Schon der Morgen ist wolkenverhangen. Ab dem späten Vormittag ist es dann so richtig düster. Zuerst sind noch Wolkenkonturen auszumachen, doch später ist es rings um uns herum nur Grau in unterschiedlich dunklen Schattierungen. Vor uns blitzt und donnert es. Das ist gar nicht gut. Wir kennen drei Boote denen einen Blitzschlag die komplette Elektrik zerstörte. Das braucht kein Mensch! Stundenlang fahren wir durch die dicke Suppe. Die Sicht ist zeitweise extrem schlecht und öfter regnet es. Dennoch hat es meist keinen Wind, also motoren wir weiter und schauen vom trockenen Cockpit zu. Zum Spätnachmittag ist die Front durch, es lockert etwas auf, dann kommt auch eine Brise auf. Wir setzen die Genua, doch nach 30 Minuten rollen wir sie wieder ein. Mit Segen ist heute nix mehr.
Am Abend lockert es etwas auf und die Wolken zeichnen schlne Bilder an den Himmel
Dafür kommt ein kleiner Piepmatz angeflogen. Das ist schon der zweite. Gestern hatten wir einen Strandläufer, der sich zehn Minuten an Deck ausgeruht hat, heute kommt wiederum ein Landvogel, der uns aber nur einen ganz kurzen Besuch abstattet. Einen Schmetterling sahen wir auch schon über das Deck flattern. Irgendwie ein seltsamer Anblick so mitten auf dem Atlantik, mindestens 400 km von Land entfernt….
Strandläufer?
Die letzte Nacht bricht an. Vor uns liegt eine stark befahrene Schifffahrtsroute. Zwar ist es auf diesem Breitengrad kein Verkehrstrennungsgebiet (VTS), dennoch fahren die meisten Frachter vom VTS beim Cabo Finistere direkt zum VTS beim Cabo Sao Vicente und somit ist der Verkehr zwar sehr geordnet, aber es ist auch eine ganze Menge los. Als wir die erste Fahrspur queren sind drei Frachter mit weniger Abstand als je zwei Seemeilen gleichtzeitig um uns herum. In diesen Augenblicken ist man einfach froh ein AIS zu haben. Die zweite Spur ist während unserer Querung gerade wenig befahren. Alle vier Frachter in unserer Nähe gehen bequem vor uns durch.
…kein Computerspiel…
Nun sind wir im Bereich der Küste, der sehr viel von Fischern befahren wird, aber in der Nacht ist insgesamt wenig los. Weit vor uns sehen wir ein kräftiges Gewitter. Die Entfernung ist schwer zu schätzen – es könnte auch durchaus über Land sein. Dennoch sind die Blitze gut zu erkennen.
Ein letzter Sonnenaufgang auf See. Es ist immer noch sehr diesig, fast schon neblig. Aber mit der Zeit setzt sich die Sonne immer mehr durch. Das Meer ist glatt, nur die Oberfläche kräuselt sich minimal. Wir nutzen die Zeit und die Bedingungen und klarieren während der Fahrt die Segel und Leinen auf, schlagen die kleine Kuchenbude ab und räumen das Boot auf. Daneben immer ein Blick auf die vielen Fischerboote, die nun unterwegs sind und die Reusen die bis kurz vor der Einfahrt in den Hafen ausgelegt sind.
Beifang schwimmt tot im WasserDie Hochhäuser von Povoa schälen sich aus dem Dunst
Erst ca. sechs Seemeilen vor der Küstenlinie schält sich die Stadt aus der Dunstglocke. Sie ist größer als erwartet. Hochhäuser reihen sich aneinander. Wir steuern auf das große Brakewater zu. Ein Marinero weißt uns ein und nimmt unsere Leinen an. Bernd, wie wir auch Mitglied im TO und bei Intermar, mit dem wir heute morgen Funkkontakt auf Kurzwelle hatten, hilft auch beim Anlegen. Und so liegen wir am frühen Nachmittag in der Marina in Povoa sicher vertäut am Steg. Wir sind wieder zurück auf Festland Europa und haben unsere kleine Atlantikrunde gut hinter uns gebracht. Nun werden wir uns erst einmal in Povoa etwas umsehen ….
