Iles de Salut

…übersetzt etwa Inseln des Heils, oder Inseln der Rettung – liegen vor der Küste franz. Guyanas ca. 8 Meilen von Kourou entfernt. Bekannt geworden sind sie durch den Roman „Papillon“ von Henri Charriere bzw. dessen Verfilmung. Die früheren Gefängnisinseln – der Name muss Hohn in den Ohren der Insassen gewesen sein – sind heutzutage im Besitz der CSG, des Raumfahrtzentrums und sind ein beliebtes Ausflugsziel. Nur zwei Inseln dürfen betreten werden, auf der dritten -Iles de Diable, die Teufelsinsel – im Nordwesten wurden früher politische Gefangene inhaftiert. Schon damals war die Insel ein Tabu und den Gefangenen wurde per Seilbahn das Essen geschickt. Auf der größten Insel – Iles de Royale – war vorwiegend die Administration beherbergt. Doch auch hier sind halbverfallene Gefängniszellen zu besichtigen. Heute besitzt dies Insel ein Hotel, am ehemaligen Anleger kann gebadet werden und im Haus des Komandeurs wurde ein spartanisches Museum eingerichet. Aber wir haben das Gefühl, dass nicht gern an die unrühmliche Geschichte erinnert wird, die Besucher kommen hauptsächlich zum Baden und um einen schönen Tag auf der Insel zu verbringen. Das kann man hier durchaus. In einer Stunde hat man die Iles de Royale zu Fuß umrundet. Kokospalmen säumen das Ufer, das Inselinnere ist teilweise dichter Wald. Unbenutzte Gebäude werden von der Natur zurückerobert. Oben auf dem Plateau liegen das Hotel, Apartements und Häuser der Angestellten, ein Gendamerieposten, die Kirche, der Leuchtturm, ein Teleskop, ein Helilandeplatz und ein paar verfallene Gebäude. In den Palmen turnen eine Horde Affen herum, hamstergroße Nagetiere bevölkern die Insel, mit viel Glück bekommt man grüne Papageien oder blaue Aras zu Gesicht. Abends sonnen sich Echsen auf den Steinen neben dem Kai und im Wasser sind fast immer Schildkröten, die wegen dem trüben Wasser leider nur zu sehen sind, wenn sie zum Luftholen an die Oberfläche kommen.

Auf Futtersuche im Unterholz
Vor dem Kai sind meist Schildkröten
Echse beim Sonnenbaden


Wir liegen in einer Bucht im Süden der Insel vor Anker. Hier ist auch der Anlegeponton für die Ausflugsboote, die nach dem Ausstieg der Gäste an Mooringbojen in der Bucht verholen. Wir liegen recht geschützt vor der Hauptwindrichtung und auch Schwell aus dem nördlichen Quadrant bekommen wir wenig ab. Keinen Schutz bietet die Bucht bei Wind und Schwell aus Süd bis Südost und ein wenig Welle kommt meist aus diese Richtung, so dass wir selten ganz ruhig liegen.
Zu den Raketenstarts werden die Inseln evakuiert. Alle Angestellten und Hotelgäste, Tagesausflüger und Ankerlieger müssen aufs Festland, respektive Kourou, da die Inseln direkt unter der Flugbahn liegen. Läuft beim Start etwas schief und muss die Rakete frühzeitig gesprengt werden, wären die Menschen hier gefährdet. Und so dürfen/müssen nur noch eine handvoll Leute während des Launches bleiben, nämlich zwei Polizisten und zwei oder drei Techniker der cnes die das Teleskop bedienen. Schade eigentlich, denn von hier hat man einen hervorragenden Blick auf alle Startrampen – Ariane5 und 6, Vega und Soyuz. Deshalb warten wir den Start der Vega ab, bevor wir uns auf die Inseln verholen. Der Start der kleinen Rakete ist nicht erfolgreich. Die ersten Minuten sieht noch alles gut aus, doch wie wir später nachlesen können zündet die zweite Stufe nicht und die Mission ist gescheitert (an Bord war ein Spionage?!Satellit der VAE) – komischer Zufall. Ob die Rakete gesprengt wurde (auserhalb unserer Sicht) oder nicht, wird nicht so klar kommuniziert.


