Wenig Spaß…

…hatten wir auf der Fahrt von Guernsey nach L‘Aber Wrac‘h.

Aber der Reihe nach: Nachdem uns Alderney so gut gefallen hat, waren wir schon sehr gespannt auf Gernsey. Die 25 Seemeilen waren schnell runter und so konnten wir vor der Mittagszeit im Hafen von St. Peter Port einlaufen (Klaus hat uns dabei beobachtet :-). Kurz noch an die Tanke und günstigen Diesel gezapft, dann suchten wir uns einen Platz an den Stegen vom Vorhafen, besser gesagt ein Mitarbeiter der Marina, kam mit dem Schlauchboot angefahren und wies uns einen zu. In die Marina selbst konnten wir zu dieser Zeit nicht hinein. In der Einfahrt ist dort ein Süll das den Wasserstand in der Marina bei gut zwei Meter hält. Fällt das Wasser im Vorhafen weiter ab, fällt das Süll trocken. Im Umkehrschluss muss man einen genügend hohen Wasserstand abwarten, um überhaupt diese Mauer passieren zu können. Bei Nippzeit (da ist das Hochwasser ja nicht so besonders hoch) könnten wir mit unseren 2,1 Meter Tiefgang gerade mal 1 Stunde vor bis 1 Stunde nach Hochwasser einfahren. Hört sich alles kompliziert an, ist aber in Echt nicht schwer, vor allem weil am Süll selbst ein Pegel angebracht ist, der genau anzeigt, wie Hoch das Wasser über dem Süllrand steht. Wir lagen draussen am Steg recht gut und blieben auch für die nächsten Tage dort.

Guernsey ist wie Alderney sehr grün, mit Palmen und anderen Pflanzen, die man eher aus südlicheren Gefielden kennt. Die Südküste ist etwas steiler, die Nord- und Westküste flacher, aber sehr schroff mit vielen Felsen, dazwischen liegen schöne Sandstrände. Im Gegensatz zu Alderney ist hier richtig viel los – gerade in St. Peter Port ist viel Verkehr, wie es scheint die Parkplätze ständig belegt. Auch in den Fußgängerzonen ist einiges los, selbst wenn kein Kreuzfahrtschiff vor dem Hafen liegt (wie bei uns der Fall) und es herrscht geschäftiges Treiben. Erst wenn man ein paar Gassen weiter geht wird es ruhiger. Immerhin hat Guernsey über 60tausend Einwohner und St. Peter Port ist die größte Stadt. Über die Insel verstreut gibt es einige Wanderrouten. Mit den Bussen kommt man eigentlich überall hin. Das Beste: es gibt keine komplizierten Tarife, Zonen oder sonstigen Kram, nein, man zahlt beim Einsteigen ein Pfund. Egal ob zwei Stationen oder die ganze Runde bis zur Endstation. Steigt man unterwegs irgendwo aus, oder wechselt die Linie, zahlt man beim nächsten Zustieg wieder ein Pfund und gut ist der Keks. So einfach kann‘s gehen.

Busfahrt 1£

In Guernsey warteten wir auf ein Wetterfenster um wieder an die bretonische Küste zu segeln. Gerne hätten wir uns Herm oder Sark angeschaut, zwei weitere Kanalinseln, aber die Biskaya sitzt uns im Nacken und wir möchten weiter nach Westen, am Besten gleich nach Brest. Einen Tag später war ordentlich Südwind angesagt, über 25 Knoten Wind, aber dafür den ganzen Tag Regenwetter. Den haben wir dann lieber im Hafen abgewettert, denn das war uns zu ungemütlich. Dafür haben wir der deutschen Chartercrew neben uns den halben Tag geholfen, das AIS bzw. den Kartenplotter zum Laufen zu bekommen.

