//WL2K Fahrt nach La Palma – fünter Tag

Endlich – ein Segeltag vom Feinsten. Herrliches Wetter, 4 Bft Wind, wir können einen angenehmen Halbwindkurs fahren und Piccolina rauscht mit 6-7 Knoten den Kanaren entgegen. Wir rechnen schon mal aus wann wir ankommen könnten und wenn der Wind hält müssten wir am Freitag in Tazacorte einlaufen. Dann am frühen Nachmittag ein Surren im Cokpit – die Angelleine läuft aus. Nicht zum ersten Mal heute, aber dieses Mal bekommen wir den Fisch auch an Bord. Unser allererster Fang auf dem Boot.. Eine kleine Goldmakrele. Die kommt morgen in die Pfanne.
Auch in der Nacht kommen wir gut vorwärts. Einmal mssen wir reffen, da der Wind aufbriest, ansonsten ist sie recht ereignislos. Am Morgen sind es noch 170 Seemeilen bis Tazacorte.

//WL2K Fahrt nach La Palma – vierter Tag

Dass es so eine lange Überfahrt werden wird hätten wir nicht gedacht. Was für eine zähe Angelegenheit. Piccolina schiebt mit 2-3 Knoten dem Ziel entgegen. Manchmal auch weniger. Da der Wind gedreht hat und die Dünung zugenommen haben wir die Genua ausgebaumt, damit sie nicht so flappt. Positiver Nebeneffekt der langsamen Fahrt: wir schauken wenig und die alltäglichen Dinge wie Kochen, Toilettengang etc. sind nicht so mühsam da das Schiff keine so schnellen Seitwärtsbewegungen macht. Endlich, nach dreieinhalb Tagen haben wir nach 325 Meilen Bergfest. Kurze Zeit später, kurz vor Mitternacht briest es auf und bei 4 Bft – mit Böen mit 5 Bft – macht Piccolina plötzlich 5-6 Knoten Fahrt. Das komm uns nun unglaublich schnell vor, nach so langer Dümpelei. Wir fliegen quasi durch die Nacht. Dunkle Wolkenfelder ziehen immer wieder durch und verdekcen den Sternenhimmel, so dass der Horizont manchmal kaum zu erkennen ist. Dadurch und durch die hohe Welle ist es mühsamer nach Schiffen Ausschau zu halten. Nicht dass hier viele unterwegs sind. Das letzte Schiff, das wir gesehen haben, war ein Frachter gestern bei Sonnenaufgang, der in fünf Meilen Abstand an uns vorbei ist. Und die meisten haben mittlerweile AIS, die Großen sowieso, trotzdem hätte ich kein gutes Gefühl mich komplett auf die Technik zu verlassen, zumal wir normalerweise das Radar nicht eingeschaltet haben.
Für die Nachtwachen wechseln Rolf und ich uns ab, meist zwischen zwei und vier Stunden je nach Bedingungen und Tagesform. Die Freiwache schläft im Salon und wir können uns auf Zuruf verständigen, falls Hilfe benötigt wird. Denn Nachts geht keiner aus dem Cockpit solange der andere schläft. Auch nicht mit Rettungsweste. Das ist eine eiseren Regel. Meist fahren wir nachts eher kleine Segelflächen und reffen lieber einmal mehr am Abend somit sind die Nächte entspannter und die Wahrscheinlichkeit dass wir an Deck müssen geringer.

