Hurricaneseason in Grenada – unser Fazit

Offiziell ist der letzte Monat angebrochen. Am 30. November ist Schluß mit der Hurrikan Saison. Nicht alle Stürme in den vergangenen Jahren haben sich daran gehalten, es gab auch mal echte Nachzügler, die sich sogar bis in das neue Jahr hinein hielten. Aber wenn man die Verteilungkurven der tropischen Stürme im Nordatlantik anschaut ist ein ganz deutliches Maximum zwischen Anfang/Mitte August und Mitte September zu erkennen. Und die diesjährige Hurrikan Saison war da keine Ausnahme, jedoch war es ein ausgesprochen aktives Jahr. Schon im Mai wurden zwei benannte Stürme verzeichnete – also noch vor dem offiziellen Beginn der Saison – und im September war das Alphabt durch (allerdings werden nur 22 Buchstaben verwendet). Ist dies der Fall, werden die weiteren Stürme im entsprechenden Jahr nach dem griechischen Alphabet benannt, Alpha, Beta, Gamma…. Vor wenigen Tagen traf Kategorie 4 Hurrikan Eta auf Nicaragua – der 28.te Sturm in diesem Jahr.
Hier in Grenada bekamen wir wenig mit von den Stürmen. Der einzige, der etwas Aufregung brachte war Gonzalo (siehe den Blogbeitrag vom Juli), der aber letztendlich doch eine südlichere Zugbahn nahm und sich kurz vor Trinidad auflöste.
Natürlich galt in den letzten Monaten morgens immer der erste Blick der Hurricane Vorhersage von NOAA, dem Wetterdienst der USA und es gab durchaus einige spannende Tage, wenn schon weit im östlichen Atlantik eine tropische Deppresion entstand, wie sich wohl die Zugbahn entwickeln würde. Schließlich hielten sich praktisch alle Cyclone an die Berechnungen und nahmen einen nordwestlichen Kurs, bevor sie die Antillen erreichten. Das ist nicht ganz selbstverständlich, zog doch vor 16 Jahren der Hurrikan Ivan über Grenada und verwüstete die Insel. Viele Inselbewohner bekommen jetzt noch Gänsehaut, wenn sie sich an dieses Ereignis erinnern.
Aber es sind nicht nur die Stürme, die die Sommer in der Karibik prägen. Zum einen schwächt sich der Passat ab, bzw er verschiebt sich weiter in den Norden, so dass oft wenig oder kein Wind über die südlichen Inseln streicht und mit der Sonne im Zenit (der Wendekreis ist ja etwas nördlich der Antillen) steigen auch die Temperaturen im Vergleich zu den Wintermonaten nochmals an. Tagsüber ist das gar nicht so sehr bemerkbar, aber nachts kühlt es praktisch nicht mehr ab, da sich das Wasser auf 30°C erwärmt und somit einen riesigen Wärmespeicher bildet. Auf dem Boot werden die Temperaturen fast unerträglich, da ohne Wind kaum Luftaustausch stattfindet und die Luftfeuchtigkeit liegt sowieso immer jenseits der 75%. Somit war für uns der September ein quälend heißer Monat und schon der Gedanke an Arbeit ließ den Schweiß rinnen. Auch auf Kochen auf dem Boot hatten wir wenig Lust und so gab es öfter gegrilltes Chicken, Wraps oder Burger in Bars oder Restaurants in der Nähe. Nicht immer kulinarische Highlights, aber es macht satt, man ist drausen und im Boot wird es nicht noch heißer.
Grenada gefällt uns beiden hervorragend. Die Einwohner sind sehr freundlich und nett, man hört extrem selten laute oder agressive Stimmen, obwohl gern Alkohol getrunken oder auch mal was geraucht wird. Auf der Straße wird immer gegrüßt und es herrscht eine ausgesprochen positive Stimmung. Selbst zu Zeiten von COVID fühlen wir uns hier Willkommen. Und Grenada hat schon Ende Mai, das geschafft, was viele große Nationen immer noch nicht zu Stande bringen. Als sich die Hurricanesaison näherte, gewährte der kleine Inselstaat vielen Seglern Zuflucht. Die Einreisebestimmungen beinhalteten eine 14-tägige Quarantäne – aber hey – wir Segler bringen unser Quarantänebehausung ja gleich mit uns mit. Und so durften etwa 50 Segelboote pro Woche hier einreisen, sich im definierten Quarantäne Ankerfeld einen Platz suchen und dann die zwei Wochen bis zum Test abwarten. Grenada hat einen guten Job gemacht, die Insel war sicher vor dem Virus und wir sicher vor den Stürmen. Auch die Azoren haben mittlerweile gute und nachvollziebare Einreiseformalitäten. Wenn Freizeitboote nachweislich über zwei Wochen auf See unterwegs waren, dürfen sie nun direkt einreisen, wenn kein Segler Sympthome aufweist. So kann es gehen. Warum schaffen das andere Nationen nicht? Weil es auf die paar Segler nicht ankommt? Wahrscheinlich bringen wir für diese Länder zu wenig Geld mit ins Land…
Wir waren gern in Grenada. Trotz Hitze und überfüllten Bussen, dafür entschädigte der Charme der Menschen, die unglaublich grünen Berge, die bunten Häuschen, Strände mit kristallklarem Wasser (es gibt aber auch viele trübe Ankerbuchten!) und herrliche Ausblicke.
Natürlich haben wir auch hier wieder sehr interessante und nette Segler getroffen, mit dabei Chas und Monika, die seit 30 Jahren mit dem Boot unterwegs sind. Aber die zwei haben nicht nur viel von ihrer Weltumsegelung zu erzählen. Chas Gerretsen ist ein berühmter Fotograf. Seine bekanntesten Bilder stammen vom Vietnamkrieg und aus der Pinochet Aera in Chile. In den 70er reiste er viel durch Südamerika und in den 80ern hatte er in Hollywood viele Filmstars vor der Kamera. Im nächsten Frühjahr soll eine Biografie veröffentlicht werden und wer im nächsten Sommer nach Niederlande reist kann ab Juni seine Austellung im Nederlands Fotomuseum in Rotterdam besuchen. Einen kleinen Vorgeschmack gibt es auf Instagram unter „chasgerretsenphoto“  – schaut mal rein!
Auch mit unseren amerikanischen Freunden Julia und L.J. verbrachten wir viel Zeit und so manche Stunde in der Brewery, aber es ist fraglich ob wir die beiden – ebenso wie Monika und Chas irgendwann mal wieder sehen, wenn wir hier unseren Anker hochholen. Dabei haben wir die beiden Yachten nicht in Grenada kennengelernt, sondern in Trinidad und Martinique. Andere Bekannte sind schon weiter gezogen, Carriacou, Dominica, Curacoa… Doch das Reisen ist komplizierter geworden. Oft muss man sich vorher bei den Ländern „anmelden“ und / oder ein negatives Testergebniss mitbringen. Jedes Land hat nicht nur eigene Regeln, sondern ändert diese auch schneller als man schauen kann. Wir werden uns noch ein paar Wochen auf grenadischem Hoheitsgebiet herumtreiben. Erst einmal rum ums Eck vor die Westküste, dann hoch nach Carriacou – mal wieder schnorcheln in türkisblauen Wasser. Danach werden wir sehen, wohin der Wind uns treibt.Letztendlich haben wir die Sommermonate gut verbracht in Grenada, aber ob wir nochmals eine Hurrikansaison in der heißen Karibik verbringen möchten, steht noch in den Sternen.
Ach ja, übrigens kann jetzt kurz vor unserer Abfahrt DHL plötzlich auch wieder Post nach Grenada schicken – das hätte denen auch früher einfallen können! Das wäre für uns wesentlich leichter gewesen, da wir uns Teile hätten schicken lassen können, denn auf der 110.000-Einwohner-Insel ist vieles schwierig oder gar nicht zu bekommen. P.S. Da ich momentan leider nicht aktiv auf meine Homepage komme, noch ein paar Bilder ohne Kommenar im Anhang

