//WL2K Atlantiküberquerung – 7. Tag

Nun sind wir bald eine Woche auf dem Atlantik unterwegs und haben noch keine 700 Seemeilen auf der Logge. So langsam waren wir noch nie. Aber der oft wenige Wind in Verbindung mit dann doch ganz beachtlichen Wellen läßt unseren Schnitt erheblich sinken. Bei 12 Knoten will unsere Kleine mit dieser Besegelung noch nicht so recht. Aber wir kommen vorwärts, müssen nicht motoren und solange nirgends schlechtes Wetter in Sicht ist, haben wir kein Problem langsam zu sein. Es ist merklich wärmer geworden, dazu scheint immer öfter die Sonne. Viel zu tun gibt es nicht – gut so. Wache gehen, schlafen (auch tagsüber, denn nachts bekommt man etwas zu wenig), kochen, essen, lesen, aufs Meer blicken und Vögel und fliegende Fische beobachten. Letztere haben erstaunliche Flugeigenschaften. Wir sehen sie 50 oder 100 Meter weit fliegen, dabei schlagen sie auch gern mal einen Haken. Oder sie ditschen kurz auf der Wasseroberfläche auf und dann geht es nochmas 20 Meter weiter. Manchmal sind es ganze Schwärme, die wahrscheinlich vor irgendwelchen Räubern flüchten. Vögel sehen wir selten. Meist Sturmtaucher die dicht über der Wasseroberfläche fliegen und außer zum Brüten, die ganze Zeit auf dem Meer leben. Ansonsten ist nicht viel los hier. Hi und da mal ein Frachter auf dem AIS, die sind aber oft 30, 40 Seemeilen weit weg. Das wars. Mal sehen wir lange wir noch brauchen, wir hoffen bald Bergfest feiern zu können…
Noch ca. 1140 Seemeilen bis Kourou

//WL2K Atlantiküberquerung – 5. Tag

Heute gab es leckeren frischen Mahi-Mahi (Goldmakrele?) zu Essen. Wir hatten ihn zwar schon am Vortrag an der Angel, aber da war das Mittagessen gerade fertig, als die Angel loszurrte – frei nach Murphy. Wenn man den ganzen Tag kaum was zu tun hat, rauscht die Leine, wenn man gerade beschäftigt ist, oder schlafen will. So mussten die frischen Filets eine Nacht im Kühlschrank ausharren, bis wir sie zubereiteten: ganz einfach, nur Salz, Pfeffer, ein wenig Mehl und dann in Butter angebraten, zuletzt ein paar Tropfen Zitronensaft. Dazu Curryreis und unsere letzten roten Tomaten als Salat. Yammi. Das ist nun unser zweiter Fisch den wir auf diesem Schlag aus dem Wasser ziehen. Leider war der erste etwas klein und wir hätten ihn gern wieder freigelassen, aber er hatte den Haken soweit im Schlund, dass wir diesen nicht mehr rausbekamen… und so wanderte auch der kleine Mahi-Mahi in die Pfanne. Die Angel ist jetzt eigentlich jeden Tag drausen – außer wir haben schon Frischfisch im Kühlschrank, oder vielleicht kommt ja auch mal die Zeit, dass wir Fisch nicht mehr sehen können. Im Moment ist es jedenfalls eine leckere Abwechslung.
Am Nachmittag kam dann endlich mal wieder die Sonne raus. So schön, gleich ist das Meer nicht mehr grau, sondern leuchtet in herrlichem Blau. Die Wellen hatten immer noch eine beträchtliche Höhe, die jedoch über Nacht langsam abgenommen hat – der Wind leider auch. Insgesamt hatten wir doch mit etwas mehr Wind gerechnet und wir sind ziemlich langsam, da wir bei unserem Rigg mit dem Spiebaum nur die kleine Fock, bzw. die halbe Genau setzen können. Aber eigentlich ist es auch ziemlich egal, wie lange wir brauchen, solange kein schlechtes Wetter angesagt ist.
Noch 1250 Seemeilen bis Kourou

//WL2K Atlantiküberquerung – 4. Tag

Die Tage gleichen sich. Der Himmel ist immer noch wolkenverhangen, der Wind alles zwischen 13 und 25 Knoten. Bordroutine ist eingekehrt – zumindest tagsüber, doch auch unser Wachrythmus wird besser. Die ersten Nächte sind immer etwas schwierig. Die Schiffsbewegungen und die Geräuschkulisse lassen uns anfangs schlecht schlafen. Ein festes Wachsystem haben wir keins. Jeder geht solange Wache, bis er müde ist, dann wird der Partner geweckt. In den ersten Nächten ist oft schon nach 2 Stunden Schichtwechsel, mittlerweile sind es meist 3 Stunden und mehr. Die Nächte sind immer noch stockduster, der wenige Mond ist durch die Wolken überhaupt nicht zu sehen. Gestern hat es sogar das erste Mal etwas geregnet. Seit wir von den Kapverden losgesegelt sind, ist ein Punkt in der Bordroutine hinzugekommen. Gleich nach Sonnenaufgang übers Schiff gehen und die toten fliegenden Fische einsammeln, die sich über Nacht hierher verirrt haben. Irgenwie werden sie wohl durch unsere Seitenlichter animiert über die Wasseroberfläche zu fliegen und landen dann versehentlich auf dem Boot, denn tagsüber sehen wir zwar ab und zu welche fliegen, aber sie kommen nicht auf Deck. Rolf ist übrigens schon mal ein Fisch des Nachts im Cockpit auf den Beinen gelandet. Was für ein Schreck! Ansonsten gehts uns gut, langsam gewöhnen wir uns an die Schaukelei, obwohl es manchmal ganz schön lästig sein kann. Gerade bei so Tätigkeiten wie kochen, auf Toilette gehen etc. Das Schiff ist ständig in Bewegung und giert nach beiden Seiten. Aber das wird wahrscheinlich nicht besser werden….

