Ordentlich auf die Ohren

Es muss einfach mal gesagt werden: die Spanier oder vielleicht auch nur die Kanarier im Speziellen sind sehr entspannt was Geräuschkulissen betrifft. Schon im Restaurant ist der gemeine Mitteleuropäer oft erstaunt, wie lautstark sich eine Handvoll SpanierInnen unterhalten können. Ein Tisch von vielleicht vier Personen könnte man, geht man nur nach dem Geräuschpegel,  glatt für eine ganze Gesellschaft halten, sprechen doch meist alle gleichzeitig und in einer Lautstärke die auch drei Tische weiter noch klar und deutlich verstanden werden könnte, wenn man denn der Sprache mächtig wäre. OK, auf spanisch bestellen, einkaufen, nach dem Weg fragen – alles gut, aber wenn der Kanare seinen Dialekt auspackt und die Geschwindigkeit auf „ich spreche mit Meinesgleichen“ stellt, sind wir hoffnungslos verloren, da könnte genausogut auch finnisch gesprochen werden 😉. Dennoch kommen wir damit eigentlich ganz gut klar – so sind sie halt die Spanier. Was uns aber manchmal wirklich richtig auf die Nerven geht, ist die ohrenbetäubende Geräuschkulisse, die z. B. in den Läden großer Elektronikanbieter herrscht. Und man sollte nicht meinen, dass dabei überall im Laden die gleiche Musik gedudelt wird! Hat man Pech und das Regal des zum Kauf gesuchten Objekts liegt etwas ungünstig, bekommt man schon mal ein Gemisch aus drei veschiedenen Titeln auf die Ohren, wahlweise sind vielleicht auch noch Werbevideos oder zu laute Fernsehgeräte zuhören, die sich dann wunderbar in das Geräschpotpourri einfügen😩😩. Manches Mal sind wir schon fast aus diesen Läden geflüchtet, wenn wir kaum noch unser eigenes Wort verstehen konnten. Was uns dabei gänzlich fasziniert ist die Gelassenheit, mit der die Locals trotz des Lärms durch die Regale schlendern und dabei einen ganz entspannten Eindruck machen. Wie das geht ist uns absolut schleierhaft. Länger als unbedingt nötig halten WIR das jedenfalls nicht aus. Dafür freuen wir uns dann abends auf ruhige Stunden auf der Piccolina.

Semana Santa

die heilige Woche, so wird in Spanien die Karwoche genannt und hat bei der meist katholischen Bevölkerung einen noch höheren Stellenwert als Weihnachten. Gefeiert wird aber nicht mit Geschenken und auch  Deko mit Eiern oder Hasen findet man hier nicht. Es ist einfach ein christliches Fest mit vielen Prozessionen und Feiertagen. Anders als in Deutschland ist hier auch der Gründonnerstag frei, dafür der Ostermontag normaler Arbeitstag. Die Prozessionen beginnen am Palmsonntag und haben am Karfreitag ihren Höhepunkt, wenn verschiedene Christus-und Marienstatuen durch die Straßen gefahren werden.

Wir bekommen derweil wieder Besuch an Bord. In der Osterwoche kommt mein Bruder mit Familie. Leider ist das Wetter etwas durchwachsen und auch ein paar Viren haben es mit dem Flieger von Deutschland bis nach Gran Canaria geschafft. Nicht ganz optimale Voraussetzung für Urlaub, aber wir machen alle das Beste draus….

Calima

heißt die Wetterlage, die uns hier auf den Kanaren trübe Tage beschert. Ein Blick aus dem Fenster erinnert an kalte Hochnebeltage in Deutschland. Doch weit gefehlt. Die Temperaturen sind innerhalb eines Tages um fast fünf Grad gestiegen und auch die Luftfeuchtigkeit stieg zumindest gefühlt erheblich.  Grund sind östliche Winde die nicht nur heiße Luft aus der nahen Sahara bringen, sondern auch viel feinen Sand mit im Gepäck haben. Beim Weg über den Atlantik nehmen sie durch ihre Wärme Feuchtigkeit auf. Hier kommen sie dann als gelbe Luftmassen an, lassen die Sonne nur noch erahnen und auch die nahen Berge sind im Dunst verschwunden. Innerhalb kurzer Zeit ist alles mit einer feinen, gelben Staubschicht überzogen – Schiffe, Autos, Pflanzen… Die schwüle Wärme treibt einem des Schweiß aus den Poren. – Calima eben.

die Sonne im staubigen Dunst

 

Alles – außer Teva?!

