Hurricaneseason in Grenada – unser Fazit

Offiziell ist der letzte Monat angebrochen. Am 30. November ist Schluß mit der Hurrikan Saison. Nicht alle Stürme in den vergangenen Jahren haben sich daran gehalten, es gab auch mal echte Nachzügler, die sich sogar bis in das neue Jahr hinein hielten. Aber wenn man die Verteilungkurven der tropischen Stürme im Nordatlantik anschaut ist ein ganz deutliches Maximum zwischen Anfang/Mitte August und Mitte September zu erkennen. Und die diesjährige Hurrikan Saison war da keine Ausnahme, jedoch war es ein ausgesprochen aktives Jahr. Schon im Mai wurden zwei benannte Stürme verzeichnete – also noch vor dem offiziellen Beginn der Saison – und im September war das Alphabt durch (allerdings werden nur 22 Buchstaben verwendet). Ist dies der Fall, werden die weiteren Stürme im entsprechenden Jahr nach dem griechischen Alphabet benannt, Alpha, Beta, Gamma…. Vor wenigen Tagen traf Kategorie 4 Hurrikan Eta auf Nicaragua – der 28.te Sturm in diesem Jahr.
Hier in Grenada bekamen wir wenig mit von den Stürmen. Der einzige, der etwas Aufregung brachte war Gonzalo (siehe den Blogbeitrag vom Juli), der aber letztendlich doch eine südlichere Zugbahn nahm und sich kurz vor Trinidad auflöste.
Natürlich galt in den letzten Monaten morgens immer der erste Blick der Hurricane Vorhersage von NOAA, dem Wetterdienst der USA und es gab durchaus einige spannende Tage, wenn schon weit im östlichen Atlantik eine tropische Deppresion entstand, wie sich wohl die Zugbahn entwickeln würde. Schließlich hielten sich praktisch alle Cyclone an die Berechnungen und nahmen einen nordwestlichen Kurs, bevor sie die Antillen erreichten. Das ist nicht ganz selbstverständlich, zog doch vor 16 Jahren der Hurrikan Ivan über Grenada und verwüstete die Insel. Viele Inselbewohner bekommen jetzt noch Gänsehaut, wenn sie sich an dieses Ereignis erinnern.
Aber es sind nicht nur die Stürme, die die Sommer in der Karibik prägen. Zum einen schwächt sich der Passat ab, bzw er verschiebt sich weiter in den Norden, so dass oft wenig oder kein Wind über die südlichen Inseln streicht und mit der Sonne im Zenit (der Wendekreis ist ja etwas nördlich der Antillen) steigen auch die Temperaturen im Vergleich zu den Wintermonaten nochmals an. Tagsüber ist das gar nicht so sehr bemerkbar, aber nachts kühlt es praktisch nicht mehr ab, da sich das Wasser auf 30°C erwärmt und somit einen riesigen Wärmespeicher bildet. Auf dem Boot werden die Temperaturen fast unerträglich, da ohne Wind kaum Luftaustausch stattfindet und die Luftfeuchtigkeit liegt sowieso immer jenseits der 75%. Somit war für uns der September ein quälend heißer Monat und schon der Gedanke an Arbeit ließ den Schweiß rinnen. Auch auf Kochen auf dem Boot hatten wir wenig Lust und so gab es öfter gegrilltes Chicken, Wraps oder Burger in Bars oder Restaurants in der Nähe. Nicht immer kulinarische Highlights, aber es macht satt, man ist drausen und im Boot wird es nicht noch heißer.
Grenada gefällt uns beiden hervorragend. Die Einwohner sind sehr freundlich und nett, man hört extrem selten laute oder agressive Stimmen, obwohl gern Alkohol getrunken oder auch mal was geraucht wird. Auf der Straße wird immer gegrüßt und es herrscht eine ausgesprochen positive Stimmung. Selbst zu Zeiten von COVID fühlen wir uns hier Willkommen. Und Grenada hat schon Ende Mai, das geschafft, was viele große Nationen immer noch nicht zu Stande bringen. Als sich die Hurricanesaison näherte, gewährte der kleine Inselstaat vielen Seglern Zuflucht. Die Einreisebestimmungen beinhalteten eine 14-tägige Quarantäne – aber hey – wir Segler bringen