//WL2K Zu den Kapverden – Bergfest

So langsam kehrt Bordroutine ein. Wache gehen, kochen, schlafen, faul aufs Meer schauen. Wenn die Seebeine wieder gewachsen sind, wird alles etwas einfacher. Nur der frische Fisch – der läßt auf sich warten. Dabei hatten wir schon in der ersten Nacht einen „Biss“. Kaum lag Rolf in der Koje, rauschte die Angelleine aus. Doch leider war Steffi etwas zu forsch mit der Bremse. Trotz des Versuchs die Leine langsam herunterzubremsen, war plötzlich der Zug weg. – Mist. Doch beim Einholen des Köders eine Überraschnung: Da hängt doch noch was kleines am Haken? Uuuuppps – nun ja, das sieht ganz nach einem Stück Oktopussarm aus. Zehn Zentimeter schwabbeliger Gummi mit Saugnäpfen – kein Zweifel. Wir sind sehr erstaunt, dass hier im tiefen Wasser ein großer Oktopuss bis an die Oberfläche kommt zum jagen, das hätten wir so nicht gedacht. Wir hoffen, dass der Meeresbewohner auch als Septupuss überlebt, wahrscheinlich wäre das ganze Tier eh ziemlich groß gewesen – und wer will schon einen ausgewachsenen Tintenfisch an Bord ausnehmen? Keine Ahnung was das für eine Sauerei gibt und ob die Tinte wieder raus geht…. Für die restliche Nacht kommt die Angel rein und das halten wir auch die folgenden Nächte so, denn alleine gehen wir nicht aus dem Cockpit und bei Dunkelheit mit Gaff, Kescher und womöglich großen Fischen auf dem wackligen Boot rumhantieren, das muss dann doch nicht sein. Am nächsten Morgen, kommt die Angel wieder raus, dieses Mal mit Gummisquid zusammen mit dem echten Oktopussarm als Köder. Beim rein und raus aus dem Cockpit entdecken wir eine kleine verendente Sepie, die wohl nachts als blinder Passagier an Bord hüpfte. Bislang hatten wir nur mit fliegenden Fischen gerechnet – die werden wohl noch kommen, wenn wir weiter unten sind, aber dass diese kleinen Tintenfischen auch so weit aus dem Wasser hüpfen ist uns neu. Also Kadaver entsorgt und nach ein paar Stunden den Angelköder eingeholt. Ist alles noch dran und am Drilling hängen zwei aufgespießte Minischwertfische. So ein Mist, die haben ihre Knabberei am Tintenfisch nicht überlebt. Wir wollen doch kein Beifang, sondern was zu essen! Also alles weg und wieder der normale Gummiköder raus. Am nächsten Abend rauscht endlich wieder die Leine aus. Wir stürzen uns aufgeregt auf die Angel. Dieses Mal darf Rolf. Vorsichtig dreht er an der Bremse – und weiter – und weiter, da plötzlich, wieder der Zug weg. Doch dieses Mal ist die 65kg-Leine gerissen. Das wird wohl auch wieder etwas größeres gewesen sein. Ich befürchte, dass wir mehr als 10-15kg sowieso nicht in unseren Kühlschrank bekommen, also ist es sicher besser so. Wir warten also immer noch auf leckeren Frischfisch!
In der Zwischenzeit testen wir unseren Wassermacher das erste Mal im Alltagsbetrieb. Dabei wird Meerwasser mit ca. 55bar Druck durch eine feine Membran gedrückt, die so gut wie alles Salz herausfiltert. Die Anlage funktioniert und wir können unsere ersten Liter selbstgefiltertes Wasser trinken. Bis jetzt sieht es auch ganz so aus, als wenn unser Energiekonzept, mit den Solarpanelen von AxSun und dem Windgenerator aufgehen könnte. Muß sich im Dauerbetrieb noch zeigen – wir werden darüber berichten.
Und gestern Nacht nun endlich Bergfest. Mit knapp 400 Seemeilen haben wir die Hälfte der Strecke zu den Kapverden in unserem Kielwasser. Der Wind hat auch etwas zugenommen, so dass wir nun mit 5-6Knoten auf unser Ziel zusteuern können. Mal sehen wie die restliche Strecke läuft….

//WL2K Zu den Kapverden – die ersten Tage

Immer ein Auge auf dem Wetterbericht, waren wir am Freitag nachmittag soweit um ablegen zu können. Das Boot ist vollgestopft mit Proviant, am Mittwoch hatten wir noch frisches Obst und Gemüse auf dem Markt eingekauft. Also noch kurz zum Marinaoffice, die Zugangskarten abgeben und an der Tankstelle vorbei, um zu fragen wie lange sie am Feiertag (Karfreitag) denn geöffnet haben. Nach der Auskunft, dass bis 14:00Uhr getankt werden kann, viel die Verabschiedung von der Izar-Crew auf dem Rückweg zur Piccolina sehr kurz aus, denn wir mussten uns sputen rechtzeitig loszukommen. Aber wir hoffen Barbara und Michael nächstes Jahr in der Karibik wiederzusehen! Rauf auf Piccolina, Landstrom abgehängt und abgelegt zur Tanke ein paar Pontons weiter. Dort konnten wir nach dem Tanken noch ganz in Ruhe das Schiff aufklarieren, denn wir waren die letzten Kunden und eine Stunde später ging es los. Raus aus der Marina, dem Industriehafen, durch die auf Reede liegenden Frachter und Tanker vor der Stadt. Schon dort war mehr als genug Welle zu spüren, aber es war auch schöner Wind. Also Groß hoch und Fock raus, einige Meilen nach Südost gesegelt um dann nach der Halse Kurs auf die Kapverden anlegen zu können. Anfangs noch mit 5Bft schöner Segelwind, nimmt dieser immer mehr zu, auch die Wellen, die gleich vor der Insel schon ordentlich hoch waren, wurden immer mehr, dazu kamen sie aus unterschiedlichen Richtungen und bescherten uns eine hackige Kreuzsee. Vor der Nacht entschlossen wir uns das Groß zu bergen – guter Entschluß, denn in der Nacht hatten wir beständige 7Bft mit bis zu 42 Knoten Böen. Zusammen mit den Wellen kein schöner Einstieg, wenn man 2 Monate im Hafen gelegen hat. Mit der stark gerefften Fock ging es mit 7 Knoten an Gran Canaria vorbei, vom Wind vor sich hergetrieben, Piccolina giert und schaukelt, jeden Moment muss man sich festhalten um nicht herumgeschleudert zu werden. Wir sind froh an unserem Leesegel, das an der Salonkoje gespannt ist und wir so zwischen Rückenlehne und Leesegel eingekeilt sind, dass wir beim Schlafen nicht herausfallen können. Es geht von 20° Bblage auf 20° Stblage, mal etwas mehr, mal etwas weniger, in den Schränken klappert und kliert das Geschirr, die Lücken werden nach und nach mit Geschirrtüchern aufgefüllt, aber es ganz abzustellen – keine Chance.Wir schlafen schlecht bei dem Lärm und der Bewegung, wechseln uns öfter ab mit der Wache. Dann in den frühen Morgenstunden schläft der Wind ein. Komplett. Na toll, was vorher zuviel, ist jetzt zu wenig. Wir motoren ein paar Stunden, ziehen dann wieder die Segel auf, baumen die Genua aus, aber viel Fahrt machen wir nicht mehr. Es treibt uns mit 2-3 Knoten vorwärts. Einziger Trost: die Wellen werden kleiner und langgezogener. Piccolina giert immer noch schön von rechts nach links, aber nicht mehr ganz so ruppig, alles wird ruhiger, es ist leise im Boot. Schön. So geht es den ganzen Tag, auch in der Nacht verändert sich kaum etwas. Nachts leistet uns ein fast voller Mond Gesellschaft, es ist unglaublich hell, das Meer schimmert silbern, ein paar helle, angeleuchtete Wolken sind am Horizont zu sehen. Am nächsten Morgen, das gleiche Spiel, wieder ein paar Stunden motoren in der Flaute, dann segeln wir wieder mit ausgebaumter Genua und Groß im Schmetterling mit 3 Knoten den Kapverden entgegen. Das Wetter ist recht sonnig, nur selten kommt ein Wolkenband vorbei, allerdings ohne den erhofften Wind mitzubringen. Die Wellen sind meist niedrig und lang, noch genügend um Piccolina ins Trudeln zu bringen. Aber wir haben uns eingeschaukelt, können uns auch ohne Probleme mal eine Stunde an den Laptop setzen oder kochen. Wobei bei letzterem genau bedacht sein will, wohin man seine Utensilien stellt oder legt, sonst wird die Avocado schon mal zum Wurfgeschoss. An ein scharfes Messer will ich gar nicht denken! Obwohl auf dem AIS (Automatic Identification System) viele Tanker und Frachtschiffe angezeigt werden, bekommen wir wenige in Sicht. Eine japanische Fischereiflotte mit mittelgroßen Schiffen (ca. 50m) kommt uns entgegen, ein Frachter, der uns überholt, funkt uns vorher an, und gibt uns Bescheid, dass er an Backbordseite vorbeigeht. Es ist viel los vor der Küste Westafrikas. Wenn wir weiter in den Westen kommen, wird der Schiffsverkehr sicher weniger werden. Auch die dritte Nacht ist so ruhig wie die zweite. Um elf Uhr geht der Mond auf und läßt den unglaublichen Sternenhimmel etwas verblassen durch seine Helligkeit. Das Wetter ist gut, der Wind lau, die Geschwindigkeit – naja! Aber so lange kein schlechtes Wetter angesagt ist, ist es gar nicht so schlimm. Brauchen wir halt ein, zwei Tage länger. Wir haben genügend zu Essen und zu Trinken, unsere Solarpaneele liefern mehr als genug Strom um tagsüber die Batterien vollzuladen. Am Montag, den 21.April kommen uns Delphine besuchen. Dieses Mal nicht die kleinen Fleckendelphine, sondern etwas größere. Ganz schön zuzuschauen, wie sie unser Schiffchen genau unter die Lupe nehmen, vor oder unter! dem Bug herschwimmen und sich gegenseitig necken. Immer wieder kommen sie zum Boot, bis sie nach zwei Stunden entgültig davonziehen. So schön!!
Jetzt ist es an der Zeit unsere neue Angel auszuprobieren. Mal sehen ob wir die nächsten Tage frischen Fisch zu Essen bekommen.

Bald geht’s los…

Es wird Zeit weiter zu segeln. Nachdem wir nun schon den zweiten Winter auf den Kanaren verbrachten, möchten wir etwas Neues kennenlernen. Unser nächstes Ziel sind die Kapverden. Ein Inselstaat vor der westafrikanischen Küste, bestehend aus neun bewohnten Inseln. Auf die Insel Sal sind es von hier ziemlich genau 800 Seemeilen, ca. 1500 Kilometer. Das ist mit dem Boot schon eine ganze Menge, denn wir sind ja nicht schnell. Wir werden also etwa eine Woche unterwegs sein, je nach Wind . Aber nachdem wir doch noch einige Sachen am Boot zu erledigen hatten, freuen wir uns schon auf die Überfahrt. Eine Woche nichts um uns herum. Eine Woche die wir nur mit Schlafen, Essen, Lesen und Wache schieben verbringen werden. 

Wir sind schon sehr gespannt. Es heißt die Kapverden sind wie die Kanaren vor 60 Jahren – andere sagen es ist Afrika light. Mal sehen wie wir die Inseln erleben werden. Jedenfalls freuen wir uns drauf. Einziger Nachteil: die Sprache. Es wird Creol (eine Mischung aus portugiesisch mit afrikanischen Elementen) oder portugiesisch gesprochen. Wir können ja schon mal während der Überfahrt unsere Sprachmuskeln trainieren….

Die letzten Tage haben wir damit verbracht halb Las Palmas leer zu kaufen und versuchen nun alle diese Dinge im Boot zu verstauen. Ab jetzt wird alles teurer – so heißt es, also mitnehmen was geht. Na ja – verhungern werden wir jedenfalls nicht während der Überfahrt und manchmal wünsche ich mir einen etwas größeren Kühlschrank. Und dann heißt es Abschied nehmen von Las Palmas, den Kanaren, dem Spanischen, von Europa….

Wenn alles klappt, werde ich während der Überfahrt wieder kleine Beiträge online setzen…

Bis dahin, Euch allen schöne Ostern!


Wir gehen in die Verlängerung…

Aus den geplanten drei Wochen Aufenthalt in Las Palmas sind nun schon sechs geworden. Es ist zwar ein Ende in Sicht, aber die Arbeiten ziehen sich. Unsere To do – Liste wird langsam kürzer, dabei erledigen wir auch viel „nebenher“ Dinge die nicht aufgelistet sind. Die letzten Tage haben wir z. B. unsere Lautsprecher, die schon seit zwei Jahren mit uns unterwegs sind eingebaut. Nicht ganz so einfach im Boot noch Platz für einen großen Basslautsprecher zu finden. – Und Rolf mag es ja eigentlich gar nicht Löcher in sein Boot zu sägen – aber nun haben wir endlich einen zufriedenstellenden Sound, das haben die alten Boxen einfach nicht geschafft. Was uns auch schon länger im Magen lag war unser Windmesser, der bei der Fahrt von La Gomera hierher den Dienst quittiert hatte. Nicht vollständig, aber das Windrad drehte sich nicht mehr. Nur die Windrichtung wurde noch angezeigt. Schon vor zwei Wochen war Rolf oben am Mast und versuchte den Windmesser freizuspülen, allerdings half das genau 15 Minuten und als Rolf wieder sicher an Deck war, streikte das Gerät wieder. Nun also gestern ein neuer Anlauf. Erst Steffi rauf auf den Mast um das Anemometer abzubauen, dann im Boot den Dreck rausgespült und geölt, schließlich steckte Rolf den Windmesser wieder an.

Auch ein Großprojekt ist eine neue Matratze für unsere Achterkabine. Alles nicht ganz so einfach wie zuhause, wo man eine passende Matraze für die Bettengröße aussucht und gut, denn die Liegefläche auf dem Boot hat alles außer gerade Kanten. Also Bezug runter, Matratze mit einem (scharfen!) Brotmesser zugeschnitten. Nach ein paar Durchgängen ist das Ergebnis zufriedenstellend. Nun kann der Bezug entsprechend umgeändert werden. Für Amateure wie uns auch eine Arbeit von Tagen – anzeichnen, einfassen, Reißverschluss annähen und schließlich final zusammen nähen. Letztendlich passt irgendwann alles und wir können wieder einen Punkt auf der Liste abhaken.

Dazwischen genießen wir das Wetter, die kanarische Küche und entdecken – obwohl wir schon so lange hier sind – immer noch neue Plätze, Orte und Restaurants. – OK, letzteres gibt es in Las Palmas unglaublich viele. Es wäre wohl eine Lebensaufgabe diese alle durchzuprobieren…