Union Island

Zur nächsten Insel ist es ein Katzensprung. Sieben Meilen. Wir segeln und da wir einen Holeschlag brauchen, weil wir nicht direkt anlegen können, stehen später knapp zehn Meilen auf der Logge. Aber es ist ein herrlicher Tag und so schönes Segeln hatten wir schon lange nicht mehr. Kaum Welle, angenehmer Wind, die Sonne scheint – es ist ein Traum. Clifton ist schon von weitem zu sehen, am Mastenwald vor der Stadt. Die Bucht ist ziemlich speziell. Zur Ostseite, also der vorherrschenden Windrichtung wird sie von einem Riff geschützt. Allerdings gibt es mitten in der Ankerbucht noch ein Riff, das den zur Verfügung stehenden Platz sehr einschränkt. Dazu ist richtig viel los vor Clifton. Vielleicht auch deshalb, weil Union Island die südlichste Insel des Staates St. Vincent & Grenadinen ist auf der man ein- und ausklarieren kann. Es gibt einige Muringbojen, zu erheblichen Preisen, aber man kann auch ankern – sofern man Platz findet. Gar nicht so einfach. Wir suchen uns eine Stelle hinter dem Außenriff, aber der Anker hält nicht gut als wir in einfahren. Also Anker nochmals hoch. Beim nächsten Versuch klappt es besser, der Anker hält und so liegen wir direkt am inneren Riff. Zum Einklarieren gehen wir an Land. Schnell wird klar das Clifton vom Tourismus lebt. Es gibt Hotels, viele Bars und Restaurants, die nett gemacht sind, beim Bäcker kann man frisches Baguett kaufen. Die Obststände präsentieren ihre Waren hübsch und wenn man möchte bekommt man einen Smoothie. Uns hat Hillsborough besser gefallen… war einfach ungeschminkt.
In der Ankerbucht geht es zu wie im Taubenschlag. Es ist ein Kommen und Gehen. Locals mit kleinen schnellen Booten, die alles mögliche verkaufen und raus zu den Tobago Cays fahren und viele Yachten, mindestens die Hälfte davon Charterboote die  mit Vorliebe mit Vollgas durchs Ankerfeld motoren. Da bekommt man Gänsehaut, wenn man sieht wie ein paar Yachties oder Chartergäste in der Bucht schwimmen gehen… Tja, das Wasser lädt dazu ein, türkisblau und klar, aber weiter als 4 Meter würde ich mich nicht vom Boot wegtrauen.
Eine Yacht geht vor uns vor Anker – das wäre für unseren Geschmack viel zu nah am Riff. Selbst bei vorherrschender Windrichtung sollte man doch trotzdem Platz zum Schwojen haben. Eine halbe Stunde später schnellt unser Adrenalinspiegel in die Höhe, als ein Katamaran – zunächst von uns unbemerkt zwischen uns und der vor uns liegenden Yacht durchfahren will und im letzten Augenblick feststellt, dass das Riff vor ihm, selbst für einen Cat doch etwas zu flach ist. Er möchte zwischen den Booten wenden, schaut aber nur nach vorne, der Seitenwind vertreibt ihn, seine Gäste gucken wie paralisierte Kaninchen auf unsere Piccolina , der er mit dem Heck immer näher kommt. In diesem Moment schauen wir, vom Schraubengeräusch aufgeschreckt, nach drausen und sehen den Cat auf uns zukommen. Der Skipper oben auf der Flybridge realisiert gar nicht, dass er nur noch wenige Meter von uns entfernt ist und immer näher kommt. Wir drücken sofort mehrfach unsere Hupe und rufen zum Captain ob er verückt ist. Endlich kappierts der Skipper, schaut nach hinten und stoppt auf – der Cat ist keine zwei Meter mehr entfernt. Auf eine Entschuldigung, sei es auch nur eine Geste, warten wir vergebens, er fährt mit hoch erhobenen Kopf weiter. Vielleicht wäre es ja gut gewesen, vorher die Seekarte anzuschauen.
Während wir an Land sind, kommen Schlechtwetterwolken, die den Wind auf südlichere Richtung drehen lassen. Die Yacht vor uns, schwojt nun doch etwas nah ans Riff und geht Anker auf, wir haben wieder Platz. Aber das währt nicht lange: In der Dämmerung sehen wir, wie sich ein Segelboot der Bucht nähert. Es ist schon dunkel, als es einläuft. Die dänische Yacht lag mit uns in Hillsborough, als wir hierher sind, kommt also nicht von weit her. Da fragen wir uns schon, wie es denn sein kann, dass man es auf so kurzer Distanz nicht schafft bei Tageslicht in eine Bucht einzulaufen, die erstens viele Untiefen hat (OK, die elektronischen Karten passen hier sehr genau) und zweitens so voll ist, dass man schon im Hellen seine Mühe einen ordentlichen Platz zu finden. Es ist ganz klar wie es kommt. Das Boot läßt keine fünf Meter neben uns den Anker fallen. Dort sind es schon mind. zehn Meter Wassertiefe, man sollte also ordentlich Kette stecken. Allerdings ist hinter uns auch die Einfahrt der Fähren…. Und so bricht am nächsten Morgen plötzlich große Hektik aus, als das Horn der Fähre das Signal zum Auslaufen gibt. Schnell wird der Motor der Dänenyacht gestartet und die Ankerkette eingeholt. Nur blöd, das der Anker jetzt fast genau unter unserem Boot liegt. Dem Skipper macht das anscheinend gar nichts aus, wir klappen schon mal unser Solarpanel weg und bringen einen Fender aus. Immerhin entschuldigt sich seine Frau, die vorne am Bugkorb die Ankerkette einholt. Er macht keinen Mucks, kein Hallo, gar nichts. Als ob alles in bester Ordnung wäre.  Am nächsten Tag gibt es zwar keine ausergewöhnliche Vorkommen, dennoch ist es uns auf die Dauer hier zu eng, Clifton ist zwar nett, aber kein wirklicher Grund länger zu bleiben. Also Anker auf und weiter zu den Tobago Cays!

Direkt vor uns das innere Riff…
Blick auf Clifton
schönes, geschütztes Dinghydock
Mäuerchen aus Conchmuscheln….

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert.