//WL2K Atlantiküberquerung – 1 + 2 Tag

Was für ein Start. Der Himmel ist wolkenlos, beim Ablegen bläst eine angenehme Brise. Da wir nicht wissen, ob im Kanal zwischen den Inseln Sao Vicente und Santo Antao ein Düse steht, setzen wir das Groß ganz konservativ ins zweite Reff und die Fock. Aber auch im Kanal ist alles gut, kein bösen Überraschungen. Kaum sind wir aus der großen Bucht von Porto Grande raus, können wir Kurs anlegen und den Baum schiften. Nun segeln wir mit Schmetterling (Fock auf der einen, Groß auf der anderen Seite angeschlagen. Herrlich. So schön kann segeln sein! Aber man soll den Tag nicht vor dem Abend loben. Am späten Nachmittag kommen wir in die Abdeckung von Santo Antao. Der Wind nimmt immer mehr ab, bald haben wir so wenig, dass unsere Windfahne nicht mehr steuern kann. In der Hoffnung, dass wir bald wieder Wind bekommen – immerhin sind wir schon 15 NM von der Insel entfernt, steuern wir eine Weile von Hand, doch dann muß unser elekrischer Autopilot ran. Nach dem perfekten Start eine furchtbare Nacht. Bei den laut schlagenden Segeln kann die Freiwache kaum ein Auge zutun. Dazu gerade noch zwei Knoten Fahrt – so nervtötend kann segeln sein. Wir stehen es durch, schifften am frühen Morgen das Groß, was die Geräuschkulisse ein wenig dämpft und schließlich am späten Vormittag kommt er dann doch, der Wind. Langsam wird er mehr, nicht sehr stark, aber bei konstanten 16-22 Knoten können wir endlich wieder schön segeln.
Leider ist der Tag bewölkt, nur hin und wieder ist die Sonne zu sehen. Um uns herum nur Wasser. Auf dem AIS sind noch einige Signale von Frachter und Tanker. Wir queren die Route Brasilien – Ärmelkanal. Aber nur einen sehen wir in echt, alle anderen tauchen nur auf dem Bildschirm auf. Es ist warm. Selbst in der Nacht reicht eine leichte Jacke und kurze Hosen. Leider ist auch die zweite Nacht dunkel und bewölkt. Wir sind bei abnehmendem Mond losgefahren, das wird also die nächsten Nächte so bleiben – zumindest was die Helligkeit betrifft. Dafür segeln wir nun schön leise durchs dunkel. Die Freiwache freuts….
Etmale: 1. Tag 79NM , 2. Tag 114 NM noch ca. 1565 NM bis Fr. Guyana

Die Kapverden – ein Fazit

Was haben wir nicht alles gehört und sind vor den Kapverden gewarnt worden: Man wird nur beklaut, man kann sein Schiff nicht unbeaufsichtigt lassen, man ist nicht Willkommen etc. etc.Nach vier Wochen auf verschiedenen Inseln können wir das so keinesfalls bestätigen. OK, sicher gibt es auch hier Leute, die Gelegenheiten nutzen „günstig“ an ein Handy zu kommen, auf dem Markt wird am ein oder anderen Stand schon mal ein Touriaufschlag verlangt, fliegende Händler versuchen in größeren oder touristischen Städten ihre Souvenirs an den Mann zu bringen und können auch etwas aufdringlich werden. Unser Dinghy würden wir nicht unangeschlossen oder bewacht am Strand oder am Boot zurücklassen – aber mal ehrlich, wo auf der Welt ist das nicht so? Ja, auf den Azoren und wahrscheinlich auf irgendwelchen abgelegenen Südseeinseln, aber selbst auf den Kanaren hört man von geklauten Dinghys und der Fahrradklau in Las Palmas war exorbitant.Dafür haben wir hier auf den Kapverden viele nette Begegnungen mit Menschen gehabt. Oft ist es nur ein freundlicher Gruß auf der Straße. Die Einwohner sind hilfsbereit, gerade wenn man sich ein wenig bemüht ein paar Brocken Portugiesisch oder Kreulu zu reden. Manche erzählen, dass sie in Europa gearbeitet haben und sich jetzt hier zur Ruhe gesetzt haben. Musik ist überall und spielt eine große Rolle, die Leute sind fast ausnahmslos gut drauf und mit Verkäufern, die am Straßenrand Gemüse, Obst oder selbstgemachte Teigtaschen verkaufen, hatten wir auch oft sehr angenehme Begegnungen. Das Klima ist angenehm, es ist recht warm, aber fast nie heiß, da immer kühlender Wind weht. Landschaftlisch sind die Inseln recht unterschiedlich, viele sind sehr trocken, dennoch gibt es meist ein paar fruchbare Täler oder Gegenden, die landwirtschaftlich genutzt werden. Die grünste Insel ist Santo Antao ganz im Nordwesten. Von hier kommt meist der Croque (Zuckerrohrschnaps) der auf den Inseln gern und viel getrunken wird. Übrigens haben wir hier seit Jahren wieder die ersten richtig leckeren, reifen und geschmackvolle Tomaten gegessen. Da wird das selbstgemachte Bruschetta zum Traum! Heute waren wir nochmals auf dem Markt und proviantierten uns für die Überfahrt. Bananen, grün und gelb, Karotten, Rettich, Zucchini, Kürbis und natürlich Tomaten mit unterschiedlichem Reifegrad um nur ein Teil unserer Fischverpflegung zu nennen. Die lokalen Früchte sind frisch geerntet und sehr lecker, vielleicht nicht ganz so hübsch und propper wie im deutschen Supermarkt – yammi!

