Fahrt nach Povoa do Varzim – Tag 1-3

Ganz kurzfristig haben wir uns entschlossen, am Mittwoch abzulegen, um nach Povoa do Varzim zu segeln. Wir hatten ja schon länger mit einem Wetterfenster geliebäugelt das für Donnerstag angesagt war, doch dann sah das nicht mehr so vielversprechend aus. Der Abfahrtstermin Mittwoch verspricht zumindest die ersten drei Tage ordentlichen Segelwind und danach sieht es eher mau aus, aber noch am Besten wenn man einige Tage weiter in die Zukunft schaut. Und ganz ehrlich: Sao Miguel ist eine tolle Insel, auch die Stadt Ponta Delgada gefällt uns recht gut mit den vielen Kneipen und Restaurants, und netten Gassen zum Schlendern. Aber der Hafen ist schmeckt uns nicht, vor allem wegen dem ständigen Lärm. Auch der Schwell für den die Marina so berüchtigt ist,  ist etwas lästig. Morgens bei der Intermarfunkrunde fällt die finale Entscheidung. Also ab zum Marinabüro und den offiziellen Stellen zum Ausklarieren. Dann noch ein paar frische Sachen eingekauft und das Boot aufklariert. Um 12 Uhr sind wir startklar. Eine kräftige Böe verpatzt uns das Ablegemanöver,  trotzdem kommen wir ohne Schramme aus der Box. Im Vorhafen weht es auch schon  ziemlich doll aus Nord als wir das Groß setzen und kaum lassen wir das große Breakwater hinter uns, prescht Piccolina unter Fock und 1. Reff im Groß mit sieben Knoten dahin. Die Freude ist nur kurz. An der langen Insel entlang wechseln sich Flautenfelder mit Fallwinden ab, die Windrichtung  variiert erheblich und zwischendurch motoren  wir sogar kurz um überhaupt vorwärts zu kommen. Dafür schauen ein paar Zügeldelfine vorbei um uns zu verabschieden. Immer wieder tolles Schauspiel. 

Abschied von Sao Miguel

Kaum lassen wir Sao Miguel hinter uns, weht der Wind beständig und kräftig. Doch leider ist hier auch eine steile, fiese Welle, so dass wir selten über fünf Knoten hinauskommen. In der Nacht wird die Welle etwas angenehmer, aber auch der Wind nimmt zur zweiten Nachthälfte merklich ab. Wir sind somit nicht schneller aber deutlich komfortabler unterwegs. So geht’s auch am nächstenVormittag weiter und wir bekommen ein solides, wenn auch nicht berauschendes Etmal von 117 Seemeilen. (Etmal = zurückgelegte Entfernung der letzten 24 Stunden). Am Nachmittag wird es zäh, die Segel flappen. Schließlich rollen wir das Vorsegel ein und motoren zwei Stunden. Danach geht es wieder unter Segel weiter. Die Nacht beginnt ereignislos, bis um drei Uhr ein heftiger Squall über uns hereinbricht. Es ist stockfinster obwohl mehr als Halbmond ist, es kachelt und außerdem bekommen wir eine ordentliche Dusche ab. Immer toll sowas mitten in der Nacht! Nachdem der Spuk vorbei ist herrscht erst einmal Windstille, bevor der Wind erneut einsetzt. Es folgen weitere Squalls, nicht mehr ganz so heftig wie der erste, aber immer mit kräftigen Böen. Leider wird die Welle genauso schnell wieder hoch und steil. Das bleibt auch so weit in den nächsten Tag hinein (Etmal 113 Seemeilen).

Weit enfernter Squall – sogar mit Regenbogen
Typische Aussicht vom Cockpit

Erst zum Abend hin wird nicht nur das Wetter besser, auch die Squalls werden weniger, die Welle runder und flacher und plötzlich gleiten wir ganz gemütlich mit über sechs Knoten durchs Wasser, wo vorher fünf Knoten echt anstrengend waren. Was für ein Unterschied.

Nach dem Sonnenuntergang prasselt ein dicker Regenguss aufs Boot. Auch mit etwas mehr Wind im Gepäck, aber solche Wassermassen hatten wir seit den Tropen nicht mehr. Gut dass wir schon längst die kleine Kuchenbude eingezogen haben, so sitzen wir warm und trocken im Cockpit. Am  restliche Nacht ist ereignislos, der Wind nimmt ziemlich ab, aber wir kommen immer noch mit vier bis fünf Knoten vorwärts und die Freiwache kann bei der nun recht ruhigen See wunderbar  schlafen. Bordroutine kehrt ein. Schlafen, Wache schieben, essen, funken, an den Segeln zupfen. Jetzt schon beginnen die Tage ineinander zu fließen. Was was Gesten? Oder die Nacht zuvor? Das hier und jetzt ist wichtig. Das Wetter um uns herum immer im Blick und die Vorhersage im Hinterkopf. Was war ist meist schon nach Stunden vergessen bzw. zeitlich nicht mehr zuzuordnen, das funktioniert in Landnähe und die ist bekanntlich beim Langfahrtsegeln ja eher selten. Am Morgen des dritten Tages ist leider schon soweit. Die Segel hängen ziemlich schlapp und flappen an die Wanten. Die Aussicht auf Wind ist nicht gegeben. Hilft nix. Segel runter, Motor an, zumal die nächsten Tage ein kräftiges Tief vor den Azoren abgesagt ist und wer weiß wo das hin möchte?

2 Gedanken zu „Fahrt nach Povoa do Varzim – Tag 1-3“

  1. Moin Ihr zwei,
    ich habe Euren Blog von Anfang bis Ende verschlungen, nachdem die Mokendeist-Crew (sehr gute Freunde von uns) von Euch erzählt hat.
    Danke, dass ich virtuell mitsegeln durfte 🙂
    Weiterhin gute Fahrt und fair Winds!
    VG
    Sven
    SY Siiler

    1. Hallo Sven,
      vielen Dank für dein Lob. Es freut uns natürlich immer, wenn unser Blog gefällt.
      Dirnoch eine schöne restliche Segelsaison und fair winds.
      Grüße aus Povoa
      Steffi & Rolf

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