Südwind = Regenzeit

Seit wir in Nazarè angekommen sind, ist das Wetter sehr wechselhaft. Richtig schöne Tage gab es selten. Momentan freuen wir uns, wenn die Sonne wenigstens für zwei, drei Stunden zu sehen ist, aber es gibt auch Tage mit Dauerbewölkung und viel Regen. Das ist so nicht typisch für diese Jahreszeit. Klar ist auch hier immer mal ein Regentag drin, aber diese beständige Südwindlage und die regelmäßig durchziehenden Fronten sind dieses Jahr zuviel. Wir waren nun ja schon zwei Mal in dieser Jahreszeit an dieser Küste unterwegs und können uns nicht an so viel Mistwetter erinnern. Wie auch immer, Nazarè ist nicht der schlechteste Ort um eine solche Wetterlage auszusitzen. Allerdings ist die Marina etwa einen Kilometer von der Stadt entfernt, das reicht um bei einem Regenguss klatschnass anzukommen.

Immer wieder ziehen Fronten üner uns hinweg
…und bringen viel Regen mit

Nazarè ist ein altes Fischerdorf. Mittlerweile kommen die Einnahmen hauptsächlich aus dem Tourismus, dennoch pflegen sie einige Traditionen und man sieht Trockenfisch am Strand, verschiedene Fischerboote sind aufgepallt und mit Erklärungen versehen (siehe die Fotos im vorigen Beitrag) und die älteren Fischerfrauen sind in der traditionellen Tracht gekleidet : kurze Röcke und Schürzen, wenn es kalt wird, ein gestricktes Cape um den Körper. Die kurzen Röcke kommen nicht von ungefähr, da die Frauen früher die Fischerboote mit an Land zogen. So konnten sie ins Wasser waten, ohne gleich nasse Kleider zu bekommen.

Das lebende Museum – hier wird getrockneter Fisch angeboten

Ungewöhnlich: die Tracht besteht aus kurzen Röcken

Nazarè hat einen wunderschönen Sandstrand vor den engen Gassen der Altstadt, die heute unzählige Restaurants, Cafés, Cerveijarias und Eisdielen beherbergt. Aber seit einigen Jahren, wenn die Sommergäste abgereist sind, das Meer wieder höhere Wellen anspült und die Badestrände deshalb oft gesperrt sind, kommt die zweite Saison, die der „Big Wave“ und der Surfer. Ab Oktober, November trifft sich hier die Weltelite, denn die letzten Weltrekorde wurden hier geholt. Die hohen Wellen von Nazarè haben Hawaii den Rang abgelaufen. Der aktuelle Rekord wird vom deutschen Sebastian Steudtner gehalten, der im Oktober 2020 eine 26,21 Meter hohe Welle gesurft ist. Unglaublich.

Immer wieder spannend zu schauen sind die Wellen – auch am Stadtstrand

Die Costguard passt auf, dass Personen nicht zu nahe ans Wasser gehen – dennoch passieren immer wieder auch tödliche Unfälle

Ein Unterwasser Canyon dessen Spitze bis vor Nazarè heranreicht und der bis 5000m tief ist, trägt viel zu den hohen Wellen bei. Bei Schwell aus Südwest wird das Wasser wie in einen Trichter gepresst. Kurz vor der Küste steigt der Meeresgrund im Canyon steil an und lässt große Wellen entstehen. Damit sich die richtigen „Big Waves“ auftürmen können müssen aber noch andere Strömungen präsent sein und durch Interferenz entstehen die ganz mächtigen Brecher. Nur wenige Male im Jahr hat man die Chance eine solche Welle zu sehen, bzw. zu surfen, wobei letzteres wirklich nur den Besten der Surfer gelingt.

So sieht es aus wenn die ganz hohen Wellen kommen – Plakat abfotografiert in der Altstadt von Nazaè

Mittlerweile kommen nicht nur Surfer wegen der hohen Wellen, sondern auch viele Touristen, die sich, wenn schon nicht life, wenigstens die Bilder der Wellen oder die benutzten Surfbretter oder einfach auch nur die Stelle anschauen wollen, wo sich die Wassermassen so meterhoch auftürmen. Praktischerweise ist auch das touristisch gut erschlossen, denn am alten Fort Sao Miguel, welches auf dem Felsvorsprung des Kaps erbaut ist, steht man quasi in der ersten Reihee und vor allem auch auf Augenhöhe mit dem Wellenberg. Damit einher gehen auch die eindrücklichen Fotos die von den Events existieren. Mit der Kabelbahn kommt man bequem vom unteren Teil der Stadt in die sogenennte Sitio, die oberhalb der Klippe liegt. Der obere Stadtteil besticht mit schönen Aussichten auf die schmalen Gassen der Altstadt, den Badestrand und den Hafen. Es gibt Cafes und Restaurants, auf dem Platz werden Nüsse und getrocknete Früchte angeboten und manchmal kann man auch Straßenmusikern lauschen. Selbst auf dem Weg zum Fort stehen noch Imbissbuden.

Aussicht von der Sitio

Zurück zum Boot sehen wir einen Delfin in der Hafeneinfahrt

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