//WL2K Atlantiküberquerung – 1 + 2 Tag

Was für ein Start. Der Himmel ist wolkenlos, beim Ablegen bläst eine angenehme Brise. Da wir nicht wissen, ob im Kanal zwischen den Inseln Sao Vicente und Santo Antao ein Düse steht, setzen wir das Groß ganz konservativ ins zweite Reff und die Fock. Aber auch im Kanal ist alles gut, kein bösen Überraschungen. Kaum sind wir aus der großen Bucht von Porto Grande raus, können wir Kurs anlegen und den Baum schiften. Nun segeln wir mit Schmetterling (Fock auf der einen, Groß auf der anderen Seite angeschlagen. Herrlich. So schön kann segeln sein! Aber man soll den Tag nicht vor dem Abend loben. Am späten Nachmittag kommen wir in die Abdeckung von Santo Antao. Der Wind nimmt immer mehr ab, bald haben wir so wenig, dass unsere Windfahne nicht mehr steuern kann. In der Hoffnung, dass wir bald wieder Wind bekommen – immerhin sind wir schon 15 NM von der Insel entfernt, steuern wir eine Weile von Hand, doch dann muß unser elekrischer Autopilot ran. Nach dem perfekten Start eine furchtbare Nacht. Bei den laut schlagenden Segeln kann die Freiwache kaum ein Auge zutun. Dazu gerade noch zwei Knoten Fahrt – so nervtötend kann segeln sein. Wir stehen es durch, schifften am frühen Morgen das Groß, was die Geräuschkulisse ein wenig dämpft und schließlich am späten Vormittag kommt er dann doch, der Wind. Langsam wird er mehr, nicht sehr stark, aber bei konstanten 16-22 Knoten können wir endlich wieder schön segeln.
Leider ist der Tag bewölkt, nur hin und wieder ist die Sonne zu sehen. Um uns herum nur Wasser. Auf dem AIS sind noch einige Signale von Frachter und Tanker. Wir queren die Route Brasilien – Ärmelkanal. Aber nur einen sehen wir in echt, alle anderen tauchen nur auf dem Bildschirm auf. Es ist warm. Selbst in der Nacht reicht eine leichte Jacke und kurze Hosen. Leider ist auch die zweite Nacht dunkel und bewölkt. Wir sind bei abnehmendem Mond losgefahren, das wird also die nächsten Nächte so bleiben – zumindest was die Helligkeit betrifft. Dafür segeln wir nun schön leise durchs dunkel. Die Freiwache freuts….
Etmale: 1. Tag 79NM , 2. Tag 114 NM noch ca. 1565 NM bis Fr. Guyana

Die Kapverden – ein Fazit

Was haben wir nicht alles gehört und sind vor den Kapverden gewarnt worden: Man wird nur beklaut, man kann sein Schiff nicht unbeaufsichtigt lassen, man ist nicht Willkommen etc. etc.Nach vier Wochen auf verschiedenen Inseln können wir das so keinesfalls bestätigen. OK, sicher gibt es auch hier Leute, die Gelegenheiten nutzen „günstig“ an ein Handy zu kommen, auf dem Markt wird am ein oder anderen Stand schon mal ein Touriaufschlag verlangt, fliegende Händler versuchen in größeren oder touristischen Städten ihre Souvenirs an den Mann zu bringen und können auch etwas aufdringlich werden. Unser Dinghy würden wir nicht unangeschlossen oder bewacht am Strand oder am Boot zurücklassen – aber mal ehrlich, wo auf der Welt ist das nicht so? Ja, auf den Azoren und wahrscheinlich auf irgendwelchen abgelegenen Südseeinseln, aber selbst auf den Kanaren hört man von geklauten Dinghys und der Fahrradklau in Las Palmas war exorbitant.Dafür haben wir hier auf den Kapverden viele nette Begegnungen mit Menschen gehabt. Oft ist es nur ein freundlicher Gruß auf der Straße. Die Einwohner sind hilfsbereit, gerade wenn man sich ein wenig bemüht ein paar Brocken Portugiesisch oder Kreulu zu reden. Manche erzählen, dass sie in Europa gearbeitet haben und sich jetzt hier zur Ruhe gesetzt haben. Musik ist überall und spielt eine große Rolle, die Leute sind fast ausnahmslos gut drauf und mit Verkäufern, die am Straßenrand Gemüse, Obst oder selbstgemachte Teigtaschen verkaufen, hatten wir auch oft sehr angenehme Begegnungen. Das Klima ist angenehm, es ist recht warm, aber fast nie heiß, da immer kühlender Wind weht. Landschaftlisch sind die Inseln recht unterschiedlich, viele sind sehr trocken, dennoch gibt es meist ein paar fruchbare Täler oder Gegenden, die landwirtschaftlich genutzt werden. Die grünste Insel ist Santo Antao ganz im Nordwesten. Von hier kommt meist der Croque (Zuckerrohrschnaps) der auf den Inseln gern und viel getrunken wird. Übrigens haben wir hier seit Jahren wieder die ersten richtig leckeren, reifen und geschmackvolle Tomaten gegessen. Da wird das selbstgemachte Bruschetta zum Traum! Heute waren wir nochmals auf dem Markt und proviantierten uns für die Überfahrt. Bananen, grün und gelb, Karotten, Rettich, Zucchini, Kürbis und natürlich Tomaten mit unterschiedlichem Reifegrad um nur ein Teil unserer Fischverpflegung zu nennen. Die lokalen Früchte sind frisch geerntet und sehr lecker, vielleicht nicht ganz so hübsch und propper wie im deutschen Supermarkt – yammi!