Wir holen den Sommer nach

Zwei Wochen lagen wir in A Coruna in der Marina Real. Rolf hatte endlich seine Erkältung los und langsam ging uns der teilweise heftige Schwell im Hafen auf den Keks. Deshalb wurde es Zeit weiter zu fahren. Früh morgens ging‘s im Dunkeln aus dem Hafen heraus. Kaum um die Ecke gebogen wurde die Welle schon merklich mehr. Allmählich wich die dunkle Nacht einem wolkenverhangenem Tag, der Torre de Hercules und die zum Meer gelegenen Stadtteile von A Coruna lagen im dichten Dunst. Das Meer grau und fahl. Der schwache Wind kam – wie schon die letzten Tage – genau von vorne, so dass leider wieder Motoren angesagt war. Immerhin besser als 50 Meilen aufkreuzen, bei den etwa zwei Meter hohen Wellen. Doch kaum waren wir an den vorgelagerten Islas Sisargas vorbei, zeigte sich immer öfter die Sonne und noch bevor wir in die geschützte Ria de Camarinas einbogen, wurde es so warm, dass wir uns aus dem Ölzeug schälten konnten. Beeindruckt beobachteten wir, wie die Atlantikdünung an die Felsküste der Costa del Muerte toste und teilweise haushohe Brandung meilenweit zu sehen war. Auch bei der Einfahrt in die Ria de Camarinas war es ein tolles Schauspiel zu sehen, wie sich tiefblaue Wellen in meterhohe weiße Gischt verwandelten.

Die Ankerbucht vor Camarinas ist sehr geschützt. Schwell schafft es praktisch nicht bis hierher. Wir ließen bei etwa fünf Metern den Anker fallen. Da fast Niedrigwasser war, hatten wir somit immer mehr als genug Wasser unter dem Kiel. Es war fast kein Wind und das Wasser um uns herum entsprechend total ruhig. Im Westen waren die bunten Häuser von Camarinas zu sehen, im Norden und Osten umgaben uns bewaldete Berge. Kaum waren wir richtig angekommen und hatten das Schiff aufklariert, kam auch schon der FreiKerl ums Eck und platziert sich gleich neben uns. Schön dass Anke und Uwe auch den Weg hierher gefunden hatten.

FreiKerl und Piccolina in der Bucht von Camariñas

Camarinas ist ein kleines Städtchen, im Hafen liegen viele größere und kleinere Fischerboote, drei Stege sind für Yachten vorgesehen. Kleine Supermärkte sind zentral gelegen, an der Promenade, die hübsch mit Zylinderputzerbäumchen gesäumt ist, liegen zahlreiche Cafes und Bars. Mit dem Dinghy darf man an einem Steg in der Marina festmachen. Sprich ein idealer Platz um ein paar Tage zu verbringen.

Camariñas

Das Beste: nur ein paar Minuten mit dem Dinghy entfernt gibt es einen Grillplatz. Die FreiKerl-Crew findet das auch sehr gut. Nach ein paar kurzen Sätzen ist der Grillevent spontan verabredet. Wir sind für Fleisch, Holzkohle und Brot zuständig da wir noch Einkaufen gehen, Anke und Uwe bringen flüssige Nahrung und Beilagen.

Schon die Anfahrt zum Grillplatz fühlt sich gut an. Das Wetter ist besser als bei uns im Sommer und je mehr wir Richtung Wald fahren, desto stärker wird der Geruch nach Pinien. Das ist das Aroma von Mittelmeer, Süden, Sonne, Urlaub – einfach klasse. Der Grillplatz liegt an einem Seitenarm der Ankerbucht. An einem kleinen Sandstrand können wir mit dem Dinghy anlanden, ein paar Meter hoch im Pinienwald stehen bestimmt ein Dutzend steinerne Tische und Bänke, einige rustikale, gemauerte Grills und falls man vor oder nach dem Essen noch kurz ins Meer hüpfen will, kann man sich mit einer Süßwasserdusche das Salz von der Haut spülen. – Wie geil ist das denn??

Die Vorhut ist schon da

Wir haben viel Spaß an dem Nachmittag und genießen das Essen, das Trinken sowieso und die tolle Atmosphäre. Erst als uns lange Schatten frösteln lassen, packen wir zusammen. Mittlerweile ist der Wasserspiegel ordentlich gefallen, so müssen wir die Dinghys einige Meter über den Sand zum Wasser schleppen. Wir sind überrascht wie wenig Wassertiefe wir im Nebenarm haben. Teilweise nur 20 bis 40 cm. Da müssen wir vorsichtig mit unseren Außenbordern hantieren, damit wir uns nicht die Schrauben kaputt fahren. Dafür brechen sich Wellen bei der Ausfahrt vom Meeresarm. Ich denke noch, dass wir einen guten Zeitpunkt für die Ausfahrt abwarten sollten, aber plötzlich ist es zu spät und eine kleine, fiese, steile Minimonsterwelle bricht direkt vor unserem Bug und schwabbt ins Boot. Wir sind klatschnass. Anke und Uwe kommen mit einem blauen Auge davon, aber umziehen müssen sie sich auch. Wir lassen den Abend auf der Piccolina ausklingen und stellen fest, dass heute der 3. Oktober ist. Tag der deutschen Einheit. Das haben wir heute ausgiebig gefeiert. Nicht aufgesetzt, geplant oder mit großem Tamtam. Einfach so, spontan, gesellig. Ost und West, einfach gut.

wir feiern gemeinsam…
… bei leckerem Essen und Trinken

 

 

4 Gedanken zu „Wir holen den Sommer nach“

  1. Hallo ihr beiden,
    bei der Umgebung und diesem Wetter platzt dem Thüringer Griller „die Roster“ ja vor Neid.
    Aber Neid beiseite, Steffi, an Dich gehen unsere herzlichen & besten Glückwünsche.
    Liebe Grüße von Michi und Familie

    1. Vielen Dank.
      Das Wetter ist selbst für galizische Verhältnisse noch außerordentlich gut, das musste ausgenutzt werden!
      Liebe Grüße nach Thüringen
      Steffi und Rolf

  2. Hallo ihr beiden Weltenbummler,
    ein bisschen spät, aber dennoch: herzlichen Glückwunsch nachträglich zum Geburtstag, liebe Steffi! Alles Gute weiterhin für euch beide und viele Grüße aus der norddeutschen Tiefebene schicken euch Isolde und Rolf

  3. Hallo Ihr Zwei,
    danke für die Karte, ist letzte Woche angekommen.
    Weiterhin viel Spaß und gutes Gelingen.

    Grüße aus Laupheim
    Brigitte u. Peter

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