Das war knapp…

Knapp zwei Wochen ankern wir nun schon vor der Iles de Royales, da der geplante Raketenstart der Ariane verschoben wurde. Es war schon manches mal ein bischen unruhig, aber wir liegen komfortabel, 40 Meter vom Ufer entfernt. Am späten Nachmittag, wenn die Tagesausflügler wieder Richtung Kourou schippern, gehen wir meist an Land, drehen noch eine kleine Runde auf der Insel, oder trinken oben im Hotel ein kühles Bier, so wie letzten Freitag. In der Ankerbucht sind wir nicht mehr alleine wie in der ersten Woche, mit uns sind drei weitere Ankerlieger verschiedener Nationalitäten, die wir alle von Kourou kennen.

noch ist alles ruhig

Vom Hotel aus haben wir einen Ausblick Richtung Nordwest und so merken wir kaum, das Wind aus Südost aufkommt. Erst als sich die Palmen auf der Nachbarinsel in den Böen krümmen beschließen wir zum Boot zurückzukehren. Als uns der Weg um die Südspitze der Insel führt, wird für uns der Wind merklich stärker, doch die Palmen verwehren uns eine Übersicht über unsere Ankerbucht. Aber wir sehen dass zwei der Boote Anker auf gegangen sind und vor der Iles de Joseph kreuzen. Heftig Wellen stehen in die Bucht, Piccolina zerrt am Anker doch liegt sie scheinbar noch gut. Wir beschleunigen unsere Schritte, können sie aber durch den dichten Wald nicht mehr sehen. Als wir an der Kaimauer ankommen und den Blick auf die gesammte Bucht haben, durchfährt uns ein riesen Schreck. Piccolina ist nur noch gut 20 Meter vom Ufer entfernt. Die Wellen heben den Bug zwei Meter aus dem Wasser und das Boot zieht mächtig am Anker, bevor es wieder tief ins Wasser sticht. Wir rennen zum Dinghy und fahren mit Vollgas durch die erstaunlich hohen Wellen zu unserem Schiff. Während ich das Dinghy an die Heckklampe lasche, steigt Rolf über die Badeplattform auf Piccolina. Ich will ihm folgen, doch eine Welle zieht mir das Schlauchboot unter den Füßen weg. Ich kralle mich am Mast des Windgenerators fest, damit ich nicht im Wasser lande und krache mit meiner linken Seite mit Wucht an das Stahlrohr der Badeplattform. Oouch, das tut weh! Rolf will mir helfen, doch ich rufe ihm zu dass er lieber den Motor starten soll, warte ein paar Sekunden bis der größte Schmerz nachgelassen hat (Adrenalin hilft da erstaunlich gut) und steige über auf Piccolina. Der Motor brummt, ich bin am Steuerstand und gebe Gas, während Rolf vorne die Ankerkette hochwinscht. Eine Minute später sind wir Anker auf und queren als letztes Boot die Bucht. Vor der Iles de Joseph nehmen wir eine Mooring (über Nacht dürfen sie auch von privaten Booten benutzt werden). Kaum haben wir uns dort festgemacht, schon ist der Spuk vorbei . Der Wind flaut ab, die Wellen werden runder und kleiner. Nun erkennen wir, dass eine gewaltige, dunkle Gewitterwolke für die Böen veranwortlich war, die nun an der Küste entlang nach Norden zieht. Zwei Stunden später liegen wir ganz ruhig an der Boje, das Wasser spiegelglatt, als wenn nichts passiert wäre – wären da nicht meine schmerzenden Rippen, die ich noch einige Tage merken sollte.
Wir sind mit einem blauen Auge bzw. mit blauen Flecken davongekommen. Aber es wird uns eine Lehre sein, wie schnell sich eine gefährliche Welle aufbauen und wie schnell man in eine Legerwallsituation (wenn Wind oder Welle das Boot auf Land drückt) kommen kann. Das passiert uns sooo nicht noch einmal!

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