Calima

heißt die Wetterlage, die uns hier auf den Kanaren trübe Tage beschert. Ein Blick aus dem Fenster erinnert an kalte Hochnebeltage in Deutschland. Doch weit gefehlt. Die Temperaturen sind innerhalb eines Tages um fast fünf Grad gestiegen und auch die Luftfeuchtigkeit stieg zumindest gefühlt erheblich.  Grund sind östliche Winde die nicht nur heiße Luft aus der nahen Sahara bringen, sondern auch viel feinen Sand mit im Gepäck haben. Beim Weg über den Atlantik nehmen sie durch ihre Wärme Feuchtigkeit auf. Hier kommen sie dann als gelbe Luftmassen an, lassen die Sonne nur noch erahnen und auch die nahen Berge sind im Dunst verschwunden. Innerhalb kurzer Zeit ist alles mit einer feinen, gelben Staubschicht überzogen – Schiffe, Autos, Pflanzen… Die schwüle Wärme treibt einem des Schweiß aus den Poren. – Calima eben.

die Sonne im staubigen Dunst

 

Alles – außer Teva?!

Wie wir ja schon öfter erwähnt haben, sind wir hier in Las Palmas weil es praktisch alles gibt. Alles? Nun ja – schon seit einigen Wochen ist abzusehen, dass die Treckingsandalen von Rolf die nächsten Monate nicht mehr überstehen. Kann man ihnen eigentlich auch nicht verübeln, denn sie sind nun fast 20 Jahre alt😉. Und so halten wir seit unserer Ankunft die Augen auf und stöbern in Schuh-und Outdoorgeschäften nach Rolfs Lieblingsmarke Teva. Doch Fehlanzeige😢. Bis jetzt war Winter, da waren Sandalen praktisch nicht zu sehen, jetzt da langsam der Frühling kommt, wird das Angebot etwas besser, doch meist werden nur Treckingsandalen der allerbilligsten Machart angeboten. Ein einziges Geschäft führt die gewünschte Marke hier in Las Palmas und das hat keine in der passenden Größe. In seiner Not reparierte Rolf die kaputte Sohle schon mit Silikonkleber😳

diese haben’s hinter sich

Letztes Wochenende nun die Überaschung: mit unserem Besuch unternahmen wir einen Ausflug über die Insel. Herrliche Aussicht in den Bergen, bei wunderbarem Wetter.

Ganz im Süden im kleinen Puerto Mogan schlenderten wir durch die Gassen und siehe da – Sandalen in allen Farben,Formen und vor allem auch Größen von namhaften Herstellern! Nun ist Rolf Besitzer neuer, schicker Schuhe. Der Sommer kann kommen 😅!

Puerto Mogan….

Marina de Las Palmas – Puerto de la Luz

Seit knapp drei Wochen sind wir nun in der Marina von Las Palmas. Der Sporthafen ist riesig. Über 1000 Boote jeglicher Größe liegen hier an den Stegen. Es ist ein ständigen Kommen und Gehen. Obwohl nun eigentlich die ruhigere Saison auf den Kanaren beginnt, ist der Hafen sehr voll und nur wenige frei Plätze vorhanden. Es ist eine bunte Mischung aller Nationalitäten, die sich auch an unserem Steg widerspiegelt. Zufällig sind mit uns noch weitere drei deutsche Schiffe mit am Schwimmsteg, aber auch einige Franzosen, Dänen, Norweger, Niederländer, Schweden, Polen, Briten, Kanadier, natürlich Spanier und ein paar Boote die nicht bewohnt sind und deshalb keine Nationale fahren. Es ist also viel los, tagsüber wird immer irgendwo geschliffen, geputzt oder anderswie gewerkelt, aber da selten Chartercrews in der Marina sind, ist es Nachts sehr ruhig. Das kann im Mittelmeer ganz anderes sein, wenn junge Chartergäste die halbe Nacht durchfeiern. Auch vom Straßenverkehr und den Sirenen der Ambulanzen, die tagsüber öfters zu hören sind, haben wir Nachts unsere Ruhe. Das ist sehr entspannt. Und selbst der Schwell, der es vor zwei Wochen durch den starken Südwind noch in den Hafen schaffte und unsere Festmacher knarzen ließ, hat sich mittlerweile gelegt. Weht kein Wind weht, stört nichts unsere Nachtruhe, allerdings sind nicht auf allen Booten die Fallen sauber weggebunden. Wenn es aufbriest bekommen wir somit ein „kostenloses Konzert“ aus an Alumasten schlagende Leinen.

Vorne entlang unterhalb der großen Promenade gibt es eine handvoll Restaurants und Cafès, falls man mal keine Lust hat zu kochen, oder einfach eine gemütliche Pause machen will….

so beginnt ein guter Tag!

Mittlerweile haben wir auch etwas Kontakt geknüpft, was in so großen Häfen erfahrungsgemäß nicht so einfach ist, wie bei etwas kleineren. Zumal wir mit unseren Zugangskarten nur den Zutritt auf unseren Steg haben. Wir können also nicht in der ganzen Marina herumschlendern um Yachten anzuschauen. Wenn wir ein Boot an einem anderen Steg besuchen möchten, müssen sie uns das Tor öffnen oder wir kommen mit dem Dinghy vom Wasser aus. Überhaupt ist dies der erste Hafen, in dem viele Yachties das Schlauchboot neben dem Boot im Wasser liegen haben. Wenn wir z.B. zur Rezeption möchten, sind wir zu Fuß locker 20 Minuten unterwegs, mit dem Dinghy ist es ein Katzensprung nur quer über die Einfahrt rüber. Jede Woche treffen sich deutsch(sprachige) Yachties zu einem Stammtisch in einem Restaurant gleich an der Hafenpier. Manche sind schon seit Jahren auf der bzw. den Inseln, andere kommen jeden Winter um der Kälte zu Hause zu entgehen. Es gibt aber auch immer welche wie wir, die einige Wochen oder Monate bleiben um dann wieder weiterzuziehen.