Letzte Vorbereitungen

Bald soll es losgehen. Wenn die Wettervorhersage so bleibt, legen wir am Mittwoch ab mit Ziel Französisch Guyana. Einige werden sich fragen, warum wir nicht gleich in die Karibik segeln. Ganz einfach: ab 1. Juni beginnt offiziell die Hurricaneseason. Alles unterhalb des 10ten Breitengrades gilt als Hurricane frei, also werden wir die Sommermonate an der südamerikanischen Nordküste verbringen. Dass uns trotzdem die Zeit etwas im Nacken sitzt, ergibt sich aus der Entstehung der Wirblestürme. Während zu Beginn der Saison die Hurricane meist in der Karibik selbst entstehen, wandert das Entstehungsgebiet langsam ostwärts und ab Mitte – Ende Juli gelten die Kapverden als Kinderstube für Hurricans. Hier entwickeln sich dann die „tropical depressions“, ziehen nach Westen und nehmen Energie auf, bis sie als Wirbelstürme in der Karibik eintreffen. Auch wenn wir bei unserer Atlantiküberquerung etwas südlicher sind, möchten wir dennoch nicht von den Ausläufern oder den Wellen eines solchen Systems überrascht werden.
Mittlerweile sind wir fast abfahrtbereit, ein paar Gläser Gulasch haben wir nochmals eingekocht, nur frisches Obst und Gemüse muss am Vortag noch gekauft werden. Wir rechnen mit etwas mehr als 14 Tagen, die wir für die rund 1800 Seemeilen lange Strecke brauchen. Etwas mehr als doppelt so lange wie die Fahrt auf die Kapverden. Bis jetzt sind wir nicht aufgeregt, aber schon sehr gespannt wie die Überfahrt wird.
Vor drei Tagen, bekamen wir neue Nachbarn. Nachts um drei, legte sich leise eine Boreal 47 neben uns an den Steg. Ein Blick am morgen, zeigte eine unbekannte Nationale, nach kurzer Recherche kennen wir nun die georgische Flagge. Ira – Eigner und Besitzer des einzigen georgischen Segelbootes kommt gerade aus Brasilien und ist auf dem Weg ins Mittelmeer. Mit dabei sein Neffe und Pierre – ein belgischer Mitsegler. Wir verbringen ein paar sehr lustige Abende mit den drei und sind mal wieder erstaunt, was für liebenswürdige und äußerst interessante Menschen wir auf unserer Reise kennenlernen. Dabei lernen wir viel über Gebräuche, Kultur und Geschichte – eben nicht nur von dem Land, dass wir gerade bereisen. Wir würden uns jedenfalls riesig freuen Ira irgendwann mal wiederzusehen oder in Georgien zu besuchen. Ein wirklich außergwöhnlicher Mann.
Auch sonst hat die Internationalität deutlich zugenommen. Es sind nur ca. 10 bewohnte Schiffe im Hafen, aber sie zeigen südafrikanische, angolanische oder georgische Flaggen, auch Sychellen, Österreich, Niederlande sind z.B. vertreten. Genauso unterschiedlich sind die Destinationen. Einige möchten hoch ins Mittelmeer, ein paar Nachzügler wie wir gehen über den Teich, manche haben den Senegal und den süden Afrikas im Blick. So sitzt gegen abend an der Floating Bar ein bunte Mischung aus Nationalitäten mit ganz unterschiedlichen Reisezielen.