Ankern vor der Iles de Royales ist wie Urlaub. Das Wasser ist noch nicht ganz klar, aber bei weitem nicht so schlammig wie im Kouroufluß, so dass wir gern ums Boot baden gehen (und dabei den Rumpf von den Seepocken befreien, die sich im Fluß angesiedelt haben). Oben im Hotel gibt es leckeres einheimisches Bier – zu nicht ganz so leckerem Preis, aber wir sitzen gern mal dort im Schatten, schauen den Pfauen zu und geniesen den Gerstensaft und den Ausblick. Mittags und Abends gibt es ein Büffet, aber für knapp 30 € pro Person können wir selbst viele feine Sachen an Bord kochen. Sonstige Versorgungsmöglichkeit gibt es keine auf den Inseln, alles muss vom Festland mitgebracht werden. Deshalb haben wir uns auf dem Markt mit frischem Obst verproviantiert, so dass es bis zum nächsten Arianestart gut reicht.

Piccolina vor Anker
Blick vom Boot

Das Beste an den Inseln sind die fehlenden Mosquitos. Während wir im Kourou River unsere Kuchenbude aufgebaut hatten und spätstens 30 Minuten vor Sonnenuntergang jede Luke mt einem Mosquitonetz versehen hatten, sitzen wir hier unter unserem Sonnendach im Freien. Wir genießen die Abende, wenn die Sonne zuerst hinter der Insel verschwindet und dann im Meer versinkt und die Temperaturen angenehmer werden. Die Luftfeuchtigkeit ist zwar immer noch immens, aber es regnet weniger und wir können nach Sonnenuntergang alle Luken aufsperren und das Boot durchlüften. Mit viel Glück haben wir in unserer Achterkabine unter 28°C wenn wir ins Bett krabbeln. Ganz langsam gewöhnen wir uns ein wenig an das tropische Klima, aber tagsüber ist es immer noch lähmend und jeder kleine Handgriff lässt den Schweiß rinnen (danach muss man mindestens eine Stunde zur Abkühlung ins Wasser )
Bei ruhigem Wetter unternehmen wir mit dem Dinghy einen Ausflug auf die dritte Insel – die Iles de Joseph. Hier hat die Französische Fremdenlegion (diese ist übrigens mit dem Schutz des Weltraumbahnhofs beauftragt) einen kleinen Stützpunkt (auch gern mal für Wochenendausflüge der Familie genutzt) der nicht von der Zivilbevölkerung betreten werden darf. Auch diese Insel ist üppig grün, am nördlichen Ufer ist ein kleiner Sandstrand von schwarzen Felsen umgeben. Dahinter liegt der Friedhof der ehemaligen Gefängniswärter (die gestorbenen Gefangenen wurden nicht beerdigt sondern einfach in Meer geworfen zum Fraß für die Haie). Auf dem Hügel in der Mitte der Insel stehen die alten Gefängnisgebäude, dem Verfall preisgegeben und großteils von der Natur zurückerobert. Die Insel wirkt beklemmend auf uns. Wir können kaum erahnen, was sich hier alles abspielte, wie schrecklich die Inhaftierung hier sein musste – bei harter Arbeit – so der Wortlaut, in einem Klima, das jede große Anstrengung eine Tortur werden läßt. Schlechte Ernährung, harte Arbeit, Krankheiten, Querelen untereinander – viele Gefangene sind auf diesen Inseln gestorben. Doch es gab auch Männer die flüchten konnten – Rene Belbenoit zum Beispiel.
Ihren Namen bekam die Inselgruppe übrigens viel früher, im 16. Jahrhundert, als von hier aus das Festland kolonialisiert wurde.

Blick auf Iles de Joseph
Friedhof
überwucherte Ruinen

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