Ein frisch gegrillter Snack von „Wet“ geht immer
Kein „social distance“ in den Bussen
Typisch farbenfrohes Haus auf Grenada
Blick auf die Woburn Bay im Süden Grenadas, im Hintergrund ein fetter Squall
Die Locals sind fast immer gut drauf!
Blick auf Hinterland

Von unsicheren Plänen und unmöglichen Päckchen

Von unseren Segelfreunden Julia und L.J. lernten wir ein Sprichwort über das Pläneschmieden beim Segeln: “ plans are written in the sand at low tide“ – zu deutsch: “ Pläne werden bei Niedrigwasser in den Sand geschrieben“. Es ist ganz normal für Segler sich nicht an ursprünglich erdachte Pläne zu halten, sondern diese an die jeweilige Situation anzupassen, oder zu ändern, aber zu Coronazeiten haben die Planänderungen eine ganz neue Dimension bekommen. Jetzt werden keine Pläne mehr geschmiedet, sondern Möglichkeiten erkundet. Welche Grenzen sind auf? Wie groß ist der Aufwand selbst bei „geöffneten“ Grenzen in ein Land einzureisen? Wie sehen gerade die COVID- Zahlen dort aus, welche Einschränkungen gibt es? Dank Internet kann man das alles (teilweise mit erheblichem Zeitaufwand) recherchieren, doch die Halbwertzeit der jeweiligen Bestimmungen ist genau proportional zur steigenden Anzahl an aktiven Fällen in den Ländern, somit ist auch hier vieles in den Sand geschrieben. Dennoch machen wir uns Gedanken, wo wir diese Wintersaison segeln können, aber auch, wo wir die nächste Hurrikansaison verbringen möchten. Das ist zwar noch lange hin, aber so ein paar grundsätzliche Gedankenspiele beschäftigen uns jetzt schon, da wir uns nicht sicher sind, ob wir nochmal einen Sommer in diesem Klima verbringen wollen. Die UV-Strahlung ist unglaublich Materialermüdend, durch die schweißtreibenden Temperaturen werden Wartungsarbeiten gerne mal verschoben, nachts kann es schon mal vorkommen, dass man wegen angehender Überhitzung eine Zeit lang raus ins Cockpit liegt und manche Schönheitsreperaturen wie Lackierarbeiten sind bei der Luftfeuchtigkeit kaum auszuführen. Aber wenn wir wirklich für den Sommer aus dieser Klimazone raus möchten, gibt es eigentlich nur zwei akzeptable Möglichkeiten: erstens die amerikanische Ostküste rauf mindestens bis zur Chesapeak Bay oder zweitens zurück ans europäische Festland, am besten über die Azoren. Die dritte Möglichkeit nach Südosten zu segeln um die östliche Ecke von Brasilien ist uns zu beschwerlich und Coronabedingt gerade keine Option. Wie gesagt sind es noch ein paar Monate bis wir uns entscheiden müssen, aber vielleicht ist es ganz gut sich mal mit den Möglichkeiten auseinanderzusetzen.

Nicht nur das Reisen an sich ist zu COVID-Zeiten mühsamer. Als wir noch im Frühjahr in Martinique im Lockdown gesteckt sind, hatten wir die Idee, uns die bestellten Teile die ursprünglich unser geplanter Besuch aus Deutschland mitbringen wollte einfach schicken zu lassen. Aber siehe da, DHL lieferte zu vielen Karibikstaaten keine Pakete mehr. Nun sollte man meinen: klar, so Kleinstinseln wie Monserrat oder St. Eustatius sind davon betroffen, aber Martinique oder Gouadeloupe gehören ja zu Frankreich, sollten also kein Problem sein…. Pustekuchen. Alles auf rot – nichts wird verschickt. Nun sind wir seit drei Monaten in Grenada, und auch wenn mittlerweile auf der DHL Liste ein paar Länder mehr den grünen Status bekommen, Grenada, Martinique und Guadeloupe bleiben beharlich auf rot. Wir könnten uns das Paket nach Trinidad und Tobago schicken lassen – unser ursprüngliches Ziel für die Hurrikansaison, aber diese Grenze ist seit Monaten dicht. In der Annahme, dass Geschäftskunden vielleicht anders gehandhabt werden, hatten wir in Deutschland Reißverschlüsse für unser Lazy Bag bestellt, die hier nicht bzw. nur sündhaft teuer zu finden waren. Wir hatten uns schon gefreut, als wir die Trackingnummer bekamen und das Päckchen im Sortierzentrum war. Doch das war zu früh gefreut, die Bestellung ging zurück zum Absender. Letztlich halfen uns amerikanische Freunde aus der Patsche. Nachdem wir die Reißverschlüsse in den USA bestellten, konnten wir sie in einem Sammeltransport von Miami mitschicken lassen. Etwas zeitaufwändig, dafür kostengünstig. Allerdings müssen wir demnächst auf jeden Fall in ein Land verholen, wo wir Post empfangen können, denn wir brauchen ein paar dringend benötigte Teile aus Deutschland ..
Während den letzten zwei, drei Wochen, wurden die Temperaturen in der Karibik wieder angenehmer, nachts kühlte es ein wenig ab und der Passatwind stellte sich wieder häufiger ein. Langsam erwachen die Lebensgeister. Der Motor von Piccolina wurde gewartet und hat nun frisches Öl, neue Filter und Impeller. Das Lazybag besitzt nun zwei neue Reißverschlüsse, 4,5m lang. Übrigens ein gutes Beispiel um aufzuzeigen wie aggressiv die Sonne hier ist. Um die Reißverschlüsse besser handhaben zu können, schauten die Enden derselben etwas aus der Segeltasche heraus. Leider haben wir erst in Suriname bemerkt, dass der Stoff der Reißverschlüsse nicht UV stabil ist. Obwohl wir diese Stellen mit UV Schutz beklebten, war es zu spät und der Reißverschluss riss ein paar Monate später trotz vorsichtigem Umgang ab. Nun ist alles sonnengeschützt eingenäht und wir hoffen, dass es jetzt länger hält.

