Dass wir so lange an Land stehen werden, hatten wir nicht erwartet. Aber es kam eins zum andern und so zogen sich die Arbeiten hin. Letzten Samstag war es dann endlich soweit. Gleich morgens zum Hochwasser kam der Travellift und setzte Piccolina behutsam ins Wasser.
Piccolina glänzt wieder und ist bereit für den Launch Ganz behutsam geht’s zum Kranplatz
Ein kurzer Schreckmoment als wir die Maschine starteten: ein Kühlwasserschlauch war undicht und Salzwasser rinnte daran herunter. Beim Probelauf ein paar Tage zuvor war noch alles dicht, so ein Mist. Dennoch können wir an unseren Liegeplatz fahren, das Leck ist glücklicherweise nur klein. Gleich am nächsten Tag tauschen wir den Schlauch aus (mit vielen Flüchen, da es eine verflixt blöde Stelle ist, wo man kaum hinkommt). Mal wieder ein 5 Minuten Job, der geschlagene 3 Stunden dauert.
Wir freuen uns wie Bolle endlich im Wasser zu sein. Piccolina schwankt wieder leicht vor sich hin, so muss das sein. Und hübsch ist sie geworden. Im Boot herrscht zwar immer noch das Chaos, aber langsam kann man Fortschritte erkennen. Die Woche über hat es kaum Wind, so dass wir ganz entspannt die Segel anschlagen können. Jetzt haben wir wieder ein Segelboot. Die neue Wasserlinie passt prima, so haben wir uns das vorgestellt.
Der Wasserpass passtNun mit Segelkleid und frischer Wäsche
Jetzt gwöhnen wir uns erst mal wieder an das nasse Element, müssen die nächsten Wochen noch einige Restarbeiten im Boot erledigen und dann kann es hoffentlich endlich wieder auf Reisen gehen. Wir freuen uns schon drauf.
Endlich wieder ein neuer Beitrag, obwohl schon lange nichts mehr geschrieben, hier nur ganz kurz, was wir denn so treiben und einige Bilder von den letzten Wochen.
Ganz ehrlich hatten wir uns den Sommer im Norden Portugals etwas anders vorgestellt. Tatsächlich ist es bis in den Juli und August hinein meistens recht kühl an der Küste. Verantwortlich dafür ist der Nortada – der Nordwind – der hier gewöhnlich gegen späten Vormittag langsam anfängt zu wehen. Dafür ist bei Nortada meist blankgeputzter Himmel und strahlender Sonnenschein. Ist am Morgen – oder auch mal tagsüber – wenig Wind, kann es auch sehr neblig werden. Wenn die warme Luft vom Land überm Atlantik abkühlt, dann gibt es pottendicken Nebel, machmal sieht man keine 100 m mehr. Der Nebel hält sich meist nicht sehr lang und entsteht auch wirklich nur an der Küste. Keine 200 m im Städtchen kann dagegen die Sonne scheinen und dort ist es auch gleich ein paar Grad wärmer.
Manchmal zieht dicker Nebel auf im SommerGut zu sehen, wie er an der Küste entlang entstehtIm Landesinneren ist es dagegen sonnig und heiß
Mit der Metro kommt man ganz bequem von Povoa nach Porto, der zweitgrößten Stadt Portugals, am Douro gelegen. Bekannt für das gleichnamige süße Getränk und Touristenmagnet. Ist ja auch schön dort. Wir besuchen Porto auch sehr gern und fahren an einem Wochenende im Frühsommer zu einem Enduroevent direkt am Südufer des Duoro, was eigentlich zu Vila Novo do Gaia gehört.
Blick vom Flieger – links Porto, rechts Vila Nova de Gaia
Enduroevent am Duoro…
Doch wir sind ja nicht nur zum Urlaub machen hier, nein, Piccolina steht an Land, weil wir einige Dinge reparieren bzw. installieren möchten. Auch der Ankerkette sieht man an, dass sie die vergangenen drei Jahre sehr viel benutzt wurde. Ein letzter Gruß aus der Karibik….