die Marina ist riesig

Bei unserem täglichen Gang entlang der Pier sind wir immer wieder überrascht wie viele Fische im Hafenbecken schwimmen. Man sieht hier nicht nur die üblichen Meeräschen als Hafenfische, es sind auch bunte Barsche (vielleicht sogar ein Doktorfisch?) dabei, manchmal zieht ein Barrakuda seine Bahn und einmal hat sich höchtwahrscheinlich sogar ein kleiner Katzenhai ins Hafenbecken verirrt. Zwischen den Booten sind Schulen von Babyfischen unterwegs, die hier bestimmt gute Verstecke finden. Nur portugiesische Galeeren – die haben wir glücklicherweise noch nicht entdeckt!

Barrakuda im Hafen

Wenn Engel reisen?

Mit unserem Besuch der letzte Woche angereist ist, kommt auch der Sommer auf die Inseln. Davor hatten Sturm und Regenfluten den Süden in Atem gehalten, doch nun ist herrliches Wetter, das Thermometer erreicht schon am frühen Morgen die 20 Grad Grenze und klettert über den Tag auch noch etwas höher. Die Sonne strahlt ungebremst vom wolkenlosen, blauen Himmel. Höchste Zeit die Sonnencreme auszupacken, denn alle Hautpartien die schon längere Zeit kein Licht mehr sehen durften, sind sonst am Abend krebsrot.
Wir schlendern mit unserem Besuch, Silke und Jan, die vor den eisigen Temperaturen in Deutschland geflüchtet sind durch Las Palmas, genießen die Sonne und die vielen Eisdielen und machen uns ein paar gemütliche Tage. Mit einem Mietwagen erkundigen wir die Insel. Bei der Fahrt durch die Berge wünschen wir uns alle Motorräder unterm Hintern, denn die Strecken sind ein Traum für jeden Motorradfahrer. Kurve an Kurve, meist guter Belag und eine gewaltig schöne Kulisse mit karstigen Felswänden, grünen Berghängen und grandioser Aussicht auf das tiefblaue Meer.

Steiküste und tiefblaues Meer

Kaum sind die zwei nach einer Woche auf unserer Piccolina abgereist, kündigt sich schon nächster Besuch an. Heike und Bernhard kommen für ein Wochenende von La Gomera nach Gran Canaria und wohnen natürlich auch bei uns auf dem Boot. Die zwei kennen wir schon viele Jahre, denn  Bernhard war unser Segellehrer und Ausbilder und hat uns viele Tipps und Kniffe beigebracht. Die beiden erzählen von Sturmböen von über 60 Knoten im Hafen von San Sebastian und sogar von einem Tornado, der wenige Tage zuvor durch den Hafen gezogen ist. Glücklicherweise ist niemand zu Schaden gekommen und nur ein Schiff und die Steganlagen haben etwas gelitten. Da können wir nur nochmals feststellen, dass wir hier sehr geschützt und ruhig gelegen sind.

 

Seltsame Wetterwelt

Die kanarischen Inseln liegen im Winterhalbjahr zwar nicht direkt in der Passatwindzone, dennoch kommen die vorherrschenden Winde normalerweise aus dem nördlichen Quadrat, meist aus Nord bis Nordost. Seit einigen Tagen und Wochen kann man seltsame Wetterkonstellationen über dem Nordatlantik beobachten. Ursache dafür ist ein laut DWD ein „sudden stratopheric warming“, eine Erwärmung der Stratosphäre in der Arktik.  Dadurch bricht der Polarwirbel zusammen, bzw. in diesem Fall splittete er sich, es entstand ein sehr umfangreiches Hoch das vom Nordatlantik über Skandinavien bis nach Russland reichte. Deutschland bekam durch dieses Hoch viel Kaltluft aus Sibirien ab und die Temperaturen gingen in den Keller. Hier auf den Kanaren spüren wir einen anderen Effekt. Da das Hoch in Europa die Tiefs die normalerweise hier entlangziehen auf dieser Bahn blockiert, müssen sie im äußersten Norden durch oder einen viel südlicheren Weg einschlagen. Deshalb zieht nun ein Tief nach dem anderen knapp oberhalb den Kanaren durch. An dessen Südseiten bekommen wir ordentlich Wind ab, aber nicht wie üblich aus Nord, sondern aus südlichen Richtungen. Hier im Nordosten von Gran Canaria und besonders in der Marina Puerto de la Luz (wir sind seit Sonntag in den Hafen umgezogen) liegen wir sehr geschützt. Aber wenn wir das kanarische Fernsehen einschalten, sehen wir von Überschwemungen, riesigen Wellen in Häfen, Fähren die wieder umgekehrt sind, weil sie nicht anlegen konnten. Die Süd- und Westseiten der Inseln sind besonders betroffen, im Norden haben wir schönstes Wetter. Die hohen Berge im Inselinneren halten die Schlechtwetterwolken von uns ab. So ist nun verkehrte Welt auf den Inseln, Regen und viel Wind im Süden, schönes Wetter und wärmere Temperaturen im Norden. Ganz schlecht ist die Wetterkonstellation für diejenigen, die jetzt noch gerne über den Atlantik segeln wollen. Sie müssen warten, bis sich das Wettersystem wieder normalisiert und der NO Passat wiederkommt.