//WL2K Atlantiküberquerung – 13. Tag

Die Temperaturen steigen stetig. Bei sonnigem Wetter haben wir mittlerweile gute 30°C im Boot. Der beste Platz ist draußen im Cockpit, wo die achterliche Brise Kühlung bringt. Der erste Regenschauer gestern abend brachte auch etwas Abkühlung. Und vor allem hat er Regen das Schiff gewaschen. Unglaublich wie dreckig es war. Auf den Kapverden war immer viel Sand und Staub in der Luft, der sich überall absetzte. Zwar haben wir PICCOLINA in Mindelo abgespritzt, aber halt nur was einigermaßen in Reichweite war. Alle Wanten und Schoten und Segel waren bei der Abfahrt noch it einer gelbroten Staubschicht paniert. Nun könnte man denken, auf dem Ozean ist die Luft sauber. Nun sie ist viel sauberer, aber es ist dennoch eindrucksvol, wie sich mit dem Tagen wieder eine Staubschicht auf dem Boot gebildet hat. An den glatten Flächen der Solarpaneele kann man das prima sehen. Vor Jahren habe ich gelesen, dass der Regenwald im südamerikanischen Tiefland vom Saharastaub gedüngt wird. Gerade Pflanzen wie Bromelien, die auf den Urwaldriesen wachsen und keine Wurzeln bis zum Boden haben, sind auf diese Nährstoffe angewiesen. Und naja – wenn so und so viele Tonnen Staub von Afrika bis in den Amazonas gelangen, dann geht auf dem Weg dorthin bestimmt auch einiges verloren… Wie gesagt. seit gestern ist das Schiff wieder sauber, auch die vielen Schuppen die die toten fliegenden Fische an Deck hinterlassen haben sind fortgespült. Wir sind gespannt wie sich das weitere Wetter entwickelt. Immerhin ist in Französich Guyana laut Klimatabellen bis Juli Regenzeit. Da werden wir noch den ein oder anderen Schauer abbekommen.
Noch ca. 440 Meilen bis Kourou

//WL2K Atlantiküberquerung – 11. Tag

Die Tage vergehen im immer gleichen Rythmus. Ich verliere das Zeitgefühl. Wenn ich kein Logbuch führen würde, könnte ich nicht abschätzen wie lange wir schon unterwegs sind – 5 Tage – 20 Tage? Die Segelstellung wurde schon lange nicht mehr verändert, war auch nicht nötig. Der Passat bläst sehr konstant aus der gleichen Richtung, die Windstärke ändert sich nur noch wenig. Die Wellen werden mal höher, so dass die Wellenberge PICCOLINA das Heck verdrehen, wenn sie nicht ganz genau von achtern kommen und unsere Windfahne (Fanni) teilweise ganz schön zu tun hat, das Boot wieder auf den richtigen Kurs zu bringen. Wenn dann die Wellen wieder etwas flacher und runder werden läuft plötzlich alles ganz leicht. Mittlerweile scheint meist die Sonne, manchmal ziehen Wolkenfeder durch, aber bis auf ein paar vereinzelte Regentropfen blieben wir trocken. Die Temperaturen sind recht warm, selbst bei der Nachtwache kommt man mit dem Tshirt aus. Es ist Halbmond und somit haben wir nun die halbe Nacht Mondlicht. Doch auch wenn der Mond untergegangen ist, wird es nicht stockduster – sofern der Himmel klar ist. Der Sternenhimmel ist fantastisch. Nicht ganz so schön wie in der Sahara, dazu ist es zu feucht, aber dennoch immer wunderbar anzuschauen. Gleich in den frühen Nachtstunden ist das Kreuz des Südens knapp über dem Horizont fantastisch zu sehen und eines meiner Lieblingssternbilder steht kurze Zeit später in voller Größe am Südhimmel: der Skorpion, mit seinen Scheren und dem gebogenen Schwanz. Am frühen Morgen ist das große Viereck des Pegasus im Osten aufgegangen, die Milchstraße wandert während der Nacht über den Himmel. Herrlich Aber es ist nicht nur alles Freude auf dem törn. Das Boot rollt und giert nach allen Seiten. Kochen wird bei den hohen Wellen zum Balanceakt, jeder Handgriff dauert mindestens doppelt so lange als normal. Egal wo jede Sekunde muss man sich irgendwo festhalten, sonst wird man womöglich durchs halbe Schiff geschleudert. Nur in der Pantry (Küche) kann man mit beiden Händen arbeiten, da der Abstand zwischen Herd und Schrank gerade mal 60 cm beträgt. So wird man von den Wellen von der einen Seite auf die andere Geschubst, während man Gemüse schnippelt oder Fisch filetiert. Ein Stück weit gewöhnt man sich daran, aber manchmal nervt es auch einfach, wenn man alles, aber auch alles mit Bedacht ablegen muss, weil es sonst quer durchs Schiff fliegt. Laut Wetterbericht sollen die Wellen ab Dienstag wieder kleiner werden…..!
Noch ca. 680 NM bist Kourou