Jetzt sehen wir die Sonnenuntergänge wieder von Land aus
Wir liegen in der großen neuen Marina von Ponta Delgada. So richtig gemütlich ist es hier nicht. Davon abgesehen, dass eigentlich immer etwas Schwell ins Hafenbecken gelangt und die Yachten permanent mehr oder weniger an den Festmachern zupfen, ist gegenüber am langen Industriekai immer was los. Jeden Tag sind ein, zwei Containerfrachter oder Tanker festgemacht und werden geräuschvoll be- und entladen. Die Motoren der Kräne und die Aggregate der Schiffe brummen ständig, daneben fahren unzählige LKWs die Container aus dem Hafenbereich ganz zu schweigen von dem dauernden Gehupe der rückwärtsfahrenden Gabelstapler. Wer hat sowas nur erfunden? Es mag ja im Stadtverkehr durchaus Sinn machen, aber in einem Industriehafen, wo sich ständig zwei, oder drei Maschinen rückwärts bewegen und sich sowieso nur Hafenpersonal aufhält sollte man einmal die Frage stellen, ob das wirklich noch der Sicherheit dient oder einfach nur zusätzliche Lärmverschmutzung ist. Bei Südwind – und den haben wir momentan leider oft – ist es jedenfalls ganz schön laut in der Marina. Unser Lieblingshafen wird es wohl nicht werden….
Die Segelyachten liegen quasi im gleichen Hafenbecken wie die FrachterNicht sehr ansprechende Kulisse
Die Kulissee von Ponta Delgada unterscheidet sich doch sehr von der anderer Städte auf den Azoren. Nun ja, es ist auch mit Abstand die größte. Entsprechend stehen nicht nur imposante alte Häuser an der Promenade, sondern auch mehrstöckige, neue Gebäude und Hochhäuser. In der Stadt selbst dann die typischen engen Straßen, gepflastere Plätze, kleine Parks und viele alte Kirchen und Prachtbauten mit den typischen schwarzen Lavasteinen als Fenster- und Türeinfassung. In der Stadt herrscht viel Trubel. Kein Wunder, landet doch gefühlt jede halbe Stunde ein Flieger. Oft sind es die kleinen Maschinen, die die Inseln untereinander anbinden. Aber es kommen auch eine ganze Menge große Flugzeuge aus Lissabon, Porto, Frankfurt, Brüssel usw…… Es ist Hochsaison und von COVID wenig zu spüren. Klar, nur mit Maske in die Innenräume, aber es spielt sich ja das meiste drausen ab. Überraschenderweise stagnieren die Zahlen in den letzten Wochen oder sind hier auf dieser Insel sogar eher rückläufig trotz der vielen Touristen.
Die Innenstadt mit hübschen Plätzen……. Grünflächen….…und Parks.Die Kutsche fährt durch enge Gassen
Nachdem wir bei mehreren Autovermietungen angefragt hatten, konnten wir zwei Tage einen Leihwagen zu einem akzeptablen Preis ergattern. Nicht ganz selbstverständlich im Augenblick. So steht einer ausgedehnten Inselrundfahrt nichts im Wege.
Der erste Tag führt uns in den Osten der Insel. Wir besuchen Furnas, das für warme Thermalquellen bekannt ist. Hier wird das heiße Wasser nicht nur zum Baden benutzt, einige Erdlöcher eignen sich auch um Essen zu garen. Früher im Besitz verschiedener Familien, die dort ihr Mittagessen zubereiteten, kochen nun Restaurants ihre Gerichte in den heißen Erdlöchern. Im östlichen Teil der Kleinstadt kann man das Naturschauspiel auch kostenlos betrachten und einen „geothermisch“ gekochten Maiskolben probieren. Auch abseits der Thermalquellen und brodelnden Löchern, ist das hübsche Städtchen ein Besuch wert.
In FurnasAlles schön gepflegt…und hübsch gestaltetDie brodelnden Wasserlöcher im Osten der StadtHier werden Maiskolben gekocht…Stinkender Schwefeldampf hängt in der Luft
Wie auch die anderen Azoreninseln ist Sao Miguel üppig grün und bergig. Überall gibt es wunderbare Ausblicke und auch mit ausgeschilderten Aussichtspunkten wird nicht gespart.
Blick auf die südliche Küste
Wir umrunden mit dem Auto den östlichen Teil der Insel. Das dauert länger als gedacht.
Immer wieder kommen wir an hübschen Grillplätzen vorbei – hier eine etwas größere Anlage……mit Blick auf die OstküsteImmer wieder kleine geschützte Bootsanleger an der Felsküste entlangAuch die Nordküste zeigt sich meist schroff
Spektakuläre Ausblicke zeigen sich auch wenn man durchs Innere der Insel fährt:
Lagoa de Fogo
Den zweiten Tag nutzen wir um nochmals in den Westen der Insel zu fahren. Ein Ausflug mit dem öffentlichen Bus gab uns schon mal ein Vorgeschmack, aber mit dem Auto sind noch mehr Ziele möglich.
Um den Lago Azul
Ausblicke an der Westküste
Ehemals Hotel, nun Bauruine
Überraschende Entdeckungen im Inselinneren
Nachdem wir nun doch eine ganze Menge von der Insel gesehen haben, werden die Blicke auf die Wetterkarte wieder intensiver. Der nächste Schlag, ist zwar bei weitem nicht mehr so lang wie der letzte, dennoch rechnen wir mit ca. 1 Woche die wir nach Festland Portugal brauchen werden. Mit dem Flieger geht es in zwei Stunden!
Walbeobachter an der Südküste – vielleicht haben wir ja Glück und sehen welche auf unserer Überfahrt?
Wir haben Angra do Heroismo angelaufen, die Hauptstadt von Terceira und liegen in der Bucht vor Anker. Die Kulisse ist ein Traum. Die Stadt ist seit langem schon UNESCO-Weltkulturerbe und das zurecht. Vor drei Jahren sind wir schon einmal hier gewesen, aber Angra kann man sich auch gut ein zweites Mal anschauen. Wir genießen es durch die Gassen der Stadt zu schlendern, mit den hübschen Häusern, die vielfach gut renoviert sind. Wenn man eine kleine Pause braucht, bietet sich der schöne Stadtpark an, oder man geht einen Cafe trinken. Auswahl hat man reichlich. Ein lohnender Abstecher ist auch die Halbinsel im Süden, vom Monte Brasil hat man eine tolle Aussicht, genauso wie vom Obelisk oberhalb des Stadtpark.
Wir liegen vor einer traumhaften Kulisse vor AnkerIm Stadtpark
Wir entdecken viele verschiedene Motive
Jetzt im August ist Hochsaison auf den Azoren und Terceira wird neben Sao Miguel am häufigsten angeflogen. Entsprechend ist viel los in der Stadt und auf der Insel. Dennoch ist alles recht entspannt, nur in den Cafes ist das manchmal etwas nervig.
Vasco da Gama
Schmucke Häuser in den Straßen von Angra
Auch ein Problem ist es, noch einen halbwegs günstigen Mietwagen zu finden. Deshalb nehmen wir, um uns die Höhlen im Inselinneren anzuschauen ein Taxi. Das ist durchaus preiswerter als man vielleicht denken könnte. Für 35€ werden wir zu den zwei Höhlen und zu den Schwefelquellen gefahren, die dort gleich ums Eck liegen. Die Höhlen sind spektakulär. Die eine – Gruta do Natal – ist eine Lavaröhre. Hier kann man wunderbar die verschiedenen Lavagesteinsformen erkennen. Gut dass man beim Zutritt einen Helm bekommt, denn mitunter wird die Decke ganz schön niedrig. Ganz anders die „Algar do Carvão“. Konnte man früher die riesige Höhlenblase nur erreichen, indem man sich durch den Schlot abseilte, ist der Zutritt heute über einen Tunnel und Treppen gesichert und innerhalb der Höhle sind gute Wege vorhanden. Während der Bereich des Schlotes noch sehr dicht mit Farnen und Moosen bewachsen ist, sieht man in der Höhle nur noch eindrucksvolle Gesteinsformationen und Silikatstalagtiten. Selbst jetzt im Sommer gibt es einen See am Höhlengrund und überall tropft es von der Decke. Wer nach Terceira kommt, sollte sich diese Höhlen nicht entgehen lassen.
In der Grota do NatalBesucherandrang vor der Algar do CarvãoZugang zur Algar do CarvãoBlick hinauf im Schlot
Nur ein kurzes Stück entfernt liegen die Furnas do Enxofre – die Schwefelquellen. Man kommt nicht direkt ran, aber es gibt einen gut angelegten Weg um die stinkenden Quellen herum.
Die Furnas do Enxofre
Wir nutzen einen sonnigen Tag und machen mit dem öffentlichen Bus eine Inselrundfahrt. Drei verschiedene Buslinien sind nötig, aber so kann man einmal die komplette Insel umrunden. In Praia machen wir einen Zwischenstopp, besuchen befreundete Segler und trinken am Sandstrand ein kühles Bier. Hier im geschützten großen Vorhafen sind wir bei unserer letzten Azorenrunde auch ein paar Wochen vor Anker gelegen und haben uns hier sehr wohl gefühlt.
….und immer das Meer im BlickÖffentliche Toiletten gibt es fast überall – und praktisch immer gut gepflegtIn Praia da Vitoria auf Terceira
Das Wetter zwingt uns zu einer Entscheidung. Es ist kräftiger Wind und vor allem ordentlich Welle aus südlicher Richtung angesagt. Da wird es mindestens ungemütlich am Ankerplatz. In den Hafen von Angra möchten wir nicht, der ist uns zu schwellig, bleibt nur noch die Auswahl zwischen dem sehr geschützen Vorhafen bei Praia, oder eine Insel weiterzusegeln nach Sao Miguel. Auch dort genießt der Hafen von Ponta Delgada den Ruf sehr schwellig zu sein, dennoch entscheiden wir uns hierfür, da wir hoffen, dass dies der bessere Ort ist für den Absprung nach Festland Portugal. Noch ein letztes Mal zu unserem Lieblingsrestaurant zu Mittagstisch, dann geht es über Nacht zur 90Seemeilen entfernten Insel Sao Miguel. Der größten im Archipel und mit Abstand auch mit den meisten Einwohnern. Von vielen wird diese Insel als die schönste gepriesen, diejenige, die alle anderen Inseln in sich vereinigt. Wir werden sehen, ob wir das auch so empfinden…
Die Überfahrt ist perfekt – jedenfalls fast, denn wir sind zu schnell und deshalb reffen wir als es dunkel wird das Groß ins zweite Reff. Das hätte perfekt gepasst, wenn nicht ein paar Meilen vor dem Hafen, der Wind fast eingeschlafen wäre. Wir versuchen es noch eine Weile, während wir unseren Frühstückskaffee trinken, aber dann motoren wir doch die letzten zwei Seemeilen in den Hafen. Es gibt noch mehr als genügend Platz, wir können uns einen Liegeplatz aussuchen und vertäuen Piccolina sorgfältig.
Coole Wolken am späten NachmittagSonnenuntergang auf dem offenen Meer…und Sonnenaufgang über Sao Miguel
Velas gefällt uns. Wir fühlen uns wohl, der Hafen ist prima – wenn auch streckenweise ganz schön voll. Jetzt zur Hochsaison kommen viele Boote und so lagen wir sehr oft im Päckchen und hatten entsprechend mehr oder weniger lautes Getrampel übers Boot. Die letzte Woche hatte José, der Hafenmeister, wohl etwas Mitleid mit uns und so konnten wir noch einige Tage ganz alleine am Kopfsteg genießen.
