Zurück in Santa Maria

Da unsere Zeit auf den Azoren leider bald zu Ende geht, sind wir seit einigen Tagen wieder auf der südwestlichen Insel Santa Maria. Die Überfahrt hierher war gut, nachdem wir die ersten 20 Meilen motoren mussten, konnten wir die restliche Strecke unter Segel zurücklegen. Da mehr Wind war als gedacht, kamen wir in der Nacht im Hafen von Vila do Porto an, aber wir kannten die Marina ja schon und so war es kein Problem zu so später Stunde hier anzulegen.

Wir verlassen Sao Jorge
und kehren nach Santa Maria zurück

Die Begrüßung am nächsten Morgen war sehr herzlich und wir freuen uns wieder hier zu sein, auf der netten kleinen Insel. Jedoch ist unser Aufenthalt mit viel Arbeit verbunden und gleich zwei Tage später wurde unsere Piccolina mal wieder an Land gestellt. Unser neuer Faltpropeller wartete in der Werft schon auf uns und so machten wir uns dran unseren Festpropeller, den wir ersatzweise montiert hatten, abzubauen. Da wir schon mit der Welle beschäftigt waren, tauschten wir auch das Wellenlager und die Stopfbuchse, was uns einige Tage Arbeit bescherte und auch die Schläuche in der Toilette wurden erneuert. Es gibt einen Spruch, laut dem Langfahrtsegeln bedeutet, das Boot an den schönsten Plätzen der Erde zu reparieren. Wir erwidern darauf immer, dass das doch immerhin besser ist, als an schlechten Plätzen schrauben zu müssen. Dementsprechend genossen wir nebenher ein paar kleine Ausflüge auf die Insel, oder gingen nach getaner Arbeit zum Baden in die schöne Bucht von Sao Lorenco.

In der Bucht von Sao Lorenco….
gibt es schöne Strände

Seit heute morgen sind wir nun wieder im Wasser, alles ist dicht (nicht ganz unwichtig bei einem Boot) und der neue Propeller funktioniert prima. Das mühsame Leiter hoch und runter ist vorbei und Piccolina schaukelt wieder sanft am Steg und leise knarzen die Leinen.

Es geht wieder ins Wasser

Es bleiben uns noch ein paar Tage hier auf der Insel. Beim nächsten guten Windfenster werden wir auf die Kanaren segeln. Ab jetzt heißt es also wieder jeden Morgen erst einmal die Wetterkarten studieren….

 

Hochsommer auf den Azoren

Da wir Anfang September wieder auf die Kanaren segeln möchten und davor in Santa Maria nochmals Kranen und Arbeiten am Boot anstehen, warten wir nun seit gut einer Woche auf passenden Wind, um die 180 Meilen zur südwestlichen Insel nicht unter Motor zurücklegen zu müssen. Doch es ist wie verhext. Seit wir auf den Azoren ankamen, war oft etwas unbeständiges Wetter. Selten scheinte von morgens bis abends die Sonne, immer wieder zogen Wolkenfelder durch, die auch mal etwas Nieselregen mit im Gepäck hatten. Wenn wir weiter wollten, mussten wir auch mitunter etwas auf Segelwind aus der richtigen Richtung warten, doch seit etwas über einer Woche sitzen wir direkt im Hochdruckkern der Azoren. Das Barometer scheint kaputt zu sein, denn es zeigt seit Tagen, den gleichen Luftdruck an, die Sonne brennt herab und kein Windhauch regt sich. Den Tag über nimmt zwar die Cumulusbewölkung zu, Pico ist meist nicht zu sehen, doch was in Deutschland gern mal in Gewittern endet, löst sich hier in der Abenddämmerung langsam auf und die folgenden Nächte sind wolkenlos und sternenklar. Tagsüber verkriechen wir uns in den Schatten oder kühlen uns im Wasser ab. Die Nächte sind sehr lau und wir können bis spät draußen sitzen und den Sturmtauchern zuhören.

tagsüber nimmt die Quellbewölkung zu, bald ist Pico in den Wolken
Sonne pur
Abendstimmung

Wir hoffen auf etwas Wind ab morgen abend, der uns, wenn alles gut läuft bis nach Santa Maria bringt. Zwei Nächte werden wir unterwegs sein und voraussichtlich am Dienstagvormittag in Vila do Porto ankommen.