Ein Teil fehlt – so viel UV ist ein Killer
Mühsam von Hand genäht – 6x 4,5 Meter
Jetzt ist’s wieder gut

Grenada – was man kriegt, was man liebt, was man isst und was man vermisst…

Das ganze Jahr über tropische Temperaturen, üppige Regenfälle im Sommer, fruchtbare vulkanische Erde – das sind die Faktoren für das dichte Grün auf Grenada (wie auf den meisten karibischen Inseln). Die Vielfalt der Tropenfrüchte ist klasse und der Geschmack nicht mit Zuhause zu vergleichen. Hier wird das Obst reif geerntet und somit ist es richtig lecker. Es gibt fliegende Händler, die ein nur paar Mangos, Chenet oder einfach etwas Zimt verkaufen, an den Straßenecken gibt es kleine und große Stände mit unterschiedlichem Angebot, aber auch im Supermarkt gibt es gute lokale Früchte und Gemüse zu kaufen. Vieles kennt man von heimischen Obstregalen – Ananas, Bananen, Limetten, Mango, Papaya, Granatapfel und Sternfrucht sind mittlerweile fast Standardangebot in Deutschland. Hier in Grenada gibt es dafür viele verschiedene Sorten Mangos – so wie es zuhause eben verschiedene Apfelsorten gibt. Es gibt ganz kleine mit furchtbar vielen Fasern, aber sehr süß, ovale oder runde, gelbe, grüne oder rötliche mit einem lilanen Touch. Im Supermarkt sind sie mit Namen beschriftet: Julie, Ceylon, Imperial, Calivigny, Peach….
Ähnlich vielfältig ist die Auswahl bei den Bananen. Wir essen gerne die Rock Fig, das ist eine kleine, gelbe Sorte mit einem braunen Fleck an der Seite. Und dann gibt es ja noch die Kochbananen – hier Plantain genannt – diese sind daran zu erkennen, das sie etwas eckiger aussehen als die Dessertbananen. Kochbananen beinhalten mehr Stärke und sind weniger süß. Als Beilage werden sie meist einfach in Stücke geschnitten und in der Pfanne angebraten, man kann sie aber vorher auch grob raspeln, mit Salz, Pfeffer und etwas Muskat würzen, um sie dann mit einem Teelöffel zu portionieren und im Fett auszubacken. 
Die Ananassaison geht gerade zu Ende, noch gibt es ein paar kleine Exemplare zu kaufen, dafür gibt es Passionsfrüchte und riesige Papaya. Daneben gibt es viele neue Obstsorten zu entdecken: neben Soursop, die auch gern zu Smoothies oder Eis verarbeitet wird, gibt es die Waterlemon, eine kleine, gelbe Frucht, die vom Geschmack etwas an Passionsfrucht erinnert (speziell auch die Kerne), oder der Golden Apple (auf anderen Inseln auch Pommecytherre genannt), der unreif ähnlich wie ein grüner Apfel, nachgereift deutlich süßer schmeckt. Momentan bekommt man überall Chenet angeboten. Kirschgroße, grüne Früchte, die in Büschel wachsen. Knackt man die harte Schale kommt das süße Fruchtfleisch zutage, das geschmacklich etwas an Litschi erinnert, und das man im Mund von dem großen Kern ablutschten kann. Nichts gegen den Hunger, aber lecker.

