Überfahrt zu den Azoren: im Hoch

Wir kommen dem Hochdruckkern der nördlich von uns wabert immer näher. Die windarme Zone ist mal etwas breiter, mal etwas eingedrückt da immer wieder Tiefs von der Ostküste der USA Richtung Nordost ziehen. Je weiter wir nun nach Norden an die Südflanke des Hochs kommen, desto schwächer und unsteter wird der Wind. Gut dass wir so wenig Welle haben, sonst könnten wir jetzt schon nicht mehr segeln. Um unseren Dieselvorat nicht zu strapazieren, möchten wir zu Beginn des großen Schlags möglichst wenig motoren, andererseits nützt es natürlich nichts in einem stationären Hoch tagelang auf Wind zu warten. Am sechsten Tag ist soweit, die Segel flappen nervenaufreibend, während Piccolina gerade mal noch zwei Knoten Fahrt macht. Am frühen Nachmittag streichen wir sozusagen die Segel und nehmen sie weg. Jetzt muß Otto ran – unser 75 PS Yanmar. Wir motoren mit 5 Knoten durchs teilweise spiegelglatte Wasser. Man kann sich so etwas kaum vorstellen, denn jeder kleinste Windhauch ruft doch ein kleines Kräuseln hervor. Aber hier erscheint die Wasseroberfläche so glatt, als wenn jemand Öl darauf gegossen hätte und es spiegeln sich  die Wolken im tiefblauen Meer. Auch wenn motoren nicht so unsere Sache ist, genießen wir den Anblick und das Gefühl, beinahe bis ans Ende der Welt blicken zu können, ohne dass uns auch nur eine Welle die Sicht behindert.

Zum Mittag gibt es wieder leckeren Fisch, diesmal in Butter gebraten, dazu etwas Reis vom Vortag und gebratene Kochbananen.

Mein Schatten spiegelt sich im tiefblauen Wasser

Bald ist Sonnenuntergang


Wir motoren durch die Nacht und erleben am nächsten Morgen einen Sonnenaufgang der Superlative. Der Himmel leuchtet in den kräftigsten Farben. Von Gelb über Orange bis zu Glutrot und das ganze Farbenspiel spiegelt sich in einer glänzenden Wasseroberfläche. Einfach nur schön!

Der Morgen erwacht

Die Farben wurden übrigens nicht nachbearbeitet!!


Am Vormittag beginnt sich die Wasseroberfläche wieder zu kräuseln, eine leicht Brise kommt aus Südwest, der Hochdruckkern liegt also nun östlich von uns. Nach einem kleinen Mittagsnack (Nudelsuppe mit Fisch), setzen wir die Segel. Durch die nicht vorhandene Welle können wir sogar einigermaßen segeln. Nicht schnell, aber zwischen drei und vier Knoten zeigt die Logge an. Geht doch. Dennoch müssen wir immer noch nach Norden fahren und dürfen noch nicht direkten Kurs auf die Azoren anlegen, sonst segeln wir direkt wieder in die Flautenzone hinein.
Zum Abendessen gibt es dann nochmals in Butter angebratenen Wahoo, dieses mal mit Salzkartoffeln, Speckbohnen und selbstgemachter Remoulade.


Die Nacht wird zäh, denn der Wind schläft oft etwas ein und dann flappen wieder die Segel. Ein schreckliches Geräusch. Als es am Morgen immer noch nicht besser ist, muss Otto nochmal für ein paar Stunden ran. Danach haben wir die sogenannten Roßbreiten zumindest fürs Erste überwunden. Ab nun können wir langsam nach Osten eindrehen.
Die Tage sind immer noch sonnig und heiß. Wir sind nun zwar schon über den Wendekreis des Krebses hinaus – also offiziel außerhalb der Tropen, aber dennoch etwa soweit südlich wie die Kanaren. Das Meer ist noch warm und somit sind die Temperaturen in der Nacht noch angenehm, wenn auch etwas frischer. Bisher hatten wir meist wolkenlose Nächte. Da wir bald Neumond haben und der Mond somit nicht nur schmäler wird, sondern auch immer später aufgeht, können wir den Sternenhimmel ganz ohne Streulicht genießen. Es ist unglaublich wie zahlreich die Himmelskörper zu sehen sind. Kein Vergleich zu besiedelten Gegenden, wo die zahlreichen Lichtquellen die nächtliche Kulisse beeinträchtigen. Noch sehen wir das Kreuz des Südens knapp über dem südlichen Horizont. Bald wird es verschwunden sein, dafür steigt der Nordstern kontinuierlich immer höher am Nachthimmel.

