//WL2K Fahrt nach La Palma – dritter Tag

Die zweite Nacht unserer Überfahrt steht der ersten in nichts nach was den Sternenhimmel betrifft. Die Wachen vergehen im Nu, wenn man im Cockpit liegen und die Sternenbilder betrachten kann, wie sie langsam über den Himmel wandern.
War der Wind in der Nacht schon sehr mau, schläft er kurz nach Tagesanbruch vollends ein. Wir dümpeln einige Stunden vor uns hin – da – juhuuu – Delphine – viele Delphine! Manche schwimmen ganz langsam neben uns her, z. B. eine Mutter mit ihrem Kalb, andere springen übermütig in die Luft, drehen sich und platschen seitlich wieder ins Wasser. Neugierig werden wir von allen Seiten gründlich betrachtet, am Bug tümmeln sich immer ein paar die die Nase vorne haben möchten. Sie tauchen ab, schwimmen davon, sind später in einigen hundert Meter Entfernung zu sehen, wie sie springen und jagen, dann kommen sie wieder zum Boot. Dazwischen gleiten Gelbschnabelsturmtaucher dicht über der Wasseroberfläche dahin. Mehr als eine halbe Stunde ist richtig was los um die Piccolina und wir sind begeistert wie die geschmeidigen Tiere durch das glasklare Wasser gleiten. Fast möchte man hineinspringen in das tiefe Blau und mit den Delphinen davonschwimmen.
Keine Stunde später zieht eine Gruppe von vier bis fünf Walen hinter unserem Boot vorbei. Was haben wir heute für ein Glück! Sie sind zu weit weg, als dass wir die Art erkennen können (ein Profi kann das bestimmt), aber wir schätzen sie auf 6-8 Meter Größe ein.
Da mittlerweile kein Windhauch mehr geht, starten wir den Jockl und motoren ein paar Stunden. Dazwischen holen wir abwechselnd Schlaf nach oder sitzen einfach im Cockpit und lassen die Blicke über das weite Meer schweifen.
Kurz bevor die Sonne untergeht und uns einen farbenprächtigen Sonnenuntergang beschert, stoppen wir den Motor und rollen die Genua wieder aus. Es geht eine leichte Brise von 8 Knoten die Piccolina mit 2-3 Knoten durchs Wasser schiebt. Wenn das so weitergeht brauchen wir noch zwei Wochen bis wir auf den Kanaren sind. Aber so ist es schön ruhig über Nacht und die Freiwache kann gut schlafen.
Mit jeder weiteren Nacht wird der Sternenhimmel noch eindrucksvoller. Gleich nach Sonnenuntergang sind schon die Planeten zu sehen, kurze Zeit später die ersten Sternbilder zu erkennen, aber wenn die Sonne weit genug unter den Horizont gekrochen ist und kein Restlicht mehr vorhanden, erscheinen unzählige weitere Sterne. Schon mit bloßem Auge ist es eine überwältigende Anzahl, die sich durch den Blick durchs Fernglas zigfach vervielfältigt. Die Milchstraße löst sich auf in abertausende Sterne. Wir unvorstellbar groß muß dieses Universum sein.

//WL2K Fahrt nach La Palma – erster Tag

Am Abend vor der Abfahrt besuchten wir das Fischerfest im Hafen und futterten uns durch die lokalen Köstlichkeiten. Zum Ausklang tranken wir noch ein Glas Wein auf der Milagro, nachdem wir einen kurzen Rundgang auf dem schönen Schiff machen durften. Unglaublich wieviel mehr Platz auf einem 20m Schiff ist, im Vergleich zu unseren knapp 13m.
Kurz nach dem ersten heftigen Regenschauer seit Wochen legten wir am Morgen in Vila do Porto ab, ließen Insel und befreundete Crews hinter uns – manche werden wir wahrscheinlich auf den Kanaren wiedersehen, bei anderen ist es wie so oft ein Abschied ungewiss ob man sich mal wieder begegnet – und nehmen Kurs Südost. Es ist wenig Wind von achtern und es reicht gerade, dass die Genua steht, nur hin und wieder schauelt Piccolina so sehr in den Wellen, dass das Vorsegel schlägt. Der Himmel ist bis zum Nachmittag wolkenlos, dann ziehen Quellwolken auf, einige Meilen entfernt geht ein dicker Regenschauer nieder.
Auch in der Nacht bleibt uns der Leichtwind erhalten, nur selten briest er über 15 Knoten auf. Dafür besticht die erste Wache mit einem unglaublich eindrucksvollen Sternenhimmel. Der Mond ist noch nicht aufgegangen, der Himmerl wolkenlos und es sind unzählige Sterne zu sehen, die Milchstraße erstreckt sich klar von Nordost nach Südwest am Firmament. Als der Mond um Mitternacht aufgeht, kommt leider auch Bewökung und die zweite Nachthälfte ist düsterer. Seit vielen Stunden segeln wir ganz alleine, sowohl am Horizont, als auch auf dem AIS sind keine Schiffe zu sehen.
Der zweite Tag beginnt wiederrum mit wolkenfreiem Himmel und wenig Wind. Die Genua fällt immer wieder ein, wenn Piccolina in den Wellen giert, die nun langsam an Höhe zunehmen. Doch ab Mittag setzt endlich schöner Segelwind mit ca. 15 Knoten ein und wir können entspannt mit der Windfahne segeln. Auch heute werden die Wolken zum Nachmittag wieder dichter und es fallen ein paar Regentropfen. Aber es ist wunderbar warm, wir sitzen im T-shirt im Cockpit, essen leckere Melonen aus Santa Maria und hoffen vielleicht doch noch einen Wal oder Delphine zu sehen. Doch außer ein paar vereinzelten Gelbschnabelsturmtauchern die ganz dicht über Wasseroberfläche dahingleiten, läßt sich nichts blicken. Zur Mittagszeit kreuzte ein kleiner Frachter unseren Weg achteraus. Er kam uns so nahe, dass wir einen Katarmaran erkannten, den er huckepack an Deck transportiert … Kurs West – so gehts auch….

//WL2K Zu den Azoren, sechster Tag

Wir vorhergesagt von unseren per Kurzwelle heruntergeladenen Winddaten (grip-files) kommen wir unter Segel die ganze Nacht gut voran. Selten fällt die Geschwindigkeit unter 6 Knoten. Zum Morgengrauen lässt der Wind dann nach, wir dümpeln meist mit 3-4 Knoten durchs Wasser und immer wieder flappen die Segel, wenn die Wellen Piccolina gieren lassen.
Die ganze Zeit sind wir am Rechnen, ob es noch reicht, dass wir morgen bei Tageslicht in Santa Maria ankommen. Es ist nicht mehr weit – keine 120 Meilen, das wäre ein normales Etmal, vorausgesetzt die Brise füllt ein klien wenig stetiger unsere Segel.
Ansonsten genießen wir den Tag, bei schönem Wetter und angenehmen Temperaturen und freuen uns schon sehr auf die grünen Vulkaninseln mitten im Atlantik.
Noch ca. 120 Meilen bis Santa Maria

//WL2K Zu den Azoren, fünfter Tag

Nach einem absolut windstillen Tag, an dem sich kein Lüftchen bewegte, konnten wir zum Abend doch noch Segel setzen um bei einer leichten Brise auf dem spiegelglatten Wasser durch die endlose Weite des Atlantiks dahinzugleiten. Das ist Blauwassersegeln vom Feinsten 🙂 ! Leider war die Freude nur kurz und zeitgleich mit dem Tageslicht ging auch der Wind wieder aus. Gerade mal 3 Knoten waren noch auf dem Windmesser angezeigt. Zu wenig um Piccoina in Fahrt zu halten. Also musste doch wieder der Motor, oder der Flautenschieber wie auch gern genannt wird, ran und mit moderater Drehzahl ging es weiter Richtung Nordost.
Nachts bemerkten wir plötzlich ein Licht am Horizont achteraus. Madeira? Nein, kann ja nicht sein. Doch dann sehen wir, wie sich die gelbe Mondscheibe, fast zum greifen nah, langsam aus dem Meer erhebt. Nicht mehr ganz rund, auf der rechten Seite schon leicht eingedellt erhellt er unsere Nacht und zaubert wieder eine wunderbare Stimmung herbei. Da ziehen sich die Nachtwachen nicht ganz so lange hin, wenn einen die silbern glänzende Wasseroberfläche zum Träumen verführt.
Seit dem Vormittag benutzen wir wieder unser alternatives Energiekonzept um voranzukommen ;-). Zwar langsam, dafür haben wir Zeit und Muse lecker Brot zu backen. Heute Nacht oder morgen früh soll wieder etwas mehr Wind kommen, da haben wir dann das Zentrum des Hochdruckgebiets durchquert.
Was wir wohl gerade auch durchfahren ist die Großkreisroute zwischen der Straße von Gibraltar und der südlichen USA. Wir sind richtig erstaunt, als wir das erste Schiff seit Tagen (besser gesagt seit den Kanaren!) auf dem AIS-Plotter auftauchen sahen. Und dann fuhren wir gerade mal im Abstand von einer Meile aneinander vorbei. Andere Schiffe folgten, allerdings zu weit weg, so dass wir sie nur elektronisch sehen konnten.
Noch rund 230 Meilen bis Santa Maria

//WL2K Zu den Azoren, dritter und vierter Tag

Auch der dritte Tag unsere Überfahrt bringt uns viele Wolken. Der Wind nimmt ständig ab, dann wieder kräftig zu, so dass wir dauernd die Genua ein- und ausreffen. Immerhin ist die Windrichtung fast konstant und wir können immer noch direkten Kurs Azoren anlegen. Gegen Mittag kommen auf ein kurzes Hallo ein paar Delfine vorbei, doch sie halten sich nicht lange bei uns auf, sondern ziehen schnell weiter. Der Tag vergeht wie im Flug mit schlafen, essen, lesen und immer wieder and den Segeln zupfen.
Zu Beginn der Nacht schläft der Wind dann ganz ein, wir rollen das Vorsegel weg und starten den Motor. Es liegt ein großer Hochdruckkern mit sehr wenig Wind vor uns. Der Mond kann sich selten zwischen den Wolken durchkämpfen und verbreitet nur sehr difuses Restlicht.
Als am nächsten Morgen die Sonne aufgeht ist der Himmel immer noch bedeckt, aber von Stunde zu Stunde verziehen sich die Wolken, bis nur noch ein paar weiße Wattebäusche den tiefblauen Himmel zieren. Auch der Atlantik liegt nun müde und spiegelglatt vor uns. Wir motoren durch dicke, ölige Flüssigkeit. Die kleinen Wölkchen spiegeln sich in der Wasseroberfläche so spiegelglatt ist das Wasser. Die langgestreckte Dünung ist kaum mehr auszumachen, ganz sanft hebt und senkt sich Piccolina durch das bleierne Meer.
Wir genießen die Sonne, die Wärme und die Einsamkeit, und lassen uns vom monotonen Motorgeräusch nicht stören. Bis zum Abend sind es noch 330 Restmeilen zu den Azoren.