Sternfrüchte direkt vom Baum
Unsere Lieblingsmangosorte
Leckere Rockfig
Chennet


Auch die Gemüseauswahl ist reichhaltig. Neben bekannten Pflanzen wie Zwiebeln, Karotten, Kürbis, Auberginen oder Kohl, gibt es einige ungwöhnlichere z. B. Süßkartoffeln oder Avocado, aber auch in Europa praktisch unbekannte wie Christophene – auch Chayote genannt. Letztere kann nach dem Schälen sowohl roh, als auch gekocht oder gebraten gegessen werden und erinnert vage an Kohlrabi. Vorteil: Christophene lässt sich gut bei Raumtemperatur lagern und eignet sich somit für längere Passagen, genauso wie die Süßkartoffel, aus der man sehr leckere Pommes machen kann. Auch die Brotfrucht wird in der Karibik viel und gerne angebaut. Überall sieht man die prächtigen Bäume wachsen, ob im Vorgarten, in Plantagen oder wild im Hinterland. Man erkennt sie sofort an den dekorativen, tief eingeschnittenen Blättern dazwischen die kindskopfgroßen Früchte, kräftig grün, mit einer leicht geschuppten Oberfläche. Die Brotfrucht kommt wie die Süßkartoffel entweder gekocht, gebraten oder fritiert als Beilage auf den Tisch. Ich bevorzuge sie als dünne frittierten Chips, da sie gekocht eher etwas fade schmeckt im Vergleich zur Süßkartoffel, die auch gekocht ein feines Aroma hat.
Andere Beilagen kann ich nur mit Mühe auseinanderhalten. Zumindest in rohem Zustand. Für mich sehen sich die Wurzel von Callaloo (auch Dasheen), Cassava (=Maniok, Yucca) und Yams zu ähnlich. Callaloo wird hier viel und gerne gegessen, man sieht es häufig in den Gärten. Dabei ist es eine tolle Pflanze, da auch die Blätter und Stängel gegessen werden können. Allerdings müssen diese mindestens 20 Minuten gekocht werden, da sie Giftstoffe enthalten, die durch die Hitze zerstört werden. Callaloo gibt es als Suppe, als Gemüsebeilage und wird gerne in Eintöpfen mitgekocht, z.B. im Oil Down dem Nationalgericht in Grenada. Auch in Tobago ist die Pflanze populär, dort wird sie allerdings Dasheen genannt. Cassava hatten wir in Suriname das erste Mal (bewusst) auf dem Teller und zwar die frittierte Variante als Pedant zu Pommes Frittes. Etwas heller in der Farbe, die Struktur sieht etwas fasrig aus, der Geschmack ist lecker.

Reife Brotfrucht
Calalloo
Sweet Potato Fries


So vielfältig das Angebot an frischem Obst und Gemüse hier auch ist – wir sind nun mal in Deutschland aufgewachsen und lieben natürlich auch die heimische Küche. Doch es ist es nicht immer leicht die geeigneten Zutaten zu finden. Beilagen wie Kartoffel, Reis oder Nudeln gibt es hier natürlich überall, doch schon beim Brot wird es schwierig und da sind wir Deutschen ja sehr heikel. Grenada war lange englische Kolonie, entsprechend ist die Auswahl begrenzt. Weißes Toastbrot, oder die „Vollkornvariante“ gibt es praktisch überall, genauso wie leicht süßliche Brötchen oder Brotstangen pappiger Konsistenz. OK für Burger, aber nicht fürs Frühstück. Im Supermarkt findet man auch Pita (dünne Fladen) neben Brotlaiben die Maismehl oder Cassava enthalten. Ein Lichtblick ist der französische Metzger hier in der Prickly Bay, der auch Baguette aus eigener Herstellung verkauft. Etwas rustkaler als das Original, aber mindestens so gut im Geschmack. Dennoch backen wir auch oft selbst unser Brot – wenn mans öfter macht ist es gar nicht mehr so viel Aufwand – und zum Frühstück gibt es ab und zu frische Brezeln, an deren Rezeptur müssen wir allerdings noch feilen.

Selbstgemachtes Brot
und frische Brezeln zum Frühstück


Monika von der „Psyche“, brachte uns vor ein paar Wochen leckeren türkischen Joghurt mit aufs Boot. Eine weitgereiste Kultur, die ihren Weg von Südafrika in die Karibik gefunden hat. Seither machen wir unseren Joghurt selbst (unser Milchkonsum ist seither drastisch gestiegen), da es hier meist nur Low Fat, 0 Fat oder anderes grusliges Zeug gibt, ganz nach amerikanischer Manier.


