Gibraltar…

…ist speziell. Ob es uns gefällt oder nicht, wissen wir noch nicht so recht. Der Grenzübergang bzw. besser gesagt der Zugang zum Gebiet ist jedenfalls schon mal sehr cool. Kurz hinter der Passkontrolle und der einzigen Zufahrtstraße nach Gibraltar kommt eine Ampel – sowohl für Fahrzeuge als auch für Fußgänger- und mehrmals am Tag wird der komplette Zugang für einige Minuten gesperrt. Warum? Die Start- und Landebahn muss gequert werden. Wenn ein Flugzeug kommt steht der Verkehr und wartet bis der Flieger sicher gelandet bzw. gestartet ist, dann springt die Ampel auf grün, die Schranke wird geöffnet und der Verkehr fließt wieder.

Kommt ein Flugzeug wird die Zufahrt nach Gibraltar kurzzeitig gesperrt
Auf dem Landweg muss jeder Besucher über die Landebahn fahren oder gehen
Warten auf den Start

Dass Gibraltar ein Platzproblem hat ist unschwer zu erkennen, jeder Quadratmeter ist ausgenutzt, die Straßenführung ist nicht sehr intuitiv, da es viele Einbahnstraßen gibt, dennoch läuft der Verkehr – zumindest zu dieser Jahreszeit – erstaunlich gut. Gleich hinter der Grenze, am Stadion vorbei, beginnt das Ocean Village mit der dazugehörigen Marina. Es gibt viele Kneipen und Restaurants, Hotels und Läden. Die Wege sind von Blumenrabatten und Palmen gesäumt, alles sehr aufgehübscht, aber halt auch ziemlich künstlich. Über die Hauptverkehrsader rüber, am Busbahnhof vorbei kommt der Grand Casemate Square. Von alten Mauern umgeben kann man hier auf dem Platz sitzen und in einem der vielen Restaurant seine Fish & Chips genießen. Die anschließende Main Street ist eine große Shopping Meile. Spirituosen, Tabak, Parfüm, Schuhe, Elektronik – in Gibraltar kann man zollfrei einkaufen und das Geschäft brummt. Selbst jetzt ist die Fußgängerzone gut besucht, keine Ahnung wie es im Sommer hier zugeht. Im Zentrum sind viele alte Festungen und Gebäude, dazwischen kleine nette Plätze, Richtung Hafen stehen viele Hochhäuser, direkt am Wasser gibt es Promenaden oder kleine Parks, das Industriehafengelände etwas weiter südlich ist wie überall ein Moloch – wenn auch etwas kleiner. Den Fels hinauf gibt es enge Wohnviertel, aber auch großzügig angelegte Villen. Fährt man weiter nach Süden, schmiegt sich der Fels näher ans Wasser, hier sind Strandbäder angelegt. Um nach Europapoint zu kommen, der Südspitze von Gibraltar muß man entweder über den Fels oder -einfacher – durchs Tunnel. Dort steht der Leuchtturm der den Eingang der Straße von Gibraltar markiert.

Im Ocean Village ist alles aufgehübscht
Der Grand Casemat Square wird von altem Gemäuer umschlossen
In der Main Street ist nur Sonntags so wenig los
Kleine Parks zwischen den Hochhäusern – Zugang zum Wasser gibt es im Süden der Halbinsel
Ein Wasserfall auf dem Weg zum Europa Point
Europa Point
Blick vom Fels auf die Südspitze von Gibraltar, die berühmte Meerenge und im Hintergrund Marokko

Die Ostseite der Halbinsel ist wenig bebaut, da die Steilwand teilweise direkt ins Meer abfällt. Auch hier verbindet ein Tunnel die Südspitze mit den Stränden im Nordosten. Von dort ist es nur noch ein kurzes Stück bis zur Landebahn und somit zur vollständigen Umrundung des Felsens.

An der Ostküste gibt es ein paar kleine Strände

Das eigentliche Highlight von Gibraltar ist jedoch nicht die Stadt, sondern der Fels an sich, genaugenommen, der höher gelegene Teil davon – genannt the Upper Rock. Dieser ist komplett Naturschutzgebiet. Für Einheimische ist der Eintritt kostenlos, Touristen zahlen 16 britische Pfund. Im Eintritt inbegriffen sind Attraktionen wie die St. Michaels Cave, eine Hängebrücke, einen (kleinen) Skywalk, die „Great Siege Tunnel“ und einiges mehr. Es gibt verschiedene Möglichkeiten um auf den Berg zu kommen. Taxen bieten Touren an und fahren zu den wichtigsten Sehenswürdigkeiten oder man nimmt die Seilbahn zur Bergstation . Da ist aber auch noch die Variante mit dem öffentlichen Bus. Es gibt eine Haltestelle kurz vor dem (nördlichen) Gate am Moorish Castle und eine etwas unterhalb des südlichen Jewish Gate. Am Busbahnhof auf dem Market Place sind die Fahrpläne und Zeiten ausgeschildert und wer zu faul ist von der Marina Alcaidesa bis dorthin zu laufen, kann auch direkt nach dem Grenzübergang in die Linie 5 steigen und sich die Meter zu Fuß sparen. Stressfrei ist das Hopper Ticket mit dem man für 9 Euro den ganzen Tag alle Buslinienauf Gibraltar benutzen kann. Wer es etwas sportlicher mag, kann die mediterranien steps mit in die Runde einbauen. Dieser Pfad führt vom südlichen Gate über die östliche Seite auf den Berg. Er ist sehr steil und es sind viele und enge Stufen zu bewältigen, dafür wird man belohnt mit tollen Ausblicken in ruhiger Natur. Wem das zu anstrengend ist, geht auf den schmalen Straßen die auch die Taxen benutzen zu den Sehenswürdigkeiten . Die berühmten Gibraltar Affen sind übrigens praktisch auf dem ganzen Fels verteilt, tummeln sich aber vorzugsweise natürlich da, wo es Futter gibt.

Am Einstieg zu den mediterranian steps
Auf der Ostseite ist man mitten in den Natur
Blick aufs Mittelmeer

schroffer Fels

Ausblick auf die Ostküste

In der St. Michael’s Cave – seht ihr auch das breitgesichtige Schleimmonster?
Blick auf die Bucht und das Zentrum Gibraltars

Die Hängebrücke ist ziemlich stabil gebaut
In den great Siege Tunnel erfährt man viel über die Zeit der Belagerung um 1780
Ein Teil der Tunnel ist zugänglich – genaugenommen ist der Fels durchlöchert wie ein schweizer Käse… Die World War II Tunnel waren leider geschlossen
Im Vordergrund das Ocean Village, dahinter die Landebahn, etwas weiter das Wetter brakewater der Alcaidesa Marina in Spanien
Es stehen immer noch unzählige Geschütze auf dem Berg
Nochmal Affen

Wir sind durch!

Der Atlantik liegt hinter uns. Von Cádiz hatten wir noch zwei Tagesetappen. Tag eins leider stundenlang unter Motor, da der wenige Wind der angesagt wurde, noch schwächer ausfällt. Kurz vor unserem Tagesziel runden wir das Cap Trafalgar. Bis jetzt war uns nur die berühmte Schlacht gleichen Namens bekannt, nun wissen wir auch wo genau die Spanier 1805 von der Britischen Marine so vernichtend geschlagen wurden.

Leuchtturm am Cap Trafalgar
Wolkenfront vor Barbate

Nach einer Nacht vor Anker in Barbate, Tag zwei mit feinstem Segeln vor dem Wind bis in die Bucht von Gibraltar. Der Strom schiebt uns kräftig als wir durch die Meerenge fahren, die Sonne lacht, der Schwell wird merklich weniger. Die Küste ist hügelig, manchmal schroff und überraschend grün. Nicht gerade so wie wir uns Andalusien vorgestellt haben und super schön. Viele große Pötte fahren durch die Straße von Gibraltar und auf Kanal 16, dem Rufkanal auf UKW ist richtig viel los. Langweilig wird es nicht auf diesem Schlag. Nicht weit hinter Tarifa, dem südlichsten Punkt Spaniens, sehen auch schon „the Rock“. Der Felsen auf dem Gibraltar erbaut ist. An der Einfahrt zur Bucht kommen wir in den Windschatten der Berge, deshalb rollen wir unser Vorsegel ein und motoren an den vielen Frachter und Tanker die hier auf Reede liegen vorbei. Es ist viel los, Versorgungsschiffe für die Ankerlieger fahren umher, Fähren nach Marokko und Ceuta queren unsere Kurslinie, aber alle geben acht und wir können stur unseren Kurs auf das britische Überseegebiet nehmen. Dort gehen wir erst mal zum Tanken, denn hier ist der Treibstoff zollfrei.

Im Westteil der Straße von Gibraltar steht noch viel Schwell auf die Küste
Viel Großschifffahrt ist unterwegs – im Hintergrund die marokkanischen Berge
Die Halbinsel vor Tarifa ist der südlichste Punkt
Frachter, Tanker, Fähren….
Die Berge sind sehr grün
Der markante Fels von Gibraltar
Am Eingang der Bucht lässt uns der Wind im Stich

Der Wind hat inzwischen – war ja klar – kräftig zugenommen, ein spanischer Gockel drängelt sich in der Zufahrt zum Tanksteg auch noch vor. Bei soviel Trubel und knapp 20 Knoten Wind ist das Anlegemanöver nicht sehr geschmeidig. Egal, die Tanks sind bald voll und wir können verholen an den Rezeptionssteg der Alcaidesa Marina in La Linea de Concepcion, gleich nebenan auf der spanischen Seite. Das klappt schon besser, trotz Wind, aber es ist auch mehr Platz und niemand der uns in die Quere kommt. Wir bekommen einen Steg zugewiesen und kaum sind wir in der Marina, nimmt der Wind merklich ab. Zwei Marineros helfen beim Anlegen, das sich nun wesentlich entspannter gestaltet. Wir sind jetzt formal im Mittelmeer angekommen. Wir sind froh, keinem der übergeschnappten Orcas über den Weg gefahren zu sein. Zwar war es die letzten Wochen etwas ruiger geworden, allerdings sind momentan auch nicht sehr viele Boote unterwegs. Die letzten Meldungen von Attacken kamen von der Küste vor Tanger in Marokko und südlich von Lissabon. Wir werden das Thema weiterhin im Auge behalten…

Es geht an vielen Ankerliegern vorbei
„The Rock“ mit der verschachtelten Stadt am Fuß

Wir werden die nächsten Tag La Linea und Gibraltar näher anschauen und freuen uns schon drauf.

Blick vom Liegeplatz auf Gibraltar

Warteschleife in Albufeira und im Turbo nach Spanien

Der Schlag von Portimão nach Albufeira beschert uns besseren Wind als erwartet und wir können die ganze Strecke unter Segel zurücklegen, bis auf die letzte Seemeile vor der Hafeneinfahrt. Es steht überraschend viel Schwell in der Einfahrt und der Rezeptionssteg macht so wilde Bocksprünge dass wir uns wirklich überlegen ob wir dort festmachen sollen. Weiter drin in der Marina, ist der Schwell dann fast nicht mehr zu spüren und wir liegen sehr ruhig an dem zugewiesenen Fingersteg. Der Hafen ist sehr voll, es liegen einige bekannte Yachten an den Stegen. Leider ist der Infekt von Rolf den er sich in Portimão eingefangen hat, sehr hartnäckig und einen Tag später hat es ihn schon wieder erwischt. Da heißt es jetzt den Husten richtig auskurieren, sonst schleppt er das noch ewig mit. Also verlängern wir unseren Aufenthalt in Albufeira und verlängern und verlängern… Es gibt schlimmere Orte um hängen zu bleiben. Die Marina sehr günstig, es hat einen kleinen Supermarkt direkt am Hafen, die sanitären Anlagen sind nicht neu, aber OK.

Auch im Kanal kann viel Schwell stehen
Die Marina ist Retorte – etwas gewöhnungsbedürftig
Der Fischreiher dreht jeden Abend hier seine Runde

Die Bucht vor Kanal gehört den Fischern

Selbst um diese Jahreszeit ist ziemlich viel los in Albufeira. Die ganze Algarve ist viel touristischer als wir es vom Norden gewohnt sind. Es sind sehr viele Briten, aber auch Niederländer, Deutsche und Franzosen zu hören. Die Algarve ist ein Auswanderereldorado. Überall kann man sich auf englisch verständigen – wer spricht schon portugiesisch? Und doch gibt es das ein oder andere Lächeln, wenn man einige Takte in der Landessprache radebricht, und oft kommt die Antwort etwas langsamer gesprochen als zu Landsleuten. Zugegeben sind wir weit davon entfernt die Sprache zu sprechen, aber wenigstens können wir ein paar Basics. Wir sind nun ja auch schon lange genug in diesem Sprachraum unterwegs. Ganz ehrlich gefällt uns die Algarve zwar landschaftlich sehr gut, aber im nördlichen Teil Portugals fühlten wir uns wohler.

Silberflossenthuna

Der schöne Sandstrand vor Albufeira

Nach drei Wochen geht es Rolf endlich wieder besser und das Wetter scheint zu passen. Wir scharren mal wieder mit den Hufen. Eigentlich wollten wir uns noch gemütlich den Osten der Algarve anschauen, aber das verschieben wir auf unbestimmt. Nächstes Etappenziel ist der Grenzfluss von Portugal und Spanien – der Guadiana. Leider hat die Vorhersage mehr Wind versprochen als dann tatsächlich kommt und so müssen wir ziemlich lange Motoren, damit wir schnell genug sind um die Strecke bei Tageslicht zu schaffen. Bei so vielen Fischerfähnchen und Fischfarmen möchten wir ungern nachts fahren.

Um Mittagszeit bekommen wir einen kurzen Adrenalinschock. Wir fahren direkt an einem Pilotwal vorbei. Abstand unter einem Meter – wir überfahren ihn fast. Und wir haben ihn nicht gesehen, bis wir mit ihm auf gleicher Höhe sind. Wir können nur vermuten dass er geschlafen hat, etwas unterhalb der Wasserlinie – die Finne war nicht zu sehen. Gut dass wir ihn nicht mit der Schraube erwischten und er nicht verletzt wurde. Anscheinend ist er aufgewacht als wir ihm so nah gekommen sind. In unserem Kielwasser sehen wir, wie er sich nach uns umdreht (nun die Finne überm Wasser), dann aber wieder abdreht. Kurze Zeit später ist er weg. Da spricht man die ganze Zeit über Orcas – aber es gibt ja auch genügend andere Tiere hier.

Am späten Nachmittag können wir noch eine Weile die Genua rausziehen und uns ohne lärmendes Motorgeräusch fortbewegen. Im Guadiana ankern wir für eine Nacht. Es ist ruhig, die Strömung im Fluss ist geringer als angenommen und wir schlafen gut. Am nächsten Morgen heißt es wieder sehr früh aufstehen, denn der kommende Schlag soll 60 Seemeilen lang werden.

Vor Anker im Guadiana

Mondaufgang

Der Morgen begrüßt uns regnerisch und wolkenverhangen. Wir haben 3 Knoten Strom der uns zur Mündung schiebt. Dort steht Wind und Schwell gegen die Tide was eine ganz böse hohe Welle erzeugt. Wir werden ordentlich durchgeschüttelt, sind froh dass wir gerade noch genügend Wasser unterm Kiel haben und die Fahrwassertonnen werden bei dem Seegang ganz schön eng. Der Meeresgrund fällt sehr langsam ab und es dauert gefühlt ewig, bis die Wellen etwas länger und angenehmer werden. Doch als wir die Fock ausrollen (das Groß haben wir in weiser Vorraussicht schon im Fluß gesetzt) und den Motor abschalten können, werden die Schiffsbewegungen angenehmer. Wir sind den ganzen Tag schnell unterwegs, leider lässt sich nur ab und an mal die Sonne blicken. Dennoch ist es ein prima Segeltag und wir sind perfekt zum Hochwasser vor dem Guadalquivir. Wir segeln das Fahrwasser hoch, werden von Dutzenden Fischern überholt und staunen über die brechenden Wellen, die neben uns übers Riff laufen. An der Biegung bergen wir die Fock und segeln mit dem Groß bis zu unserem Ankerplatz vor dem Nationalpark Doñana. Als die Tide kippt fällt der Anker. Besser geht’s kaum und wir freuen uns dass das timing heute so gut geklappt hat.

Wir segeln den Guadalquivir hinein
und werden von vielen Fischern überholt

Zwei Tage bleiben wir im Guadalquivir vor Anker. Das Wetter zeigt sich von der besten Seite. Zwar sind die Nächte etwas kühl, aber tagsüber scheint die Sonne und es sind fast schon frühlingshafte Temperaturen. Die Aussicht auf den Pinienwald und die Wattvögel auf der einen Seite und die Salzberge der Salinen auf der anderen Seite reicht uns. Ab und zu kommt ein Frachter von oder nach Sevilla vorbei, mitunter schütteln uns deren Wellen ganz ordentlich durch, doch das ist nichts im Vergleich zu manchen Fischerhafen.

Am Sonntag segeln wir dann weiter. Wir nehmen noch ein wenig Strömung aus dem Fluß mit und setzen Segel als wir nach Süden einbiegen können. Bei ausgebaumter Genua reicht der Wind gerade so, dass das Segel steht. Dafür sind es nach Cádiz nur um die 20 Seemeilen. Am Nachmittag legen wir im Yachthafen an. Ein freundlicher Marinero nimmt die Leinen ab. Jetzt sind wir wieder in Spanien – und plötzlich können wir uns wieder in der Landessprache verständigen. Na ja, so halbwegs, aber wir verstehen plötzlich wieder ganze Sätze. Welch eine Wohltat.

Bei der Ausfahrt aus dem Fluss brechen sich am Riff die Wellen
Segeln vor dem Wind
Ein Wiedehopf besucht uns

Gleich danach machen wir einen kleinen Bummel durch die Altstadt. Es gefällt uns super, nur leider ist Sonntag, und dann sind wir mal wieder zur Siesta-Zeit unterwegs. Da haben wir ein Händchen für. Dennoch bekommen wir in einer Cerveceria ein paar Boquerones en Viagre und einen Pulposalat. Das reicht um glücklich zu sein. Und morgen probieren wir andere spanische Spezialitäten….

In der Marina Puerto America in Cadiz
Erster Spaziergang in die Stadt

Die Islas Cies

…liegen vor der südlichsten Ria in Galizien. Nur wenige Meilen von Vigo und Baiona entfernt, sind die unter Naturschutz gestellten Inseln ein beliebtes Ausflugsziel, nicht nur für die Städter. Will man die Islas auf eigenem Kiel besuchen oder gar dort vor Anker übernachten braucht man eine Genehmigung. Diese ist in Zeiten des Internet einfach zu beantragen, einzige Hürde im Prozedere ist, sich die Ausdrucke zu verschaffen, wenn man keinen Drucker an Bord hat.

Unseren letzten Abend in Combarro verbringen wir nochmal mit Anke und Uwe auf der FreiKerl. Wie immer ein sehr netter Abend, jedoch ist es  schwer vorherzusagen, ob sich unsere Wege wieder kreuzen. Wir würden uns darüber sehr freuen. Am nächsten Morgen heißt es Anker auf, zu dem kurzen Schlag auf die Islas Cies, nur knapp 20 Meilen entfernt. Wieder Erwarten können wir fast die Hälfte der Strecke schön segeln, mit leichtem achterlichem Wind und wenig Welle. In der Ankerbucht vor den Inseln liegen schon eine ordentliche Anzahl an Booten. Die meisten jedoch sind einheimische Segler und Motorbootfahrer, die hier nur einen schönen Nachmittag verbringen möchten. Wir finden auch noch ein Plätzchen mit viel Schwojraum, wo wir den Anker fallen lassen können. Denn in der Bucht pfeift wieder erwarten ganz ordentlich der Wind rein. Gegen Abend nimmt er immer mehr zu, so dass wir meist zwischen 20 und 25 Knoten messen, was für unseren 33kg Rocna Anker kein Problem sein darf (vorausgesetzt er ist gut eingefahren).

Am nächsten Tag fahren wir mit dem Dinghy an den langen Sandstrand und erkundigen die Inseln. Jetzt zur Nachsaison ist kaum mehr was los. Morgens sind wir außer einem französischen Pärchen die einzigen Touristen, nur am Nachmittag werden von den Fähren Tagestouristen gebracht. Der Campingplatz hat schon geschlossen und so genießen wir die ruhige Natur, beobachten die Fische in der Lagune und die Möven am Strand. Die Inseln sind wunderschön und wir würden gerne noch länger bleiben, jedoch ist am nächsten Tag das einzige Wetterfenster für länge Zeit, um nach Süden zu kommen. Wir genießen den letzten Abend in der Bucht, die wir nun ganz für uns alleine haben und hoffen die schöne Stimmung immer in Erinnerung zu haben.

Die Ria Pontevedra

Kaum haben wir beschlossen wegen dem Wetter weiter nach Süden zu verholen, packt die Ria Muros nochmal alles aus, als wenn sie uns zum Bleiben ermuntern wollte. Wir machen einen langen Spaziergang am Sandstrand, die Sonne lacht vom azurblauen Himmel, die Ria tiefblau, bewaldete Hügel im Hintergrund und sonores, ständiges Meeresrauschen, wenn die Wellen mit Macht an den Strand spülen und die weiße Gischt schäumend versucht sich noch weiter auf den Sand hinaufzuschieben um mit einem leisen Gurgeln zurück ins Meer zu fließen. Die Saison ist vorbei, es sind fast ausnahmslos nur noch Einheimische unterwegs, die teils in Shorts und T-shirts, teils im Wintermantel an der Promenade entlang flanieren oder auf Bänken den Ausblick genießen.

 

 

 

Mit dem ersten Tageslicht legen wir am nächsten Tag in Portosin ab, können fast noch eine Stunde unter Genua segeln, bis auch der laue Landwind eingeschlafen ist und der Motor wieder vortrieb verschaffen muß. Drausen vor der Ria ist noch alte, lange Atlantikdünung zu spüren, die Sicht ist hervorragend, der Himmel wolkenlos. Alles könnte wunderbar sein. Aber man darf die Rechnung nicht ohne die Fischer machen. Sieht man einen solchen voraus – die kleinen Fischerboote haben in Spanien kein AIS – so muss man ständig auf der Hut sein. Sie ändern Kurs und Geschwindigkeit augenscheinlich nach dem Zufallsprinzip. Einmal kommt uns ein Boot, nachdem es minutenlang auslaufende Peilung hatte, plötzlich schlingernd direkt auf uns zu, so dass wir nur mit einem beherztem Ausweichmanöver um mehr als 90° die Kollisionsgefahr abwenden können. Rolf schimpft wie ein Rohrspatz und holt mal wieder alle Heiligen vom Himmel. Sowas macht nicht wirklich Lust auf eine Nachtfahrt in diesen Gewässern!
Für den Ärger mit den Fischer werden wir entschädigt durch einen kurzen Besuch von Delphinen. Ein ausgestrecker Zeigefinger, oder ein kurzer Ruf „Delphine“ reicht und die Piccolina Crew hängt über dem Cockpit und starrt ins Meer. Heute interessieren sich nur ein, zwei der Tiere für unser Boot und schwimmen ein paar Kreise, der Rest der Schule scheint unterwegs auf Fischsuche zu sein. Ein Blas etwas weiter entfernt zeigt an, dass auch Wale (vermutlich Grindwale) nicht weit sind.

Am späten Nachmittag fahren wir in die Ria Pontevedra ein. Ganz am nordwestlichen Ende liegt das kleine Städtchen Combarro, im Revierführer als „must see“ beschrieben. Und tatsächlich ist der Altstadtkern wunderschön. Kleine enge Gassen, schön schattig, die Häuser auf und mit Naturfels gebaut. Zur Ria hin viele alte galizische Speicher, dazwischen Restaurants und Souvenirläden. Die Stadt lebt vom und mit dem Tourismus, aber um diese Jahreszeit kann man gemütlich durch die Gassen schlendern und bekommt immer einen freien Platz in einer Bar mit Blick aufs Meer. Dort genießen wir leckere Meeresfrüchte und Weißwein und hoffen, dass der Sommer seinen zweiten Atem gefunden hat.