//WL2K Zu den Kapverden – die ersten Tage

Immer ein Auge auf dem Wetterbericht, waren wir am Freitag nachmittag soweit um ablegen zu können. Das Boot ist vollgestopft mit Proviant, am Mittwoch hatten wir noch frisches Obst und Gemüse auf dem Markt eingekauft. Also noch kurz zum Marinaoffice, die Zugangskarten abgeben und an der Tankstelle vorbei, um zu fragen wie lange sie am Feiertag (Karfreitag) denn geöffnet haben. Nach der Auskunft, dass bis 14:00Uhr getankt werden kann, viel die Verabschiedung von der Izar-Crew auf dem Rückweg zur Piccolina sehr kurz aus, denn wir mussten uns sputen rechtzeitig loszukommen. Aber wir hoffen Barbara und Michael nächstes Jahr in der Karibik wiederzusehen! Rauf auf Piccolina, Landstrom abgehängt und abgelegt zur Tanke ein paar Pontons weiter. Dort konnten wir nach dem Tanken noch ganz in Ruhe das Schiff aufklarieren, denn wir waren die letzten Kunden und eine Stunde später ging es los. Raus aus der Marina, dem Industriehafen, durch die auf Reede liegenden Frachter und Tanker vor der Stadt. Schon dort war mehr als genug Welle zu spüren, aber es war auch schöner Wind. Also Groß hoch und Fock raus, einige Meilen nach Südost gesegelt um dann nach der Halse Kurs auf die Kapverden anlegen zu können. Anfangs noch mit 5Bft schöner Segelwind, nimmt dieser immer mehr zu, auch die Wellen, die gleich vor der Insel schon ordentlich hoch waren, wurden immer mehr, dazu kamen sie aus unterschiedlichen Richtungen und bescherten uns eine hackige Kreuzsee. Vor der Nacht entschlossen wir uns das Groß zu bergen – guter Entschluß, denn in der Nacht hatten wir beständige 7Bft mit bis zu 42 Knoten Böen. Zusammen mit den Wellen kein schöner Einstieg, wenn man 2 Monate im Hafen gelegen hat. Mit der stark gerefften Fock ging es mit 7 Knoten an Gran Canaria vorbei, vom Wind vor sich hergetrieben, Piccolina giert und schaukelt, jeden Moment muss man sich festhalten um nicht herumgeschleudert zu werden. Wir sind froh an unserem Leesegel, das an der Salonkoje gespannt ist und wir so zwischen Rückenlehne und Leesegel eingekeilt sind, dass wir beim Schlafen nicht herausfallen können. Es geht von 20° Bblage auf 20° Stblage, mal etwas mehr, mal etwas weniger, in den Schränken klappert und kliert das Geschirr, die Lücken werden nach und nach mit Geschirrtüchern aufgefüllt, aber es ganz abzustellen – keine Chance.Wir schlafen schlecht bei dem Lärm und der Bewegung, wechseln uns öfter ab mit der Wache. Dann in den frühen Morgenstunden schläft der Wind ein. Komplett. Na toll, was vorher zuviel, ist jetzt zu wenig. Wir motoren ein paar Stunden, ziehen dann wieder die Segel auf, baumen die Genua aus, aber viel Fahrt machen wir nicht mehr. Es treibt uns mit 2-3 Knoten vorwärts. Einziger Trost: die Wellen werden kleiner und langgezogener. Piccolina giert immer noch schön von rechts nach links, aber nicht mehr ganz so ruppig, alles wird ruhiger, es ist leise im Boot. Schön. So geht es den ganzen Tag, auch in der Nacht verändert sich kaum etwas. Nachts leistet uns ein fast voller Mond Gesellschaft, es ist unglaublich hell, das Meer schimmert silbern, ein paar helle, angeleuchtete Wolken sind am Horizont zu sehen. Am nächsten Morgen, das gleiche Spiel, wieder ein paar Stunden motoren in der Flaute, dann segeln wir wieder mit ausgebaumter Genua und Groß im Schmetterling mit 3 Knoten den Kapverden entgegen. Das Wetter ist recht sonnig, nur selten kommt ein Wolkenband vorbei, allerdings ohne den erhofften Wind mitzubringen. Die Wellen sind meist niedrig und lang, noch genügend um Piccolina ins Trudeln zu bringen. Aber wir haben uns eingeschaukelt, können uns auch ohne Probleme mal eine Stunde an den Laptop setzen oder kochen. Wobei bei letzterem genau bedacht sein will, wohin man seine Utensilien stellt oder legt, sonst wird die Avocado schon mal zum Wurfgeschoss. An ein scharfes Messer will ich gar nicht denken! Obwohl auf dem AIS (Automatic Identification System) viele Tanker und Frachtschiffe angezeigt werden, bekommen wir wenige in Sicht. Eine japanische Fischereiflotte mit mittelgroßen Schiffen (ca. 50m) kommt uns entgegen, ein Frachter, der uns überholt, funkt uns vorher an, und gibt uns Bescheid, dass er an Backbordseite vorbeigeht. Es ist viel los vor der Küste Westafrikas. Wenn wir weiter in den Westen kommen, wird der Schiffsverkehr sicher weniger werden. Auch die dritte Nacht ist so ruhig wie die zweite. Um elf Uhr geht der Mond auf und läßt den unglaublichen Sternenhimmel etwas verblassen durch seine Helligkeit. Das Wetter ist gut, der Wind lau, die Geschwindigkeit – naja! Aber so lange kein schlechtes Wetter angesagt ist, ist es gar nicht so schlimm. Brauchen wir halt ein, zwei Tage länger. Wir haben genügend zu Essen und zu Trinken, unsere Solarpaneele liefern mehr als genug Strom um tagsüber die Batterien vollzuladen. Am Montag, den 21.April kommen uns Delphine besuchen. Dieses Mal nicht die kleinen Fleckendelphine, sondern etwas größere. Ganz schön zuzuschauen, wie sie unser Schiffchen genau unter die Lupe nehmen, vor oder unter! dem Bug herschwimmen und sich gegenseitig necken. Immer wieder kommen sie zum Boot, bis sie nach zwei Stunden entgültig davonziehen. So schön!!
Jetzt ist es an der Zeit unsere neue Angel auszuprobieren. Mal sehen ob wir die nächsten Tage frischen Fisch zu Essen bekommen.

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