Auch schwer zubekommen ist guter Käse. Was es gibt ist Cheddar, Cheddar und noch einen Chedar, europäische Käsesorten sind sehr rar und wenn man sie überhaupt bekommt sündhaft teuer. Auch die Auswahl an geriebenem Käse ist nicht wie von zuhause gewohnt, so werden die selbstgemachten Kässpätzle immer etwas anders – nur die angerösteten Zwiebeln schmecken wie daheim.
Wie beim Käse treibt einem das Angebot an Wurst auch eher Tränen in die Augen. Gab es im Januar im großen Supermarkt noch brauchbare, abgepackte Salami, Schinken und Pastrami eines kanadischen Herstellers, bekommt man nun dort nur noch Wurstwaren amerikanischer Firmen, die nicht sehr appetitlich aussehen. Den leckersten, gekochten Schinken der letzten Wochen fanden wir bei einem (kanadischen) Metzger ein paar Buchten weiter. Nicht gerade ums Eck und er weiß man was für gute Qualität verlangen kann, dafür gibt es Samstags einen kostenlosen Bustransfer und man hat anschließend noch genügend Zeit sich in der Phare Bleu Marina umzusehen, oder im Restaurant etwas zu essen und zu trinken.

Meat & meet market
Hier bekommt man leckere Fleisch- und Wurstwaren und mehr…
Phare blue Marina
Eine sehr schöne Anlage
Namensgeber: das ehemalige Feuerschiff aus Schweden

Auf dem gleichen Gelände wird auch ein sehr leckerer Gin hergestellt, der BlueLight Caribbean Gin. Der Besitzer zeigt gern seine Destille, erklärt viel und es gibt zwei unterschiedliche Sorten zum Probieren. 
Da die Wacholderbeeren, die Gin den typischen Geschmack geben auf Grenada nicht wachsen, werden diese aus Kanada importiert. Doch ich staunte nicht schlecht, welche Früchte und Gewürze sonst noch zugesetzt werden. Neben Citrusfrüchten nämlich noch Anis, Zimt, Kardamom, Muskat und Schokolade. Diese Zutaten kommen allesamt hier von der Insel, frisch und intensiv. Geschmacklich sind die zwei verschiedenen Ginsorten die hier hergestellt werden nicht sehr verschieden, dafür kann man sie optisch sofort auseinander halten. So bekommt eine Sorte dunkle Büten zugesetzt, die dem Gin eine kräftige blaue Farbe bescheren – solange er pur eingeschenkt wird. Gibt man Tonic dazu (oder andere leicht saure Getränke) ändert sich seine Farbe zu einem hellen Purpur….Ist doch mal was anderes!


Bekannt ist Grenada vor allem für seine Gewürze. Zimt, Muskatnuss, Nelken und Ingwer wachsen hier und werden zu einem großen Teil exportiert. Dass die Einheimischen sehr stolz sind auf ihre Gewürzinsel, sieht man auch an der Nationalflagge, die neben den sieben Sternen für die sieben Bezirke Grenadas eine Muskatnuss abgebildet hat.

Unreife Muskatnuss am Baum
Muskatnuss als Straßenlaterne

Sommer in der Karibik

Nicht nur in Europa, auch hier ist der Sommer eingekehrt. Klar der Unterschied zwischen Sommer und Winter ist nicht so groß wie in Deutschland, aber wir merken es dennoch ganz deutlich. Die Temperaturen sind leicht gestiegen, der Regen hat zugenommen und damit die Luftfeuchtigkeit, der stetige Passatwind schwächelt ab und zu. Mit der Lufttemperatur und der starken Sonneneinstrahlung die zur Zeit quasi direkt von oben kommt, ist auch das Wasser wärmer geworden. Die Wassertemperatur beträgt nun um die 29°C und das spüren wir ganz erheblich. Das ist wie eine Fußbodenheizung, die man nicht abstellen kann. Bei etwas Wind bekommen wir die Temperatur in der Achterkabine, wenn wir schlafen gehen auf 28°C. Solange die seitlichen Fenster die obere Luke geöffnet sind ist das ganz gut auszuhalten. Dann kühlt die Brise die nackte Haut – denn Pyjamas oder Bettdecken benutzen wir schon lange nicht mehr. Maximal wird bei viel Windchill ein dünnes Tuch als Decke benutzt. Schwierig wird es, wenn es nachts regnet – was um diese Jahreszeit leider öfter mal der Fall ist. Dann müssen alle Luken geschlossen werden, keine Luft bewegt sich und bei 80% Luftfeuchtigkeit oder mehr, liegen wir gefühlt in der Sauna. Es wird noch wärmer und stickig. Sobald der Regen aufhört, gehen wieder die Luken auf, und wir hoffen auf Wind. Manchmal schlafen wir aber auch für ein paar Stunden ein, dann wachen wir meist schweißgebadet auf und hoffen auf Abkühlung wenn wir die Fenster öffnen können. Die schönsten Stunden des Tages sind ganz früh morgens bei Sonnenaufgang und am Abend wenn die Sonne hinter dem Horizont versinkt und man im Cockpit den Tag mit einem Sundowner ausklingen lässt.