Der Hafen von Velas hat uns auf den Azoren am besten gefallen. Der Hafenmeister ist sehr nett, unglaublich wie er es schafft jeden Abend alle Boote unterzubringen, auch wenn eigentlich kein Platz mehr da ist und er hilft jedem tatkräftig beim An- und Ablegen. Nachts ist es absolut ruhig – mal abgesehen von den „Heliumsturmtauchern“ – auch was den Schwell anbelangt. Die sanitären Anlagen sind picobello sauber, das Wasser ist selbst im Hafenbecken so klar, dass man locker auf 5-6 Meter Tiefe sehen kann. Manchmal mache ich mir den Spaß und zähle Seegurken im Wasser, wenn ich den Ponton entlang gehe. Über dreißig habe ich schon gezählt, auf dem Weg zu unserer Piccolina. Oft sieht man auch Papageienfische zwischen den Steinen der Kaianlage schwimmen….

Papageienfisch im Hafen
Blick auf den gut geschützten Hafen

Ein Streifzug durch Sao Jorge

Da es nicht wirklich funktioniert mit dem Bus die Insel anzuschauen, mieten wir uns zusammen mit Carolyn und Marc ein Auto, um Sao Jorge besser kennenzulernen. Die Insel ist lang und schmal, somit ist auch das Straßennetz übersichtlich. Wir fahren über die südliche Küstenstraße bis nach Topo, am östlichen Ende, bis die Straße an einem kleinen Fischerkai endet. Die Straße schlängelt sich auf ca. halber Höhe entlang. Teilweise durch Wald, im Osten an vielen Weiden vorbei, die meist durch eindrucksvolle, blaublühende Hortensienhecken abgegrenzt sind. Im Parque Florestal von Silveira legen wir einen Zwischenstopp ein. Viele Baumfarne sind zu bewundern, Spazierwege führen durch den kleinen Park, der in verschiedene Bereiche aufgeteilt ist, es gibt einige wunderschön angelegte Grillplätze, alle sauber und mit Feuerholz versehen. Danach führte uns eine enge, steile Straße zur Faja dos Cubres. Die Fajas sind eine Besonderheit von Sao Jorge. Es sind flache, kleine Ebenen direkt an der Küste, die durch Erdrutsche von den umliegenden Steilhängen oder durch Lavaströme entstanden sind. Rund 40 diese Fajas gibt es auf Sao Jorge. Seit einem Erdbeben 1980 sind einige Fajas nicht mehr bewohnt. Der Boden ist zwar sehr fruchtbar, aber manche Fajas sind nur zu Fuß erreichbar.

Am östlichen Ende der Insel
Ausblick vom Südosten auf Pico

Von der Faja dos Cubres wandern wir an der Küste entlang zur Faja da Caldeira se Santo Christo. Letztere ist sehr schön gelegen, besitzt eine geschützte Lagune und ist bei Wellenreiter bekannt als guter Surfspot. Dementsprechend gibt es einige Zimmer und Ferienhäuser zu vermieten. Die Ausrüstung und Verpflegung wird mit ATVs zur Faja transportiert. Wir machen einen Einkehrschwung über das Restaurant und geniesen die Aussicht bevor wir auf gleichem Weg durch Lorbeerwald wieder zurück zum Auto gehen. Die weitere Strecke an der Nordküste entlang sind wir fasziniert von den üppigen Hortensien, die die Insel wie ein riesiges Spinnennetz überziehen. Was anderen Orts geschichtete Steinmauern sind, sind hier blaue, über mannshohe Bänder die sich über die grünen Hügel ziehen.

Blick auf die Lagune und Faja de Santo Christo
Gleich sind wir da…

Zum Abschluss trinken wir unseren Sundowner in einer Bar oberhalb von Velas, mit traumhaften Blick über die Stadt und auf Pico. Ein angenehmer Ausklang eines wunderbaren Tages. Wir hatten wie immer sehr viel Spaß mit Carolyn and Marc.

Sundowner mit Aussicht auf Velas und Pico

Am Wochenende, Barbara und Jochen sind mit ihrer Tinlizzy wahrscheinlich schon in oder kurz vor Lagos, besuchen wir mit Heike und Bernhard, die nun auch seit einigen Tagen in diesem tollen Hafen sind, einen Stierkampf, oben in der kleinen Arena. Sechs Stiere von drei verschiedenen Bauern werden für jeweils 15 Minuten in den Ring gelassen. Zwei „Mannschaften“ aus Sao Jorge die einen, von Terceira die anderen können ihren Mut beweisen. Sie versuchen den Stier zu trietzen, stacheln ihn mit Decken oder Schirmen an, um, wenn es doch zu gefährlich wird, rechtzeitig hinter die Bande zu springen. Die Stiere tragen Lederschutz über den Hörnern, wohl um die schlimmsten Verletzungen fur die Torreros zu vermeiden, aber man mag sich nicht ausmalen, was passiert, wenn jemand stolpert oder sich nicht schnell in Sicherheit bringen kann. Für Verpflegung ist natürlich auch gesorgt, in den Pausen gibt es Getränke, Sao Jorge Käse oder Popcorn zu kaufen, auf dem Grill liegt super leckeres Rind, von dem wir „Versucherle“ bekommen und im Stadion bieten Frauen selbstgemachte Doughnats an. Einziger Wehrmutstropfen: kurz bevor die Veranstaltung zu Ende ist, zieht der erste Regen seit einigen Tagen auf und so zieht es die Meisten und auch uns gleich nach Hause. Dennoch war es ein sehr interessanter und spannender Nachmittag.

Velas – Sao Jorge

Seit einer Woche sind wir nun im kleinen Hafen von Velas. Wir liegen hier ausgesprochen ruhig – was den Schwell angeht. Hier treffen wir wieder alte Bekannte. Die TinLizzy-Crew liegt – mit kurzer Unterbrechung – schon einige Tage hier und auch Carolyn und Marc kommen von ihrem Zwischenstopp auf Pico herüber gesegelt. Apropos Pico: die Insel mit gleichnamigem Vulkan (übrigens der höchste Berg von Portugal mit um die 2350m) liegt nur ca. 10 Meilen entfernt und beschert uns immer wieder wunderbare Ausblicke. Nur der Berg Pico hüllt sich oft in Wolken und geizt gern mit seinen „Reizen“.

Pico mit Pico
Das Felsmännchen begrüßt uns am Steg

So ruhig am Tag, aber wenn die Sonne untergegangen und die Nacht hereingebrochen ist geht hier für zwei, drei Stunden die Post ab. In der Steilwand, die den Hafen so schützend umgibt sind nämlich tausende von Nester des Gelbschnabelsturmtaucher. Diese Vögel – entfernt mit dem Albatros verwandt – sind daran zu erkennen, dass sie sehr dicht über der Wasseroberfläche dahingleiten. Manchmal verschwinden sie aus dem Blickfeld wenn sie zwischen zwei Wellen entlang fliegen. Abends und morgens sieht man oft große Gruppen nahe der Küste auf dem Wasser schwimmen. Das markanteste Merkmal sind jedoch ihre Rufe und die hört man nur Nachts. Erst dann fliegen sie zu ihren Nestern, irgendwo im Steilhang um ihr Junges zu füttern und verständigen sich dabei akustisch. So sind wir nachts ständig von ihren Rufen umgeben und die sind wirklich sehr speziell! Es ist schwierig Vogelschreie zu beschreiben, die Gelbschnabelsturmtaucher rufen in etwa ein Aua-aua-eeeeh. Aber das witzige daran ist, dass es sich anhört als wären sie kurz zuvor durch eine Heliumwolke geflogen. Die Stimmen sind quitschig verzerrt und wir lachen uns jeden Abend schlapp, wenn wir versuchen die Rufe nachzuahmen. Nach zwei, drei Stunden ist das größte Spektakel vorbei und es fliegen nur noch einzelne Tiere zu den Nestern. Kurz vor der Morgendämmerung nimmt die Frequenz dann nochmals zu, aber sobald das erste Sonnenlicht zu erahnen ist, verstummen die „Sturmtaucher auf Helium“ und die Singvogel wachen auf und begrüßen den Tag – fast wie zuhause

Derweil erkunden wir den kleinen Ort Velas und die nähere Umgebung. Die Insel ist schroffer als Terceira und Santa Maria. Auch hier gibt es viele Weiden, die oft mit riesigen Hortensienhecken abgetrennt sind. Angeblich gibt es mehr Rindvieh als Einwohner auf der Insel und der Käse der hier produziert wird, ist wohl auch der Beste auf den Azoren. Mehr dazu beim nächsten Beitrag.

Es gibt wunderbare Schwimmbereiche vor Velas die in die Vulkanfelsen integriert sind. Aber da das Wasser im Hafen so absolut klar ist, gehen wir meist direkt vom Boot aus schwimmen. Fast jeden Tag schnappe ich mir meine Flossen, klettere über die Kaimauer und schnorchle an der Außenmole entlang. Wunderschön. Es ist beinahe wie in einem Aquarium. Es gibt viele Papageifische, einen Oktopuss der sich unterm Stein versteckte habe ich schon entdeckt, Flundern, die sich hervorragend im Sand tarnen, und ganz viele andere bunte Fische, deren Namen ich nicht kenne. Auch im Hafen sind viele der Fische vertreten und durch das klare Wasser können wir Papageifische in fünf oder sechs Meter tiefe beobachten. Ein Gehäuse einer Meeresschnecke lag am Grund, doch als ich es herauftauchte, stellte ich fest, dass es noch bewohnt war, deshalb durfte sie wieder zurück ins Meer.