Sehr groß ist er nicht der Hafen von Velas – aber zum WohlfühlenDie Enten sind auch gerne hierStart zur Regatta – diese Boote waren alle auch in der Marina…deshalb waren auch vor der Marina viele Ankerlieger
Wir mussten auch deshalb nochmals nach Velas um unsere zweite Pfizer Spritze abzuholen. Die Impfung bekamen wir hier völlig unkompliziert, das mit dem elektronischen Zertifikat erweist sich aber als schwierig bzw. als unmöglich da wir ja keine portugiesische Gesundheitsnummer besitzen. Wir werden sehen was draus wird…. .
Außerdem pinseln wir auch hier nochmals unser Logo an die lange Kaimauer, da wir in Velas den Kurs unserer Atlantikrunde gekreuzt bzw. geschlossen haben. Das hätten wir vor drei Jahren auch noch nicht gedacht, aber alles hat auch seine guten Seiten.
Da wir hier unsere Atlantikrunde geschlossen haben, war ein Logo an der Kaimauer fast obligatorisch!
Wir machen nochmals Ausflüge auf der Insel. An der Küste gibt es viele Wanderpfade, die zu den auf Meereshöhe gelegenen Fajas führen, allerdings sind diese oft sehr steil. Nichts für schmerzende Knie- oder sonstige Gelenke. Aber weiter oben sind die Steigungen eher sanft, die Wanderwege meist einfach und die Landschaft nicht weniger spektakulär. Blaue Hortensienhecken blühen entlang der Pisten oder Weidezäune, in der Ferne leuchtet das tiefblaue Meer und beim Blick zur Inselmitte reihen sich die Vulkankegel aneinander. Dazu die gepflegten Häuser im azorianischen Stil – es ist einfach nur schön.
Die Nordküste von Sao Jorge ist sehr schroff und steilDie Inselmitte wird von Vulkankegel geprägt… aber auch hier Hortensien auf Schritt und Tritt
…und neugierige Rinder
So gern wir auch in Velas sind, langsam wird es Zeit für einen Tapetenwechsel. Terceira ist die letzte Insel der zentralen Inselgruppe auf den Azoren, die wir diese Saison noch nicht besucht haben. 50 Seemeilen sind es bis Angra do Heroismo, der Hauptstadt. Seit vielen Jahren ist die Stadt Weltkulturerbe, alles ist aufgehübscht und wie aus dem Ei gepellt. Da wollen wir uns noch ein paar Tage vor der wunderschönen Kulisse vor Anker legen.
Der Drache von VelasLandet jetzt ein UFO auf Pico?Die Südküste von Sao JorgeSchnelle Überfahrt
Wir suchen uns nordwestliche Winde für die Überfahrt aus. Anfangs im Kanal zwischen Sao Jorge und Pico, ist es noch etwas mühsam und der Wind nicht sehr konstant, aber dann sind wir richtig schnell drüben auf Terceira. Dazwischen noch einen Squall ämit viel Wind und etwas Regen, aber dann scheint wieder die Sonne und wir genießen die Fahrt. Am späten Nachmittag fällt der Anker in der Bucht vor Angra und wir können unseren Anleger mit einem einzigartigen Ausblick auf die schöne Inselhauptstadt genießen.
Die zweitkleinste der Azoreninseln liegt 40 Seemeilen von Velas entfernt. Wir suchen uns einen schönen Tag für die Überfahrt aus. Die ersten Meilen motoren wir gegen den Wind zur Westspitze von Sao Jorge, dann können wir einen schönen Halbwindkurs anlegen. Die grauen Wolken, die morgens noch in den Bergen gehängt sind, lassen wir zurück auf der Insel und genießen die Sonne und den blauen Himmel.