unser Quarantänebehausung ja gleich mit uns mit. Und so durften etwa 50 Segelboote pro Woche hier einreisen, sich im definierten Quarantäne Ankerfeld einen Platz suchen und dann die zwei Wochen bis zum Test abwarten. Grenada hat einen guten Job gemacht, die Insel war sicher vor dem Virus und wir sicher vor den Stürmen. Auch die Azoren haben mittlerweile gute und nachvollziebare Einreiseformalitäten. Wenn Freizeitboote nachweislich über zwei Wochen auf See unterwegs waren, dürfen sie nun direkt einreisen, wenn kein Segler Sympthome aufweist. So kann es gehen. Warum schaffen das andere Nationen nicht? Weil es auf die paar Segler nicht ankommt? Wahrscheinlich bringen wir für diese Länder zu wenig Geld mit ins Land…
Wir waren gern in Grenada. Trotz Hitze und überfüllten Bussen, dafür entschädigte der Charme der Menschen, die unglaublich grünen Berge, die bunten Häuschen, Strände mit kristallklarem Wasser (es gibt aber auch viele trübe Ankerbuchten!) und herrliche Ausblicke.
Natürlich haben wir auch hier wieder sehr interessante und nette Segler getroffen, mit dabei Chas und Monika, die seit 30 Jahren mit dem Boot unterwegs sind. Aber die zwei haben nicht nur viel von ihrer Weltumsegelung zu erzählen. Chas Gerretsen ist ein berühmter Fotograf. Seine bekanntesten Bilder stammen vom Vietnamkrieg und aus der Pinochet Aera in Chile. In den 70er reiste er viel durch Südamerika und in den 80ern hatte er in Hollywood viele Filmstars vor der Kamera. Im nächsten Frühjahr soll eine Biografie veröffentlicht werden und wer im nächsten Sommer nach Niederlande reist kann ab Juni seine Austellung im Nederlands Fotomuseum in Rotterdam besuchen. Einen kleinen Vorgeschmack gibt es auf Instagram unter „chasgerretsenphoto“  – schaut mal rein!
Auch mit unseren amerikanischen Freunden Julia und L.J. verbrachten wir viel Zeit und so manche Stunde in der Brewery, aber es ist fraglich ob wir die beiden – ebenso wie Monika und Chas irgendwann mal wieder sehen, wenn wir hier unseren Anker hochholen. Dabei haben wir die beiden Yachten nicht in Grenada kennengelernt, sondern in Trinidad und Martinique. Andere Bekannte sind schon weiter gezogen, Carriacou, Dominica, Curacoa… Doch das Reisen ist komplizierter geworden. Oft muss man sich vorher bei den Ländern „anmelden“ und / oder ein negatives Testergebniss mitbringen. Jedes Land hat nicht nur eigene Regeln, sondern ändert diese auch schneller als man schauen kann. Wir werden uns noch ein paar Wochen auf grenadischem Hoheitsgebiet herumtreiben. Erst einmal rum ums Eck vor die Westküste, dann hoch nach Carriacou – mal wieder schnorcheln in türkisblauen Wasser. Danach werden wir sehen, wohin der Wind uns treibt.Letztendlich haben wir die Sommermonate gut verbracht in Grenada, aber ob wir nochmals eine Hurrikansaison in der heißen Karibik verbringen möchten, steht noch in den Sternen.
Ach ja, übrigens kann jetzt kurz vor unserer Abfahrt DHL plötzlich auch wieder Post nach Grenada schicken – das hätte denen auch früher einfallen können! Das wäre für uns wesentlich leichter gewesen, da wir uns Teile hätten schicken lassen können, denn auf der 110.000-Einwohner-Insel ist vieles schwierig oder gar nicht zu bekommen. P.S. Da ich momentan leider nicht aktiv auf meine Homepage komme, noch ein paar Bilder ohne Kommenar im Anhang

Ein frisch gegrillter Snack von „Wet“ geht immer
Kein „social distance“ in den Bussen
Typisch farbenfrohes Haus auf Grenada
Blick auf die Woburn Bay im Süden Grenadas, im Hintergrund ein fetter Squall
Die Locals sind fast immer gut drauf!
Blick auf Hinterland

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