Schwimmbereich in den Felsen
Meeresschnecke im Hafen von Velas

Vor zwei Tagen sind Barbara und Jochen mit ihrer TinLizzy auf ihren Schlag nach Festlandportugal aufgebrochen. Dafür kam am nächsten Tag die Spirit um die Ecke gebogen. Die Azoren sind halt doch eine kleine Inselwelt und man trifft sich immer wieder! Rolf und ich werden zusammen mit Carolyn and Marc die Insel erkunden und hoffen auf so strahlend schönes Wetter, wie wir es die letzten zwei Tage hatten….

Noite Branco und Abschied von Terceira

Feste gibt es im Sommer immer und überall auf den Azoren. In Angra kamen wir in den Genuss der „weißen Nacht“. Der Name ist Programm, jung und alt werfen sich in weiße Klamotten, Kneipen haben draußen aufgestuhlt oder einen Ausschank zur Straße hin. Auf dem Platz vor der Kirche wurden Buden aufgebaut, die Kunsthandwerk vom Holzspielzeug, über Souvenirs bis zu selbst gefertigten Taschen und Hüten verkaufen. In den Gassen spielen Bands – meist erst ab 10 Uhr abends oder später. Die Azoreaner fangen erst spät an zu feiern. Eine schöne Stimmung bei klarem Nachthimmel, die Straßen sind schön beleuchtet, teilweise bringt Schwarzlicht die weiße Kleidung strahlend zur Geltung. Wir genießen den Abend, sehen zu wie der Mond aus dem Erdschatten kommt und wieder voll von der Sonne beleuchtet wird. Wunderbar.

auch Vasco da Gama hat sich unters Volk gemischt…

Terceira hat uns sehr gut gefallen. Besonders die Ankerbucht vor Angra do Heroismo hat es uns angetan. So eine schöne Kulisse bekommt man selten vor Anker zu sehen. Das Wasser meist kristallklar, hier sahen wir das erste Mal vom Boot aus den Anker in neun Meter Tiefe auf den Sandgrund sinken. Am Ufer kann man schön schnorcheln. Das Dinghy kann am Rezeptionssteg angebunden werden und man darf die Marinafacilities mitbenutzen. Solange das Wetter mitspielt eine großartige Sache. Wir lagen bei westlichen und nördlichen Winden und Schwell in dieser Bucht und hatten meist sehr ruhige Nächte. Noch geschützter ist die Bucht vor Praia da Vitoria, im Osten der Insel, allerdings ist dort die Einflugschneise zum Flughafen, der auch von der US-Navy genutzt wird – bei unserem Aufenthalt war der Flugbetrieb von den Amerikanern stark in der Überzahl im Vergleich zum zivilen Flugzeugaufkommen. Von Senkrechtstartern, Kampfjets, Tankflugzeugen und Transportern war alles dabei. Dennoch hat es uns auch dort sehr gut gefallen, gibt es doch schöne große Sandstrände, nette Cafes und einen Grillplatz am Strand.

Angra – Eine Kulisse die man nicht vergisst!

Wir möchten uns noch mehr auf den Azoren umschauen, deshalb sind wir nun nach Sao Jorge weiter gesegelt. Der Tag brachte uns erst guten Segelwind und wir rauschten mit sieben, acht Knoten zur nächsten Insel hinüber. Dann allerdings mussten wir viel an der rauen, felsigen Küste von Sao Jorge entlang motoren. Die hohe, langgestreckte Insel sorgte ständig für Winddrehungen, manchmal fuhren wir im kompletten Windschatten, dann hatten wir ihn wieder auf der Nase. Dafür bekamen wir schon mal einen ersten Eindruck von der grünen, wilden Vulkaninsel. Nach einer ruhigen Ankernacht vor der felsigen Steilküste, liegen wir nun im kleinen Hafen in Velas. Gleich beim Checkin überreichte uns der Hafenmeister ein Päckchen, das nun schon seit einigen Wochen hier auf uns wartete. An dieser Stelle: vielen herzlichen Dank an Anke und Uwe von der Freikerl! Wir freuen uns schon riesig auf leckeres frisch gebackenes Brot!

Ankerfeld vor der Steilwand