Sonnenuntergang
… die schönste Zeit des Tages…

Tagsüber rinnt auf dem Boot der Schweiß. Solange wir nur am PC sitzen oder im Cockpit etwas trinken ist es erträglich. Durch die leichte Transpiration der Haut kühlt jeder kleine Luftzug sehr angenehm. Sobald wir aber auf dem Boot etwas werkeln, sei es Kochen, Waschen oder Wartungsarbeiten am Schiff, läuft der Schweiß in Strömen. Da hilft dann nur noch viel Trinken oder einen Sprung ins Wasser. Direkt einen Köpfer vom Boot ins herrlich erfrischende Nass. Klasse! Leider ist uns allerdings das Schwimmen in fast allen Ankerbuchten zu gefährlich. Zu viele Dinghys, die mit Vollgas durchs Ankerfeld fahren. Da heißt es direkt beim Boot bleiben. Auch den Anker abtauchen ist sehr risikobehaftet, denn die Boote sind so schnell, dass sie in der halben Minute in der man unter Wasser ist, eine weite Strecke zurücklegen. Und selbst wenn man nicht taucht, sondern einfach im Wasser schwimmt, können schlimme Unfälle passieren, wenn der Fahrer nicht extrem aufmerksam ist. Wir wissen allein in diesem Jahr von einem tödlichen Unfall in der Karibik, einem in Französisch Polynesien und weiteren schweren Verletzungen in verschiedenen Ankerbuchten. Ohne Boje ist es sehr gefährlich Schwimmen oder Schnorcheln zu gehen und selbst diese ist kein optimaler Schutz, wenn sie nicht direkt am Körper festgemacht ist und 5 Meter Leine zwischen Mensch und Schwimmboje, wie man es auch oft sehen kann. Da kann eine Traumreise schnell zum Alptraum werden.

Wenn wir tagsüber unterwegs sind, schließen wir unser Boot ab und machen alle Luken zu. Das Risiko eines Regenschauers ist hoch. Die Sonne brennt um diese Jahreszeit recht ordentlich vom Himmel, steht sie doch fast senkrecht über der Karibik (immerhin ist sie nun wieder in den Süden gewandert und nicht mehr nördlich von uns). Also immer gut behütet oder mit hohem Sonnenschutz von Bord. Weht der Passatwind, ist es meist ganz gut auszuhalten, selbst wenn man an der Sonne läuft. Im Schatten, unter Bäumen oder auf einer luftigen Terrasse ist es richtig angenehm, mit einem kühlen Bier in der Hand ist es klasse. Fehlt der Wind, wird es drückend und jeder stöhnt und schwitzt. Kommen wir dann am späten Nachmittag zurück aufs Boot, ist es im Schiff kaum mehr auszuhalten, bei Temperaturen um die 35°C. Nur wenn es tagsüber bewölkt ist, heizt sich das Boot nicht so sehr auf. So oder so stellen wir auf maximalen Durchzug, damit die Temperaturen wieder in den Wohlfühlbereich kommen. Die Durchlüftung ist nicht nur wichtig damit die Temperatur runter kommt, sondern auch für den Luftaustausch. Bei diesem Klima, ist Schimmel ein großes Thema und es nicht einfach alles so zu verpacken oder verstauen, dass es nicht befallen wird. Kleidung die wir nicht brauchen, wird in Plastiksäcke verpackt die evakuuiert werden können. Oberflächen putzen wir mit hypochloridhaltigen Reinigungsmitteln. Frische Lebensmittel kaufen wir lieber öfter in kleineren Mengen, Brot lagern wir in der Papiertüte oder an der Luft. Dadurch wird es zwar schneller trocken, dafür vermeiden wir Schimmelbildung und es gibt immer wieder mal leckere Semmelknödel als Beilage. Bis jetzt hat das ganz gut funktioniert und wir mussten nur sehr wenige Sachen entsorgen.

