Obwohl wir hier praktisch direkt im Azorenhoch sitzen, ist nicht immer Sonnenschein. Die letzten Tage waren oft trüb, dicke Wolken verhüllten die Berge und manchmal setzte feiner Nieselregen ein. Etwas unangenehm wenn man wie üblich im T-shirt unterwegs ist. Oft schafft es die Sonne dann am Abend aber doch noch und so oder so sind die Temperaturen meist sehr mild.
Die Ankerbucht ist gut besucht und drei befreundete Schiffe liegen direkt neben uns. So ist immer was los und wir gehen gemeinsam auf ein Bier an die Strandbar, es kommt jemand auf einen Kaffee vorbei oder wir unternehmen mit den Freunden einen Ausflug. Dazwischen werden die alltäglichen Arbeiten erledigt und Rolf versucht unsere Wlan Antenne zum laufen zu bekommen. Langweilig wird uns jedenfalls nicht.
Zu guter Letzt wünschen wir meinen ehemaligen Kollegen und allen Biberachern a scheene Schütza!
Nachdem wir über einen Monat auf der kleinen Insel Santa Maria verbracht haben, wurde es Zeit weiterzusegeln. Früh morgens legten wir ab und bei leichtem Ostwind ging es an Sao Miguel vorbei nach Terceira. Etwas über 24 Stunden waren wir unterwegs, bei wenig Welle und angenehmen Halbwindkurs und hatten viel Sonne, bis am Abend dicke Regenwolken den Himmel verdunkelten. Nass wurden wir nicht, aber wir hatten kurzzeitig mit einem Windloch zu kämpfen, durch das wir hindurch mussten. Die Nacht war mal wieder stockfinster, da half auch das Leuchtplankton nicht viel, das in unserem Fahrwasser aufleuchtete, wie viele kleine Sternschnuppen. Gut dass die Nächte im Sommer so kurz sind.
Nun liegen wir im riesigen Vorhafen von Praia do Vitoria, im Osten der drittgrößten Azoreninsel vor Anker, gut geschützt und mit wenig Schwell. Viele sagen es ist der beste Ankerplatz auf den Azoren. Das Dinghy darf man in der Marina festmachen, die bis auf den letzten Platz belegt ist, oder man landet am Sandstrand an, der keine 100 Meter entfernt und perfekt gepflegt ist.
Auch das Städtchen ist hübsch, mit netten Cafes und Restaurants, die kurze Fußgängerzone ist gesäumt mit Geschäften und in der kleinen Markthalle kann man frischen Fisch und Gemüse erstehen. Es sieht so aus, als würden wir hier ein paar Tage verbringen
So wird Santa Maria innerhalb der Azorengruppe bezeichnet und bisher hatten wir bis auf wenige Ausnahmen tolles Wetter hier. Meistens scheint spätestens ab Nachmittag die Sonne. Aber selbst wenn der Himmel Wolken verhangen ist, wird es nicht kalt und es lässt es sich wunderbar im T-shirt aushalten.
Nachdem wir unsere Kleine wieder ins Wasser verfrachtet haben, nehmen wir uns die Zeit, die Insel genauer zu erkunden. Mit einem Mietwagen fahren wir von einem Ende zum anderen und freuen uns an den blauen Schmucklilien die die Straßen säumen. Auch die Hortensien fangen gerade an zu blühen. Der Norden und Osten der Insel ist sehr grün und hügelig, Wiesen wechseln sich ab mit kleinen Baumbeständen. Nur die größeren Dörfer haben einen richtigen Ortskern, sonst sind einfach einige weiß getünchte Häuser in die Landschaft gesprenkelt. Mal ganz klein, mal richtige Anwesen, mit schön angelegten Zufahrten und Gärten.
Wir machen einen Abstecher zu einem alten Steinbruch, unweit der Straße
Der Westen der Insel ist recht flach. Da der letzte Winter nicht sehr regenreich war, sind die Wiesen hier schon gelb und erinnern eher an mediterrane Spätsommer. Auf dieser Seite der Insel liegt auch der Flughafen, der bis in die 80er Jahre als Zwischenstopp für Transatlantikflüge gedient hat. Mittlerweile gibt es von Santa Maria aus nur noch wenige internationale Flüge, hauptsächlich wird die Nachbarinsel Sao Miguel oder Lissabon angeflogen. Dafür kann es mal sein, dass die Start- und Landebahn zu Übungszwecken genutzt wird. Warum sonst sollte die vierstrahlige Maschine rund 10 mal über unsere Köpfe zum bzw. vom Flughafen fliegen? Auch die ESA hat hier eine kleine Station mit einer Radarantenne um Ariane 5 Raketenstarts in Kourou zu tracken.
Toll sind auch die Salzwasserpools in verschiedenen Orten und die schönen Sandstrände. Das Wasser ist wunderbar warm, zwischen 20 und 22 Grad, für uns überraschend, mitten im Atlantik und unglaublich klar. Selbst im Hafen wimmelt es nur so von Fischen und die Fischer die ihre Boote an der Kaimauer festmachen, bringen enorme Mengen an Thunfisch und manchmal auch Goldmakrelen. Seltsamerweise bekommen wie diese auf dem Markt in Vila do Porto kaum zu sehen. Gegenüber den Fleischtheken ist das Fischangebot sehr übersichtlich. Sicherlich fangen die Einheimischen ihren Fisch selbst oder kaufen ihn direkt bei den Fischern.
Überall auf der Insel gibt es wunderschön angelegte Miradouros (Aussichtspunkte), teilweise mit Grill und Sitzgelegenheit. Bei einer solchen Aussicht kann man das Grillen doppelt genießen!
Bevor wir zum Hafen zurückkehren besuchen wir noch einen sehr hübsch gelegenen Leuchtturm.
Auch hier im Hafen wird es uns selten langweilig. Wir schauen den Möwen zu, manchmal kommt ein Fischadler zu Besuch (sehr zum Ärger der Möwen) und zwischen den Steinen sind Krebse zu beobachten. Ständig kommen und gehen Fischerboote, große Zodiacs mit Tauchgästen fahren mittlerweile fast täglich zu bekannten Tauchspots und auch die Locals haben ihren Spaß bei Wettrennen mit selbst gebauten Flößen. Nicht jeder kommt dabei trocken ans Ziel….
Vorgestern durfte Piccolina endlich wieder ins Wasser. Jetzt liegen wir gut vertäut am Schwimmsteg, mit Wasserkühlung von unten, so dass sich das Schiff den Tag über nicht ganz so stark aufheizt und wir nachts gut schlafen können. Der Festpropeller, den wir montiert haben, gibt ein völlig neues Fahrgefühl. Da er etwas kleiner ist als unser vorher verbauter Faltpropeller braucht Piccolina etwas länger bis sie Fahrt aufgenommen hat und auch das aufstoppen gestaltet sich etwas zögerlicher. Alles kein Problem, aber halt merklich anders.
Die Frage mit welchem Propeller wir unsere Kleine künftig ausstatten möchten, ist auch noch nicht endgültig geklärt. Fest steht, dass unser alter Faltpropeller nicht vollständig aufgearbeitet werden kann und wir einen neuen kaufen werden. Momentan sind wir dabei verschiedene Angebote von 3-Blatt- und 4-Blatt-Propellern einzuholen. Es kommen drei verschiedene europäische Hersteller für uns in Frage, die ähnliche Produkte anbieten und bei denen sich die Propellerblätter beim Segeln senkrecht zur Fahrtrichtung stellen um keinen Widerstand zu erzeugen. Keine leichte Entscheidung, da alle auch eine ganze Stange Geld kosten.
Leider liegt gerade ein Franzose neben uns (wir sind eigentlich von Franzosen umzingelt wenn man es genau nimmt), der gern früh aufsteht (was ja nicht schlimm ist) und dann irgendwelche Arbeiten erledigt die Krach machen (was wirklich doof ist). Heute morgen um kurz nach sechs weckte uns ein Quitschen, gefolgt von einem Rütteln, das wir nicht recht erklären konnten, bis wir sahen dass unser Nachbar seine Genua anschlägt. Guten Morgen! Wir hoffen er segelt bald weiter, so dass wir morgens wieder länger schlafen können.
Und: wir wünschen allen Laupheimern noch ein schönes Heimatfest, ein grandioses Feuerwerk und viel Sonne für den Biergarten!!