eine Wohltat (er denkt mit grausen an den deutschen nasskalten Winter). Da auch die Liegegebühren für den Monat ein echtes Schnäppchen sind, werden wir hier wohl eine Pause machen.

Nachdem wir jetzt direkten Landzugang haben, kramten wir heute Morgen erst einmal unsere Falträder aus der Backskiste. Doch Steffi machte den fatalen Fehler, ein Fahrad am Beginn des Schwengels abzustellen. Vermeintlich gut platziert, aber tatsächlich viel zu wackelig. Kaum steigt Rolf vom Boot auf den Schwengel wackelt es einmal kräftig und blubb….  das Rad taucht ab ins Hafenbecken. So ein Sch… . Da liegt es nun unten auf Grund und ist im glasklaren Wasser gut zu sehen. Ein Blick auf das Lot zeigt 2,9 Meter Tiefe an – es ist gerade Niedrigwasser, was ein Glück. Und so kommt es dass wir tatsächlich das erste Mal auf unserer Reise ins Wasser hüpfen – bis jetzt war die Wassertemperatur zu kalt. Aber hier kommt sie schon an die 20 Grad ran. Leine rum um den Lenker gefriemelt und schon können wir das Fahrad aus dem Wasser ziehen. Nochmal Glück gehabt.

Beim zweiten Fahrad mussten wir noch den Schlauch tauschen bevor wir uns auf den Weg in die Stadt machen konnten. Dort sind scheinbar viele schon im Weihnachtsfieber. Überall wird Weihnachtsbeleuchtung angebracht, auf dem Marktplatz wird alles für die Krippe vorbereitet. Die Buden für den Weihnachtsmarkt stehen schon bereit, auch der Plastikschneeman und die Rentiere fehlen nicht. Für Weihnachtsmuffel eine echte Herausforderung.

Wir gehen heute weiter an den langen Sandstrand für den Porto Santo bekannt ist. Besonders weil die Nachbarinsel Madeira in diesem Punkt nicht mithalten kann. Der tiefblaue Atlantik schickt seine Wellen an die Küste, wo sie sich schäumend brechen und ein beständiges Rauschen zurücklassen. Balsam für die Seele.

Am Sandstrand in Porto Santo

und tiefblaues Meer….

Porto Santo – Ankunft

Der letzte Tag auf See. Es ist merklich wärmer geworden, obwohl auch heute der Himmel bewölkt ist. Der Wind war fast schon etwas wenig und der Schwell hielt sich tagsüber so in Grenzen, dass wir uns sogar ein Rührei zum Abendessen machen konnten.

Die Nacht brachte uns neuen Schwell von der Seite, dafür reichte der Wind für eine zügige Fahrt, so dass bei Sonnenaufgang Porto Santo vor uns lag.

Nun sind wir vor Anker im Hafen und glücklich unseren bisher längsten Schlag (490Meilen = 900km) so gut hinter uns gebracht zu haben.

 

Marinaleben

Auch in den Marinas merkt man deutlich dass der Sommer vorüber ist. In Leixoes bei Porto, war zwar viel belegt, aber hauptsächlich durch Boote, die dort überwintern. Nur wenige Segler waren an Bord. Hier in Cascais sind noch viele Boxen frei, trotz Nebensaisonpreisen.  Dennoch bekommt man schneller Kontakt, denn jetzt sind entweder Überführungscrews unterwegs, die selten länger als zwei Tage im Hafen sind oder es sind Langfahrtsegler wie wir, die gerne mal auf einen Plausch am Abend vorbeikommen. So verbringen wir nette Stunden mit Rosita und Bernd von der Columbia und wir freuen uns sehr, als einige Tage nach unsere Ankunft in Cascais die FreiKerl einläuft und direkt neben uns festmacht. Es ist schon einige Wochen her, dass wir uns das letzte Mal gesehen haben und beim gemeinsamen Anleger (für Nichtsegler: das ist das erste Bier im Hafen, wenn das Boot sicher festgemacht ist), werden erst mal alle Neuigkeiten ausgetauscht. Es ist wie alte Freunde zu treffen, der Gesprächsstoff geht nie aus und die Nächte sind oft viel zu kurz :-).

Wir lernen auch andere interessante Segler kennen. Am nächsten Ponton liegt eine neuseeländische Yacht, deren Eigner der Erfinder unseres Rocna-Ankers ist. Peter und seine Partnerin Marlis laden uns ein, das Schiff anzuschauen, welches uns sehr beeindruckt und fasziniert. Unter den Fahrtensegler ist Peter Smith eine Persönlichkeit und es gibt sehr wenige Abschnitte auf den Reiserouten der Welt, die er noch nicht im Kielwasser seiner KiwiRoa gelassen hat.

Die Tage sind kurzweilig, dennoch heißt es für uns nun Abschied nehmen, denn das Wetterfenster, nachdem wir täglich Ausschau hielten scheint nun zu kommen. Morgen, Mittwoch ist Nordwind angesagt und wir hoffen die Wetterfrösche behalten recht mit der Vorhersage die uns die Überfahrt nach Madeira ermöglicht. Drückt uns die Daumen, dass alles so klappt wie wir es uns wünschen.

Die Columbia-Crew wird hier überwintern und auch die FreiKerl-Crew wird nicht mit uns kommen, da sie eine andere Route geplant haben. Vermutlich werden wir uns so schnell nicht mehr Wiedersehen. Da fällt der Abschied schon schwer. Wir wünschen den Beiden noch viele schöne Segeltage, weiterhin schöne Erlebnisse auf der Reise und natürlich die berühmte Handbreit…!

Wir hoffen von Unterwegs über Kurzwelle kurze Berichte posten zu können. Ihr werdet sehen ob wir damit Erfolg haben…

 

Cascais, Lissabon und Umgebung

Wie schon erwähnt kann man es in Cascais gut aushalten. Das werden wir nun wohl auch müssen, denn für die nächsten Tage ist – entgegen früheren Vorhersagen – kein vernünftiges Wetterfenster in Sicht, das uns nach Madeira bzw. auf die Kanaren bringen könnte. – Das Warten ist Lästig, wenn man sich schon auf die Abfahrt vorbereitet hat, aber es gibt schlimmeres, als hier festzuhängen  🙂

In Cascais

 

 

Lissabon gefällt uns sehr gut und es gibt viel zu schauen und zu entdecken. Aber nicht nur Portugals Hauptstadt ist einen Besuch wert, drum herum sind einige kleinere Städte, die auch reich an Sehenswürdigkeiten sind. Z. B. Belem, mit dem Torre de Belem und dem Seefahrerdenkmal, Sintra mit Palästen und Ruinen aus verschiedenen Epochen, das Cabo de Roca, bei schönem Wetter sehr malerisch gelegenes Felskap um nur einige zu nennen. Uns wird es also nicht langweilig.

Seilbahn in Lissabon
Torre de Belem
Palast in Sintra
Am Cabo Roca

Daneben sind ja auch so alltägliche Arbeiten wie Haus- ähh Bootsputz, Wäsche waschen und einkaufen zu erledigen. Das kostet alles viel mehr Zeit als zuhause und ein größerer Einkauf (d.h. zwei Rucksäcke ordentlich vollgepackt) nimmt schon mal den halben Tag in Anspruch. Halbe Stunde zu Fuß zum Supermarkt, sich durch das Sortiment wühlen, eine halbe Stunde zurück. Gegebenenfalls zwischendurch eine Kaffeepause wenn Rolfs Bein mal wieder schlapp macht. Auch ist es mitunter sehr zeitaufwändig die gewünschten Lebensmittel zu finden. Jedes Land und jede Supermarktkette hat ihre eigenen Marken, manches mal hilft nur die Zutatenliste durchzulesen, was nicht in jeder Sprache mit Erfolg gekrönt ist. Spannend ist auch immer der Obst und Gemüsekauf. Manchmal muss man selbst wiegen und etikettieren, dann wiederum wird es an der Kasse gemacht, in Spanien waren extra Verkäufer in der Frischeabteilung, die das für einen erledigten. Oft sind die Preise etwas verwirrend, bei Mango wird hier z.B. der Kilopreis angegeben und nicht der Stückpreis. Die Fischauswahl ist auch immer sehr spannend.  Wenn gewünscht wird der Fisch gleich ausgenommen und geputzt – aber Vorsicht – da werden dann auch gern die Flossen mit abgeschnitten, was den frischen Fischen ein etwas merkwürdiges Aussehen gibt. Neben frischem Fisch gibt es in Portugal auch immer gesalzenen und getrockneten Stockfisch – Bacalhau. Fleisch hatten wir meist von guter Qualität, besonders in Galizien gab es sehr häufig Ibericoschwein zu äußerst günstigen Preisen und extrem lecker.

Bacalhau darf in keinem Supermarkt fehlen

Seit Galizien auch immer gefragt ist süßes Gebäck zum Kaffee. Hier in Lissabon sind die Pastel de Nata erstklassig und am allerbesten wenn sie noch warm sind. Da kommt man kaum  dran vorbei. Ansonsten ist das Essen hier in den Restaurants gut, aber für uns hat es den Anschein dass mehr auf Quantität als auf Qualität geachtet wird, an Gewürzen wird gern gespart. Da kochen wir auch gern auf dem Boot.