Letzte Vorbereitungen

Bald soll es losgehen. Wenn die Wettervorhersage so bleibt, legen wir am Mittwoch ab mit Ziel Französisch Guyana. Einige werden sich fragen, warum wir nicht gleich in die Karibik segeln. Ganz einfach: ab 1. Juni beginnt offiziell die Hurricaneseason. Alles unterhalb des 10ten Breitengrades gilt als Hurricane frei, also werden wir die Sommermonate an der südamerikanischen Nordküste verbringen. Dass uns trotzdem die Zeit etwas im Nacken sitzt, ergibt sich aus der Entstehung der Wirblestürme. Während zu Beginn der Saison die Hurricane meist in der Karibik selbst entstehen, wandert das Entstehungsgebiet langsam ostwärts und ab Mitte – Ende Juli gelten die Kapverden als Kinderstube für Hurricans. Hier entwickeln sich dann die „tropical depressions“, ziehen nach Westen und nehmen Energie auf, bis sie als Wirbelstürme in der Karibik eintreffen. Auch wenn wir bei unserer Atlantiküberquerung etwas südlicher sind, möchten wir dennoch nicht von den Ausläufern oder den Wellen eines solchen Systems überrascht werden.
Mittlerweile sind wir fast abfahrtbereit, ein paar Gläser Gulasch haben wir nochmals eingekocht, nur frisches Obst und Gemüse muss am Vortag noch gekauft werden. Wir rechnen mit etwas mehr als 14 Tagen, die wir für die rund 1800 Seemeilen lange Strecke brauchen. Etwas mehr als doppelt so lange wie die Fahrt auf die Kapverden. Bis jetzt sind wir nicht aufgeregt, aber schon sehr gespannt wie die Überfahrt wird.
Vor drei Tagen, bekamen wir neue Nachbarn. Nachts um drei, legte sich leise eine Boreal 47 neben uns an den Steg. Ein Blick am morgen, zeigte eine unbekannte Nationale, nach kurzer Recherche kennen wir nun die georgische Flagge. Ira – Eigner und Besitzer des einzigen georgischen Segelbootes kommt gerade aus Brasilien und ist auf dem Weg ins Mittelmeer. Mit dabei sein Neffe und Pierre – ein belgischer Mitsegler. Wir verbringen ein paar sehr lustige Abende mit den drei und sind mal wieder erstaunt, was für liebenswürdige und äußerst interessante Menschen wir auf unserer Reise kennenlernen. Dabei lernen wir viel über Gebräuche, Kultur und Geschichte – eben nicht nur von dem Land, dass wir gerade bereisen. Wir würden uns jedenfalls riesig freuen Ira irgendwann mal wiederzusehen oder in Georgien zu besuchen. Ein wirklich außergwöhnlicher Mann.
Auch sonst hat die Internationalität deutlich zugenommen. Es sind nur ca. 10 bewohnte Schiffe im Hafen, aber sie zeigen südafrikanische, angolanische oder georgische Flaggen, auch Sychellen, Österreich, Niederlande sind z.B. vertreten. Genauso unterschiedlich sind die Destinationen. Einige möchten hoch ins Mittelmeer, ein paar Nachzügler wie wir gehen über den Teich, manche haben den Senegal und den süden Afrikas im Blick. So sitzt gegen abend an der Floating Bar ein bunte Mischung aus Nationalitäten mit ganz unterschiedlichen Reisezielen.


Mindelo/Sao Vicente

Von der kleine Insel Sao Nicolau nach Mindelo auf Sao Vicente sind es nur gute 40 Seemeilen. Ein Katzensprung. Doch eine Kaffeefahrt geht anders. Kaum aus der Abdeckung raus, steht ganz schön Welle und über zu wenig Wind können wir auch nicht klagen. Das Groß im zweiten Reff und mit der kleinen Fock, segeln wir hoch am Wind Richtung Nordspitze Sao Vicente. Wir sind halt doch mitten im Atlantik und wenn der Meeresgrund innerhalb weniger Meilen von über 2000 Metern Tiefe auf nur 100 Meter ansteigt, dann spürt man das an den Wellen. Ein Bekannter, der schon um die halbe Welt gesegelt ist, erzählte uns von den schlimmsten Wellen die er erlebt hat und zwar im Kanal zwischen Sao Vicente und Santa Luzia, einer kleinen Nebeninsel. Ein Blick auf die Seekarte verrät, der Kanal ist nur ca. 5 Seemeilen breit, und nur 20-40 Meter tief. Also drücken die ganze Wellen, die der Nordostwind vor sich her schiebt mit Macht auf den Kanal. Wenn dann noch die Tide dagegen steht, kocht das Wasser und die Wellen bauen sich auf. Fast wie in den Seegatten zwischen den deutschen Nordseeinseln, nur mit mehr Fetch (Strecke über die sich eine Welle ohne Hindernis aufbauen kann). Wir umgehen diesen Kanal, müssen aber zwischen Sao Vicente und Santo Antao durch. Zwischen diesen Inseln ist es zwar etwas breiter, dafür sind beide Inseln etwas höher und damit nimmt der Wind hier teilweise beträchtlich zu. Auch hier sind die Wellen bei unserer Ankunft ziemlich beeindruckend und vor allem mächtig steil und wir sind froh, als wir in die große geschütze Bucht von Mindelo (früherer Name Porto Grande) einbiegen können. Dort erwarten uns bei der Ankunft jedoch Windböen mit bis zu 40 Knoten, was Hafenmanöver nicht gerade angenehm macht. Deshalb nehmen wir gleich den ersten Steg, an den wir direkt rückwärts geradeaus anlegen können.
Die Marina in Mindelo ist die einzige auf den Kapverden. Im Winter ist hier viel los, da sich die Inseln als Zwischenstopp für die Überfahrt in die Karibik anbieten. Jetzt um diese Jahreszeit, liegen hier nur eine handvoll bewohnte Boote. Aber uns ist das ganz recht.
Mindelo ist mit ca. 70.000 Einwohner die zweitgrößte Stadt der Kapverden und macht nicht nur auf den ersten, sondern auch auf den zweiten Blick einen netten Eindruck. In der Innenstadt sind noch viele Häuser im portugiesischen Stil vorhanden, die Fasaden sind bunt wie auf den ganzen Kapverden. Die Straßen sind recht sauber, viele kleine Grünflächen sind schön bepflanzt, die Leute freundlich und viele grüßen uns auf der Straße. Den ausgesprochen schlechten Ruf, den die Kapverden in der Seglerszene haben, können wir definitiv nicht bestätigen. Beim Spazieren durch die Straßen, fühlen wir uns genauso wenig bedroht, wie auf den Kanaren. Dass wir hier nicht die „reichen Europäer“  raushängen und auf unsere Siebensachen acht geben, versteht sich von selbst. Dennoch ist das Diebstahlrisiko – zumindest zu dieser Jahreszeit, unserer Meinung nach nicht signifikant höher als in vielen anderen Ländern – im Gegenteil. Gerade hier in Mindelo, haben wir das Gefühl, dass es eine breite Mittelschicht gibt. Es gibt viele Kneipen und Restaurants, einen Jazzclub, viele Locals sind gut gekleidet, man sieht Jugendliche mit Mountainbikes, BMX-Rädern oder Skateboards, die Stimmung ist gut, erst recht wenn Benfica Lisboa die Meisterschaft gewonnen hat, wie am Samstag, da ist dann in der Stadt für einige Stunden der Teufel los. Hupende Autos, fahnenschwingende Fans – die ganze Familie ist dabei. Wir muss es hier erst im Karneval zugehen?
Als wir gestern unsere Gasflasche zu ENACOL zum Füllen brachten – gerade mal 5 Minuten zu Fuß – wurden wir auch sehr freundlich bedient. Nichtfirmenangehörige dürfen das Gelände aus Sicherheitsgründen nicht betreten und als wir vor dem Büro im Schatten auf unsere Gasflasche warteten und ich mich auf einen kleinen Treppenabsatz setzte, brachte der Angestellte einen Stuhl raus, damit ich es bequem hatte. Das ist doch super nett!
Auch auffallend ist der oft niedrige Geräuschpegel in den Cafes. Man kann gemütlich sitzen und sich unterhalten, selbst wenn einige Nebentische besetzt sind. Das war auf den Kanaren oft anders, wenn alle am Tisch auf einmal redeten und dabei alle anderen an Lautstärke übertreffen mussten.
Fazit: wir fühlen uns hier sehr wohl und willkommen. Allerdings sollten wir uns langsam sputen über den Atlantik zu kommen, aber dazu mehr im nächsten Beitrag…