Die Inseln Jethou und Herm

Zwei Tage später, scheint es zu gehen. Die Wettervorhersage gibt Südwestwind mit 20 Knoten an. Das wäre dann hoch am Wind Richtung Westen segeln und wenn die Windrichtung nach West bzw. Nordwest dreht können wir Süd anlegen und an die französische Küste segeln. Also dann nichts wie los, wir legen noch im Dunkeln ab, damit wir den kompletten Strom mit uns haben. Gleich nach der Hafenausfahrt ruft Rolf laut „Schau!“ und zeigt an die Backbordseite. Einige Delphine schwimmen ums Boot, tauchen kurz auf und sind dann auch schon wieder weg. An der Südspitze Guernseys setzten wir Segel (kleine Fock und Groß) und segeln der Küste entlang Richtung Westen. Das Wetter ist etwas diesig und wolkenverhangen, aber wir kommen gut voran und sind guter Dinge. Den Vormittag über nimmt der Wind und die Welle immer mehr zu. Als das Anemometer (Windmesser) in den Böen öfter über die 30 Knoten geht, reffen wir die Fock und das Groß das erste Mal. Der Wind nimmt immer weiter zu, die Welle auch. Schließlich setzen wir das Groß ins zweite Reff und auch die Fock wird nochmals verkleinert. Der Wind ist beständig zwischen 30 und 35 Knoten, in Böen geht es auch mal über die 40 Knoten. Die Wellen sind steil und unangenehm (dachte das ist typisch für Ostsee). Unsere Kleine liegt ganz schön auf der Backe und ab und zu ist das Süll (obere seitlicher Rand vom Boot) komplett im Wasser. Immer wieder kommen Wellen übers Vorschiff und einige schaffen es bis zum Cockpit. Nur Dank unseres Hardtop bleiben wir fast trocken. Da der Wind tatsächlich wie vorhergesagt dreht (allerdings einige Stunden zu früh), wenden wir und segeln nun nach Süden. Dieser Kurs ist nicht viel besser zur Welle und es ist ein elendes Geschaukel. Der Gang nach unten ins Boot muss nun genau geplant werden. Wenn möglich mit zwei Händen festhalten sonst verliert man schon mal das Gleichgewicht, wenn eine böse Welle kommt. Unter Deck gehen, verkneifen wir uns so gut wie möglich. Als ich nach drei Minuten unter Deck wieder ins Cockpit komme, lasse ich mir das magere Frühstück nochmals durch den Kopf gehen. Mehr als ein paar Schluck Cola sind nicht mehr drin. Den ganzen Tag. Rolf geht es etwas besser, aber auch weit davon entfernt sich ein deftiges Mittagessen zu wünschen.

Es ist mittlerweile Abend geworden, der Wind ist wenig zurückgegangen, die Wellen immer noch geschätzt drei bis vier Meter hoch, mit breiten Schaumkronen obenauf. Wir wenden nochmals und stellen fest, dass wir nach Osten vertrieben werden. OK, Segel runter, Motor an, ordentlich Drehzahl. Dennoch machen wir gerade mal eineinhalb Knoten über Grund. Die Wellen, die Strömung und der Wind bremsen uns fast aus. Aber jetzt ist es deutlich, der Wind nimmt ab. Es sind nur noch 6 Beaufort nur selten zeigt das Anemometer über 30 Knoten an. Das heißt das es nur eine Frage der Zeit ist, bis die Wellen weniger werden. Langsam wird es Nacht und wir halten abwechselnd Wache während der Partner versucht etwas Schlaf zu finden. Bei dem Lärm unter Deck nicht ganz einfach und ohne Leesegel (das ist eine seitliche Stoffbahn damit man bei Seegang nicht von der Koje runterrollt) unmöglich. Mit jedem Wachwechsel merken wir wie die Wellen weniger werden. Besonders die Windsee, die steilen Wellen werden weniger. Was bleibt sind die langgezogenen Wellen, die sogenannte Dünung. Sie hebt das Boot sanft an, bis man das Gefühl hat auf alles herunterschauen zu können, am Horizont die Lichter der Küste. Dann sinkt man wieder in das Wellental und um einen herum nur Wasser.

 

Am Morgen ist nur noch zwei bis drei Meter hohe Dünung übrig. Und als der Vollmond untergeht und die Sonne am Horizont auftaucht, ist alles schon wieder im grünen Bereich. Den ursprünglichen Plan nach Brest zu segeln ändern wir, da wir zu spät für die passende Strömung im Chennal de Four sind. Also laufen wir den Hafen L‘Aber Wrac‘h an. Der liegt sehr geschützt 3 Meilen einen Flußarm rein. Hier machen wir fest, spritzen als allererstes das Salz vom Boot und gönnen uns dann ein leckeres „cooked breakfest“ mit allem (Bacon, Spiegelei, Tomaten, Brot mit Orangenmarmelade) bevor wir uns nochmal zwei Stunden in die Koje legen.

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