Ein Schlauchboot auf dem Rücken und festen Boden unterm Boot

Ein paar Tage liegen wir schon vor Hillsborough, der kleinen Stadt an der großen Bucht im Nordwesten von Carriacou. Auch einige andere Boote haben hier ihren Anker fallen gelassen, viel mehr als vor knapp einem Jahr als wir schon einmal hier gelegen sind, aber die Bucht ist weitläufig und es gibt viel Platz, so dass immer genügend Abstand zwischen den Yachten bleibt. Am großen Anleger vor dem Städtchen, der schon etwas in die Jahre gekommen ist, kann man seitlich an einem kleinen Betondock auf Meereshöhe mit dem Dinghy anlanden und kommt über eine wacklige Treppe auf den Anleger und in die Stadt. Mitunter läuft etwas Schwell in die Bucht, aber im Großen und Ganzen liegt man gut vor Hillsborough. Es gibt ein paar kleine Supermärkte, einen Delishop mit etwas Wurst, Käse und anderen Leckereien, die kaum in den anderen Geschäften zu bekommen sind. Es gibt Läden für Obst und Gemüse, oder man kauft frische Früchte an einem Straßenstand und es gibt einen Fischmarkt mit fangfrischen Fisch oder Lobster. Falls man nicht selbst kochen möchte gibt es ein paar einfache Restaurants oder Take aways – keine so große Auswahl wie in der Tyrell Bay im Südwesten – aber durchaus gut und preiswert, genauso wie die Kneipen und Bars in der Stadt. Direkt am Strand gibt es auch eine Kneipe die West Indies Brewery Bier im Angebot hat….yummi!

Eines Nachts werden wir geweckt von einer mächtigen Windböe, die Piccolina auf die Seite legt und uns fast aus dem Bett kullern läßt. Dem lauten Brummen von Winfried unserem Windgenerator zu urteilen, müssen das um die 50 Knoten gewesen sein. Winfried findet nämlich mehr als 30 Knoten Wind etwas lässtig, verdreht durch den Winddruck die Steigung seiner Flügel und fängt dann an zu brummen. Je mehr Wind, desto lauter und diese Böe war mit Sicherheit das Maximum was er bis jetzt auf die Nase bekommen hat. Nach ein paar Sekunden ist es wieder ruhig, wir liegen im Halbschlaf in der Koje und hören noch einige Windböen heranrauschen, aber die sind nicht mehr so kräftig und alles ist im grünen Bereich. Wirklich alles? Das Dinghy hatten wir am Vorabend hinters Boot gelascht, aber irgendwie platscht es nicht so eigentümlich vor sich hin wie sonst. Irgendwie lässt es mir keine Ruhe und ich möchte schauen ob auch sonst alles OK ist um uns herum. Also raus aus der Koje und den Kopf aus dem Cockpit gestreckt. Alles gut. Das Dinghy schwimmt friedlich hinter Piccolina – doch äähm da ist ein zweiter Blick fällig bei der stockdunklen Nacht – unser Gummieboot liegt kopfüber im Wasser. Das hätte ich kaum für möglich gehalten, doch es läuft schon etwas Welle in die Bucht, wodurch offensichtlich unser Dinghy schon etwas gekippt wurde und der Windböe genügend Angriffsfläche bot um es vollständig umzuwerfen. Gar nicht gut. Wir mühen uns eine Viertelstunde ab, um unser Beiboot mitsamt dem Außenborder wieder in eine normale Position zu bekommen. Wenigstens kann so nicht noch mehr Wasser in den Motor eindringen.
Nach einer ereignislosen Restnacht gilt am Morgen unser Aufmerksamkeit erst einmal unserem Dinghymotor. Vor Anker ist das Schlauchboot unsere Verbindung an Land. Ohne geht nix. Klar hat unser Gummiboot auch Paddel,  aber bei viel Wind und Welle kommt man da kaum noch vorwärts. Hier muss man sich auf den Motor verlassen können. Also Zündkerze raus. Kaum zieht Rolf am Starterkabel spuckt der Motor eine ordentlich Menge Salzwasser. Nicht was wir erhofften, jedoch was wir erwartet haben. Und so verbringen wir die nächsten Stunden mit diversen Ölwechsel und Spülen des Vergasers und sind heilfroh, dass der Probelauf positiv ausfällt. Alles noch mal gut gegangen. Nur drei Tage später, wir sind derweil in die nahegelegene Tyrell Bay umgezogen, steuern wir gleich früh morgens den Slipbereich der dortigen Bootswerft an. Wir haben unseren Krantermin. Die Zufahrt ist etwas versteckt, dafür ist die Box beim Kran riesig, genauso wie der Travellift selbst. Für 150t ist er zugelassen, dagegen ist unser Piccolina ja ein richtiges Leichtgewicht. Knapp zweieinhalb Jahre war unsere Kleine nun am Stück im Wasser. Dennoch sind wir ganz zufrieden, wie sie aussieht. Natürlich haben wir den Rumpf unter Wasser oft mit der Bürste geschrubbt, da es hier sonst wächst wie der Teufel, das geht allerdings durch unser Langzeitantifouling ganz gut. Und so ist fast nur etwas Schleim, ein paar Seepocken und deren Rückstände am Unterwasserschiff. Dennoch gibt es einiges zu tun. Und schon am ersten Tag entdecken wir eine unliebsame Überraschung in Form eines kaputten Seeventils, dem sich noch ein zweites hinzugesellt. Die Ventile wurden allesamt vor erst vier Jahren getauscht, sind aus Bronze und sehen auch alle noch top aus, keine Korrosion….bis auf eine kleine Nase, die vorne am Hahn sitzt und die Kugel im Ventil öffnet und schließt. Einfach wegkorrodiert, oder unbrauchbares Material? Wie auch immer, die Kugel lässt sich nicht mehr drehen. Das ist ein absolutes No Go und somit bauen wir zwei neue Ventile ein.
Ansonsten wird Piccolina mal wieder richtig aufgehübscht. Der Propeller wird vom Bewuchs befreit und auf Hochglanz poliert, das Unterwasserschiff angeschliffen, einige Stellen Antifouling ausgebessert und das Gelcoat wird gesäubert und poliert. Wir sind froh, um diese Jahreszeit an Land zu stehen. Selbst nun, Anfang Dezember ist es noch heiß und schweißtreibend am und im Boot zu arbeiten, aber wenigstens halten sich die Stechmücken in Grenzen. Die Regenzeit geht dem Ende entgegen und es regnet nicht mehr so häufig. Gut so, denn wenn es regnet steht der ganze Platz unter Wasser und da das Werftgelände nicht geteert ist, sondern nur der pure Sandboden, ist das jedes Mal eine elendige Schlammschlacht. Wir sind froh, als wir nach fast zwei Wochen wieder ins Wasser kommen. Da wir auch in der Marina keinen Strom und kein Wasser gekauft haben (Wasser kostet dort 0,30 US$ pro Gallone = 3,8l !) können wir nun unseren Tank wieder mit gutem selbstgemachten Wasser füllen. Strom produzieren wir z. Z. genügend, bei bestem Sonnenschein und einer frischen Brise, die unserm Winfried gefällt.
Jetzt heißt es noch das Boot aufräumen, viel Wäsche waschen und noch ein paar Kleinigkeiten erledigen, dann hoffen wir, dass nicht gleich wieder irgendwelche unerwarteten Dinge auf unsere To Do Liste kommen….

Wasser-Öl Mischung
Im Schatten lässt sich gut liegen
…soooo faul….
Fertig zum Launch

Sie schwimmt wieder – herrlich
Und sieht auch wieder hübsch aus

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