Wolken hängen über der Insel Sao JorgeViele Sturmtaucher sind unterwegs zwischen den Inseln
Die 20 Seemeilen von der Westspitze Sao Jorges bis zur südöstlichen Ecke von Graciosa sind schnell zurückgelegt. Piccolina pflügt mit 6 bis 7 Knoten durchs Wasser, dann allerdings heißt es an der Ostküste Graciosas aufkreuzen. Das dauert, denn die Wellen bremsen mitunter erheblich. Am frühen Abend sind wir vor der südlichen Bucht von Santa Cruz, der kleinen Inselhauptstadt. Dort wird gerade eine neue Marina gebaut. Die schützende Kaimauer ist schon fertig, aber es sind noch keine Pontons installiert. Wir halten uns frei vom Riff vor Einfahrt und fahren in die durch das neue Breakwater sehr geschützte Bucht. Zwei Boote sind schon vor Anker und am neuen südlichen Betonkai liegen auch zwei Segelyachten. Wir drehen eine große Runde und checken die Wassertiefen. Im westlichen Teil wird es sehr schnell Untief, da heißt es aufpassen, ansonsten liegt alles auf 3-4 Meter Wassertiefe. Wir suchen uns eine geeignete Stelle und lassen den Anker fallen. Uuuups! Die Ankerwinsch rappelt plötzlich unkontrolliert los und lässt sich nur durch den Sicherungsschalter stoppen. Das kam sehr unerwartet. Und wie sollte es auch anders sein, natürlich hält der Anker nicht, sondern rutscht beim Einfahren über irgendwelche Felsen. Also von Hand den Anker hochgewinscht und ein neuere Versuch. Gleiches Ergebnis – der Anker hält nicht. Viel Platz ist nicht in der Bucht. Wir beschließen noch einen Versuch zu wagen und ansonsten zwei Seemeilen weiter südlich vor dem Hafen in Praia zu ankern. Also nochmal Anker auf, neuen Platz gesucht und wieder Kette raus. Dieses Mal sieht es gut aus. Der Anker hält und beißt sich im Grund fest. Am Abend kommt noch eine Yacht und damit ist der Hafen ziemlich voll. Dafür liegen wir hier hervorragend geschützt und nur ein kurzer Spaziergang vom netten Städtchen Santa Cruz entfernt.
Vor Anker im neu angelgten HafenDie große Praza in Santa Cruz„Strandgut“
Zaungast….
Die Insel gefällt uns auf Anhieb. Vom Hafen aus sehen wir grüne Hügel, nette Häuser, es ist ruhig. Das Dinghy kann am Kai festgemacht werden. Direkt vor dem Hafen liegt der Clube Naval. Das Restaurant hat geöffnet, wenn der Hunger ruft und man ist zu faul zum Kochen, kann man dort einkehren, oder einfach noch ein Bier trinken, bevor es abends aufs Boot geht.
Wir auf den anderen Inseln auch, sind die Einheimischen sehr freundlich. Nicht überall wird englisch gesprochen, aber mit einem Lächeln und etwas Kauderwelsch hin und her, klappt es eigentlich immer. Mit dem Bus kommt man ganz gut herum auf Graciosa, man braucht halt etwas mehr Zeit, dafür ist es günstig und man bekommt einen guten Überblick.
In PraiaDie Windmühlen sind typisch für Graciosa
Einen schönen Ausflug machen wir zur Caldeira, im Süden der Insel. Es gibt eine Bushaltestelle ca. 2km vor dem Kraterrand. Die Straße führt durch einen Tunnel in die Caldeira, bis zu einem kleinen Besucherzentrum, das sich oberhalb der wahrscheinlich bekanntesten Sehenswürdigkeit von Graciosa befindet: der Furna do Exufre, einer Höhle zu der ein gemauerter Turm hinabführt. In der Höhle liegt ein See, welcher aber nicht zugänglich ist, da die CO2-Konzentrations über dem See zu hoch ist. Vom Fußweg aus, der durch einen Zaun begrenzt ist, sieht man wie sich die Felsen auf der dunklen Wasseroberfläche spiegeln. Es ist kühl und feucht. In den Felsen haben sich Fledermäuse verkrochen, die man nur durch ihre Hinterlassenschaften auf dem Boden erahnen kann. Überraschenderweise stinkt es kaum nach Schwefelwasserstoff, dafür blubbert es in der hintersten Ecke im schlammigen Boden schön sichtbar da es durch einen starken Scheinwerfer angestrahlt wird. Der Rest der Höhle liegt im Schummerlicht. Über dem düsteren, kalten See liegt eine ganz feine Nebelschicht und lässt ihn fast schon etwas mystisch erscheinen. Die Höhle ist nicht immer zugänglich. Bei zu hoher CO2-Konzentration wird der Zugang gesperrt.
In die Caldeira gelangt man durch….…den Tunnel
Der CO2-Gehalt wird gemessen
und oben am Monitor angezeigt
Blick in den Schlund
Zugang zur Höhle
Furna do Enxofre
Wieder oben in der Sonne gehen wir den gleichen Weg zurück aus der Caldera und folgen dann einer weiteren Straße bis zum Kraterrand. Mittlerweile gehen wir in Gesellschaft. Ilja und Yana von der SY Thula, die im Fischerhafen in Praia liegen, begleiten uns und unter Seglern gibt es immer viel zu erzählen. Am Caldierarand gibt es eine kleine Grotte. Hier haben wir nochmals einen schönen Ausblick über den Krater, der üppig grün vor uns liegt. Weiter unten am Weg kommen wir an der Furna do Abel vorbei, Lavahöhlen unter Straßenniveau die wir beim Hoch vollkommen übersehen haben.
Die Busverbindungen auf Graciosa sind besser als auf vielen anderen Azoreninseln und so kann man auch ohne Auto verschiedene Wanderungen unternehmen. Es gibt einen Rundwanderweg von 40km Länge der fast über die ganzen Insel führt, die ja nur 12km lang und 7km breit ist, aber es sind auch kurze Routen möglich und mit dem Bus ist man sehr flexibel.
Blick in die Caldeira
Furna de Maria Encanta
Furna do Abel
Typisch Graciosa
Betoniertes Straßenschild
Auf der Straße trocknen Algen
Nach 10 Tagen auf der schönen Insel, gehen wir Anker auf. In ein paar Tagen haben wir unseren zweiten Impftermin in Velas. Das Wetter ist gut, obwohl bei der Abfahrt noch wenig Wind weht setzen wir das Groß ins erste Reff. Sobald wir aus der Abdeckung der Insel raus sind, passt das. Anders ist das mit der Windrichtung. Die hat mehr südliche Komponente drin als erwartet und so schaffen wir es nicht die Westspitze von Sao Jorge direkt anzulegen. Dazu haben wir noch Welle gegen uns, die besonders auf dem Steuerbordbug ziemlich unangenehm ist. Wir machen unsere Kreuzschläge an der Nordküste von Sao Jorge in der Hoffnung dort etwas weniger Welle zu haben, dennoch brauchen wir viel Zeit, bis wir endlich das Kap runden können. Dann ist plötzlich kaum mehr Wind und legen mit einem Halbwindkurs Velas an, während es dunkel wird. Als wir die Ankerbucht vor der Marina anlaufen ist es schon stockfinster. Gut dass wir die Bucht einigermaßen kennen und alle Boote ihr Ankerlicht gesetzt haben. Dass wir so lange brauchen hätten wir nicht gedacht.
Tschüss GraciosaVor Sao Jorge müssen wir aufkreuzen
Die nächsten zwei Tage verbringen wir vor Anker, da die Marina ziemlich voll ist. Es ist zwar ordentlich Wind angesagt, aber da scheinen wir von Pico eine Abdeckung zu bekommen. Nur etwas Schwell läuft in die Bucht, aber auch da sind wir schlimmeres gewöhnt. Nachdem die Front durch ist, wird der Hafen schlagartig leer und wir bekommen einen schönen Platz am Kopfsteg. Dort werden wir die nächsten Tage bleiben.
Zurück in Velas, dieses Mal ein paar Tage vor Anker