Überfahrt zu den Azoren: die ersten Tage – Kurs Nord

Um 8 Uhr gehen wir Anker auf zu unserem bisher längsten Schlag. Luftlinie etwa 2200 Seemeilen, doch da werden noch ein paar drauf kommen, da wir wegen der Winde bzw. besser gesagt der fehlenden Winde in den Roßbreiten zuerst etwas Nord machen werden um dieses Flautengebiet möglichst zu umfahren. Zu Beginn motoren wir allerdings erst südlich um das vorgelagerte Riff herum, setzen Segel (das Groß im ersten Reff und die Fock) und segeln um den nördlichen Teil der Insel. Das Wetter ist bewölkt, so wie die letzten Tage auch und es steht schon überraschend viel Schwell an der Westküste. Wir haben gerade unsere Windfahne Fanni auf Kurs „am Wind“ gesetzt und sind nun an Barbuda vorbei. Der Wind briest auf. Wir binden das zweite Reff ins Groß doch es ist immer noch etwas zuviel Tuch gesetzt. Also reffen wir die Fock etwas. Dann ein Knarzen und ein Schlag! Oje! Wir sind noch keinen halben Tag unterwegs und schon den ersten Schaden – komplett selbstverschuldet. Die Schoten waren noch nicht ganz lose und wir waren schon am einholen der Reffleine, da zupft die Schot durch eine Böe nochmals kräftig am Segel. Peng – der Umlenkblock der Reffleine reißt und der Mantel der Leine ist komplett durch. Sie hängt nur noch an der Seele. Also nun gaaaanz vorsichtig die Fock eingerollt und zum Nachdenken und Lage sortieren erst mal ein ganz klein wenig die Genua raus. Unsere Windfahne Fanni steuert brav und wir atmen erst mal tief durch. Wir haben Glück im Unglück. Den Doppelumlenkblock für die Reffleinen der Vorsegel können wir durch zwei einzelne ersetzen und die Fock hat noch genügend Reffleine auf der vorderen Trommel, so das wir das kaputte Ende abschneiden können. Durch die doch etwas höhere Welle ist es nicht ganz angenehm vorne am Bug den Furler inclusive der Schoten zu drehen, damit die Reffleine wieder ausreichend lang ist und komfortabel bis ins Cockpit reicht. Dann müssen nur noch die Schoten erneut angeschlagen werden. Zum Test die Fock einmal ganz gesetzt. Alles OK! Nun reffen wir wieder etwas damit wir nicht ganz so auf der Backe liegen und verdauen erst mal den blöden Fehler und die prompten Folgen. So etwas darf uns nicht nochmal passieren!
Den ganzen Tag haben wir viel mehr Wind als die angesagten 15 Knoten. Ein Squall nach dem anderen kommt an, teilweise mit ordentlich Regen und Böen mit 40 Knoten sind keine Seltenheit. Entsprechend ist die Welle nicht nur hoch, sondern unangenehm steil und Piccolina wir immer wieder voll ausgebremst wenn sie gegen einen Wellenberg fährt. Dennoch kommen wir zügig voran, aber entspannt geht anders. Wenigstens sind wir durch die viele Segellei und die ständige kleine Bewegung des Bootes vor Anker an Schaukelei gewöhnt, so dass Seekrankheit kein Thema ist. Hoffentlich geht das nicht so bis Horta! Das Abendessen fällt einfach aus: Rührei mit Zwiebel und (unserer letzten) Tomate. Die Nacht wird wie erwartet auch nicht sehr erholsam. Obwohl der Wind etwas moderater und die Welle langsam runder wird, können wir beide während unserer Freiwache nicht gut schlafen. Das ist meist so und wir wissen, das das  Erfahrungsgemäß in den nächsten Tagen besser wird. Dennoch heißt es von nun an möglichst auch mal am Tag etwas Schlaf nachzuholen, da man sich ja die halbe Nacht wegen der Wache um die Ohren schlägt.
Etmal (zutückgelegte Distanz der letzten 24 Stunden) : 130 Seemeilen

Der nächste Tag fängt gleich mit einem Squall an. Nur ein kleiner, dafür wie aus dem Bilderbuch: erst Wind weg, dann Winddreher und am Ende der Wolke  kräftige Böen gepaart mit Regen. Wir verdrehen schon die Augen! Nicht  schon wieder so ein Tag wie gestern. Doch das wird er nicht. Im Gegenteil. Die dunklen, grauen Regenwolken verschwinden und am strahlend blauen Himmel sind nur noch weiße Cumuli zu sehen. Eine typische Passatbewölkung. Wir haben einen angenehmen Am Wind Kurs. Piccolina rennt und wir genießen die guten Bedingungen. Aber eine richtige Bordroutine hat sich noch nicht eingestellt. Wir sind den ganzen Tag beschäftigt.

Ein großer Teil der Zeit nimmt der Kurzwellenfunk ein. Der Tag fängt an mit Sprechfunk und dem Morgenetz von Intermar, um 5 Uhr unserer Zeit. Danach versuchen wir per Pactormodem und email unsere Position abzusetzen und Wetterdaten herunterzuladen. Geht heute morgen ausgesprochen schlecht. Nach einer halben Stunde beschließen wir, die notwendigen großen Files lieber gegen Abend abzuholen. Zwischendurch frühstücken wir erst mal ausgiebig, nach dem etwas mageren gestrigen Tag. Da der Wind etwas nachläßt, rollen wir die Fock ein und setzen die Genua. Erst etwas gerefft, aber nach und nach können wir sie voll ausreffen. Es ist ein herrlicher Segeltag. Der Wind ist zwar nicht stark, aber dadurch dass nun kaum noch Welle ist, kommen wir gut voran und Fanni steuert erstklassig. Die Sonne scheint, es ist noch tropisch heiß und wir erfreuen uns am Fahrtwind.

Ein Squall in der Ferne beschert uns einen Regenbogen

Am Abend noch hohe Cumuli


Zum Mittagessen gibt es selbst eingemachtes Gulasch mit Semmelknödel und ein wenig Gurkensalat. Davor noch die „Abendrunde“ von Intermar, die für uns vor Ort um 12:30 Uhr eher eine Mittagsrunde ist. Zwischendurch wird immer mal wieder ein wenig an den Segeln gezupft. Am späten Nachmittag klappt es dann ganz ordentlich mit unserer Pactorverbindung und wir können die ersehnten Daten herunterladen. Mit der aktuellen Wetterkarte und den Grib-Files haben wir einen ganz guten Überblick über die Wettersituation, außerdem bekommen wir gute Infos von der Intermarrunde, besonders Uwe (DD1HUR) gibt uns noch einige gute praktische Tips und schaut für uns auch Wetterdaten an, die nur mit richtigem Internetzugang und entsprechenden Fachkentnissen auswertbar sind.
Die nächsten zwei Tage ändert sich das Wetter wenig. Wir laufen praktisch direkt nach Norden. Erstens werden wir dort wahrscheinlich am einfachsten durch die Hochdruckzone kommen, zweitens läuft Piccolina so ganz prima, ohne dass wir zu hoch an den Wind knüppeln müssen. Wir merken dass der Wind langsam etwas weniger wird. Die Flautenlöcher werden größer und wir halten schon nach den großen Wolken Ausschau in der Hoffnung dass sie uns etwas mehr Wind bescheren.
Auch die Nächte werden entspannter, obwohl wir immer noch etwas Schlafmangel haben, da wir tagsüber noch zu wenig schlafen. Noch ist Halbmond und nach Mondaufgang ist die Wache einfacher, dafür ist der Sternenhimmel zu Beginn der Nacht irre schön, wenn nicht das kleinste Streulicht die Dunkelheit stört.
Ganz wichtig ist gutes Essen an Bord. Der angenehme Kurs und die wenige Welle lassen unsere Seebeine schnell wachsen und so steht auch etwas aufwändigeren Mahlzeiten nichts im Weg und lässt die gute Laune weiter ansteigen. So gibt es am dritten Tag eine Quiche mit Zwiebeln und Karotte, einen Tag später öffnen wir eine unserer Entendosen aus Frankreich und machen Entenkeulen mit caramelisierten Zwiebeln in Orangensauße dazu die Semmelknödel vom Vortag in Butter angebraten und selbst eingekochtes Rotkraut – schließlich ist ja auch Sonntag 😉

Sonntagsessen…


Zur Feier des Tages gibt es am späten  Nachmittag auch endlich einen Biss an der Angel. Der Erste seit wir vor zwei Tagen die Angel raus haben. Wir fangen einen herrlichen, etwa einen Meter langen Wahoo. Den größten Fisch den wir bis jetzt an Bord geholt haben. Wir schneiden die Filets heraus und alles was sonst noch verwertbar ist und unser Kühlschrank bekommt geschätzte vier Kilo Fisch vom feinsten in seinen Bauch. Der Speiseplan der nächsten Tage wird spontan geändert und am Montag gibt es – etwas ungewöhnlich – Ceviche, also roher Fisch in Olivenöl und Zitronensaft mariniert am späten Vormittag zum zweiten Frühstück und Nachmittags machen wir Sushi und Sashemi aus dem äußerst schmackhaften Wahoo.
Die Tage gehen fließend ineinander über. Langsam stellt sich Bordroutine ein, mit den festen Funkzeiten, dem Laden der Wetterdaten, Kochen und Essen, etwas Schlaf nachholen und an den Segeln zupfen ist der Tag schon fast gefüllt. Viel Zeit mal ins Cockpit zu sitzen und zu lesen bleibt eigentlich nicht. Dafür es ist momentan sehr entspanntes segeln.

Den Sonnenuntergang genießen wir jeden Tag

Überfahrt nach Trinidad

Am späten Samstag Vormittag kippt die Tide im Surinam River. Zeit für uns abzulegen. Als wir unter der Brücke bei Paramaribo durchfahren schiebt uns die Strömung mit über einem Knoten und wird teilweise sogar noch stärker, bis zu zwei Knoten. Wir fahren vorbei an der Waterkant, dem Fort Zeelandia, New Amsterdam und dessen Fort, winken nochmals zum Abschied, dann geht’s langsam raus auf den Atlantik. Bei den letzten Tonnen wird das Wasser ziemlich kabbelig, da wir den Wind auf der Nase haben und somit Wind gegen Strom. Aber kaum sind wir an der Ansteuerungstonne angekommen, können wir Segel setzen und Kurs Trinidad anlegen. Die nächsten 36 Stunden haben wir ein Traumsegelwetter. Schöner Halbwindkurs, unsere Piccolina rauscht mit 7-8 Knoten durchs Wasser und es ist dabei wunderbar leise. Kein Geklapper in den Schränken, keine Wellen die an die Seiten klatschen, wir gleiten geschmeidig durchs Wasser – fantastisch. Wir sind schnell, der Plotter sagt uns eine Ankunftszeit am Dienstag vorraus. Doch die Wettervorhersage behält recht – der Wind wird schwächer und unstet. Dafür können wir uns an Deck ausgiebig abduschen und das tiefblaue Wasser betrachten, das wir so vermisst haben. Blauer geht es nicht. Man könnte meinen man schaut bis an den Meeresgrund. Nicht umsonst gibt es den Ausdruck Blauwassersegeln, wenn man weit ab den Küsten segelt. Nachts nieselt es leicht, aber es ist immer noch so warm dass wir selbst in der Nacht in kurzen Hosen und T-shirt Wache gehen können. Ohne Wolken und wenn der Mond noch nicht aufgegangen ist, haben wir Zeit den unglaublichen Sternenhimmel zu betrachten. Direkt über dem Horizont ist es zu dunstig, aber über uns erstreckt sich die Milchstraße deutlich als heller Streifen über das Firmament und tausend leuchtende Sterne….

Vor Trinidad umfahren wir ein großes Gebiet mit vielen Ölbohrplattformen. Manche sind recht nah, doch sie sind groß und nicht zu übersehen und in der Nacht sehr hell beleuchtet. Wir segeln an der Ostküste Trinidads entlang – mehr schlecht als recht, die Segel stehen gerade noch so und flappen bei jeder größeren Welle enervierend. Dennoch machen wir noch über zwei Knoten Fahrt. Das ändert sich am frühen Vormittag an der nördlichen Inselseite. Hatten wir bis dahin über einen Knoten Strom der uns schob, sind wir nun vielleicht zu nah unter der Küste (aber immer noch 4 Meilen entfernt) oder die Tide ist stärker als der Guyanastrom. Jedenfalls setzt nun der Strom mit ein bis zwei Knoten gegen uns und der Wind ist komplett eingeschlafen. Da wir innerhalb der Bürozeiten in Chaguaramas ankommen wollen um keine „Overtime“ Gebühr zahlen zu müssen starten wir den Motor. Vorbei an den schroffen, üppig grünen Bergen der Nordküste geht es durch einen kleinen Kanal zwischen der Nordwestspitze Trinidads und einer kleinen Nebeninsel. Wir sehen Pelikane im Formationsflug vorbei fliegen und bewundern die schroffen Klippen am Ufer. Die Bucht von Chaguaramas hat nicht ganz so viel Charme. Viele Werften sind hier angesiedelt – nicht nur für Sportboote auch für große Frachter, Fischer- und Arbeitsboote. Wir legen am Zollsteg an und stellen fest dass wir durch die eine Stunde Zeitverschiebung genau zur Mittagspause angekommen sind. So können wir im Cafe am Pontoon noch ein Sandwich essen, bevor es ans einklarieren geht.

Sonnenaufgang an der Nordküste Trinidads
Anfahrt an die Nordwestspitze
schroffe grüne Hügel

Was als erstes auffällt ist der krasse Akzent der Trinidadians. Wow. Ich dachte die Australier oder Neuseeländer sind manchmal schlecht zu verstehen, aber das hier ist wirklich nochmal eine andere Nummer. Oft muss ich nachfragen, wenn zu schnell und für mich zu undeutlich gesprochen wird. Aber alle sind sehr freundlich, auch bei der Immigration und dem Zoll, so dass wir uns knapp drei Stunden später in der Ankerbucht ein Boje raus suchen können und dann erst mal ganz gemütlich unseren Anleger trinken. Wir sind gut angekommen, morgen machen wir unser Dinghy parat und schauen uns erst mal genauer um….

Atlantiküberquerung – unser Fazit

16 Tage und 8 Stunden waren wir unterwegs von den Kapverden nach Französisch Guyana. Das macht einen Schnitt 4,5 Knoten.
Nein eine schnelle Überfahrt war es keine, dafür hatten wir meist gute Bedingungen. Was uns störte war der direkte Vorwindkurs. Das Boot schaukelt von einer Seite auf die andere – teilweise von Süllrand zu Süllrand – was jede Tätigkeit an Bord unendlich mühsam werden lässt. Kochen ist das klassische Beispiel, aber auch das Essen der zubereiteten Mahlzeiten ist mitunter nicht ganz einfach. Denn wenn auch der Teller auf der rutschfesten Matte sicher steht, der Inhalt rutscht gern mal davon und die Sauerei ist perfekt. Deshalb essen wir wenn immer es geht, aus unseren tiefen Schalen. Immerhin haben wir es dieses Mal geschafft keinen Kaffee-Unfall zu produzieren. Sei es weil eine Tasse umfällt, sei es weil sie einfach überschwappt. Nachdem wir schon unzählige Male die braune Brühe aus dem Cockpit wischen mussten blieb es uns auf dem Atlantik erspart.

Die Tage vergingen unglaublich schnell – die Nächte dafür umso langsamer. Es macht sehr viel aus, ob man klare und helle Nächte hat, oder ob es so dunkel ist, dass man nicht einmal den Horizont ausmachen kann. Bei mondbeschienenen oder sternenklaren Nächten kann man stundenlang in den Himmel schauen, gerade wenn die Temperaturen so lau sind, dass man im T-Shirt im Cockpit liegen kann. Dennoch herrscht ständig latenter Schlafmangel und wir versuchten aktiv auch tagsüber zu schlafen.

Die letzten zwei Tage hatten wir viel Regenschauer, aber auch diese hatten nicht sehr viel Wind im Gepäck (oft nur Winddreher).

Während unserer Überfahrt sahen wir vier Frachter, auf dem AIS natürlich viel mehr. Einer hat uns per Funk gefragt ob alles OK wäre und zum Gruß zweimal getutet. Alle Frachter wichen uns rechtzeitig aus, manche sogar so lange vorher, dass wir das gerade noch im AIS mitverfolgen konnten.

Tiere sahen wir sehr wenig, einige Seevögel, ab und zu eine portugiesische Galere und kurz vor der Ankunft kam eine kleine Delfinschule ans Boot. Die größte Anzahl an toter fliegender Fische am Morgen waren 12. Anzahl der gefangenen Fische: vier. Zwei Goldmakrelen, eine Schlangenmakrele und einen Thunfisch.

Es war ein interessantes Erlebnis aber zum Glück nicht sehr spektakulär. Ab jetzt gibt es erst mal wieder kürzere Etappen….