Bequia

Zur Insel Bequia (ausgesprochen: Bekwei) sind es 25 Seemeilen. Gleich nach dem Anker-auf Manöver setzen wir das Groß ins erste Reff, rollen die Fock aus und ab der ersten Minute heißt es dann Segeln vom Feinsten. Zuerst raumschots aus den Tobago Cays heraus, dann Amwind Kurs nach Bequia. Unsere alte Dame lässts laufen und rennt im Schnitt fast sieben Knoten. Viel früher als gedacht sind wir um die Huk im Südwestzipfel der Insel und wir beschließen in die Admirality Bay aufzukreuzen.
Die Bucht ist recht voll, so wie wir das auch erwartet haben, aber es findet sich immer noch genügend Platz, wenn man nicht ganz vorne liegen muss.
Es ist zwar noch früher Nachmittag, dennoch ist der Landgang für heute gestrichen. Erst muss mal wieder unser Dinghy repariert werden, dessen aufblasbarer Boden mittlerweile so viel Luft verliert, dass wir jeden Tag nachpumpen müssen. Nebenbei gesagt haben wir da eine – nun ja – eine Mogelpackung gekauft. Wir entschieden uns für ein Hypalondinghy, das die UV Strahlung besser aushält. Leider ist aber der Boden mit Dropstichtechnik (sieht aus wie ein iSUP) aus PVC und da geht nun langsam die Klebenaht auf. Da die letzte Reparatur in Surinam ganz erfolgreich war, gehen wir es jetzt nochmal an, allerdings müssen wir erst mal die Löcher finden. Also Boden raus, aufgepumpt und ab damit ins Wasser. Wir finden vier Leckagen, alle an der Verklebung. Die werden nun nochmals mit PVC Patches verklebt und denen wird über Nacht Zeit gegeben zum Aushärten.
Nun haben wir wieder einen festen Boden im Schlauchboot. Mal sehen wie lange es dauert bis die nächsten Lecks auftreten.

perfektes Segelwetter
Ganz schön viel los…

Bequia gefällt uns auf Anhieb. Es gibt nichts besonderes zu sehen, aber es ist vieles etwas aufgehübscht und es gibt einen tollen Weg am Ufer entlang. Zuerst kommen viele Restaurants und Bars, dann ein Hotel, der Weg führt über einen bewaldeten Fels zum nächsten Strand. Auch hier gibt es ein hübsches Restaurant und viele einfache Stände die im Schatten der Bäume aufgestellt sind. Man kann sogar bis in die Lower Bay gehen, wenn man den Stufen über die nächste Felsnase folgt…
Auch in der Ankerbucht ist einiges geboten. Es gibt ein paar „Versorgungsboote“ die Yachten am Anker oder der Muring mit Wasser oder Diesel versorgen. Über den UKW Funk kann man auch Wäschereien anfunken, die Wäsche abholen und abends sauber wieder abliefern. Morgens fahren Boote mit frischem Baguett oder Croissants durch das Ankerfeld, Handwerker bieten ihre Dienste an, der Fotograf bietet die Aufnahmen vom eigenen Schiff an, die er bei der Anfahrt in die Bucht geschossen hat.
Dennoch, alles ist ziemlich entspannt, ob auf dem Markt, oder an den Souvenierständen, die Verkäufer sind freundlich, nicht aufdringlich. Es herrscht einfach eine gute Stimmung. Ab und zu kommen kleinere Kreuzfahrtschiffe in die Bucht, dann ist natürlich sehr viel los am Dinghysteg im Ort, dafür haben viele Bars an der Uferpromenade auch ein Dinghydock für Besucher. Sehr praktisch.
Eine schöne Bucht liegt im Süden der Insel. Da oft viel Schwell in die Bucht steht, sind keine Yachten hier vor Anker. Am Ufer stehen ein paar kleinere Hotels, mit schön angelegten Gärten und hohen Bäumen. Es ist wenig los am Strand, eine Karibikidylle.

die Friendshipbay an der Südküste

In unserer ersten Nacht hier in Bequia sind wir extrem ruhig gelegen – quasi im Ententeich. Das hat sich nun ziemlich geändert. Seit einigen Tagen, weht ein sehr kräftiger Passat und beschert uns immer wieder Böen mit bis zu 30 Knoten. Da schaukelts dann doch vor Anker. In den stärkeren Böen legt sich Piccolina dann leicht auf die Seite und wird vom Wind weggedrückt, bis sich die Ankerkette wieder strafft und das Boot aufstoppt. Mit dem Dinghy hat man fast keine Chance an Land zu kommen ohne nass zu werden. Einziger Trost: es ist so warm, dass es einem egal ist, und nach 10 Minuten sind die Klamotten spätestens wieder getrocknet.

…auch noch Wasser von oben…!
…dann scheint wieder die Sonne
Bunte Häuser, etwas andere Architektur

Tobago Cays

… sind wirklich speziell – zumindest in der Karibik. Ein großes, hufeisenförmiges Riff umschließt vier kleine Inseln und viele weitere Riffe und Untiefen im Areal. Es gibt mehrere Zufahrten zu den Tobago Cays. Wir kommen von Süden und motoren zwischen den Riffen hindurch, die als graue Flecken im dunkelblauen (tiefen) und türkisen (flacherem) Wasser auszumachen sind. Unsere elektronischen Karten stimmen, soweit wir das sehen können, gut mit den tatsächlichen Tiefen überein. Das gibt ein gutes Gefühl. Wir motoren südlich an der Insel Petit Bateau entlang, lassen das Ankerfeld mit bestimmt über 30 Yachten an Steuerbord liegen und biegen in den engen Kanal zwischen den Inseln Petit Bateau und Petit Rameau ein. Hier sind einige Muringbojen ausgelegt, aber ein Stückchen weiter kann man auch vor Anker gehen. Dort sind etwas weniger Boote, dafür hat man Ausblick auf ein paar Megayachten. Eine davon, die „Rising Star“ ist hier auch mehrere Tage vor Anker. Eine Yacht mit sicher 100 Meter Länge – die Größe eines kleinen Kreuzfahrtschiffs, aber dies ist eine Privatyacht mit vielen schönen Spielsachen im großen Bauch, die man sehen kann, wenn eine der seitlichen Klappen aufgeht….