//WL2K Fahrt nach La Palma – dritter Tag

Die zweite Nacht unserer Überfahrt steht der ersten in nichts nach was den Sternenhimmel betrifft. Die Wachen vergehen im Nu, wenn man im Cockpit liegen und die Sternenbilder betrachten kann, wie sie langsam über den Himmel wandern.
War der Wind in der Nacht schon sehr mau, schläft er kurz nach Tagesanbruch vollends ein. Wir dümpeln einige Stunden vor uns hin – da – juhuuu – Delphine – viele Delphine! Manche schwimmen ganz langsam neben uns her, z. B. eine Mutter mit ihrem Kalb, andere springen übermütig in die Luft, drehen sich und platschen seitlich wieder ins Wasser. Neugierig werden wir von allen Seiten gründlich betrachtet, am Bug tümmeln sich immer ein paar die die Nase vorne haben möchten. Sie tauchen ab, schwimmen davon, sind später in einigen hundert Meter Entfernung zu sehen, wie sie springen und jagen, dann kommen sie wieder zum Boot. Dazwischen gleiten Gelbschnabelsturmtaucher dicht über der Wasseroberfläche dahin. Mehr als eine halbe Stunde ist richtig was los um die Piccolina und wir sind begeistert wie die geschmeidigen Tiere durch das glasklare Wasser gleiten. Fast möchte man hineinspringen in das tiefe Blau und mit den Delphinen davonschwimmen.
Keine Stunde später zieht eine Gruppe von vier bis fünf Walen hinter unserem Boot vorbei. Was haben wir heute für ein Glück! Sie sind zu weit weg, als dass wir die Art erkennen können (ein Profi kann das bestimmt), aber wir schätzen sie auf 6-8 Meter Größe ein.
Da mittlerweile kein Windhauch mehr geht, starten wir den Jockl und motoren ein paar Stunden. Dazwischen holen wir abwechselnd Schlaf nach oder sitzen einfach im Cockpit und lassen die Blicke über das weite Meer schweifen.
Kurz bevor die Sonne untergeht und uns einen farbenprächtigen Sonnenuntergang beschert, stoppen wir den Motor und rollen die Genua wieder aus. Es geht eine leichte Brise von 8 Knoten die Piccolina mit 2-3 Knoten durchs Wasser schiebt. Wenn das so weitergeht brauchen wir noch zwei Wochen bis wir auf den Kanaren sind. Aber so ist es schön ruhig über Nacht und die Freiwache kann gut schlafen.
Mit jeder weiteren Nacht wird der Sternenhimmel noch eindrucksvoller. Gleich nach Sonnenuntergang sind schon die Planeten zu sehen, kurze Zeit später die ersten Sternbilder zu erkennen, aber wenn die Sonne weit genug unter den Horizont gekrochen ist und kein Restlicht mehr vorhanden, erscheinen unzählige weitere Sterne. Schon mit bloßem Auge ist es eine überwältigende Anzahl, die sich durch den Blick durchs Fernglas zigfach vervielfältigt. Die Milchstraße löst sich auf in abertausende Sterne. Wir unvorstellbar groß muß dieses Universum sein.

