Velas – Sao Jorge

Seit einer Woche sind wir nun im kleinen Hafen von Velas. Wir liegen hier ausgesprochen ruhig – was den Schwell angeht. Hier treffen wir wieder alte Bekannte. Die TinLizzy-Crew liegt – mit kurzer Unterbrechung – schon einige Tage hier und auch Carolyn und Marc kommen von ihrem Zwischenstopp auf Pico herüber gesegelt. Apropos Pico: die Insel mit gleichnamigem Vulkan (übrigens der höchste Berg von Portugal mit um die 2350m) liegt nur ca. 10 Meilen entfernt und beschert uns immer wieder wunderbare Ausblicke. Nur der Berg Pico hüllt sich oft in Wolken und geizt gern mit seinen „Reizen“.

Pico mit Pico
Das Felsmännchen begrüßt uns am Steg

So ruhig am Tag, aber wenn die Sonne untergegangen und die Nacht hereingebrochen ist geht hier für zwei, drei Stunden die Post ab. In der Steilwand, die den Hafen so schützend umgibt sind nämlich tausende von Nester des Gelbschnabelsturmtaucher. Diese Vögel – entfernt mit dem Albatros verwandt – sind daran zu erkennen, dass sie sehr dicht über der Wasseroberfläche dahingleiten. Manchmal verschwinden sie aus dem Blickfeld wenn sie zwischen zwei Wellen entlang fliegen. Abends und morgens sieht man oft große Gruppen nahe der Küste auf dem Wasser schwimmen. Das markanteste Merkmal sind jedoch ihre Rufe und die hört man nur Nachts. Erst dann fliegen sie zu ihren Nestern, irgendwo im Steilhang um ihr Junges zu füttern und verständigen sich dabei akustisch. So sind wir nachts ständig von ihren Rufen umgeben und die sind wirklich sehr speziell! Es ist schwierig Vogelschreie zu beschreiben, die Gelbschnabelsturmtaucher rufen in etwa ein Aua-aua-eeeeh. Aber das witzige daran ist, dass es sich anhört als wären sie kurz zuvor durch eine Heliumwolke geflogen. Die Stimmen sind quitschig verzerrt und wir lachen uns jeden Abend schlapp, wenn wir versuchen die Rufe nachzuahmen. Nach zwei, drei Stunden ist das größte Spektakel vorbei und es fliegen nur noch einzelne Tiere zu den Nestern. Kurz vor der Morgendämmerung nimmt die Frequenz dann nochmals zu, aber sobald das erste Sonnenlicht zu erahnen ist, verstummen die „Sturmtaucher auf Helium“ und die Singvogel wachen auf und begrüßen den Tag – fast wie zuhause

Derweil erkunden wir den kleinen Ort Velas und die nähere Umgebung. Die Insel ist schroffer als Terceira und Santa Maria. Auch hier gibt es viele Weiden, die oft mit riesigen Hortensienhecken abgetrennt sind. Angeblich gibt es mehr Rindvieh als Einwohner auf der Insel und der Käse der hier produziert wird, ist wohl auch der Beste auf den Azoren. Mehr dazu beim nächsten Beitrag.

Es gibt wunderbare Schwimmbereiche vor Velas die in die Vulkanfelsen integriert sind. Aber da das Wasser im Hafen so absolut klar ist, gehen wir meist direkt vom Boot aus schwimmen. Fast jeden Tag schnappe ich mir meine Flossen, klettere über die Kaimauer und schnorchle an der Außenmole entlang. Wunderschön. Es ist beinahe wie in einem Aquarium. Es gibt viele Papageifische, einen Oktopuss der sich unterm Stein versteckte habe ich schon entdeckt, Flundern, die sich hervorragend im Sand tarnen, und ganz viele andere bunte Fische, deren Namen ich nicht kenne. Auch im Hafen sind viele der Fische vertreten und durch das klare Wasser können wir Papageifische in fünf oder sechs Meter tiefe beobachten. Ein Gehäuse einer Meeresschnecke lag am Grund, doch als ich es herauftauchte, stellte ich fest, dass es noch bewohnt war, deshalb durfte sie wieder zurück ins Meer.

Schwimmbereich in den Felsen
Meeresschnecke im Hafen von Velas

Vor zwei Tagen sind Barbara und Jochen mit ihrer TinLizzy auf ihren Schlag nach Festlandportugal aufgebrochen. Dafür kam am nächsten Tag die Spirit um die Ecke gebogen. Die Azoren sind halt doch eine kleine Inselwelt und man trifft sich immer wieder! Rolf und ich werden zusammen mit Carolyn and Marc die Insel erkunden und hoffen auf so strahlend schönes Wetter, wie wir es die letzten zwei Tage hatten….

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