Die Ankerkette hat es hinter sich….
Hier ein kleiner Auszug unserer anderen Projekte:
Piccolina bekommt einen Dieselofen: Die „L-Koje“ wird gekürzt und wir bauen ein neues Bodenbrett ein
Fast alles ist handarbeit, aber mit Japansägen kann man sehr feine Schnitte machen
Um die hellen Fugen etwas anzugleichen, werden sie mit Kaffee etwas gedunkelt, bevor das Brett lackiert wirdDer Ofen steht und der Hitzeschutz ist auch schon angebrachtFast fertig installiert, mit KaminArbeiten am SeeventilenArbeiten im Motorraum – gut dass es nicht so heiß istManchmal muss man ganz tief rein
Der Warmwasserboiler ist undicht – ein Alptraum zum AusbauenDie Boilerwand hat viele klitzekleine LecksEin sonniger Frühlingstag, Piccolina bekommt einen neuen „Blauen“ unten rumZu guter Letzt wird unser Teakdeck neu verfugt.
…. und abgeschliffen
Selbst im Mai kommt manchmal richtig hoher Schwell an die Küste
Im Sommer geht die Sonne viel weiter nördlich unter
Auf dem Marinagelände leben zwei Hunde:
Ruco hat nur noch drei Beine, ist aber ein ganz feiner„Gorda“ macht ihrem Namen alle Ehre
Egal ob kalter Nordwind oder nicht – mittlerweile ist Juli und die Strände rund um Povoa sind gut besucht. Mit Windschutz und Sonnenschirm kann nichts mehr schiefgehen.
Für Ostern ist prima Wetter angesagt. Das ist klasse, denn langsam fällt uns die Decke auf den Kopf, hier auf der Piccolina, die immer noch in Povoa an Land steht. Es ist nicht so, daß wir nichts mehr zu tun hätten, aber wir müssen einfach mal wieder raus und was anderes sehen. Die Berge vor der Haustür bieten sich an. Erstens ist es im Landesinneren im Augenblick ein wenig wärmer als hier an der Atlantikküste und außerdem gibt es ganz tolle Ecken in Portugal. In den Bergen fühlt man sich teilweise um Jahrzehnte zurück versetzt – nicht nur in den Nationalparks scheint die Zeit langsamer zu gehen. Die alten Dörfer bestehen aus grob gehauen Steinhäusern, oft sind große Gutshöfe hinter hohen Mauern versteckt. – Apropos Mauern. Da haben die Portugiesen echt einen Hang dazu. Mauern begleiten einen überall. Was die hohen Hecken in Wales sind hier alte und auch neue Steinmauern. Das führt dazu das viele Nebenstraßen sehr eng sind und nicht immer zwei Autos aneinander vorbei kommen. Dazu sind ganz viele Nebenstrecken keine Teerstraßen sondern Kopfsteinpflaster. Am Anfang ist das sehr ungewohnt. Irgenwie hat man immer das Gefühl in einer Sackgasse oder Hofeinfahrt zu landen, aber nein, alles ganz normal hier. Die Mauern sind schon alt und werden nicht mehr versetzt, also ist die Straße halt etwas schmaler. Der Verkehr auf dem Land ist meist eh sehr übersichtlich, also kein Problem.