Leere Strände….
und leere Hotels durch COVID-19
Nur ein paar Einheimische besuchen den Strand

Sommer ist in der Karibik auch Regenzeit. Somit ist es nicht nur in den Bergen im Landesinneren super grün, sondern auch hier direkt um die Ankerbuchten. Die Flammenbäume, die prächtig rot blühen, treiben nach der Blüte Blätter, und sind wunderbare Schattenspender. Die Mangobäume hängen voll mit reifen Früchten. Alles ist grün und saftig. Wahrscheinlich reicht es, hier ein Stück Holz in den Boden zu stecken und es treibt aus…. Dafür gibt es aber auch Tage, die komplett verregnet sind und die Sonne kaum zu sehen ist. An diesen Tagen gibt es nur „liquid sunshine“ wie es in der Karibik so schön heißt.

Liquid sunshine am Ankerplatz
Auch so kann die Karibik aussehen

Öfter fahren wir mit dem Bus – das ist hier ein VW-Bus ähnlicher Kleinbus mit knapp 20 Sitzen – in die Hauptstadt St. George. Eine nette Kleinstadt, aber mit vielen Steigungen und unglaublich steilen Straßen. In Deutschland völlig unvorstellbar, da man im Winter nicht mehr hoch oder runter kommen würde. Hier kein Problem, aber ziemlich atemraubend, speziell bei diesen Temperaturen. Man kann die meiste Kraxelei vermeiden, wenn man durch das Tunnel unter dem Fort geht. Ziemlich eng und anfangs echt beängstigend, aber viel weniger anstrengend.

Die Hauptstadt St. Georges

Unweit von unserer Ankerbucht gibt es fußläufig eine kleine Brauerei, mit allerlei verschiedenen Bieren und Cider. Sonntags gibt es einen Farmers Market, Grund genug dort zum Frühschoppen hinzugehen. Man trifft andere Segler und oft sind es nette Runden, die sich schon mal bis in den späten Nachmittag ziehen.

Sonntag geht’s in die Brewery
Da fällt die Auswahl schwer…
Nebenan der Farmers Market

Gonzalo geht die Puste aus…

Seit Donnerstag liegen wir nun in der Prickly Bay vor Anker, die wir ja schon von unserem letzten Besuch kennen. Es ist nicht die geschützteste Bucht, im Vergleich zu den weiter östlichen gelegenen Buchten, dafür gibt es hier noch ordentlich viel Platz (was wohl nicht mehr überall der Fall ist). Wir stecken gleich mal ordentlich Kette und fahren den Anker gut ein.  Die nächsten Tage sind spannend. Ständig ein Blick auf die verschiedenen Wetterseiten, die sich sehr uneins waren und wir überdachten derweil unsere jeweiligen Möglichkeiten, von am Anker ausharren, auf See abwettern oder doch weit nach Süden segeln und dem Windefeld aus dem Weg gehen. Am Freitag sah es lange so aus, als ob das Auge Gonzalos mit wenig Wind über Grenada ziehen würde und das nördliche Windfeld mit Sturmstärke (manche sagten sogar Hurricanestärke) über die Grenadinen und St. Vincent. Dann am Freitag abend, wieder eine Kehrtwende der NOAA. Nachdem ein Aufklärungsflugzeug den Sturm besichtig hatte, wurde berichtet dass Gonzalo weniger Wind im Gepäck und schlechter organisiert war als angenommen und die neue Vorhersage sah ihn nun nicht nur schwächer, sondern noch weiter südlich ziehend. Während in der Nacht zu Samstag schon die ersten Squalls und Gewitter über uns hinwegzogen, schwächte sich Gonzalo weiter ab und hatte auch immer noch keine Lust nach Norden zu ziehen, sondern blieb stur auf seinem westlichen Kurs und die Wettergurus sahen nun das Auge über Tobago ziehen und das kräftigste Windfeld im Süden Grenadas, also genau über den Ankerbuchten. Doch da Gonzalo langsam die Puste ausgeht, rechnen wir damit nicht viel mehr als 40 Knoten in den Böen zu bekommen. Das sollte absolut kein Problem für unser Ankergeschirr sein. Da zudem den ganzen Tag Regen angesagt ist, haben wir unsere kleine Kuchenbude eingezogen, so können wir trocken im Cockpit sitzen und dem Sauwetter zuschauen. Heute abend sollte alles durch sein….

Weit drausen auf dem Atlantik baut sich schon das nächste System auf. Es soll schon am Mittwoch in den kleinen Antillen sein. Es heißt also weiterhin wachsam sein.

Anbei Bilder von den Vorhersagen von NOAA vor zwei Tagen und heute: