Faial – Azoren

Die Inseln der Azoren bilden drei Gruppen. Im Westen liegen Flores und Corvo, im Osten die größte Insel Sao Miguel und südlich davon Santa Maria. Die mittlere Inselgruppe umfasst fünf Inseln, von denen drei ganz eng zusammen liegen. Horta – unser Ankunftshafen – befindet sich auf Faial, die Insel Pico ist keine 10km östlich gelegen und immer präsent mit dem gleichnamigen Vulkan, der mit ca. 2300m übrigens Portugals höchster Berg ist. Die lang gestreckte Sao Jorge liegt gleich im Nordosten, die Inseln Graciosa und Terceira sind etwas weiter entfernt. Horta ist traditionell DER Anlaufpunkt der Yachten, die von Westen nach Osten über den Atlantik segeln. Weit über 1000 Schiffe pro Jahr, machen hier einen – teilweise sehr kurzen – Stopp. Schade, denn die Insel hat trotz ihrer geringen Größe einiges zu bieten.

Da wir vor drei Jahren schon einmal auf den Azoren unterwegs waren, wussten wir was uns erwartet und so freuten wir uns schon sehr auf unsere Zeit hier. Faial hatten wir allerdings noch nicht besucht und so waren wir schon sehr neugierig auf diese Insel. Doch obwohl wir fast 20 Tag unterwegs waren, mussten wir erst einmal einen COVID-19 Test über uns ergehen lassen. Perfekt organisiert, wurden wir gleich an unserem Ankunftstag mit dem Zodiac abgeholt, zum Test gebracht und danach wieder aufs Boot gefahren. Am Abend kamen dann schon die Ergebnisse per email und so durften wir am nächsten Morgen einklarieren. Dazu legten wir uns kurze Zeit ins Päckchen an den Rezeptionssteg und danach ging es dann gleich in die Marina, in ein weiteres Päckchen an der langen Hafenmole. Die Kaimauer zeugt von den unzähligen Yachten, die hier durchkommen und sich mit einem Bild auf dem Beton verewigen. Man kann stundenlang schlendern und entdeckt doch immer wieder neue, teilweise richtig kunstvolle Wandbilder. Manche geben sich richtig viel Mühe und es ist gar nicht leicht fürs eigene Logo einen Platz zu finden.

Trotz 20 Tagen auf dem Atlantik …. PCR-Test bei der Ankunft
Ein Teil der vielen Kunstwerke vor dem Ankerfeld in Horta
Oft bekommt man nur noch einen Platz im Päckchen an der langen Mole

Erster Weg, nachdem wir Piccolina sicher vertäut im Hafen wissen, ist Peter Cafe Sport. Man kann sagen eine Institution in Horta. Hier trifft man Segler und Einheimische, bekommt den berühmten Gin Tonic mit dem hauseigenen Gin serviert und es herrscht eine ausgesprochen angenehme Atmosphäre. Fast jeden Abend, den wir hier sind, lernen wir andere Segler kennen und verbringen interessante Stunden.

Nicht nur berühmt in der Seglerszene, sondern auch eine wirklich nette Kneipe

Aber natürlich hat Horta auch noch andere Cafes, Bars und Restaurants und wir genießen es durch die Gassen zu schlendern. Die Luft ist frisch und angenehm kühl. Ganz entgegen unseren Erwartung frieren wir hier nicht, sondern freuen uns an den moderaten Temperaturen. Nach zwei Jahren Tropen, werden wieder Jacken und Langarmshirts ausgepackt. Ungewohnt ist das geschlossene Schuhwerk, nachdem jahrelang nur Flip Flops und Sandalen getragen wurden. Das Wetter hier ist momentan sehr Wechselhaft. Mal Sonne, aber oft ist der Himmel bewölkt und hin und wieder nieselt es auch mal. Bei Sonnenschein ist es angenehm warm und man kann herrlich in der Sonne sitzen – anders als in der Karibik, wo man eigentlich immer den Schatten suchte. Es ist auch nachts nicht kalt, aber man kann sich im Bett wieder in eine Decke kuscheln. Nur die Wassertemperaturen sind mit unter 20°C wirklich zu niedrig für uns. So schnell geht die Akklimatisierung dann doch nicht, da müssen schon noch ein paar Grad mehr drin sein.

Um einen guten Überblick über die Insel zu bekommen, mieten wir uns für ein paar Tage ein Auto. Ganz typisch für die Azoren fahren wir durch unglaublich grüne Vegetation, vorbei an hohen Hortensienhecken, die leider noch nicht am Blühen sind. Nur sehr vereinzelt sind schon blaue oder weiße Blütenstände zu sehen. Auf den Wiesen grasen Kühe und Rinder, Frühlingsblumen blühen, am Waldrand wachsen Farne und in der Ferne ist das tiefblaue Meer zu sehen. Wir fahren zur Caldeira hoch. Die Straße führt bis fast zum Kraterrand. Die letzten Meter muß man entweder hinaufsteigen, oder man geht durch einen kleinen Tunnel zum Aussichtspunkt. Die Aussicht ist umwerfend. Der Krater hat einen Durchmesser von etwa zwei Kilometern und es gibt einen Wanderweg am Rand entlang, mit spektakulären Ausblicken sowohl in den Krater, als auch in die Ferne.

Mit Blick auf Pico (rechts) und Sao Jorge (links)

Ein weiteres sehr lohnendes Ziel ist Capelinhos im Westen der Insel. 1957 gab es im Meer einen Vulkanausbruch, die zuerst entstandene Insel, vereinigte sich mit der Hauptinsel im Laufe der Aktivitäten. Ein Dorf wurde praktisch vollständig zerstört. Nur der „Hafen“ der auf Walfang spezialisierten Bevölkerung mit der langen Rampe existiert noch von damals. Eine sehr eindrucksvolle, etwas unwirkliche Kulisse, inklusive dem zerstörten Leuchtturm der sich noch heute auf dem Gelände erhebt.

Blick von der Caldeira nach Capelinhos, dem Hügel an der äußersten Westspitze
Mitten in der „Mondlandschaft“ ragt der Leuchtturm auf, darunter liegt das Museum
Blick auf „neues Land“
Diese kleine natürlich Bucht wurde von den Walfängern als Hafen benutzt, auf der Rampe wurden die Wale zerlegt

Wer gerne wandert kommt auf dieser Insel sicher nicht zu kurz, trotz ihrer geringen Größe gibt es einige gut gekennzeichnete Wanderpfade, sowohl an der Küste wie auch im Inselinneren. Wir besuchen dagegen mit dem Auto den Felsen „Morro“ an der Südküste, sowie einige der schön angelegten Badestellen zwischen den Vulkanfelsen, die an der Küste um die ganze Insel verteilt sind. Dazwischen geht es über kleine Straßen, an Kuhweiden entlang, immer wieder gibt es spektakuläre Ausblicke aufs Meer und die Nachbarinseln. Pico ist praktisch immer präsent, der mächtige Vulkan, mit seiner eigentümlichen spitzen Form, oft dick in Wolken verhüllt, dann wieder nur einen weißen „Schal“ umgelegt, so dass die Bergspitze herausschaut.

Wandern kann man ausgiebig auf Faial
Der Morro
Pico in seiner ganzen Pracht
Typisch Azoren: Kühe mit Nachwuchs auf dem Feld
Schroffe Steilküste im Süden

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