Mauern entlang der Straße, mal mannshoch….…mal etwas niedrigerKeine Chance auf AussichtMittlerweile sind wieder viele Jacobspilgerer unterwegs
Wir haben schon einige Ausflüge gemacht und dennoch sind wir immer wieder begeistert von der Landschaft, den Dörfern, den Bergen und den netten Eigenheiten der Portugiesen. Kirchen haben sie ja zuhauf und meist sind sie schon von weitem kaum zu übersehen. Die typische Architektur – zumindest in dieser Gegend – besteht aus einer großen Front die von zwei quadratischen Glockentürmen flankiert wird. Das ganze Gebäude ist weiß getüncht, bis auf die Ecken, die oft aus sandfarbenen Steinblöcken bestehen. Nicht immer entspricht die tatsächliche Größe des Kirchenschiffs der Vorderseite, manchmal sind die Proportionen etwas skuril und was auf den ersten Blick sehr mächtig erscheint, hält einem genaueren Blick nicht stand. Dennoch ist es erstaunlich wie viele dieser Gebäude offensichtlich in der gleichen Epoche gebaut wurden.
Ganz typisch, eine der unzähligen KirchenBergdorfWie in Galizien, sind auch in Nordportugal viele alte Speicher zu sehenGroßer Dorfspeicher
Ich bin etwas abgeschweift, denn eigentlich wollte ich von den vielen kleinen oder auch etwas größeren Kapellen in den Bergen erzählen. Davon existieren reichlich. Und das Gute daran: überall gibt es eine Straße hinauf. Mal mehr, mal weniger gut, teilweise mit viel Puplikumsverkehr, dann wieder total einsam, manchmal schon 10km vorher ausgeschildert, andere erst kurz vor dem letzten Abzweig, aber praktisch alle mit einer tollen Aussicht und sehr viele mit einem Picknickplatz dabei. Das macht sie sehr sympathisch die Portugiesen. Plätze die schön sind, dürfen von allen benutzt werden. Dann kann es schon sein, dass man am Wochenende mal eine Gruppe von Leuten trifft, die die Grillstelle mit dazugehörigem Terrain einem gründlichen Frühlingsputz unterziehen. Die Grillsaison ist nicht mehr weit und schließlich soll bald mal wieder Secreto und Picanha auf dem Grill landen. Am Besten im Kreis der ganzen Familie oder auch mit Freunden oder, oder…
Hier eine kleine Auswahl an Kapellen bzw. Aussichtspunkte:
Einer unserer Lieblingsplätze: das Cafe beim „Sao Felix“Gleich bei uns ums Eck, mit toller AussichtMiradouro St. RitaSehr exponierte LageMiradouro Sao MamedeBlick vom Miradouro Sao MamedeBlick vom Santuario de Nossa Senhora do MinhoMiradouro Monte do FaroKapelle ohne Namen bei SaltoPorto d’OlhoBlick vom Porto d’OlhoBlick vom Miradouro Sao SilvestreAlter Weg aus Kopfsteinpflaster
Neuerdings haben wir eine nette Variante entdeckt, wenn wir unterwegs sind. Wir nennen es: braune Schilder hinterherfahren. In dieser Farbe werden in Portugal die Sehenswürdigkeiten beschildert. Braune Schilder gibt es reichlich und es ist manchmal erstaunlich wo man landet. Und selbst wenn das Ziel mitunter wenig hergibt, so ist doch wenigstens die Fahrt dorthin meist recht interessant. So oder so, wird es hier nicht langweilig und es ist auch interessant wie sich mit den Jahreszeiten die Landschaft ändert.
Ehemalige Mühlen am Rio Ave
Braunes Schild Ziel:
Castelo da Povoa de Lanhoso:
Ponte da Misarela
Coole Hörner
Hirtenhund
Ganz schön viele Viecher auf der StraßeNoch hängen viele Früchte an den Citrusbäumen…obwohl der Frühling schon längst da ist
Mittlerweile ist es Ende April, die Tage sind viel länger und seit kurzem auch wärmer geworden. Langsam wird es Zeit, dass unsere Piccolina wieder ins Wasser kommt. Aber wir muss uns noch etwas gedulden, denn der neue Wasserpass ist noch nicht gespritzt und auch wir haben noch einiges an Arbeit im Boot. Letzteres ist allerdings unabhängig vom Element. Doch davon beim nächsten Beitrag
Lange haben wir nichts mehr von uns hören lassen. Wir sind beschäftigt mit dem Boot, das immer noch an Land steht. Es gibt ein paar Projekte, größere und kleinere, die wir schon einige Zeit im Kopf haben und nun realisieren. Ein Dieselofen ist eines davon. Hört sich nicht spektakulär an, aber wie immer steckt der Teufel im Detail und es ist eine ganze Menge Arbeit, das Ding einzubauen. – Falsch. Es ist schon mal eine Menge Arbeit, den Platz dafür zu schaffen, denn dafür muss unsere Salonkoje an Backbord verkleinert werden. Und da an Bord keine Tischlerwerkstatt eingebaut ist, dauert das wie üblich viel länger.
Dagegen ging der Abbau der Badeplattform echt schnell. Diese brauchte einige neue Schweißnähte, weil ein paar gebrochen waren. Nun ist sie wieder stabil und wurde quasi nebenher auch gleich frisch poliert.
Doch dieser Winter ist besonders in Portugal. Seit Anfang Januar hatten wir ganz oft Sonne pur und sehr wenig Regen. Normalerweise sind Januar und Februar eher Schietwetter Monate. Das war heuer nicht so. Deshalb waren wir auch oft unterwegs und schauten uns die Umgebung an. Gutes Wetter muss doch ausgenutzt werden.
In Vila do Conde, der Nachbarstadt von Povoa Im „Fischerviertel“ gleich ums Eck von der MarinaFlamingos in der Lagune von AveiroBunte Fischerboote in der Lagune von Aveiro
Viana do Castelo, eine hübsche Hafenstadt im Norden
Guiamares im Landesinneren
Wir lieben es aber auch ins Hinterland von Portugal zu fahren. Es gibt ein paar Nationalparks hier in den Bergen im Norden, mit sehr ursprünglichen Dörfern und toller Landschaft.
Portugiesen lieben Plätze mit Aussicht
Oft geht ein Fahrweg zur Kirche ganz oben auf den Berg
Im Nationalpark do Alvão:
Auf dem linken Hügel ist die Santuário da Senhora da Graça de Mondim de Basto
Bei Fisgas de Ermelo
Akazienblüte am CàvadoDer Stausee des Càvado
Im Nationalpark Peneda-Gerês:
Wie in Galizien sieht man auch in Nordportugal viele tyische Vorratspeicher
Noch ein Ausflug vor der Haustür:
Alter Gutshof mit Nebengebäude
Wein wird gern als schattenspendende Pergola gezogen, die Magnolien im Hintergrund blühen schonIdylle am OrtsrandLulas vom Grill
Aber es ist nicht alles idyllisch in Portugal:
Zwischen Povoa und Leixoes landen wir in einem riesigen Viertel mit chinesischen Warenhäusern, die die vielen Chinesenläden in der Region mit allerlei Dingen versorgen. Erschreckend welche Mengen an Ware hier gelagert und umgesetzt werden. Kleidung, Schreibwaren, Deko, Haushaltswaren…..alles ist zu haben und die Straßenzüge sind fest in chinesischer Hand.
Waren bis unters Dach
Im Hafen können wir fast wöchentlich Fischer und Seeleute beim Sicherheitstraining beobachten. In Überlebensanzügen springen sie ins Wasser und nach einer kleinen „Planschrunde“ müssen sie in eine aufgeblasene Rettungsinsel krabbeln. Manche haben das offensichtlich schon öfter geübt, andere tun sich etwas schwer.
Im Überlebnsanzug muss jeder ins kalte Wasser springen
So sieht es ja fast schon gemütlich aus.
Langsam wird es auch in Portugal frühlingshaft und im Hafen ist mittlerweile geschäftiges Treiben wenn das Wetter gut ist. Auf den Booten an Land wird gewerkelt, die im Wasser bekommen Ölwechsel und werden geputzt und auch der Travellift hat die letzten Wochen wieder einiges zu tun.