Blaues und türkises Wasser bis zur Riffkante – im Hintergrund Canouan
Megayacht vor Anker

Die Tobago Cays sind ein Schnorchelparadies und ganz toll ist es mit Schildkröten zu schwimmen. Die gibt es hier zuhauf. Ein toller Spot liegt gleich bei der Insel Baradal. Im sehr flachen Wasser grasen sie am Grund und sind überhaupt nicht scheu. Wir lassen uns über ihnen treiben und schauen zu wie graziös sie sich im Wasser fortbewegen, kurz auftauchen um Luft zu holen und dann wieder abtauchen um weiterzufressen. Wir zählen mindestens fünf bis sechs Schildkröten auf diesem kleinen Areal, gut zu erkennen an den unterschiedlichen Zeichnungen auf dem Panzer. Ein tolles Erlebnis. Und obwohl wir in fast jedem Hafen oder Ankerbucht seit den Kap Verden Schilkröten gesehen haben, freuen wir uns jedesmal, wenn wir eine entdecken. Oft taucht eine nahe beim Schiff auf um Luft zu holen und ist nach ein paar Sekunden wieder weg, aber meist sind sie Standorttreu und man sieht die Schildkröte später an fast der gleichen Stelle wieder. So auch jetzt bei unserem Ankerplatz auf den Tobago Cay,s wo ein Tier gleich neben dem Boot auf fünf bis sechs Meter frisst.

Schildkröten gucken

Wenn man Fische sehen möchte geht man entweder an die kleinen Riffe bei den Inseln oder man fährt mit dem Dinghy ans hufeisenförmige Riff, das die Inselgruppe umgibt. Dort gibt es Bojen, an denen man das Dinghy festmachen kann, entweder direkt am Außenriff oder etwas innerhalb. Wir schnorcheln im geschützten Teil und tauchen ein in eine bunte Welt von Fischen und Korallen. Es gibt viel zu schauen. Einmal kreuzt ein anderthalb Meter großer Hai unseren Weg. Da stockt einem doch kurz der Atem, auch wenn es im Nachhinein „nur“ ein harmloser Ammenhai war, der im sehr flachen Riff patrollierte. Ein kurzer Besuch an die Riffkante des Außenriffs gibt den Blick frei auf steil abfallendes Terrain. Da wir uns nicht auskennen und die Strömung hier schon ziemlich mächtig ist, schwimmen wir wieder ins Innenriff. Trotz den ca. 27°C Wassertemperatur, wird es uns irgendwann mal kalt und wir kehren zurück zum Dinghy und damit zur Insel Petit Bateau.

Viele Rifffische

Hier gibt es einige bunte Holztische und Küchenpavillions, die abends Lobster oder Fisch zubereiten. Da wir noch frische Sachen an Bord haben, kochen wir lieber selbst, aber es ist eine nette Location um ein Bier zu trinken und dem Treiben am Strand und in den Küchen zuzuschauen. Heute sind wohl ganz wichtige Personen vor dem Strand am Schnorcheln. Gut zu erkennen an dem kleinen Motorkatamaran, der immer unweit der zweier Schnorchler „bella figura“ macht (das heißt mit möglichst wenig Motormanöver auf der Stelle bleibt), dazu noch der Bodyguard, der ohne Schnorchelausrüstung immer bei dem Paar bleibt und schon nervös wird, wenn ein Dinghy seine Chartergäste am Strand abholt. Dabei ist die viel bessere Stelle zum Schnorcheln 50 Meter weiter über dem Riff. Was muss das für ein Leben sein, wenn man sich zwar alles leisten kann, aber soviel Angst hat, dass man immer Bewacher braucht?

Am Strand vonPetit Bateau

Die High Society wird wieder zur „Rising Sun“ zurückgebracht, während wir nochmal schnorcheln gehen und zwei Stachelrochen beobachten. Sehr elegant gleiten sie durchs Wasser, nachdem der kleine, den großen Rochen von seinem Ruheplätzchen im Sand aufgeschreckt hat….

Doch auch das Paradies hat seine Schattenseiten. Seit zwei Tagen ankern wir nun hier. Es kommen und gehen viele Boote, es ist immer was los. Doch nun ankert ein Catamaran zwischen uns und der Yacht an der Boje. Das ist weit unter unserer Wohlfühlgrenz. Den (russischen?) Skipper kümmert es nicht, als wir ihn darauf ansprechen. Vor allem gibt es noch mehr als genügend Platz ein paar Meter weiter. Verärgert gehen wir Anker auf und verholen. Kaum haben wir wieder frisch geankert, steckt besagter Cat nochmals 15 Meter mehr Kette – er hat es also darauf angelegt uns zu verjagen! Unglaublich. Aber wir lassen uns den Tag nicht vermiesen, zumal wir hier auch gut liegen, nur eben ein klein wenig weiter weg vom Strand.

Ein Chartercat rückt uns auf die Pelle