//WL2K Alantiküberquerung – 9. Tag

Genau so haben wir uns das vorgestellt: Die Sonne scheint, ein paar weiße Wolken ziehen langsam dahin, das Meer ist tiefblau, die Wellen 1,5 bis 2 Meter hoch und der Nordost weht mit ungefähr 20 Knoten. Wir kommen endlich mal gut und trotzdem angenehm vorwärts. Das ist Passatsegeln vom Feinsten. Wir hoffen, dass es noch ein paar Tage so weitergeht. Am Morgen besuchte uns ein Vogel und jagte lange Zeit fliegende Fische neben uns. Sehr spannend zu beobachten, wie er die Fische unter der Wasseroberfläche aufs Korn nimmt, manchmal im Sturzflug ins Wasser taucht. Doch die meiste Beute macht er tatsächlich wenn er die Fische im Flug erwischt. Mit einer irren Geschwindigkeit jagt der Vogel hinterher und schwupp. Die Erfolgsquote war gar nicht so schlecht. Innerhalb einer Stunde hat er mindestens 5-6 Mahlzeiten erwischt. Danach kurz mit Salzwasser hinunterspülen und gut. Unglaublich wie hervorragend die Tiere an diese Lebensbedingungen angepasst sind. Immerhin sind wir in jede Richtung mindestens 900 Meilen weg von der nächsten Landmasse. Apropos: Wir haben Bergfest. Seit heute Nacht liegt nun mehr als die Hälfte der Strecke in unserem Kielwasser. Ansonsten gibt es nur alltägliche Dinge zu vermelden: jeden zweiten Tag wird Brot gebacken. Ganz einfach mit Mehl, Salz und Trockenhefe, bzw. heute probieren wir eine Brotbackmischung, die wir auf den Kanaren gekauft haben. Bis jetzt alles sehr lecker. Das einzige was uns ein wenig Kopfzerbrechen macht ist unsere Kurzwellenfunke. Das empfangen der Wetterdaten über das Pactormoden funktioniert prima, aber beim Sprechfunk ist wohl der Wurm drin. Wir verstehen – je nach Wetterlage – die Intermarrunde aus Deutschland können aber von dort nicht gelesen werden. Selbst auf den Kanaren kommen wir nicht gut an. Aber dieses Problem können wir während dem Segeln nicht beheben und so werden wir uns erst in Kourou richtig damit beschäftigen. Das wichtigste für uns sind die Wetterdaten und die bekommen wir jeden Tag (bzw. z.Z. eher jede Nacht) gut heruntergeladen.
Noch ca. 830 Seemeilen bis Kourou

//WL2K Atlantiküberquerung – 7. Tag

Nun sind wir bald eine Woche auf dem Atlantik unterwegs und haben noch keine 700 Seemeilen auf der Logge. So langsam waren wir noch nie. Aber der oft wenige Wind in Verbindung mit dann doch ganz beachtlichen Wellen läßt unseren Schnitt erheblich sinken. Bei 12 Knoten will unsere Kleine mit dieser Besegelung noch nicht so recht. Aber wir kommen vorwärts, müssen nicht motoren und solange nirgends schlechtes Wetter in Sicht ist, haben wir kein Problem langsam zu sein. Es ist merklich wärmer geworden, dazu scheint immer öfter die Sonne. Viel zu tun gibt es nicht – gut so. Wache gehen, schlafen (auch tagsüber, denn nachts bekommt man etwas zu wenig), kochen, essen, lesen, aufs Meer blicken und Vögel und fliegende Fische beobachten. Letztere haben erstaunliche Flugeigenschaften. Wir sehen sie 50 oder 100 Meter weit fliegen, dabei schlagen sie auch gern mal einen Haken. Oder sie ditschen kurz auf der Wasseroberfläche auf und dann geht es nochmas 20 Meter weiter. Manchmal sind es ganze Schwärme, die wahrscheinlich vor irgendwelchen Räubern flüchten. Vögel sehen wir selten. Meist Sturmtaucher die dicht über der Wasseroberfläche fliegen und außer zum Brüten, die ganze Zeit auf dem Meer leben. Ansonsten ist nicht viel los hier. Hi und da mal ein Frachter auf dem AIS, die sind aber oft 30, 40 Seemeilen weit weg. Das wars. Mal sehen wir lange wir noch brauchen, wir hoffen bald Bergfest feiern zu können…
Noch ca. 1140 Seemeilen bis Kourou

//WL2K Atlantiküberquerung – 5. Tag

Heute gab es leckeren frischen Mahi-Mahi (Goldmakrele?) zu Essen. Wir hatten ihn zwar schon am Vortrag an der Angel, aber da war das Mittagessen gerade fertig, als die Angel loszurrte – frei nach Murphy. Wenn man den ganzen Tag kaum was zu tun hat, rauscht die Leine, wenn man gerade beschäftigt ist, oder schlafen will. So mussten die frischen Filets eine Nacht im Kühlschrank ausharren, bis wir sie zubereiteten: ganz einfach, nur Salz, Pfeffer, ein wenig Mehl und dann in Butter angebraten, zuletzt ein paar Tropfen Zitronensaft. Dazu Curryreis und unsere letzten roten Tomaten als Salat. Yammi. Das ist nun unser zweiter Fisch den wir auf diesem Schlag aus dem Wasser ziehen. Leider war der erste etwas klein und wir hätten ihn gern wieder freigelassen, aber er hatte den Haken soweit im Schlund, dass wir diesen nicht mehr rausbekamen… und so wanderte auch der kleine Mahi-Mahi in die Pfanne. Die Angel ist jetzt eigentlich jeden Tag drausen – außer wir haben schon Frischfisch im Kühlschrank, oder vielleicht kommt ja auch mal die Zeit, dass wir Fisch nicht mehr sehen können. Im Moment ist es jedenfalls eine leckere Abwechslung.
Am Nachmittag kam dann endlich mal wieder die Sonne raus. So schön, gleich ist das Meer nicht mehr grau, sondern leuchtet in herrlichem Blau. Die Wellen hatten immer noch eine beträchtliche Höhe, die jedoch über Nacht langsam abgenommen hat – der Wind leider auch. Insgesamt hatten wir doch mit etwas mehr Wind gerechnet und wir sind ziemlich langsam, da wir bei unserem Rigg mit dem Spiebaum nur die kleine Fock, bzw. die halbe Genau setzen können. Aber eigentlich ist es auch ziemlich egal, wie lange wir brauchen, solange kein schlechtes Wetter angesagt ist.
Noch 1250 Seemeilen bis Kourou