Wie wir ja schon öfter erwähnt haben, sind wir hier in Las Palmas weil es praktisch alles gibt. Alles? Nun ja – schon seit einigen Wochen ist abzusehen, dass die Treckingsandalen von Rolf die nächsten Monate nicht mehr überstehen. Kann man ihnen eigentlich auch nicht verübeln, denn sie sind nun fast 20 Jahre alt😉. Und so halten wir seit unserer Ankunft die Augen auf und stöbern in Schuh-und Outdoorgeschäften nach Rolfs Lieblingsmarke Teva. Doch Fehlanzeige😢. Bis jetzt war Winter, da waren Sandalen praktisch nicht zu sehen, jetzt da langsam der Frühling kommt, wird das Angebot etwas besser, doch meist werden nur Treckingsandalen der allerbilligsten Machart angeboten. Ein einziges Geschäft führt die gewünschte Marke hier in Las Palmas und das hat keine in der passenden Größe. In seiner Not reparierte Rolf die kaputte Sohle schon mit Silikonkleber😳

diese haben’s hinter sich

Letztes Wochenende nun die Überaschung: mit unserem Besuch unternahmen wir einen Ausflug über die Insel. Herrliche Aussicht in den Bergen, bei wunderbarem Wetter.

Ganz im Süden im kleinen Puerto Mogan schlenderten wir durch die Gassen und siehe da – Sandalen in allen Farben,Formen und vor allem auch Größen von namhaften Herstellern! Nun ist Rolf Besitzer neuer, schicker Schuhe. Der Sommer kann kommen 😅!

Puerto Mogan….

Marina de Las Palmas – Puerto de la Luz

Seit knapp drei Wochen sind wir nun in der Marina von Las Palmas. Der Sporthafen ist riesig. Über 1000 Boote jeglicher Größe liegen hier an den Stegen. Es ist ein ständigen Kommen und Gehen. Obwohl nun eigentlich die ruhigere Saison auf den Kanaren beginnt, ist der Hafen sehr voll und nur wenige frei Plätze vorhanden. Es ist eine bunte Mischung aller Nationalitäten, die sich auch an unserem Steg widerspiegelt. Zufällig sind mit uns noch weitere drei deutsche Schiffe mit am Schwimmsteg, aber auch einige Franzosen, Dänen, Norweger, Niederländer, Schweden, Polen, Briten, Kanadier, natürlich Spanier und ein paar Boote die nicht bewohnt sind und deshalb keine Nationale fahren. Es ist also viel los, tagsüber wird immer irgendwo geschliffen, geputzt oder anderswie gewerkelt, aber da selten Chartercrews in der Marina sind, ist es Nachts sehr ruhig. Das kann im Mittelmeer ganz anderes sein, wenn junge Chartergäste die halbe Nacht durchfeiern. Auch vom Straßenverkehr und den Sirenen der Ambulanzen, die tagsüber öfters zu hören sind, haben wir Nachts unsere Ruhe. Das ist sehr entspannt. Und selbst der Schwell, der es vor zwei Wochen durch den starken Südwind noch in den Hafen schaffte und unsere Festmacher knarzen ließ, hat sich mittlerweile gelegt. Weht kein Wind weht, stört nichts unsere Nachtruhe, allerdings sind nicht auf allen Booten die Fallen sauber weggebunden. Wenn es aufbriest bekommen wir somit ein „kostenloses Konzert“ aus an Alumasten schlagende Leinen.

Vorne entlang unterhalb der großen Promenade gibt es eine handvoll Restaurants und Cafès, falls man mal keine Lust hat zu kochen, oder einfach eine gemütliche Pause machen will….

so beginnt ein guter Tag!

Mittlerweile haben wir auch etwas Kontakt geknüpft, was in so großen Häfen erfahrungsgemäß nicht so einfach ist, wie bei etwas kleineren. Zumal wir mit unseren Zugangskarten nur den Zutritt auf unseren Steg haben. Wir können also nicht in der ganzen Marina herumschlendern um Yachten anzuschauen. Wenn wir ein Boot an einem anderen Steg besuchen möchten, müssen sie uns das Tor öffnen oder wir kommen mit dem Dinghy vom Wasser aus. Überhaupt ist dies der erste Hafen, in dem viele Yachties das Schlauchboot neben dem Boot im Wasser liegen haben. Wenn wir z.B. zur Rezeption möchten, sind wir zu Fuß locker 20 Minuten unterwegs, mit dem Dinghy ist es ein Katzensprung nur quer über die Einfahrt rüber. Jede Woche treffen sich deutsch(sprachige) Yachties zu einem Stammtisch in einem Restaurant gleich an der Hafenpier. Manche sind schon seit Jahren auf der bzw. den Inseln, andere kommen jeden Winter um der Kälte zu Hause zu entgehen. Es gibt aber auch immer welche wie wir, die einige Wochen oder Monate bleiben um dann wieder weiterzuziehen.

die Marina ist riesig

Bei unserem täglichen Gang entlang der Pier sind wir immer wieder überrascht wie viele Fische im Hafenbecken schwimmen. Man sieht hier nicht nur die üblichen Meeräschen als Hafenfische, es sind auch bunte Barsche (vielleicht sogar ein Doktorfisch?) dabei, manchmal zieht ein Barrakuda seine Bahn und einmal hat sich höchtwahrscheinlich sogar ein kleiner Katzenhai ins Hafenbecken verirrt. Zwischen den Booten sind Schulen von Babyfischen unterwegs, die hier bestimmt gute Verstecke finden. Nur portugiesische Galeeren – die haben wir glücklicherweise noch nicht entdeckt!

Barrakuda im Hafen