//WL2K Fahrt nach La Palma – erster Tag

Am Abend vor der Abfahrt besuchten wir das Fischerfest im Hafen und futterten uns durch die lokalen Köstlichkeiten. Zum Ausklang tranken wir noch ein Glas Wein auf der Milagro, nachdem wir einen kurzen Rundgang auf dem schönen Schiff machen durften. Unglaublich wieviel mehr Platz auf einem 20m Schiff ist, im Vergleich zu unseren knapp 13m.
Kurz nach dem ersten heftigen Regenschauer seit Wochen legten wir am Morgen in Vila do Porto ab, ließen Insel und befreundete Crews hinter uns – manche werden wir wahrscheinlich auf den Kanaren wiedersehen, bei anderen ist es wie so oft ein Abschied ungewiss ob man sich mal wieder begegnet – und nehmen Kurs Südost. Es ist wenig Wind von achtern und es reicht gerade, dass die Genua steht, nur hin und wieder schauelt Piccolina so sehr in den Wellen, dass das Vorsegel schlägt. Der Himmel ist bis zum Nachmittag wolkenlos, dann ziehen Quellwolken auf, einige Meilen entfernt geht ein dicker Regenschauer nieder.
Auch in der Nacht bleibt uns der Leichtwind erhalten, nur selten briest er über 15 Knoten auf. Dafür besticht die erste Wache mit einem unglaublich eindrucksvollen Sternenhimmel. Der Mond ist noch nicht aufgegangen, der Himmerl wolkenlos und es sind unzählige Sterne zu sehen, die Milchstraße erstreckt sich klar von Nordost nach Südwest am Firmament. Als der Mond um Mitternacht aufgeht, kommt leider auch Bewökung und die zweite Nachthälfte ist düsterer. Seit vielen Stunden segeln wir ganz alleine, sowohl am Horizont, als auch auf dem AIS sind keine Schiffe zu sehen.
Der zweite Tag beginnt wiederrum mit wolkenfreiem Himmel und wenig Wind. Die Genua fällt immer wieder ein, wenn Piccolina in den Wellen giert, die nun langsam an Höhe zunehmen. Doch ab Mittag setzt endlich schöner Segelwind mit ca. 15 Knoten ein und wir können entspannt mit der Windfahne segeln. Auch heute werden die Wolken zum Nachmittag wieder dichter und es fallen ein paar Regentropfen. Aber es ist wunderbar warm, wir sitzen im T-shirt im Cockpit, essen leckere Melonen aus Santa Maria und hoffen vielleicht doch noch einen Wal oder Delphine zu sehen. Doch außer ein paar vereinzelten Gelbschnabelsturmtauchern die ganz dicht über Wasseroberfläche dahingleiten, läßt sich nichts blicken. Zur Mittagszeit kreuzte ein kleiner Frachter unseren Weg achteraus. Er kam uns so nahe, dass wir einen Katarmaran erkannten, den er huckepack an Deck transportiert … Kurs West – so gehts auch….

Azoren – ein Rückblick

Den Sommer auf den Azoren verbringen – auf den Gedanken wären wir von alleine wahrscheinlich gar nicht gekommen. Dank Heike und Bernhard, die uns davon vorgeschwärmt hatten, nahmen wir doch den weiten Weg auf uns und wir wurden nicht enttäuscht. Auch wenn wir von den insgesamt neun Inseln nur drei besuchten (man muss sich ja noch etwas für’s nächste Mal aufheben), haben wir doch einen ganz guten Eindruck vom Archipel gewonnen. Mitten im Atlantik gelegen, ist das Klima auf den Inseln überraschend warm, im Sommer geht die Wassertemperatur bis auf ca. 25°C hoch. Auch die Winter sind laut Einheimischen mild, je nach Insel jedoch mit viel Niederschlag oder Nebel verbunden. Das trockenste Eiland ist Santa Maria, doch auch hier kann es passieren, dass die Berge mehrere Wochen wolkenverhangen sind. Auf manchen Inseln darf sogar nur unterhalb 200m Höhe gebaut werden. Alles in Allem haben wir unsere Zeit hier sehr genossen, die Menschen sind sehr freundlich und relaxed, die Landschaft meist grün und bergig, das Wasser wunderbar klar, die Luft rein, da wundert es nicht, dass wir einige Mitteleuropäer kennengelernt haben, die sich hier niedergelassen haben.

Den Sommer über sind viele Fest auf den Inseln. Dieses Wochenende ist das Fischerfest im Hafen von Santa Maria. Alles ist hübsch geschmückt, es gibt Buden wo man lokales Essen kaufen kann, ein Zelt ist aufgebaut und gestern haben sie schon mal die Musikanlage getestet…. Wir rechnen mit einer langen und lauten Nacht. Am Sonntag gibt es einen Gottesdienst und eine Prozession, bei der eine Madonnenstatue zum Hafen getragen wird und an Bord eines Fischerbootes eine Stunde aufs Meer gefahren wird.

Die Fischerboote sind schon geschmückt

Das werden wir leider nicht mehr sehen, da wir morgen selbst aufbrechen möchten um wieder zu den Kanaren zu segeln. Wir rechnen mit 5-6 Tagen, die wir nach La Palma brauchen werden. Die Wetterkarten sagen moderaten Wind voraus. Allerdings werden wir dennoch das Sturmtief im Auge behalten, dass sich gerade vor der afrikanischen Küste entwickelt und das Potential zum Hurrikan hat, der dann Richtung Westen steuert.